Kendō

Kendō
Kendō-Kämpfer

Kendō [kendoː] (jap. 剣道, ken Schwert und Weg oder Weise) ist eine abgewandelte, moderne Art des ursprünglichen japanischen Schwertkampfes (Kenjutsu = Schwertkunst), wie ihn Samurai erlernten und lebten. Kendō, als Weg, verfolgt nicht nur die Techniken und Taktiken des Schwertkampfes, sondern auch die geistige Ausbildung des Menschen. Die Übenden sollen durch Kendō vor allem Charakterfestigkeit, Entschlossenheit und moralische Stärke erlangen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprung

Kenjutsu Machidojo in Japan frühe Meiji-Periode 明治時代 (1870–1900)

Kendō ist immer einem gewissen Wandel unterworfen gewesen. Kendō, wie es heute betrieben wird, gibt es im Groben seit etwa 150 Jahren. Manche Ursprünge sind weit älter und manche Änderungen sind noch relativ jung. Oft wird die Geschichte des Kendō mit der Geschichte des Schwertkampfes in Japan gleichgesetzt, was unter Berücksichtigung des Sprachgebrauchs des Wortes Kendō in der japanischen Sprache nicht falsch ist. Im Folgenden wird nur auf die Entwicklung des modernen Kendō eingegangen.

Die Entwicklung wurde von verschiedenen historischen Schwertschulen beeinflusst. Es ist heute nicht mehr bis ins letzte Detail nachzuvollziehen, welche Kenjutsu-Schulen alle an der Entwicklung beteiligt waren, aber ein paar Schlüsseleinflüsse sind heute allgemein anerkannt.

  • Die Einführung des Begriffs „Kendō“ geht bis zum Beginn des 18. Jahrhundert zurück. Damit wurde impliziert, dass neben der eigentlichen Technik durch Kendō ein gewisser Lebensweg zu verfolgen ist. (Abe-Ryu)
  • Einen der wesentlichen Einflüsse sagt man Naganuma Shirozaemon nach, der um 1715 eine Schutzausrüstung und das Shinai, welches zum Teil das Bokutō ablöste, erfunden haben soll. (Jiki-Shinkage-Ryu) [1]
  • Nakanishi Chuta hat das durch seinen Lehrer, Ono Chuichi, verwendete Fukuro Shinai Mitte des 18. Jahrhundert verbessert und schuf das Vier-Segment-Shinai (Yotsuwari-Shinai) in ähnlicher Form, in der es heute noch verwendet wird. Die Schutzausrüstung entwickelte sich in der Zeit mehr und mehr zu dem heute noch verwendeten Bogu. (Itto-Ryu) [1]
  • Mit dem Ende des Tokugawa Shōgunats 1867, welches über zwei Jahrhunderte überdauerte, wurde die Kriegerkaste abgeschafft. Anstatt von den Samurai wurde Kendō nun überwiegend von den Polizeikräften ausgeübt.
  • Kendō wurde 1911 in japanischen Schulen als Pflichtfach eingeführt und verbreitete sich dadurch überall. Kritiker sagen, dass man Kendō benutzte, um aus japanischen Jungen bessere Soldaten im Dienste des Kaisers zu machen.
  • Die Dai-Nippon Teikoku Kendō Kata, welche im Wesentlichen der heutigen Nihon Kendō Kata entspricht, wurde 1912 entwickelt, um eine Vereinheitlichung zu bewirken. Dabei wurde sich sehr an den Formen der Schwertschulen orientiert, die das Ende des Shōgunats überdauerten und sie weist z. B. gewisse Ähnlichkeiten mit der Kata des Shinkage-Ryu auf.[1]
  • Mit der Vereinheitlichung des Kendō zu Beginn des 20. Jahrhunderts, fielen viele regional unterschiedliche Aspekte weg. Zuvor war Kendō von Provinz zu Provinz oftmals stark von den Stilen der verschiedenen ortsansässigen Koryū geprägt gewesen. Bis zur Wiedereinführung des Kendō nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden zudem nach und nach viele der ehemals gefährlichen Techniken aus den Kenjutsu-Wurzeln des Kendō, wie z.B. Ringen, Würfe, Fußfeger und Bodenkampf und Trefferzonen wie der obere Bereich des Brustpanzers. Auch die Ausübung der Angriffstechniken veränderte sich nach und nach bis 1952, als die oft groß ausgeführten Techniken im Kampf nun hauptsächlich klein wie heute ausgeübt wurden. Auch das Wechseln der Kamae während eines Kampfes war üblich. Um die Unterschiede zwischen dem heutigen und dem Kendō vor 1952 deutlich zu machen, spricht man auch hier gerne von „Pre-War Kendō“ (dt. Vorkriegskendō).
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Kampfkünste in Japan verboten. Mit der Aufhebung dieses Verbots 1952 wurde der Alljapanische Kendōverband (Zen Nihon Kendō Renmei) gegründet. Dieser Verband widmet sich dem Erhalt und der Vereinheitlichung von Kendō und steuert gegebenenfalls kleine Änderungen (z. B. in der Kata).[1]

