- Küttigen
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Küttigen Basisdaten Staat: Schweiz Kanton: Aargau Bezirk: Aarau Gemeindenummer: 4008 Postleitzahl: 5024 Koordinaten: (646138 / 251941)47.416668.050011408Koordinaten: 47° 25′ 0″ N, 8° 3′ 0″ O; CH1903: (646138 / 251941) Höhe: 408 m ü. M. Fläche: 11.89 km² Einwohner: 5618 (31. Dezember 2010)[1] Website: www.kuettigen.ch Karte Küttigen (schweizerdeutsch: ˈχʏ.tɪ.ɡə)[2] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Aarau im Schweizer Kanton Aargau. Das Dorf liegt nördlich des Kantonshauptortes Aarau in einem Seitental der Aare.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die nördliche Gemeindegrenze erstreckt sich dem Hauptkamm des Faltenjuras entlang, zwischen der Wasserflue (866 m ü. M., zweithöchste Erhebung des Aargaus) im Nordwesten und dem Küttiger Homberg (776 m ü. M.) im Nordosten. Hauptabfluss des Gemeindegebietes ist der Aabach, der unterhalb des 674 Meter hohen Passübergangs Benkerjochs entspringt. Er durchbricht nach rund einem Kilometer die Benkerklus, eine Klus zwischen der Egg (776 m ü. M.) im Westen und dem Acheberg (709 m ü. M.). Nach drei weiteren Kilometern mündet er bei der Zurlindeninsel in die Aare. Ein weiterer Passübergang ins Fricktal ist die 621 Meter hohe Staffelegg. In der Nähe entspringt der Horenbach, der nach rund einem Kilometer die Asperchlus zwischen dem Acheberg im Westen und dem Küttiger Homberg im Osten durchbricht und schliesslich unweit der Aare in den Aabach mündet.[3]
Die Gemeinde besteht aus zwei Ortsteilen. Im mittleren Aabachtal liegt die Hauptsiedlung Küttigen. Daran schliesst sich im Südwesten des Gemeindegebiets Rombach an, das zwischen dem Buechwald (498 m ü. M.) und dem Westufer des Aabachs liegt. Etwas versetzt im Horenbachtal befinden sich die Ortsteile Horen und Kirchberg. Alle vier Ortsteile sind locker zusammengewachsen, während Rombach nahtlos in die Bebauung von Aarau übergeht.[3]
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 1189 Hektaren, davon sind 591 Hektaren mit Wald bedeckt und 190 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt liegt auf 866 Metern auf dem Grat der Wasserflue, der tiefste auf 360 Metern an der Aare.
Nachbargemeinden sind Oberhof im Nordwesten, Densbüren im Norden, Thalheim im Nordosten, Biberstein im Osten, Aarau im Süden und Erlinsbach AG im Westen.
Geschichte
Funde weisen auf eine Besiedlung bereits während der Jungsteinzeit und der Bronzezeit hin. Bei Grabungen am Südhang des Kirchbergs kamen im Jahr 1906 Überreste eines römischen Gutshofs zum Vorschein. Verschiedene Ziegelstempel und Terra Sigillata-Gefässe sowie eine Münze des Kaisers Claudius Gothicus weisen darauf hin, dass das Gebäude von der zweiten Hälfte des 1. bis Ende des 3. Jahrhunderts bewohnt war.[4] Um 450 siedelten sich die Alamannen. Die erste urkundliche Erwähnung von Chutingen erfolgte im Jahr 1036, als Ulrich der Reiche, Graf von Lenzburg, grosszügige Schenkungen an das Stift Beromünster tätigte. Der Ortsname stammt aus dem althochdeutschen Kuttingun und bedeutet «bei den Leuten des Kutto».[2]
1277 errichteten die Herren von Kienberg oberhalb der Benkerklus auf dem Egg-Grat die Burg Königstein, von der nur wenige Überreste erhalten geblieben sind. Von der Burg aus verwalteten sie ihre kleine Vogtei, die neben Küttigen auch Erlinsbach umfasste. Von 1335 bis 1535 war das Dorf im Besitz des Johanniterordens, bis die Ordensbrüder von der Stadt Bern zum Verkauf gezwungen wurden. Küttigen war nun ein Teil des unter der Bezeichnung Berner Aargau bekannten Untertanengebiets. 1528 führten die Berner die Reformation ein. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde an den Berghängen Gips und Alabaster abgebaut.
Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Küttigen gehört seither zum Kanton Aargau. 1804 baute der neue Kanton die Strasse über die Staffelegg. Die Industrie hielt 1822 mit der Errichtung einer Papiermühle Einzug. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verfestigte sich die wirtschaftliche Ausrichtung nach Aarau und Küttigen entwickelte sich zu einer begehrten Wohnlage. Seit 1950 ist die Einwohnerzahl um mehr als das Zweifache angestiegen.
