Karl Koch (Hacker)

Karl Koch (Hacker)

Karl Koch (Karl Werner Lothar Koch, auch bekannt unter seinem Pseudonym Hagbard Celine; * 22. Juli 1965 in Hannover; † vermutlich 23. Mai 1989 in Ohof) war ein deutscher Hacker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aus einem zerrütteten Elternhaus stammend (seine Mutter starb 1976 an Krebs, sein Vater hatte Alkoholprobleme),[1][2] interessierte er sich als Jugendlicher für Astronomie[3] und engagierte sich im Landesschülerrat[1]. Von den Einnahmen als Schülerrat kaufte er sich seinen ersten Computer.[4]

1984 starb sein Vater an Krebs und hinterließ ihm eine Erbschaft von 100.000 DM[1], von der er sich unter anderem einen Atari ST kaufte[4]. Kurz danach gründete Koch in Hannover einen Ableger des Chaos Computer Clubs.

Koch benutzte in den Datennetzen das Pseudonym „Hagbard Celine“ (Name einer Hauptfigur der Romantrilogie Illuminatus! von Robert Shea und Robert Anton Wilson, die Koch mit 14 Jahren las und die ihn stark beeinflusste). Auch seinen Computer hatte er nach dem der Illuminatus-Trilogie („FUCKUP“, „First Universal Cybernetic-Kinetic Ultra-Micro Programmer“) benannt.

Bekannt wurde Karl Koch vor allem durch den so genannten KGB-Hack in den 1980er-Jahren. Dabei arbeitete er mit den deutschen Hackern „DOB“ (Dirk-Otto Brezinski), „pengo“ (Hans Heinrich Hübner) und „urmel“ (Markus Hess) zusammen. Der Croupier „Pedro“ (Peter Carl) - der sich in notorischen Geldsorgen befand - sah in den Fähigkeiten der Hacker eine Möglichkeit zum Geldverdienen. Die Idee, ihre Entdeckungen auf den gehackten, westlichen Computersystemen an den KGB zu verkaufen, stammte von „Pedro“. Die Gruppe wurde 1986 durch den US-amerikanischen Astrophysiker Clifford Stoll enttarnt, der ihr Treiben bei der Suche nach der Ursache einer Differenz von 75 US-Cent in der Buchhaltung bemerkt hatte. Stoll schrieb über diese Vorkommnisse später das Buch Kuckucksei. Die Lebensgeschichte Karl Kochs, mit einem Schwerpunkt auf dem KGB-Hack, wurde in dem Film 23 – Nichts ist so wie es scheint (1998) aufgegriffen.

Koch war davon überzeugt, dass es die Illuminaten, wie sie in dem Buch von Robert Anton Wilson und Robert Shea beschrieben wurden, tatsächlich gebe, und versuchte – wie Hagbard Celine im Roman – diese mit seinen eigenen Mitteln, eben dem Hacken, zu bekämpfen.

Am 30. Mai 1989 wurde Kochs Leiche in einem Wald bei Ohof im Landkreis Gifhorn aufgefunden, nachdem er bereits eine Woche vermisst worden war. Als Todesursache wurde offiziell Selbstverbrennung angegeben. Als Ursachen für den angenommenen Selbstmord werden Kochs lange emotionale Vereinnahmung durch die „Jagd auf Illuminaten“ und sein dauerhafter Drogenkonsum angenommen, die ihn Ende der 1980er Jahre immer weiter in psychische Probleme getrieben und auch Klinikaufenthalte zur Folge gehabt hatten. Vor allem in der Hackerszene halten sich Gerüchte, Karl Koch sei – möglicherweise aus politischen Motiven oder infolge seiner Verwicklung ins kriminelle Milieu – ermordet worden. Die Umstände seines Todes wurden nie vollständig aufgeklärt.

Karl Koch war ein überzeugter Anarchist, der seine Hacks auf Grund seiner Einstellung machte: „Wissen muss für jeden Menschen gleich zugänglich sein!“[5] Er war seit 1985 Mitglied der SPD. In den Monaten vor seinem Tod arbeitete er dennoch als Fahrer in der Landesgeschäftsstelle der niedersächsischen CDU.

Film

Literatur

  • Thomas Ammann, Matthias Lehnhardt, Gerd Meißner & Stephan Stahl: Hacker für Moskau. Deutsche Computer-Spione im Dienst des KGB. Wunderlich, Reinbek 1989, ISBN 3-8052-0490-6.
  • Katie Hafner, John Markoff: Cyberpunk. Outlaws and Hackers on the Computer Frontier. Simon & Schuster, New York NY u. a. 1995, ISBN 0-684-81862-0 (A Touchstone Book).
  • Hans-Christian Schmid, Michael Gutmann: 23. Die Geschichte des Hackers Karl Koch. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-08477-4 (dtv 8477).
  • Hans Georg Schmieg, Jens Scherbl, Christian Plank & Andreas Gündisch: Karl Koch und der Film „23“. In: Die Illuminaten. Seminararbeit. 2004, S. 57 ff. (PDF; 3,03 MB).
  • Clifford Stoll: Kuckucksei. Die Jagd auf die deutschen Hacker, die das Pentagon knackten. (Englischer Titel: The Cuckoo’s Egg) 1990. Mit einem aktuellen Nachwort des Autors Clifford Stoll. 5. Auflage, aktualisierte Neuausgabe. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-596-13984-8 (Fischer 13984), (beschreibt den KGB-Hack aus der Sicht des Jägers).
  • Susanne Nolte: Sündenfall. Zum 20. Todestag von Karl Koch. In: iX. Magazin für professionelle Informationstechnik. Nr. 6, Juni 2009, ISSN 1612-1392, S. 93.
  • Erleuchtet von der magischen Zahl „23“. Vor 20 Jahren starb der Hacker Karl Koch. In: Neue Wernigeröder Zeitung. 20. Jg. Nr. 10, 20. Mai 2009, ISSN 0863-307X, S. 23.

Weblinks

Fußnoten

  1. a b c Freke Over u. a.: Karl Koch Doku. S. 4
  2. Rocco Schulze: Koch 23. Hausarbeit, 2001
  3. Carsten Ost: Karl Koch. März 2001
  4. a b Freke Over u. a.: Karl Koch Doku. S. 5
  5. dctp.tv: Heute wär Hacker Karl Koch 45 Jahre alt geworden. Seine Maxime: Wissen muss für jeden Menschen gleich zugänglich sein!

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