Kendō im modernen Japan

Kendō wird in Japan heute sehr intensiv betrieben. Neben Sumo und Baseball ist es wohl eine der beliebtesten Sportarten überhaupt. Sehr verbreitet ist Kendō, neben Judō als Schulsport und Universitätssport.

In Universitäten unterteilen sich die Kendogruppen in jeweils einen Club (剣道部 kendōbu) und ein oder mehrere Zirkel (サークル). Die Clubs stellen dabei die repräsentative Vereinigung der jeweiligen Universität dar und können Fördergelder ihrer Universität erhalten. Aufgrund dieser Funktion ist die Erwartungshaltung entsprechend hoch, trainiert wird fast täglich. Die Zirkel hingegen sind Privatvereine und dürfen ihre Universität nicht offiziell repräsentieren. Es wird normalerweise nicht so häufig wie in Clubs trainiert und auch die Intensität bzw. Niveau des Trainings ist meist geringer.

Nach der Universität geht es dann meist in den Vereinen der jeweiligen Firmen weiter, allerdings ist die Abbruchquote nach der Universität eine der höchsten. Große Förderung erfährt Kendō durch den Polizeisport. Polizisten, die sich dem Kendō verschreiben, können täglich, manchmal mehrmals täglich, als Teil ihres Dienstes trainieren.

Turniere gibt es auf allen Ebenen: Schul-, Universitäts-, Stadt-, Firmenturniere etc.

Kendō in Europa

Seit 1974 gibt es Europäische Meisterschaften, die damals zum ersten Mal in Bletchley, England stattfanden. Nach Deutschland kam Kendō Mitte der sechziger Jahre und fand zunächst unter Judō-Ausübenden erste Anhänger. Anfang der achtziger Jahre kam es nach Österreich und 1985 wurde in Wien die Austrian Kendô Association (AKA) gegründet. Eine ähnliche Entwicklung ist heute beim Naginatadō in Deutschland zu beobachten, welches seine Anhänger vorwiegend unter Kendōka findet. Kendō erfreut sich in Europa zunehmender Beliebtheit. Dafür verantwortlich war die Auseinandersetzung mit der japanischen Kultur und dem Wunsch nach einer Erklärung für den wirtschaftlichen Erfolg Japans. Heute findet man zahlreiche Vereine, in denen dieser Sport praktiziert werden kann und auch verschiedene Universitätssportgruppen haben Kendō in ihrem Programm.

siehe auch: Europäische Kendō-Föderation

Ausrüstung

Kleidung

Die traditionelle Bekleidung beim Kendō besteht aus der Hakama und dem Keiko-Gi oder präziser Kendō-Gi. Die komplette Kleidung ist meist durch eine Färbung mit Indigo in einem dunklen Blau gehalten.[2] Selten wird weiße Kleidung als Symbol spiritueller Reinheit verwendet. In Japan tragen Frauen oftmals weiße Hakama und Keiko-Gi, das koreanische Nationalteam trägt ebenso Weiß mit einem dunklen Streifen an den Seiten der Hakama.

