Karl Rudolf Friedenthal

Karl Rudolf Friedenthal

Karl Rudolf Friedenthal (* 15. September 1827 in Breslau; † 7. März 1890 in Giesmannsdorf bei Neiße) war ein preußischer Politiker, Jurist und Unternehmer.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Friedenthal um 1855
Rudolf Friedenthal 1874

Rudolf Friedenthal wurde als Sohn des Kaufmanns, Bankiers und Stadtrats in Breslau, Naphtali Markus, später Carl Nicolaus, Friedenthal (seit 1832 ev.) und der Amalie Landsberg(er) 1827 in Breslau geboren. Auch er wurde im Jahr 1832 evangelisch getauft. Er studierte Rechtswissenschaft in Breslau, Heidelberg und Berlin. Er war Mitglied des Corps Silesia Breslau. Nach dem Studium trat er zunächst in den Staatsdienst ein, musste nach dem Tod des Vaters 1854 aber wieder ausscheiden, um den väterlichen Großgrundbesitz zu bewirtschaften. Im Jahre 1857 wurde er Landrat in Grottkau. 1861 heiratete er Fanny von Rosenberg (1829–1912) und hatte mit ihr einen Sohn, der jung verstarb, sowie zwei Töchter.

Der politisch liberal gesinnte Karl Rudolf Friedenthal war 1867 Mitbegründer der Freikonservativen Partei und anschließend Abgeordneter des Norddeutschen Reichstags und des Zollparlaments (1867–1871). In den Jahren 1871 bis 1881 folgte ein Abgeordnetenmandat im Deutschen Reichstag.[1]

Friedenthal wirkte als Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses (1870–1879) aktiv an der Kreisreform von 1872 mit. Die auf dem Grundsatz der Selbstverwaltung beruhende Kreisordnung von 1872 für die fünf östlichen Provinzen Preußens (in Kraft ab 1874) wurde in ihren Grundzügen von ihm mit entworfen. Im Mai 1872 erwarb er zusammen mit Graf Johannes Maria von Renard (auf Groß-Strehlitz in Schlesien) von Landrat Georg Scharnweber das Rittergut Hohenschönhausen für 265.000 Reichstaler und ließ es durch einen Administrator verwalten.

Ab September 1874 war er preußischer Staats- und Landwirtschaftsminister, trat aber nach Bismarcks innenpolitischer Wendung am 12. Juli 1879 zurück. Nach seinem Ausscheiden als Staatsminister erwarb er 1879 die Herrschaft Deutsch-Wartenberg in Niederschlesien. Er wohnte dann abwechselnd in Deutsch-Wartenberg und auf seinem väterlichen Besitz in Giesmannsdorf bei Neiße. 1881 zog er sich von der aktiven Politik zurück, um sich wieder der Verwaltung seiner landwirtschaftlichen und industriellen Besitzungen zu widmen.

Nach Friedenthal wurde in Schmargendorf um 1908 eine Straße benannt. Als die Nationalsozialisten alle nach Bürgern jüdischer Herkunft benannten Straßen umbenannten, erhielt diese Friedenthalstraße am 16. Mai 1938 den Namen Schellendorffstraße. 1997 wurde der Park am Halensee als Friedenthal-Park benannt und am 15. September 1997 dort zu Ehren Friedenthals eine Bronzetafel enthüllt.

Ehrungen

  • Gedenktafel: Halenseestraße, Charlottenburg- Wilmersdorf
  • Park: Karl-Friedenthal-Park, Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Straße: Friedenthalstraße [historisch], Wilmersdorf (heute Charlottenburg-Wilmersdorf)

Einzelnachweise

  1. Specht, Fritz / Schwabe, Paul: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Aufl. Berlin: Verlag Carl Heymann, 1904, S. 91

Literatur

Weblinks



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