Karl Heinz Spilker

Karl Heinz Spilker

Karl-Heinz Spilker (* 3. Mai 1921 in Bad Oeynhausen) ist ein CSU-Politiker. Von 1969 bis 1994 war er Mitglied des Bundestages als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Altötting. Neben seiner langjährigen Tätigkeit als Schatzmeister der CSU war er bis 2000 auch Mitglied des Präsidiums des Deutschen Atomforums.

Inhaltsverzeichnis

1933 bis 1945

Im offiziellen Bundestagshandbuch hieß es zu Spilkers Vita während der NS-Zeit: „1939 Abitur. Reichsarbeitsdienst, anschließend bis 1945 Kriegsdienst (Schwerversehrter).“ Mittlerweile vorliegende Dokumente belegen jedoch, dass Spilker, der nach dem Krieg zum CSU-Spitzenpolitiker aufstieg, dabei eine SS-Vergangenheit sowie seine Tätigkeit in der „Reichskulturkammer“ verschwieg (die zum Machtbereich des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels gehörte).[1]

Laut Spilkers SS-Akte trat er am 30. September 1939 – einen Monat nach Beginn des Zweiten Weltkriegs – im Alter von 18 Jahren in die Waffen-SS („SS-Leibstandarte Adolf Hitler) ein (SS-Nummer: 400 125). Die Offiziersausbildung durchlief er an der SS-Junkerschule Braunschweig, danach wurde er an die Ostfront abkommandiert. Dort wurde er am 20. April 1943, zum „Führergeburtstag“, SS-Obersturmführer. Kurz darauf erfolgte die Abkommandierung Spilkers, der bei Stalingrad schwer verwundet worden war, in die „Dienststelle Hinkel“ des Goebbels-Ministeriums. Diese Dienststelle war die von Ministerialdirektor Hans Hinkel geleitete Abteilung II A der Reichskulturkammer, zuständig für die "Entjudung des deutsches Kulturlebens". Spilker bestritt später, diese Abteilung überhaupt gekannt zu haben. Nach seinen Angaben habe er sich mit „Aufgaben des Film- und Rundfunkwesens mit Schwerpunkt Musik“ zur Truppenbetreuung vornehmlich auch der verwundeten Soldaten“ befasst. [1]

Hinkel hatte Himmler persönlich „um Bereitstellung von Männern der Schutzstaffel, die für den soldatischen Dienst möglicherweise entbehrt werden können“, gebeten. Zu diesen gehörte offenbar auch ein frontuntauglicher Panzeroffizier, Spilker, den die SS-Division „Wiking“ an die „Dienststelle Hinkel“ abstellte. Am 15. Oktober 1943 trat er seinen Dienst dort an. Hinkel war als SS-Gruppenführer (Generalsrang) ranghöchster SS-Offizier der Propagandabehörde. Sein Büro war gleichzeitig dem „Persönlichen Stab des Reichsführers SS“ angegliedert. Ihre Aufgabe, die ab August 1941 die Reichskulturkammer mitverantwortete, war die „Überwachung der kulturellen Betätigung der Nichtarier im Reichsgebiet“. [1]

Laut seiner SS-Akte wurde Obersturmführer Spilker am 5. Dezember 1944 zur „SS-Leibstandarte Adolf Hitler“ versetzt. [1]

Nach 1945

Spilker studierte seit 1946 in München und Mainz Jura, Volks- und Betriebswirtschaft. 1953 legte er das zweite juristische Staatsexamen ab. Franz-Josef Strauß holte Spilker damals als seinen persönlichen Referenten nach Bonn (Bundestag). 1958 schied Spilker aus dem öffentlichen Dienst aus und wurde Prokurist sowie später Direktor der Hoechst AG. Von 1964 bis 1974 war er Vorstand bei der Hoechst-Tochter Kalle AG. Gleichzeitig errang er für die CSU 1969 ein Bundestagsmandat. Innerhalb der Partei versah er von 1971 bis 1991 das Amt des CSU-Schatzmeisters. Seit 1979 betrieb er daneben eine Rechtsanwaltskanzlei in München.

Spilker war von 1985 bis 1991 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Am 9. November 1989 verkündete er im Rahmen einer Bundestagssitzung, als er gerade zu einem völlig anderen Thema sprechen sollte, den Abgeordneten die Öffnung der Berliner Mauer durch die DDR-Regierung, nachdem er davon durch einen ihm gereichten Zettel erfahren hatte.

Der Wischniewski-Prozess

Michael Wischniewski, langjähriger Geschäftsführer der DDR-Firma „F. C. Gerlach“, die zum KoKo-Imperium Schalck-Golodkowskis gehört haben soll, hatte 1989/90 mehrere Millionen Dollar auf Konten in Israel überwiesen. Wischniewski, polnischstämmiger Jude, der im Holocaust seine Familie verlor und selbst neun Jahre in deutschen Arbeitslagern sowie in den Konzentrationslagern Buchenwald, Auschwitz und Dachau verbrachte, wurde von der Bundesrepublik Deutschland auf die Herausgabe dieses Geldes verklagt, das auf Konten der Leumi-Bank in Israel lag.

Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) beauftragte 1994 die Münchner Anwaltskanzlei seines Parteifreundes Karl-Heinz Spilker, auf die Herausgabe der im Ausland gelagerten Gelder zu klagen. Für die Kanzlei abrechenbarer Streitwert sollte insgesamt 380 Millionen Dollar sein. Die Klage wurde vor Prozessbeginn zurückgezogen. [1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Olaf Wilke: Belasteter Kläger. In: FOCUS Magazin (1994 Nr.28). www.focus.de, 11.07.94, S. 29. Abgerufen am 11. März 2009.

Weblinks

Seite über Karl-Heinz Spilker bei Rechtsanwälte Westpfahl & Spilker (Auf dieser Seite wird sein Lebensabschnitt vor 1945 nicht erwähnt.)


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