Bōgu (Die Rüstung)

komplette Rüstung

Hauptartikel: Bōgu

Die Schutzausrüstung besteht aus einem Kopfschutz (, Men), dem Schutz für Hände und Unterarme (甲手, Kote - modern auch geschrieben), einem Rumpfschutz (, ) und dem Lendenschutz (垂れ, Tare). Im Kendō-Wettkampf ist es das Ziel, mit dem Shinai eine der vier festgelegten Trefferzonen Kopf, Unterarme, Rumpf oder Kehle zu treffen. Farbe und Musterung des Bauchteils, des Rumpfschutzes und die des Kopftuchs (Tenugui) sind dagegen dem Geschmack des Kendōka überlassen.

Trainingswaffen

Während im damaligen Japan das Kenjutsu (剣術, die praktisch ausgerichtete Fertigkeit des Schwertkampfes) meist mit echten Waffen oder schweren Holzschwertern (木刀, Bokutō seltener auch 木剣, Bokken) geübt wurde, wird heute Kendō in der Regel mit Schutzausrüstungen (Bōgu) und Übungsschwertern aus vier Bambus-Lamellen (竹刀, Shinai) geübt. Einige Kendōka bevorzugen auch Karbonshinai, die wesentlich stabiler, biegsamer und teurer sind. Aufgrund ihrer hohen Biegsamkeit schwingen Karbonshinai allerdings auch stärker nach, wodurch z. B. Kopftreffer als besonders unangenehm wahrgenommen werden können.

Kendō-Praxis

Die Kendō-Grundlagen

Reiho (Die Etikette)

Abgrüßen im Kyu-Butokuden, Kyōto 2009

Im Kendō gibt es zahlreiche Verhaltensregeln, Reiho genannt, die teils aus historischen und teils aus praktischen Gründen entstanden sind und bis heute beibehalten werden. Die Ursprünge liegen in den in Japan üblichen Verhaltensweisen, etwa der Verbeugung zur Begrüßung, und haben buddhistische, konfuzianistische und auch shintoistische Wurzeln. Zu diesen Regeln gehört es, die Übungshalle ohne Schuhe zu betreten und sich beim Betreten und Verlassen der Halle zu verbeugen. Die Ausrüstungsgegenstände eines anderen werden nicht berührt oder überstiegen. Jedes Üben beginnt und endet mit einer kurzen, einer Sitzmeditation ähnelnden Phase in Seiza-Haltung. Trainingspartner werden mit Respekt behandelt. Die Einzelheiten des Reiho können von Dōjō zu Dōjō leicht variieren. Die korrekte Ausführung des Reiho wird in Graduierungsprüfungen mit beurteilt.[3]

Innere Einstellung

Die innere Einstellung ist beim Kendō sehr wichtig und unterscheidet sich von anderen Arten des Budō,da der Angriff früher erfolgt, sozusagen im Moment des Entstehens z.B. des gegnerischen Angriffs, wohingegen man in anderen Kampfkünsten wie z.B. Aikido etwas länger wartet. Beim Kendō gibt es keine echten Verteidigungen. Wenn überhaupt, wird hier auf den Gegner ein geistiger Druck (Seme) ausgeübt und zum Schlagen provoziert. Da dieser Schlag erwartet wird, kann eine Kontertechnik (Ōjiwaza) erfolgen. Ein anderer Ansatz des Angriffs sind die sogenannte Shikagewaza. Durch diese Techniken wird die Haltung des Gegners gebrochen, damit dem eigenen Schlag nichts im Wege steht und auch keine Kontertechnik erfolgen kann.

