Schwarzer Bock (Ansbach)

Schwarzer Bock (Ansbach)

Das Haus „Schwarzer Bock“ ist ein denkmalgeschütztes Gebäude in Ansbach (Bayern), zwischen der Residenz Ansbach, der ehemaligen markgräflichen Kanzlei und der Hofkirche im Machtzentrum der früheren Markgrafen von Ansbach gelegen. Das Gebäude ist das einzige Haus mit der für Ansbach typischen schlichten bürgerlichen Rokokofassade, welches noch an der ehemaligen Stadtmauer erhalten ist und durchgehend als Gastbetrieb geführt wurde. Als eines der wenigen Häuser in Ansbach hat der Schwarze Bock direkten Zugang zur Markgrafenquelle, einer frühen Wasserversorgung Ansbachs. Der Schwarze Bock ist an den Zweig „Kaltenklinger Röhrenfahrt“ angeschlossen, der das Quellgebiet im Bereich des heutigen Klinikum Ansbach hat. Während früher die historische Altstadt mit Wasser aus den Ausläufern der Frankenhöhe zum Zweck der Brauch- wie Trinkwassernutzung versorgt wurde, dient das Wasser heute weitestgehend als Brauchwasser oder im Fall des Hotel Schwarzen Bock für die Forellenbecken wegen der geringen Belastung mit Zusatzstoffen. Die Wasserleitungen werden heute vom Freistaat Bayern als Rechtsnachfolger des Markgraftum Brandenburg-Ansbach in Stand gehalten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hotel Schwarzer Bock in Ansbach 2009
Barockisierte Fassade, wie sie sich heute ähnlich darstellt
Ansicht der heutigen barockisierten Fassade
Ansicht der ursprünglichen Fassade mit kleineren Fenstern

Das Haus Schwarzer Bock ist vermutlich schon im 11. Jahrhundert entstanden. Mit dem Neubau der Gumbertuskirche und der Erweiterung des Benediktinerklosters wurden auch die Häuser entlang der nördlichen Stadtmauer errichtet. Die Grundmauern sind im hinteren nördlichen Teil des Hauses Bestandteil der Stadtmauer und teilweise sind Fenster der Gästezimmer ehemalige Fenster der Befestigungsbastei. Das vordere Hauptgebäude stammt auf Grund der Bauweise in Ständerbauweise aus etwa 1500. Der große freitragende Gastraum deutet auf einen Bau als Gasthaus von Anbeginn. Der Hofdurchgang, welcher zu schmal für Pferde ist, lässt schließen, dass es sich nicht um einen großbürgerlichen Auftraggeber handelte und der Name „Schwarzer Bock“ – die Hausziege war der Lastenträger derer, die kein Pferd hatten – bestätigt dies. Die Lage im markgräflichen Machtzentrum lässt auf einen wohlhabenden bürgerlichen Auftraggeber schließen. Im 18. Jahrhundert wurde eine bürgerliche Rokoko-Fassade vorgesetzt, die das Gebäude in seiner Erscheinung prägt, dabei wurde auch die bauliche Erscheinung der Front verändert. Die ursprünglich kleinen Fenster im Bereich der Gästezimmer und der Gaststube wurden durch größere, barock anmutende Fenster ersetzt. Dadurch änderte sich die Zahl der Fenster im Gastraum von fünf auf vier. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es in Ansbach eine Vielzahl von Brauereien, auch der Schwarze Bock war ein sogenannter Hausbräu. Belege finden sich in historischen Ansichten und Postkarte, in denen Hopfen und Malz um das Gebäude stilisiert sind. Heute wird nur noch zu besonderen Anlässen in Kleinmengen gebraut, damit ist der Schwarze Bock die letzte Ansbacher Brauerei. Zur Jahrhundertwende vom 19. auf das 20. Jahrhundert erhielt der Gartensaal ein zur damaligen Zeit modernes Mansarddach an statt des bisherigen Satteldaches, da der Saal häufig für representative Veranstaltungen des örtlichen Kavallerie Offizierscorps und von bürgerlichen Vereinen genutzt wurde. Heute sind im Gartensaalgebäude Teile der Hotelzimmer untergebracht. Das Gebäude ist in der Liste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege sowohl als Einzelbaudenkmal, als auch als Ensembledenkmal im Bereich Residenz Ansbach und St.-Gumbertus-Kirche geführt.

