Karl I. Albrecht

Karl I. Albrecht

Karl Iwanowitsch Albrecht (eigentlich Karl Matthäus Löw; * 10. Dezember 1897; † 22. August 1969 in Tübingen) war ein deutscher Kommunist und späterer Nationalsozialist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mit 17 Jahren kämpfte Albrecht im Ersten Weltkrieg und wurde schwer verwundet. Er ging 1924 in die Sowjetunion, um beim Aufbau des Sozialismus zu helfen. Er begann eine Lehre als Forstassistent und brachte es bis zum stellvertretenden Volkskommissar für Waldwirtschaft. Als „Spion für die Reichswehr“ wurde Karl Löw 1932 verhaftet, von Stalins Geheimpolizei GPU gefoltert und wegen Spionage 1933 zum Tode verurteilt.

Da Albrecht deutscher Staatsbürger geblieben war und sich an die Botschaft wenden konnte, wurde er nach 18 Monaten der Inhaftierung am 1. April 1934 nach Deutschland abgeschoben. Zuvor wurde er unter Anwesenheit von Béla Kun, Fritz Heckert und Heinz Neumann durch ein Revolutionsgericht gemäß § 58 zum Tode verurteilt. Zum Richterkollegium gehörten Jagoda und Krylenko.

In Deutschland wurde Albrecht von den Nationalsozialisten für mehrere Monate in das Landesgefängnis Ludwigsburg überführt. Es folgten Verhöre im Gestapo-Gefängnis im Columbia-Haus in Berlin, schließlich wurde er von da in die Freiheit entlassen. Aufgrund seiner kommunistischen Vergangenheit war für Albrecht keine Arbeit in Deutschland zu bekommen. Außerdem glaubte er außerhalb des nationalsozialistischen Deutschland größere Chancen zu haben, seine russische Ehefrau aus der GPU-Haft herauszubekommen. Es folgte ein Aufenthalt in der Türkei, wo er zu den dortigen Kommunisten Kontakt aufbaute, aber feststellen musste, dass dort jegliches Vertrauen verspielt war. Hier entschied er sich für einen Wechsel seiner Gesinnung, weil er mit den NS-Auslandsdeutschen gute Erfahrungen machte. Zuerst aber reiste er nach der Schweiz aus.

Nach Anwerbung durch die Nazipropaganda gab die Antikomintern 1938 in dem, dem Goebbelsschen Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unterstehenden und von Eberhard Taubert geleiteten Nibelungen-Verlag Albrechts Buch Der verratene Sozialismus heraus. Es wurde stark beworben, da hier ein ranghoher Sowjetfunktionär zu den Nationalsozialisten übergelaufen war, und die erste Auflage von 10.000 Stück war sofort verkauft. Der Verkaufserfolg hielt, gefördert auch durch Lesereisen und Rundfunkvorträge des Autors, an. Wegen des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes vom August 1939 wurde der Vertrieb bis September 1941 eingestellt, danach erschien eine „Volksausgabe“ mit 700.000 Stück Auflage und 1944 überstieg die Gesamtauflage die Zwei-Millionen-Grenze.

Albrecht wurde ein überzeugter Anhänger des NS-Regimes. Von den Verkaufserlösen bzw. 300.000 RM Honorar kaufte er sich bei Berlin eine Villa und erwarb einen Gemüsegroßhandel. 1944 wurde er SS-Hauptsturmführer und arbeitete mit Gottlob Berger zusammen.[1]

In der Sowjetischen Besatzungszone wurde Der verratene Sozialismus auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[2]

Werke

  • Der verratene Sozialismus. Zehn Jahre als hoher Staatsbeamter in der Sowjetunion. Nibelungen-Verlag, Berlin und Leipzig 1938
  • Sie aber werden die Welt zerstören. Verlag Herbert Neuner, München 1954

Literatur

  • Hermann Kuhn: Bruch mit dem Kommunismus. Über autobiographische Schriften von Ex-Kommunisten im geteilten Deutschland. Münster 1990, ISBN 3-924550-45-X
  • Michael Rohrwasser: Der Stalinismus und die Renegaten. Die Literatur der Exkommunisten. Stuttgart 1991, ISBN 3-476-00765-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Harald Wessel: Wer verschwand im Keller. In: junge Welt, 13. Januar 2007
  2. polunbi.de

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