Im Moment des Schlages darf nicht gezögert werden, da sonst der Schlag nicht mit voller Überzeugungskraft ausgeführt wird. Es ist nicht wichtig, ob man selbst getroffen wird, sondern entscheidend ist der eigene Schlag. Auch im Wettkampf (Shiai) sollte dies die richtige Einstellung sein, denn:

Wer verteidigt, verpasst die Gelegenheit zum Angriff!

Kakegoe und Kiai (Der Kampfschrei)

Eine Vokalisierung ist beim Kendō sehr wichtig. Bei Grundtechniken, bei denen auf die Trefferflächen beim Kendō gezielt wird, werden gewöhnlicherweise die Trefferflächen laut gerufen (z.B.: Kote!, Men!, Do!), um zu vermitteln, dass der Treffer kein Produkt des Zufalls war, sondern mit voller Absicht und Überzeugung erzielt wurde. Eigentlich gibt es aber keine Vorschrift, die ein Kiai mit einem speziellen Wortruf vorschreibt und es wird auch im Wettkampf normalerweise nicht gemacht. Dort sind es oft eher schrille Schreie, die der Einschüchterung des Gegners sowie dem Aufbauen innerer Spannung dienen (Kakegoe). Im Moment des Treffens ist jedoch immer ein Kiai notwendig, um einen gültigen Treffer zu erzielen.[4] (siehe unten Ki-ken-tai-itchi).

Anders ist es bei der Kata. Dort sind bestimmte Schläge vorgeschrieben, die vom Shidachi mit „To!“, vom Uchidachi mit „Ya!“ zu begleiten sind.

Ki-ken-tai-itchi

Ein wichtiger Aspekt des Kendō ist das Ki-ken-tai-itchi (気剣体一致), die Einheit von Geist (symbolisiert durch das Kiai, den Schrei), Körper (symbolisiert durch das Fumikomiashi, einen sprungähnlichen Stampfschritt) und Schwert. Ein Schnitt/Treffer ist im Kendō nur dann gültig, wenn er mit Überzeugung ausgeführt wird und Kiai, Fumikomiashi und Auftreffen des Shinai im selben Augenblick stattfinden. Verallgemeinernd kann man sagen, dass beim Kendō „aus der Hüfte“ und nicht, wie oft fälschlich angenommen, hauptsächlich mit den Armen geschlagen wird.

Bei der Kata, dem Kirikaeshi und bei manchen Grundübungen wird statt dem Fumikomiashi auch Tsugiashi verwendet. Bei diesem gleitenden Schritt ist der entscheidende Moment der, bei dem die Zehen des linken Fußes auf der Höhe des rechten Hacken zum stehen kommen.

Übungen und Grundtechniken

Suburi

Suburi sind Bewegungsübungen mit dem Shinai, die ohne Partner ausgeführt werden. Beim Kendō werden folgende Suburi in verschiedenen Variationen, manchmal auch einhändig (Katate), geübt:

  • Jôgeburi (großer, weit ausgeholter Schlag bis auf Kniehöhe durchgezogen)
  • Nanameburi (schräger, großer Schlag)
  • Shōmen-uchi (großer, weit ausgeholter gerader Schlag auf Stirnhöhe)
  • Sayūmen-uchi (schräger Schlag auf die Schläfe)
  • Haya suburi oder Choyaku suburi (schnelle, gesprungene Suburi, von hayai - schnell oder chōyaku - springen)
  • Koshi-Suburi (breiter Stand mit Beugung der Kniegelenke bei geradem Oberkörper)
  • Yokomen-Uchi (Schlag über die Schulter mit weit ausholender Drehbewegung)