Während des Zweiten Weltkrieges befestigte die Armee die Benkerchlus mit zwei Bunkern, einen bei der Brücke der Benkenstrasse, den anderen hinter der «Schlammlawine». Zudem wurden mehrere Panzersperren errichtet, wobei eine davon von der «Schlammlawine» verschüttet wurde. Die mobilen Panzersperren (Pfähle, die in abgedeckte Vertiefungen in der Strasse gesteckt werden konnten) wurden bei einer Sanierung der Strasse in den 1990er Jahren weggeräumt.
Naturereignisse
In der Nacht vom 23. auf den 24. Februar 1999 löste sich ein ungefähr 100 Meter langes Stück des Nordhanges des Brunnebergs und ging als Murgang nieder.[5] Auf einer Länge von rund einem Kilometer und einer Breite von bis zu 80 Metern wurde die Landschaft unter Schlamm begraben. Dabei wurden auch Teile eines historischen Weges zur Wasserflue zugedeckt. Kurzerhand musste der Fischbach, ein Zufluss des Aabachs, in eine Röhre gelegt und sein Lauf verschoben werden, sodass der sich annahende Opalinuston nicht in den Bach geraten und sich verflüssigen konnte. Der Murgang stoppte unmittelbar neben den Röhren des Bachs.
Sehenswürdigkeiten
- Die erste Erwähnung der Kirche Kirchberg erfolgte im Jahr 1036. Sie befindet sich rund einen Kilometer südöstlich des Dorfzentrums auf dem Kirchberg, einem Hügelsporn in der Nähe des Ufers der Aare. Der Kirchturm ist in romanischen Stil erbaut und stammt noch aus dem Hochmittelalter. Das Kirchenschiff und der Chor hingegen sind beide um 1500 im spätgotischen Stil entstanden. 1851 kam eine kleine Vorhalle hinzu und 1868 wurde der Kirchturm erhöht.[6] Hermann Burger wohnte einige Zeit lang im Pfarrhaus zu Kirchberg; einige Jahrzehnte zuvor war Paul Haller Pfarrer in Küttigen gewesen, aus dieser Zeit hatte er auch den Stoff zu seinem Mundartepos «s'Juramareili» gewonnen.
- Das «Türmlischuelhuus» im Dorfkern wurde 1938 erbaut, hat fünf Unterrichtszimmer und eine Turmuhr mit Glocke, die jeweils um 11 Uhr und 16 Uhr läutet. Dies rührt daher, dass früher die Arbeiter jeweils um 11 Uhr nach Hause gingen, um zu Mittag zu essen und um 16 Uhr Feierabend hatten.
- Die Ruine Horen, auf topografischen Karten als «Ruine Rosenberg» bezeichnet, befindet sich am nordwestlichen Ende des Kirchbergs auf einer Höhe von 451 Metern. Es ist weder bekannt, wie die Burg richtig hiess, noch die Erbauer oder das Baujahr. Archäologische Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Ruine im 12. Jahrhundert besiedelt war.
- Die Ruine Königstein stammt von einer Burg, die von den Habsburgern erbaut wurde. Sie befindet sich auf 610 Metern im Nordosten des Brunnenberges.
- Die Schällebrugg ist eine alte, von Gefangenen erbaute Steinbrücke. Der Name zeugt davon, dass deren Ketten beim Bauen gerasselt hatten. Ende der 1990er Jahre wurde die Brücke geteert, da sie als Zufahrt zu einer Baustelle diente. Sie befindet sich in der Verlängerung der neuen Staffeleggstrasse beim Gibel. Paul Haller erwähnt die Brücke in seinem Gedicht «De Nussbaum a dr Schällebrugg.»[7]
- Das alte Zollhaus, das zu Zeiten des Grenzübergangs zu Österreich auf dem Benkerjoch als Grenzübertrittsstelle der Schweiz in Betrieb war, befindet sich an der Benkenstrasse 1.
- Die alte Mühle hinter dem Restaurant Linde wird zur Zeit von Freiwilligen restauriert, da ihr Mühlrad in einem sehr schitteren Zustand ist.
- Das alte Schulhaus, das an der Verzweigung der Hauptstrasse in die Benkenstrasse und die Staffeleggstrasse steht, diente früher als Gemeindeversammlungslokal, und danach als Schulhaus.
- Die hölzerne Trotte steht in einem offenen Unterstand beim Küttiger Weinbauer Wehrli an der Abzweigung der Brandacker- von der Benkenstrasse. Früher stand sie im Haus an der Einmündung der Goldackerstrasse in die Benkenstrasse, welches daher auch "alte Trotte" genannt wird.
