Kaspar Bock

Kaspar Bock
Casper Hedio, Kupferstich 16. Jh.

Kaspar Hedio, auch Caspar Hedio, Kaspar Heyd, Kaspar Bock, Kaspar Böckel, (* 1494 in Ettlingen; † 17. Oktober 1552 in Straßburg) war ein deutscher Historiker, reformierter Theologe und Reformator.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn wohlhabender Eltern aufgewachsen, besuchte er die berühmte Lateinschule in Pforzheim, wo zahlreiche, später berühmte Männer der Reformationszeit seine Schulkameraden waren. Sein Studium begann er 1513 in Freiburg im Breisgau, wo er unter dem Rektorat von Matthäus Zell Magister wurde. Er wendet sich dem Studium der Theologie zu und führte dies1518 in Basel weiter, wo er 1519 mit einer Disputation unter Wolfgang Capito über die Eigenschaften Gottes und die Prädestination zum Lizentiaten der Theologie promovierte. Um dieselbe Zeit nahm er schon Beziehungen zu Ulrich Zwingli auf, für den er sich begeisterte, und schrieb am 23. Juni 1520 in gleichem Sinne an Martin Luther.

Nachdem er kurze Zeit in Basel Kaplan gewesen war, trat er auf Capitos Empfehlung in kurmainzische Dienste. Seine Wirksamkeit konnte hier nur von kurzer Dauer sein, da er sich bereits für die reformatorischen Bewegung entschieden hatte und aus seiner Überzeugung kein Hehl machte. In Mainz hatte Hedio zwar noch den theologischen Doktorgrad erworben, aber bald bewarb er sich um die Predigerstelle am Straßburger Münster, die er im November 1523 übernahm. Seine evangelische Überzeugung unterstrich der 30jährige Prediger durch seine Heirat mit der Patriziertochter Margarete Trenz (1524), die vom Domkapitel auch nicht beanstandet wurde.

In Straßburg wirkte er von Anfang an in Gemeinschaft mit Capito und Martin Bucer. Er beteiligte sich an der Auseinandersetzung mit der alten Kirche und veröffentlichte im Oktober 1524 seine „Ablehnung uf Cunrats Tregers Büchlin“. In der Straßburger Reformationsgeschichte nimmt er nächst Zell und den beiden maßgebenden Reformatoren Capito und Bucer die geachtetste Stellung ein. Theologisch stand er allerdings weniger im Vordergrund. Nur an den Disputationen und später an den Vorlesungen war er beteiligt. Dafür trat er aber als Organisator stärker hervor und erwarb sich um das Unterrichtswesen große Verdienste.

Auf dem Marburger Religionsgespräch war er zugegen, ohne dabei besonders hervorzutreten. Das von ihm geschriebene Itinerar ist von großem Interesse. In Straßburg nahm er in diesen Jahren an den sozial-politischen Bestrebungen starken Anteil. Er schrieb einen Traktat vom Zehnten, übersetzte die Schrift des humanistischen Sozialreformers Vives »De subventione pauperum« und nahm praktisch an der Armenpflege stark Anteil. Als Prediger ist er von den Zeitgenossen sehr gerühmt und geliebt worden. Manche seiner Predigten sind auch im Druck erschienen.

Nach außen wirkte er weit über die Grenzen Straßburgs hinaus. Im Oberelsaß, in der badischen Markgrafschaft und in der Pfalz ist er ständig als Reformator beratend tätig gewesen. Seinem Landesherrn, dem Pfalzgrafen Ottheinrich, schickte er manches Gutachten und manche Ratschläge. So empfahl er ihm zum Beispiel die Gründung einer Bibliothek, die auch dem Volk offen stehen sollte. Als Philipp Melanchthon nach Frankreich eingeladen wurde, war Hedio von Straßburg ausersehen, ihn zu begleiten. Auswärtige Missionen übernahm er in den folgenden Jahren in mehreren Fällen. So ging er als Straßburger Vertreter zum Wormser Religionsgespräch, 1541 nach Regensburg und 1551 nach Dornstadt. Zur Vorbereitung der Kölner Reformation wurde er neben Bucer nach Bonn abgeordnet und für längere Zeit beurlaubt.

Hedio war stark historisch interessiert. Er übersetzte zahlreiche Traktate der Kirchenväter, gab eine Chronik der alten christlichen Kirche nach Euseb und Sozomenos heraus und stellte schließlich eine Weltchronik zusammen, die von vielen gelesen und beachtet wurde. So hatte er sich in den Anfängen der protestantischen Geschichtsschreibung einen geachteten Namen gemacht. Nach dem Augsburger Interim lehnte er jegliche Konzession ab, um seinen Gemeindegliedern kein Ärgernis zu bereiten. Er verzichtete daher auf die Predigerstelle am Dom und begnügte sich mit dem bescheidenen Amt eines Frühpredigers in der einstigen Dominikaner-Kirche. Als letzter Überlebender aus der Generation der Begründer der Straßburger Kirche übernahm er nach Bucers Fortgang die Leitung des Kirchenkonvents, hatte aber bei seiner vermittelnden theologischen Haltung manchen Gegensatz zu erfahren.