Fußarbeit

Die Fußarbeit (Ashi-Sabaki) ist ein wichtiger Bestandteil des Kendō. In der Grundstellung (Kamae) steht, in der Regel, der rechte Fuß vorne und der linke Fuß steht mit der großen Zehe auf Höhe der rechten Ferse. Die linke Ferse ist leicht angehoben. Aus dieser Fußstellung erfolgen alle Schrittbewegungen[5]:

  1. Ayumi-Ashi: entspricht dem normalen Gehen. Rechter und linker Fuß werden abwechselnd vor gezogen.
  2. Okuri-Ashi: Der Fuß, der in der Bewegungsrichtung vorne steht, wird als erstes gesetzt, der zweite zieht nach. Eine besondere Form des Okuri-Ashi ist der Stampfschritt (Fumikomi-Ashi). Bei dieser Form wird der erste (rechte) Fuß mit einem kräftigen Stampfen aufgesetzt. Dies geschieht gleichzeitig mit dem Treffer des Shinais und dem Kiai. (Siehe:Ki-Ken-Tai-Itchi)
  3. Hiraki-Ashi: ermöglicht das Ausweichen und stellt die korrekte Fußstellung wieder her.
  4. Tsugi-Ashi: ermöglicht durch ein schnelles Vorziehen des hinteren Fußes einen Angriff aus weitem Abstand (Toma). Es folgt ein Fumikomi-Ashi.

Partnerübungen

Kendoka bei Partnerübungen, Noma Dōjō 2006

Neben Suburi und Übungen der richtigen Fußtechniken, sind diese Partnerübungen eine wichtige Grundlage des Kendotrainings:

  • Die Standardpartnerübung des Kendō, ist das Kirikaeshi.
  • Beim Uchikomi wird der Partner wiederholt mit Grundtechniken, Okuri-Ashi und Fumikomi angegriffen.

Kihon-Waza (die Grundtechniken)

Die Grundtechniken beim Kendō nennt man Kihon-waza. Dazu zählen:

  1. Shomen-Uchi - der gerade Hieb zum Kopf (Men)
  2. Kote-Uchi - der Hieb zum rechten Handgelenk (Kote)
  3. Do-Uchi - der Hieb zur rechten Bauchseite (Do)
  4. Tsuki - der Stoß zur Kehle (Tsuki).

Kata (Die Formen)

Nihon-Kendō-Kata

Neben dem Wettkampf und dem Training mit dem Shinai gibt es die Kata, der einzige Verwendungsbereich von Bokutō beziehungsweise Katana im heutigen Kendō. Dies sind von zwei Personen ohne Rüstung vorgeführte Techniken, die bestimmten zeremoniellen Formen, wie beispielsweise das An- und Abgrüßen, unterliegen. Alle von beiden Personen auszuführenden Aktionen sind fest in Art und Reihenfolge festgeschrieben. Bei den Kata gibt es immer einen Lehrer (Uchidachi) und einen Schüler (Shidachi). Der Lehrer führt grundsätzlich immer den ersten Schlag aus, der Schüler immer den letzten, der ihn zum „Sieger“ deklariert. Es kommt bei den Kata aber nicht auf das „Gewinnen“ an, sondern auf eine möglichst saubere und flüssige Ausführung der Techniken. Daher sind Kata sehr nützlich zum Trainieren und Verfeinern der einzelnen Techniken, ähnlich dem Lektionieren beim Fechten.

Die Nihon-Kendō-Kata wurde vor etwas über 100 Jahren aus den Formen verschiedener alter japanischer Fechtstile (Kenjutsu, Koryū) zusammengestellt und wird noch heute geübt. Besonderen Einfluss nahm dabei die noch heute existierende Ono-ha-itto-ryu, deren Kata große Ähnlichkeiten beziehungsweise Überschneidungen mit der Nihon-Kendō-Kata hat, da das moderne Kendo und auch die Kata vornehmlich von dieser Ryū geprägt wurde.

