- Kettenbrücke (Aarau)
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Die Kettenbrücke in Aarau ist eine 1948/49 errichtete Betonbrücke. Sie überquert die Aare, ist zweispurig befahrbar und hat Gehsteige auf beiden Seiten. Die 108 Meter lange und 15 Meter breite Brücke ruht auf zwei Pfeilern[1]. Sie verbindet die Altstadt auf der Südseite mit dem Quartier Scheibenschachen auf der Nordseite, wo sich die Hauptstrassen nach Erlinsbach und Küttigen verzweigen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die älteste Aarebrücke im Raum Aarau geht auf die Zeit der Römer zurück. In der Nähe des heutigen Wasserkraftwerks fanden Taucher im Winter 1976/77 mächtige Eisenpfähle mit eisernen Spitzen. Es handelte sich dabei um die Überreste von Brückenjochen aus dem 2. oder 3. Jahrhundert. Die Brücke verband die Hauptstrasse Vindonissa–Aventicum (Windisch–Avenches) mit einer Nebenstrasse über die Salhöhe in Richtung Augusta Raurica (Augst).[2]
Etwas weiter flussabwärts entstand im Mittelalter der erste Übergang am heutigen Standort. Seine erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1331 im Urbar des Klosters Einsiedeln. Eine weitere Urkunde vom 1. April 1334 erwähnt eine schwere Beschädigung des Widerlagers durch Hochwasser. Diese Brücke wurde zwischen 1407 und 1415 ersetzt. Sie bestand aus einem längeren überdachten Teil vom Stadttor zu einer Flussinsel im Scheibenschachen und aus einem kürzeren Teil von der Insel zum nördlichen Ufer. Wiederholt verursachten Hochwasser schwere Schäden. Die umliegenden Dörfer mussten unentgeltlich Baumaterial liefern, waren aber vom Brückenzoll befreit. Eine gewisse Zollfreiheit genossen auch zwei Dutzend Dörfer nördlich der Aare, die dafür Getreide und Brot in die Stadt liefern mussten. Im 18. Jahrhundert verschob sich der Lauf der Aare etwas nach Norden, so dass die vier südlichsten Joche im Trockenen standen.[3]
Bei einer Überschwemmung Mitte September 1831 brach die Holzbrücke zusammen. Aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten und inkompetenten Bauleitern nahm der Neubau über sieben Jahre in Anspruch und war erst im Oktober 1838 vollendet. Während dieser Zeit musste der Verkehr durch Fähren abgewickelt werden. Im Juli 1843 brach die neue Brücke bei einem erneuten Hochwasser ebenfalls zusammen. Die Diskussionen über den Wiederaufbau zogen sich über vier Jahre lang hin; während dieser Zeit musste erneut ein Fährbetrieb in die Bresche springen. Schliesslich entschied sich die Gemeindeversammlung 1848 für den Bau einer modernen Brücke.[4]
Sie entstand unter der Leitung von Ingenieur Jean Gaspard Dollfuss aus Mülhausen. Sie wurde am 28. Dezember 1850 für den Verkehr freigegeben und am 6. Januar 1851 offiziell eingeweiht. Das als Kettenbrücke bezeichnete Bauwerk war eine Hängebrücke aus stählernen Gliederketten mit einer Spannweite von 96 Metern. Jeweils zwei Ketten auf jeder Seite waren übereinander angeordnet und durch Zwischenstäbe versteift. Die Kettenelemente bestanden aus Flacheisengliedern und waren über Laschen an die Zwischenstäbe und Hängestangen montiert. An beiden Enden befanden sich klassizistische Doppeltorbauten aus Muschelkalk-Quadern, worin die Aufhängungen der Ketten und die Verankerungen eingegossen waren. Die hölzernen Querbalken der Fahrbahn ersetzte man 1876 durch eiserne, die hölzernen Geländer 1888.[5]
Zwar genügte die Kettenbrücke zunächst den Anforderungen, doch mit der Zeit erwies sie sich beim Unterhalt als zu aufwändig und es mussten Gewichtsbeschränkungen erlassen werden. Beispielsweise durften die Postautos nicht mit mehr als 55 Fahrgästen rüberfahren und die Soldaten der nahen Kaserne durften sie nicht im Laufschritt passieren. Mehrere Gutachten des ETH-Professors Mirko Roš stellten die Tragfähigkeit in Frage. Schliesslich wurde sie 1948/49 durch eine Betonbrücke ersetzt. Den bisherigen Namen behielt man bei.[1] Am Südende der Brücke sind einige Kettenglieder der ursprünglichen Kettenbrücke ausgestellt, zusammen mit einer Infotafel zur Geschichte der Brücke.
Zukunft
Die Kettenbrücke soll in naher Zukunft einer neuen Brücke weichen. Das Baudepartement des Kantons Aargau führte 2010 zu diesem Zweck ein Ausschreibungsverfahren durch. Das Siegerprojekt Pont Neuf (deutsch «Neue Brücke») sieht den Abbruch der bestehenden Brücke bis auf die zwei Pfeiler vor. Der Neubau aus Beton wird die Formensprache früherer Steinbrücken aufgreifen.[6]
Literatur
- Alfred Lüthi, Georg Boner, Margareta Edlin, Martin Pestalozzi: Geschichte der Stadt Aarau. Verlag Sauerländer, Aarau 1978, ISBN 3-7941-1445-0.
- Othmar Birkner; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Inventar der neueren Schweizer Architektur (INSA). Band 1: Aarau, Altdorf, Appenzell, Baden. Orell Füssli, Zürich 1984, ISBN 3-280-01509-X.
Weblinks
Commons: Kettenbrücke Aarau – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b Lüthi et al.: Geschichte der Stadt Aarau. S. 678.
- ↑ Lüthi et al.: Geschichte der Stadt Aarau. S. 35−37.
- ↑ Lüthi et al.: Geschichte der Stadt Aarau. S. 231−236.
- ↑ Lüthi et al.: Geschichte der Stadt Aarau. S. 467−471.
- ↑ Othmar Birkner: INSA. S. 122.
- ↑ Neubau Aarebrücke Aarau. Baudepartement des Kantons Aargau, Abteilung Tiefbau, 29. Juni 2011, abgerufen am 27. Juli 2011.
47.395418.04205Kategorien:- Strassenbrücke in der Schweiz
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