Hochgestade

Hochgestade
Ausbildung von Flussterrassen während der Eiszeiten.
Flussaue und Hochufer am Rhein, mit der besiedelten Niederterrasse im Hintergrund.

Flussterrassen sind geomorphologische Formen, die weite Landschaften auf allen Kontinenten prägen und für die Anlage zahlreicher Siedlungen wichtig waren.

Flussterrassen entstehen durch den fluviatilen Transport von Gesteinstrümmern in niederschlagsreichen Zeiten und die darauffolgende Ablagerung als zusammenhängende Sedimentschichten auf einer oder beiden Seiten des Flusses. Die älteste Flussterrasse ist die obenliegende Oberterrasse, später entstand nach der Abtragung der Oberterrasse die Mittelterrasse und schließlich nach der Abtragung der Mittelterrasse die Niederterrasse.

Nachdem die Wassermassen abnahmen, schnitten sich die Flüsse in die Flussterrassen und formten die Hochufer, manchmal auch als Hochgestade bezeichnet. Die Ströme mäanderten zwischen den Hochufern und formten in der Niederung eine Auenlandschaft. Durch das mehrmalige Durchlaufen dieses Zyklus' entstanden ganze Treppen von Flussterrassen.

In Europa entstanden die größten Flussterrassen während der Eiszeiten bzw. durch den Wechsel von Kalt- und Warmzeiten (etwa von Saale zu Eem) während des Pleistozäns und Holozäns. Bisweilen kommt es auch heute noch zur Bildung neuer Terrassen, z. B. in flachen Gebieten bei Überschwemmungen, im Bergland bei wasserreichen Wildbächen oder beim Abgang großer Muren.

Die Flussterrassen sind bevorzugte Siedlungsgebiete. Sie liegen nahe an den fruchtbaren Flussauen und sind gleichzeitig gegen Hochwasser geschützt. Der Siedlungsdruck führte in den Städten zur Eindeichung und Besiedlung der Flussauen trotz der Überflutungsgefahr.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung von Flussterrassen

Ein Terrassenufer, geformt von einem Rinnsal.

Am Beispiel der Alpen sieht man, dass während einer Kaltzeit sich die Gletscher in den Gebirgen vergrößern. Sie binden eine große Menge Wasser und schürfen Geröll aus dem Fels. In den davorgelagerten Gebieten herrscht tundrenartiges Klima, und durch Windtransport lagert sich das Gesteinsmehl vielerorts als Löss ab.

Wenn die Gletscher am Wechsel zur Warmzeit schmelzen, bringt das Schmelzwasser das Geröll aus dem Gebirge. Wenn sich im Mittel- oder Unterlauf des Flusses seine Fließgeschwindigkeit verringert, kann das Wasser größeren Kies nicht mehr weitertransportieren und das Geröll lagert sich in Form von Flussterrassen wieder ab.

Diese Terrassen verlieren im Allgemeinen an Umfang oder Mächtigkeit, je näher der Fluss seiner Mündung kommt. Der Grund dafür ist, dass die Korngröße der fluviatilen Sedimente entlang des Flusslaufes immer mehr abnimmt und sich die feinsten Teilchen hauptsächlich erst im Flussdelta oder im Meer ablagern.

Die Terrassen erodieren mit zunehmendem Alter und werden schwerer erkennbar.

In der Geologie, der Hydro- bzw. Limnologie und der Geotechnik stellen die Flussterrassen eine gute Möglichkeit dar, die früheren Gewässerverhältnisse zu rekonstruieren sowie Schlüsse auf Durchlässigkeit, auf Grundwasser und auf die Festigkeit des Bodens zu ziehen.

Sie lassen oft auch Rückschlüsse auf die Talformen und die Einzugsgebiete früherer Zeiten zu, sowie auf die Fließrichtungen, Wasserscheiden und die meteorologischen und biologischen Verhältnisse der Eiszeiten.

In Gebirgsländern treten neben den Flussterrassen eine Reihe anderer Terrassenformen auf, die vielfach ebenfalls auf die Eiszeiten zurückgehen. Solche Formen sind unter anderem die Talschultern von U-förmigen bzw. Trogtälern und einige Arten von Moränen.

Beispiele für Flussterrassen

Donau, Wien

Flussterrassen und Hochufer in Wien:

  1. Praterterrasse (~160 m)
  2. Stadtterrasse
  3. Theresianumterrasse
  4. Arsenalterrasse
  5. Wienerberg
  6. Laaerberg (~250 m)

Die zeitliche Einordnung ist aufgrund der tektonischen Geschehnisse im Wiener Raum und aufgrund fehlender Datierungmöglichkeiten für fluviatile Sedimente im Zeitrahmen des Quartärs noch fraglich.

Rhein

Flussmäander in der Niederung zwischen den Hochufern

Der Oberrheingraben ist kein Tal im herkömmlichen Sinne, sondern ein Grabenbruch, der von Sedimenten wieder aufgefüllt wurde. In diese hat sich der Rhein eingegraben und bildete so die Rheinauen.

Die während des Holozäns geschaffene Flussterrasse heißt Niederterrasse (manchmal regional auch als Hochgestade bezeichnet). Am Niederrhein sind auch die Hochufer zur älteren Mittelterrasse und teilweise zur Oberterrasse zu erkennen. Je älter die Terrassen, desto feiner und härter sind die Sande, die dort gefunden und teilweise abgebaut werden.

Toponym

Die Ortsbezeichnung hohes Ufer wurde bereits in römischer Zeit verwendet. So findet der lateinische Name alta ripa Verwendung in Altrip sowie in der Burg Tolna nahe der Donau.

Siehe auch

Sand, Schotter, Ton, Formation, Flussbett, Geographie, Hydrologie, Verkehrsplanung.

Weblinks


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