Kihon-Kendō-Kata

Die Übungsmethode der Kendō-Grundtechniken mit dem Bokutō (jap. Bokuto ni yoru Kendo Kihon-waza Keiko-ho)[6], kurz auch „Kihon-Kata“ genannt, vermittelt dem Kendōka grundsätzliche Prinzipien des Kampfes mit einem Schwert und ergänzt so das Training mit dem Shinai. In neun Formen werden Grundtechniken vermittelt. Dabei wird wie in der Nihon-Kendō-Kata an- und abgegrüßt. Die Übenden werden „Motodachi“ und „Kakarite“ genannt. Alle Formen werden in der Chudan-no-kamae ausgeführt. Nach der Ausführung der Technik wird Zanshin ausgeführt.

  1. Kihon: Ippon-uchi-no-waza (sho-men, kote, do, tsuki)
  2. Kihon: Ni-san-dan-no-waza (kote-men)
  3. Kihon: Harai-waza (Harai-men)
  4. Kihon: Hiki-waza, Tsuba-zerai (Hiki-do)
  5. Kihon: Nuki-waza (men-nuki-do)
  6. Kihon: Suraiage-waza (kote-suriage-men)
  7. Kihon: Debana-waza (debana-kote)
  8. Kihon: Kaeshi-waza (men-kaeshi-do)
  9. Kihon: Uchi-otoshi-waza (do-ushi-otoshi-men)

Die Kihon-Übungsformen gibt es erst seit diesem Jahrhundert und sie sind umstritten, da sie in Japan selbst kaum praktiziert werden, aber im (nicht-japanischen) Ausland eingehend Anwendung finden. Sie haben aber auch hier keinen Eingang in das Prüfungscurriculum gefunden.

Grade

Im Deutschen Kendobund (DKenB) gibt es sechs Schülerstufen (Kyū-Grade) beginnend mit dem 6. Kyū, als niedrigstem und endend mit dem 1. Kyū als höchstem Grad. Die Schülergrade werden durch eine Prüfung erreicht. Anschließend beginnen die eigentlichen Graduierungen (Dan-Grade).[7] Die Zen Nihon Kendō Renmei (全日本剣道連盟) kennt offiziell 10 Kyū-Grade und 10 Dan-Grade. Die Schülergrade werden in Japan hauptsächlich für die Kinder verwendet, da man schon relativ jung mit Kendō beginnt.

Die Mindestabstände zwischen den Prüfungen betragen nach der Prüfungsordnung des Deutschen Kendobund für Schülergrade jeweils ein halbes Jahr. Die Prüfung zum 1. Dan darf man ein Jahr nach der letzten Prüfung ablegen. Alle weiteren Prüfungen erfordern eine Wartezeit vom aktuellen Dan-Grad in Jahren, wobei man die Wartezeit trainierend verbringen sollte, da man sonst die Prüfung nicht bestehen wird.

Beim Kendō ist der 8. Dan (Hachidan) der höchste durch eine Prüfung zu erlangende Grad. Diese Prüfung wird zweimal pro Jahr in Japan abgehalten (Frühjahr und Herbst), und es bestehen weniger als 1% der Teilnehmer. Der neunte und der zehnte Dan werden nicht mehr verliehen. Beide Grade waren bis zur Änderung der Zen Nihon Kendō Renmei Statuten nur durch Nominierung zu erreichen.

Im Gegensatz zu anderen Budō-Disziplinen (Judō, Karate-dō etc.) ist die jeweilige Graduierung eines Kendōka nicht an der Kleidung erkennbar. Ebenso werden die Dan-Grade im Gegensatz zu anderen Budō-Sportarten nicht verliehen. Jeder Grad muss durch eine Prüfung erlangt werden.

