- Kesslerloch
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Das Kesslerloch ist eine bereits in prähistorischer Zeit aufgesuchte Höhle bei Thayngen im Kanton Schaffhausen in der Schweiz. Sie liegt im Fulachtal am Südostfuss der Reiat Hochebene. Sie ist ca. 200 m² gross und wird durch eine Steinsäule unterteilt. Vermutlich benutzten Rentierjäger vor 15000 bis 11000 Jahren v. Chr. (Jungpaläolithikum, Magdalénienkultur) die Höhle als Schutzort während der Sommermonate.
Inhaltsverzeichnis
Grabungsarbeiten
Der Reallehrer Konrad Merk entdeckte 1873 die Höhle und nahm ein Jahr später die ersten Grabungen vor. Die Ergebnisse wurden 1875 in den "Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich" (Band XIX, Heft 1) publiziert. Jakob Nüesch (1893, 1898 und 1899) und Jakob Heierli (1902 und 1903) nahmen weitere Grabungen vor. Die letzte Bohrung erfolgte 1980.
Fundstücke
Bei den Grabungen wurden Knochen von 53 verschiedenen Tierarten u.a. Mammut, Rentier, Wollnashorn, Steinbock und Gämse gefunden. Knochen von Menschen wurden nicht entdeckt. Außerdem wurden Steingeräte aus lokalem Silex und rund 200 Geschossspitzen gefunden. Es wurden auch Werkzeuge und Geräte aus Geweihen, Knochen und Elfenbein gefunden. Ein 1873 in der Höhle gefundener Schädel eines Haushundes wird mittlerweile auf ein Alter von 14.100 bis 14.600 Jahren datiert und ist damit einer der ältesten Nachweise für die Domestizierung des Wolfs in Mitteleuropa.
Berühmt wurde das Kesslerloch durch die Funde von Kleinkunst wie Anhänger und Lochstäben. Besonders bekannt ist die Gravur des so genannten "Suchenden Rentiers" (früher "Weidendes Rentier" genannt) auf einem Lochstab aus Rentiergeweih.
Zudem wurden Schmuckstücke aus Muscheln, Tierzähnen, Schnecken und Pechkohle gefunden.
Ausstellungen
Fundstücke aus dem Kesslerloch werden im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen ausgestellt. Dort ist auch eine 1939 von einem deutschen Bühnenbildner entstandene Nachbildung (Diorama) des Kesslerlochs zu bestaunen. Obwohl es nicht mehr den neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen entspricht, war es ein Meilenstein in der Gestaltung von Museen.
Das „Weidende Rentier“ ist im Besitz des Rosgartenmuseums in Konstanz. Weitere Fundstücke sind im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich ausgestellt.
Namensherkunft
Seinen Namen verdankt die Höhle den Jenischen (in der Ostschweiz "Kessler" genannt), die in der frühen Neuzeit in umliegenden Gemeinden Töpfe und sonstiges Kochgeschirr (= Kessel) sammelten, in der Höhle reparierten und anschliessend wieder zu Geld machten.
Literatur
- Markus Höneisen: Kesslerloch im Historischen Lexikon der Schweiz
Weblinks
Commons: Kesslerloch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Markus Höneisen: Kesslerloch im Historischen Lexikon der Schweiz
- Weidendes Rentiers im Museum Rosgarten in Konstanz
- Erstbeschreibung von Konrad Merk, 1875
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