Karl Schulz (SS-Mitglied)

Karl Schulz (SS-Mitglied)

Karl Schulz (* 9. September 1902 in Eberswalde; † unbekannt) war ein deutscher SS-Hauptsturmführer und Leiter der Politischen Abteilung im KZ Mauthausen.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Der gelernte Schlosser war bis 1939 bei der Kriminalpolizei Köln, zuletzt im Rang eines Kriminalsekretärs, tätig. Seit 1933 war er förderndes Mitglied der SS. Am 1. Mai 1937 trat er in die SS ein (Mitglied-Nr. 400.037). Im Jahre 1939 meldete er sich als SS-Obersturmführer freiwillig zum Dienst in dem KZ Mauthausen.

Am 1. September 1939 leitete Schulz die Politische Abteilung im KZ Mauthausen, die dort Aufgaben einer Außenstelle der Gestapo übernahm. Diese Abteilung hatte vier Aufgabenbereiche. Für die neuen Häftlinge war die Abteilung die erste Anlaufstelle, wo sie registriert und für das KZ eingeteilt wurden. Hier wurden sie auch einem Verhör unterzogen.

Die Politische Abteilung hatte auch die Aufgabe, eine Statistik des Lagers zu führen. Schließlich sollte sie auch die Aufgaben eines Standesamtes übernehmen. Schulze führte diese Abteilung mit 31 Angehörigen der SS und zwölf Frauen als Hilfskräfte aus der näheren Umgebung des Lagers. Er selber wohnte mit seiner Frau und seinem Sohn in der Nähe des Konzentrationslagers.

Als die Alliierten sich dem KZ Mauthausen genähert hatten, floh er in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 mit seiner Geliebten Neugebauer, die im Lager als Stenotypistin arbeitete, in die Tschechoslowakei. Seine Familie ließ er zurück. Schulz tauschte seine Uniform aus und besorgte sich neue Personalpapiere auf den Namen Karl Müller. Anschließend ließ er sich wieder in Köln nieder.

Am 13. März 1956 wurde er wegen der Beschuldigung von Verbrechen im KZ Mauthausen erstmals verhaftet, wobei sein eigentlicher Nachname jetzt zu Schulze verändert war. Die Ermittlungen zogen sich sehr lange hin, so dass er aus der Untersuchungshaft entlassen werden musste. Im Jahre 1966 kam es zu einer Klageerhebung (Az: 124 KS 1/1966 (z) 40-9/66 LG) vor dem Landgericht Köln.

Schulz musste sich dort gemeinsam mit dem ehemaligen III. Schutzhaftlagerführer Anton Streitwieser für seine in Mauthausen begangenen Taten verantworten. Der Verfahrensgegenstand beinhaltete die Ermordung tausender KZ-Häftlinge durch Misshandlungen, Vergasung und Erschießung. Zudem waren die Angeklagten der Teilnahme an Selektion im Rahmen der Aktion 14f13 sowie der Tötung gefangener amerikanischer Fallschirmjäger im Steinbruch beschuldigt.[1] Am 30. Oktober 1967 wurde das Urteil verkündet: Schulz erhielt 15 Jahre Haft wegen des gemeinschaftlichen versuchten Mordes in einem Fall sowie Beihilfe zum Mord in neun Fällen. Streitwieser wurde zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe und zusätzlich sieben Jahren Haft verurteilt aufgrund von gemeinschaftlichen Mord in drei Fällen sowie Körperverletzung mit Todesfolge in zwei Fällen. Zudem wurden Streitwieser die Bürgerrechte auf Lebenszeit und jene von Schulz auf zehn Jahre aberkannt.[2]

Da Schulz die lange Untersuchungshaft angerechnet und ihm ein Teil der Strafe erlassen wurde, konnte er die Haftanstalt als freier Mann verlassen.

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0.
  • Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.): Aktenvermerk R.u. Ein Bericht über die Solidarität und den Widerstand im Konzentrationslager Mauthausen von 1938-1945. Militärverlag der DDR, Berlin 1979

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Verfahren gegen Streitwieser und Schulze auf Justiz- und NS-Verbrechen
  2. Die Verfolgung der Täter auf www.mauthausen-memorial.at

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Karl Schulz — ist der Name folgender Personen: Karl Schulz (Bildhauer) (* 1811), deutscher Bildhauer Karl Schulz (Generalmajor) († 1866), österreichischer Generalmajor Karl Schulz (KPD) (1888–1933), deutscher Politiker und preußischer Landtagsabgeordneter Karl …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Schulz (NSDAP) — Karl Schulz (* 7. Februar 1905 in Weitmar; † 2. Februar 1989 in Bad Berleburg) war ein deutscher Politiker (NSDAP). Karl Schulz Leben Nach dem Besuch der Volksschule und der Ausbildung an einer Präparadenanstalt schloss Schulz sich 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Schulz — Verteilung von Schulz in Deutschland Schulz ist eine Variante eines Familiennamens, der auf das mittelalterliche Amt des Schultheiß zurückgeht. Varianten Schulze Schultz Schulzke Shultz (eine amerikanische Schre …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Heinz Krekeler — (* 19. Juli 1951 in Münster) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler. Inhaltsverzeichnis 1 Karriere 1.1 Münster, 1961 bis 1981 1.2 Amateurlager 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Ernst (Politiker) — Karl Ernst Karl Gustav Ernst (* 1. September 1904 in Wilmersdorf bei Berlin; † 30. Juni 1934 Berlin Lichterfelde) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und Gruppenführer der SA. Er wurde vor allem bekannt als oberster SA Führer von Brandenburg. Er… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg — (1962) Karl Fürst zu Löwenstein Wertheim Rosenberg[1][2] (* 8. Februar …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Jaspers — Karl Theodor Jaspers (* 23. Februar 1883 in Oldenburg; † 26. Februar 1969 in Basel) war ein deutscher Psychiater, der als Philosoph weit über Deutschland hinaus bekannt wurde. Er wurde 1967 Schweizer Staatsbürger. Jaspers gilt als herausragender… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Wallner — Karl Josef Wallner OCist (* 24. Februar 1963 in Wien) ist ein österreichischer Ordenspriester und Gründungsrektor der Philosophisch Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz in Niederösterreich. Wallner vertritt an der dortigen… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Dietrich Bracher — (* 13. März 1922 in Stuttgart) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Historiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Mitgliedschaften, Ehrungen und Auszeichnungen 3 Schüler …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Otto (Architekt) — Karl Otto (* 25. August 1904 in Charlottenburg bei Berlin; † 29. März 1975 in Berlin) war ein deutscher Architekt, Hochschullehrer und Direktor der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Berlin Charlottenburg. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”