Weiterhin gibt es noch Ehrentitel (Shōgō), welche das besonders herauszuhebende Verständnis für Kendō beziehungsweise die besonderen Verdienste und Leistungen eines Kenshi indizieren:

  • Renshi (ab 6. Dan möglich) frühestens 1 Jahr nach der Prüfung zum 6. Dan
  • Kyōshi (ab 7. Dan möglich) frühestens 2 Jahre nach der Prüfung zum 7. Dan
  • Hanshi (ab 7. Dan beziehungsweise 8. Dan möglich).

Stilarten

Neben dem klassischen Kendōstil im Chudan-no-Kamae haben sich zwei Varianten etabliert.

Jodan

Beim Jodan-Stil wird das Hidari Jodan-no-Kamae verwendet. Das Schwert ist dabei über dem Kopf erhoben, der Angriff erfolgt hierbei durch einen Fumikomi-ashi mit dem vorderen linken Fuß. Dadurch wird eine große Angriffsreichweite erreicht. Zusätzlich greifen einige Kämpfer aus dieser Position gerne einhändig (Katate) an, um die Reichweite zusätzlich zu erhöhen.

Seltener gibt es auch Jodan-Kämpfer, die im normalen Kendōstand stehen und von dort aus zum Migi Jodan-no-Kamae übergehen, dabei aber die Hand wechseln, so dass die linke Hand das Shinai vorne unter der Tsuba greift. Dieser Jodan-Stil wird auch Gyaku-Jodan genannt.

Nito

Links Nito, rechts Chudan.

Beim Nito-Stil wird mit zwei Schwertern gekämpft (nito = zwei Schwerter), d.h. wie in der Niten Ichiryū von Miyamoto Musashi benutzen sie ein kürzeres Lang- (Daitō) und Kurzschwert (Shōtō) gleichzeitig. Das Kurzschwert wird dabei vor dem Körper gehalten und zur Ablenkung, Abwehr und zum Brechen des Kamae des Gegners benutzt, während das lange Shinai über den Kopf erhoben darauf wartet so auf freigelegten Trefferstellen zu punkten. Das Shōtō kann auch zu Ippon (Treffern) führen, wird aber außerhalb Japans meistens unwissentlich weitgehend nicht gewertet. Dabei ist es dem Kämpfer überlassen, ob er das lange Shinai mit der linken oder der rechten Hand benutzt und in welchem Teil er den Tsuka des langen Shinai greift. Ebenfalls ist die Fußstellung dabei freigestellt. Es gibt nur sehr wenige Kendōka, die diesen Stil anwenden.

Shiai (Der Wettkampf)

Die Kendō-Trefferzonen

Hauptartikel: Kendō-Wettkampf

Der Wettkampf stellt den wesentlichen Unterschied von Kendō zu den traditionellen, japanischen Schwertstilen dar. Es gibt Meisterschaften auf allen Ebenen als Einzel- oder Mannschaftsmeisterschaften. Ein paar der bedeutendsten Meisterschaften sind:

Frauen haben getrennte Meisterschaften, aufgrund von Teilnehmermangel findet in Europa auf Länderebene nicht immer eine Trennung zwischen Männern und Frauen statt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d All Japan Kendo Federation: The History of Kendo
  2. Kotaro Oshima, Kozō Andō: Kendo. Lehrbuch des japanischen Schwertkampfes. Berlin: Weinmann, 2003, ISBN 3-87892-037-7
  3. Jinichi Tokeshi: Kendo Elements, Rules and Philosophy (Honolulu 2003), ISBN 0-8248-2598-5, Seite 77f
  4. http://www.wuerzburg-kendo.de/files/Atemkontrolle/atk6.pdf
  5. *Hiroshi Ozawa: Kendo – The definitive Guide. (New York 1997), Kodansha International Ltd., ISBN 4-7700-2119-4, Seite 30
  6. http://www.kendomonster.de/downloads/Kihon-Kata-AJKF.pdf
  7. http://www.dkenb.de/index.php?view=ordnungen

Weblinks

Verbände
Geschichte
Medien
 Commons: Kendo – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Kendo – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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