Werke

  • Ablehnung uf Cunrats Tregers Büchlin 1524
  • Chronika der alten christl. Kirche aus Eusebio, Rufino, Sozomeno ..., 1530;
  • Abriß (Synopsis) der Gesch. v. 1504-1508, 2 Bände, 1538;
  • Eine auserlesene Chronika v. Anfang der Welt aus dem Lateinischen des Abts v. Ursperg, 1539;
  • „Chronica, das ist: Warhafftige Beschreibunge eller alten Christlichen Kirchen von der zeit an, da die Historia Ecclesiastica Tripartita aufhöret: das ist, von der jarzal an, vierhundert nach Christi geburt, biss auff jar 1545.“
  • übers. einige Traktate v. Augustin, Ambrosius und Chrysostomus u. die Geschichtswerke des Eusebius, Hegesippus u. Sabellicus,
  • die Geschichte der römischen Kaiser v. Cuspinian, das Leben der Päpste v. Platina und andere
  • übertrug frühere Weltchronikenen ins Deutsche, versah sie mit Anm. u. führte sie bis auf seine Zeit fort.

Literatur

  • T. W. Röhrich: Mitteilungen aus der Geschichte der evangelischen Kirche des Elsasses. Band 3, 1855.
  • W. Baum: Capito und Butzer. Elberfeld 1860.
  • Ch. Spindler: Caspar Hedio. 1864.
  • Himmelheber: Caspar Hedio. Karlsruhe 1881.
  • C. Varrentrapp: Hermann von Wied und sein Reformationsversuch in Köln. Leipzig 1878.
  • F. Roth: Friedrich II. von der Pfalz und die Reformation. Heidelberg 1904.
  • J. Adam: Versuch einer Bibliographie Kasper Hedio’s. In: ZGO N. F. 31, 1916, S 424–429.
  • J. Adam: Evangelische Kirchengeschichte der Stadt Straßburg. 1922. 54ff. u. ö.
  • J. Adam: Evangelische Kirchengeschichte der elsässischen Territorien. Straßburg 1928.
  • W. Gunzert: Kleine Beiträge zur Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. In: Elsaß-lothr. Jb. Band 19, 1941, S. 129–141.
  • H. Keute: Kaspar Hedio als Historiograf. Göttingen 1980
  • Robert Stupperich: Hedio, Kaspar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, S. 188 f.
  • Steitz: Hedio, Kaspar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 223 f.
  • Kaspar Hedio. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
  • Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, Band 7 Seite 515

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bock (Familienname) — Bock ist ein vorwiegend im deutschsprachigen Raum zu findender Nachname. Herkunft Der Onomastik Professor und Dozent Jürgen Udolph leitet den Namen von nach Tieren benannten Häusern ab. Früher war es üblich, Wohnhäusern Tiernamen zu geben. Diese… …   Deutsch Wikipedia

  • Kaspar Böckel — Casper Hedio, Kupferstich 16. Jh. Kaspar Hedio, auch Caspar Hedio, Kaspar Heyd, Kaspar Bock, Kaspar Böckel, (* 1494 in Ettlingen; † 17. Oktober 1552 in Straßburg) war ein deutscher Historiker, reformierter Theologe und Reformator.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kaspar Heyd — Casper Hedio, Kupferstich 16. Jh. Kaspar Hedio, auch Caspar Hedio, Kaspar Heyd, Kaspar Bock, Kaspar Böckel, (* 1494 in Ettlingen; † 17. Oktober 1552 in Straßburg) war ein deutscher Historiker, reformierter Theologe und Reformator.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kaspar Hedio — Casper Hedio, Kupferstich 16. Jh. Kaspar Hedio, auch Caspar Hedio, Kaspar Heyd, Kaspar Bock, Kaspar Böckel, (* 1494 in Ettlingen; † 17. Oktober 1552 in Straßburg an der Pest) war ein deutscher Historiker, reformierter Theologe und Reformator …   Deutsch Wikipedia

  • Kaspar Bauhin — Caspar Bauhin Caspar (Gaspard) Bauhin (* 17. Januar 1560 in Basel; † 5. Dezember 1624 ebenda) war ein Schweizer Botaniker und Universitätsprofessor. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „C.Bauhin“. Er ist der Vater von Johann Caspar… …   Deutsch Wikipedia

  • Christoph Wilhelm Bock — (* 3. März 1755 in Nürnberg; † 17. August 1835 ebenda)[1] war ein deutscher Maler, Zeichner und Kupferstecher. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke (Auswahl) 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Schwarzer Bock (Ansbach) — Das Haus „Schwarzer Bock“ ist ein denkmalgeschütztes Gebäude in Ansbach (Bayern), zwischen der Residenz Ansbach, der ehemaligen markgräflichen Kanzlei und der Hofkirche im Machtzentrum der früheren Markgrafen von Ansbach gelegen. Das Gebäude ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Christoph Bock — (* 1752 in Nürnberg; † ?? wohl ebenda) war ein deutscher Kupferstecher in Nürnberg. Leben Sein Vater war der Zeremonienmeister (Protokollchef) des Nürnberger Stadtrats. Er war der ältere Bruder der beiden Nürnberger Kupferstecher Christoph… …   Deutsch Wikipedia

  • Caspar Hedio — Casper Hedio, Kupferstich 16. Jh. Kaspar Hedio, auch Caspar Hedio, Kaspar Heyd, Kaspar Bock, Kaspar Böckel, (* 1494 in Ettlingen; † 17. Oktober 1552 in Straßburg) war ein deutscher Historiker, reformierter Theologe und Reformator.… …   Deutsch Wikipedia

  • Caspar Hedio — Caspar Hedio, (also Kaspar Hedio, Kaspar Heyd, Kaspar Bock, Kaspar Böckel) (1494 ndash; 17 October 1552) was a historian and Protestant reformer based in Strasbourg. References * T. W. Röhrich: Mitteilungen aus der Geschichte der evangelischen… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”