Das Haus liegt am Montgelasplatz, benannt nach Max von Montgelas, gegenüber dem Wohn- und Sterbehaus von Kaspar Hauser. Es besitzt eine lange Tradition als Gasthaus und Hotel, seit 2009 bewirtschaftet das Unternehmen Hotel Restaurant Schwarzer Bock das Gebäude.

Der Schwarze Bock in der Literatur

Robert Gernhardt (*13. Dezember 1937 Reval - 30. Juni 2006 Frankfurt/Main): Ein Gespräch im Hotel »Schwarzer Bock«, Ansbach 1993. Erschienen in Literatur als Lust : Begegnungen zwischen Poesie und Wissenschaft ; Festschrift für Thomas Anz zum 60. Geburtstag / hrsg. von Lutz Hagestedt. Gernhardt wurde als Sohn eines Richters in Reval geboren. Die Familie Gernhardt gehörte in Estland zur Minderheit der Deutsch-Balten und musste 1939 nach Posen übersiedeln. 1945 fiel der Vater. Nach Kriegsende floh die Mutter mit den Söhnen Robert, Per und Andreas über Thüringen nach Bissendorf. 1946 kam die Familie nach Göttingen. Nach Abschluss seiner Schulausbildung 1956 studierte Gernhardt Malerei an der Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Akademie der bildenden Künste Berlin sowie Germanistik an der FU Berlin. Seit 1964 lebte er als freiberuflicher Maler, Zeichner, Karikaturist und Schriftsteller in Frankfurt am Main. 1965 heiratete er die Malerin Almuth Ullrich, die 1989 starb. 1990 ging Gernhardt eine zweite Ehe mit Almut Gehebe ein. Im Jahr 1996 musste er sich einer schweren Herzoperation unterziehen. Gernhardt war 1999/2000 Stipendiat am Wissenschaftskolleg Berlin und verbrachte 2006 eine Zeit als residenter Autor an der University of Warwick in England.

Dr. Karl Arnold "Ansbacher Jugenderinnerungen 1859-1871" erschienen in Verlag C. Brügel und Sohn AG über den Schwarzen Bock: "Der Gastwirt Mehring im Schwarzen Bock und sein Nachfolger Joh. Georg Meyer waren schon damals berühmt für Ihre Bratwürste und gebackenen Fische, ein Ruhm, welche die Familie Meyer jetzt seit 65 Jahren aufrecht erhält! Eine Sehenswürdigkeit war derzeit die neue Kegelbahn im Bock, die heizbar war, Marmorbelag und Gummikugeln hatte und im Winter vom Zimmerstutzenverein benützt wurde. Am Sonntagvormittag trafen sich Bürger, Beamte und Offiziere beim Wein, Offiziere isolierende Kasinos gab es in Bayern noch nicht; ..."

Franz Bonn (1830–1894) erwähnt den Schwarzen Bock in dem Gedicht „Als ich ging 1868“ als Treffpunkt der Honoratioren und örtlichen Zirkel mit der Zeile: „... war im Zirkel und im Bock ...“. Franz Bonn kam 1862 nach vorheriger Station in Donauwörth als Staatsanwalt nach Ansbach und fühlte sich als Oberbayer in die Regierungsstadt des Rezatkreis strafversetzt. Dieses Gefühl ist deutlich in dem Gedicht „Als ich kam 1862“ zu lesen. In dem Abschiedsgedicht „Als ich ging 1868“ ist der Dank für die Jahre in Ansbach und den Karriereschritt - er ist nun Richter - zu lesen. Franz Bonn veröffentlichte seit 1844 unter dem Synonym v.miris, was bedeutet von mir ist es. Seine Schriften erschienen in den wöchentlich erscheinenden „Fliegenden Blättern“ des Münchner Verlags Braun und Schneider.[1]

Berühmte Gäste

Der Schwarze Bock hat eine lange Liste bekannter Besucher.

