- Karl von Gravenreuth
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Karl Freiherr von Gravenreuth (* 12. Dezember 1858 in München; † 5. November 1891 vor Buea, Kamerun gefallen) war ein bayrisch-deutscher Offizier und Forschungsreisender.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Karl Freiherr von Gravenreuth trat 1877 als freiwilliger Gemeiner in das 3. Kgl. Bay. Infanterie-Regiment ein, wurde 1879 Sekondelieutenant und 1885 für den Dienst bei der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft (DOAG) beurlaubt.
Als einer der ersten Kolonialpioniere in Deutsch-Ostafrika fungierte Gravenreuth als stellvertretender Reichskommissar und ab 1889 als Chef der nach Hermann von Wissmann genannten „Wissmann-Truppe“. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Niederwerfung des Küstenaufstandes gegen die Herrschaft der DOAG (sog. „Araber-Aufstand“) beteiligt. Im Januar 1889 noch zum Premierlieutenant à la suite seines Regiments befördert, kehrte er im gleichen Jahr aus gesundheitlichen Gründen nach Europa zurück und wurde zeitweilig im Auswärtigen Amt beschäftigt.
1891 wurde Gravenreuth als Hauptmann zum Aufbau einer paramilitärischen Söldnertruppe und Durchführung einer Expedition in den Norden des deutschen Schutzgebietes nach Kamerun beordert. Ohne Rücksprache mit der Kolonialadministration setzte er seine Mannschaften überwiegend aus Unfreien zusammen, die er in Dahome „ankaufte“, um sie nach Ableisten ihres „Kaufpreises“ als Arbeiterkolonie in Kamerun anzusiedeln. Sein eigenmächtiges Vorgehen brachte ihm scharfe Kritik durch das Gouvernement und die Kolonialabteilung ein. Um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden, wurde die Maßnahme aber gedeckt.
Mit der Dahome-Söldnertruppe und Teilen einer bereits bestehenden Polizeieinheit unternahm Gravenreuth Oktober eine Expedition gegen die Bankon am Abofluss und im November desselben Jahres gegen die Kpe (Bakwiri) am Kamerunberg. Einer seiner Begleiter war Max von Stetten, der später Führer der deutschen Polizeitruppe und Schutztruppe in Kamerun wurde. Bei Gefechten vor Buea ist Gravenreuth durch einen vergifteten Speer gefallen, sein Leichnam wurde später nach Douala überführt und dort am 15. Juni 1895 auf der Joßplatte beigesetzt. Seine Nachfolge trat 1892 Hans von Ramsay an.
Gedenken und Rezeption
In München, Fürstenfeldbruck, Köln[1], Feldkirchen (Niederbayern) und Affing wurden Straßen nach ihm benannt. Die Grünen und die „rosa Liste“ im Münchner Stadtrat versuchen - gegen den Willen der dortigen Anwohner - eine Umbenennung der Gravenreuthstraße zu erreichen.[2]
Quellen
- Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (BayHStA), Abt. IV (Bayerisches Kriegsarchiv) OP 36428 (Personalakte)
- Bundesarchiv Berlin, R 8023/830 G 34 [3]
Literatur
- Viktor Hantzsch: Gravenreuth, Karl Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 518 f.
- Florian Hoffmann: Okkupation und Militärverwaltung in Kamerun. Etablierung und Institutionalisierung des kolonialen Gewaltmonopols 1891–1914, Göttingen 2007
Weblinks
Einzelnachweise
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