- Die Papirmüli, das letzte Haus an der Benkenstrasse in Richtung Oberhof, wurde im 19. Jahrhundert erbaut um darin Papier aus Lumpen herzustellen. Vom nahegelegenen Fischbach wurde von der Brücke der Benkenstrasse her ein Druckstollen erstellt, der dann über die Benkenstrasse in die Mühle hinein führte. Dieser ist heute noch recht gut erhalten. Das Abwasser der Mühle wurde dann über einen weiteren Stollen in den Bach zurückgeleitet. Auch dieser ist noch in grossen Teilen erhalten, jedoch vergittert, da der Ausgang auf dem Areal der Lampenfirma Waldmann liegt. Das Haus dient heute als Wohn- und Atelierhaus.
Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «Schräg geteilt von Schwarz mit weissem Schräglinksbalken und von Gelb.» Das ab 1872 verwendete Wappen zeigte eine gelbe Quitte (schweizerdeutsch: Chüttene) mit grünen Blättern auf weissem Grund. Dabei handelte es sich jedoch um eine Fehldeutung des Ortsnamens, weshalb 1948 das historische Wappen der Herren von Kienberg als Gemeindewappen eingeführt wurde. Die solothurnische Gemeinde Kienberg führt das genau gleiche Wappen.[8]
Das alte Wappen ist noch im Karl-Moser-Haus der Alten Kantonsschule in Aarau im dritten Stock als Fensterbild zu sehen.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung:[9]
Jahr 1764 1803 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000 Einwohner 682 1078 1847 2018 2053 2508 3457 4181 4356 4781 5025 Am 31. Dezember 2010 lebten 5618 Menschen in Küttigen, der Ausländeranteil betrug 15,1 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 54,2 % reformiert, 24,1 % römisch-katholisch, 1,6 % christlich-orthodox und 5,1 % muslimisch; 1,1 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 89,4 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 2,6 % Italienisch, 2,1 % Albanisch, 1,5 % Serbokroatisch, 0,8 % Französisch, 0,7 % Türkisch.[10]
Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Aarau zuständig. Küttigen gehört zum Friedensrichterkreis Kirchberg, der die Gemeinden Biberstein, Densbüren, Erlinsbach und Küttigen umfasst.
Wirtschaft
In Küttigen gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 1050 Arbeitsplätze, davon 9 % in der Landwirtschaft, 26 % in der Industrie und 65 % im Dienstleistungssektor.[11] Auf einer Fläche von vier Hektaren wird Weinbau betrieben. Das wirtschaftliche Geschehen richtet sich ganz nach Aarau aus, die meisten Erwerbstätigen pendeln in die benachbarte Kantonshauptstadt. Küttigen ist damit eine typische Wohngemeinde am Rande einer mittelgrossen Agglomeration.
Verkehr
Durch Küttigen verläuft die Hauptstrasse 24. Die Gemeinde wird vom Bahnhof Aarau aus durch drei Buslinien erschlossen, eine Stadtbuslinie des Busbetriebs Aarau sowie zwei Postautolinien über das Benkerjoch und die Staffelegg nach Frick. Im Juli 2004 begann nach jahrelangen Planungen, die durch zahlreiche Einsprachen geprägt waren, der Bau einer Umfahrungsstrasse. Sie wird von Rohr aus über eine neue Aarebrücke und teilweise unterirdisch durch das Horenbachtal zur Staffelegg-Passstrasse führen.[12]
Bildung
Küttigen besitzt vier Kindergärten sowie zwei Schulhäuser, in denen die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule untergebracht sind. Die nächstgelegene Bezirksschule befindet sich in Aarau, ebenso die Kantonsschule (Gymnasium). Seit 1979 befindet ist Küttigen Standort der kantonalen Sprachheilschule.
Spezialitäten
Der Anbau der Küttiger Rüebli, einer Karottenart, wird seit jeher in Küttigen von den Bäuerinnen gepflegt. Die Karotten haben eine weisse, konische Wurzel und einen intensiven, herben Geschmack.
Persönlichkeiten
- Karl Blattner (1805-1883), Ständerat und Regierungsrat
- Adolf Frey (1855–1920), Schriftsteller und Literaturhistoriker
- Edmund Landolt (1846–1926), Ophthalmologe
Literatur
- Alfred Lüthi: Küttigen, Geschichte einer Vorortsgemeinde. Trüb-Sauerländer, Buchs 1991.
Weblinks
Commons: Küttigen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
- ↑ a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 238–239.
- ↑ a b Landeskarte der Schweiz, Blatt 1089, Swisstopo
- ↑ Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S. 178.
- ↑ Mehr Wissen über Hochwassergefahren. Abteilung für Umwelt des Kantons Aargau, August 2002, abgerufen am 8. Januar 2010 (PDF).
- ↑ Michael Stettler; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Band I: Die Bezirke Aarau, Kulm, Zofingen, Birkhäuser Verlag, Basel 1948, S. 162–165.
- ↑
Wikisource: de:De Nussbaum a dr Schällebrugg – Quellen und Volltexte
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 196.
- ↑ Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Aarau, Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Neue Staffeleggstrasse. Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, abgerufen am 31. Dezember 2009.
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