„Der "Schwarze Bock" besitz eine lange Tradition als "Erstes Gasthaus und Hotel" am Platz ... Prominente aus Wirtschaft und Kultur besuchen das Haus nicht nur zu Aufenthalten während der Bachwoche, ... .“

Franken-Magazin: Ausgabe November/Dezember 2009, S. 45-47 http://www.franken-magazin.net/

Geschichte als Gesellschaftslokal

Der Schwarze Bock war Gründungslokal verschiedener Vereine und Verkehrslokal des örtlichen Offizierskorps des 2. Ulanen-Regiment „König“. So beschreibt die Regimentschronik von 1904 ..." das Offizierskorps, so namentlich unverheiratete Herren, verkehrten fast täglich im Kreise von Bürgern, Lehrern und Beamten. Es bestand auch im "Schwarzen Bock" täglich von 6 Uhr ein Abendschoppen, an dem sich vielfach die Herren des Offizierskorps bis zum Kommandeur hinauf beteiligten ...". Aus der Regimentschronik zum Verein ehemaliger Königsulanen in Ansbach: "... am 27. September 1899 kamen 62 ehemalige Königsulanen auf Veranlassung des Kameraden Meyer, Gasthof zum Schwarzer Bock, dort zusammen und beschlossen die Gründung des Ansbacher Vereins zu dessen erstem Vorstand Kamerad Karl Prächtel gewählt wurde. ..." Anmerkung: vgl. Namenszug "Meyer" im Postkartenbild, der Wirt Meyer des Schwarzen Bock war ehemaliger Ulane.

Am 27. Februar 1879 fand die Abstimmungsversammlung über die Gründung eines Jagdschutzvereins in Ansbach unter Leitung von kgl. bayerischen Regierungsrat Schmitt im "Gartenlocal zum Schwarzen Bock" mit 34 Personen statt. Am 27. April 1879 wurde der Jagdschutzverein Ansbach im Schwarzen Bock mit 65 Mitgliedern gegründet, der vorab diskutierte Anschluss an den Nürnberger Verein wurde abgelehnt. Der Jagdschutzverband wurde aus der Sorge um den durch die seit der Revolution von 1848 mangels gesetzlicher Rahmenbedingungen drastisch zusammengeschossenen Wildbestände und unethischen Jagdmethoden zum Beispiel auf Singvögel und Kleinsäuger in Sorge um die Natur gegründet. 1929 fand die 50 Jahrfeier im Gartensaal des Schwarzen Bock statt, aber schon 1935 wurde der Jagdschutzverband Ansbach von den Nationalsozialisten im Zuge der Gleichschaltung verboten und löste sich auf; das Vereinsvermögen wurde an das Deutsche Jagdmuseum in München überwiesen. Heute finden wieder Versammlungen der Nachfolgeorganisation Kreisjägerschaft Ansbach im Schwarzen Bock statt.

Im Jahr 1885 wurde im Schwarzen Bock der Kolpingverein Ansbach, des Kolpingwerks gegründet.

Nach dem 2. Weltkrieg trafen sich die Alten Herren des Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen zur Gründung des Ortszirkels. Nach einer längeren Absenz, kehrten die Altakademiker des CV 2010 wieder mit Ihren Treffen in den Schwarzen Bock zurück.

Der Kunstverein Ansbach e.V. wurde 1951 im Schwarzen Bock gegründet.

1994 wurde der Ansbacher Tisch des Service Club Round Table gegründet und verkehrt seit Gründung im Schwarzen Bock.

Auszeichnungen

  • 2011 Gault Millau Bayern: Bayerns beste Wirtshäuser
  • 2011 Varta-Führer: 1 Diamant Restaurant und 1 Diamant Hotel
  • 2011 HOGA Show-Dining Trophy: Bronzemedaille
  • 2010 Slow Food: Fördermitglied Slow Food Deutschland

Weblinks

 Commons: Hotel Schwarzer Bock Ansbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Quelle: „Brügels Onoldina“ von J. Meyer und A. Bayer, Heft II. Ansbach 1955, S. 52ff.
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