Kiefernöl

Kiefernöl

Wikipedia:Redaktion Chemie/ausgeblendete Strukturformel

Allgemeines
Name Terpentin
Andere Namen

Balsamterpentin

Summenformel Stoffgemisch
CAS-Nummer 9005-90-7
Kurzbeschreibung farblose bis gelbliche, meist cremige, Flüssigkeit
Eigenschaften
Molare Masse Stoffgemisch
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

0,86 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

−55 °C[1]

Siedepunkt

154–170 °C[1]

Dampfdruck

5,35 hPa[1] (20 °C)

Löslichkeit

schlecht in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung aus RL 67/548/EWG, Anh. I [2]
Gesundheitsschädlich Umweltgefährlich
Gesundheits-
schädlich
Umwelt-
gefährlich
(Xn) (N)
R- und S-Sätze R: 10-20/21/22-36/38-43-51/53-65
S: (2)-36/37-46-61-62
MAK

560 mg·m−3[1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Terpentin (Balsamöl, Kiefernöl) nennt man die frischen, durch Lufteinwirkung noch nicht veränderten Harzausflüsse verschiedener Koniferen, besonders Kiefern (Pinus), die als Gemische von Harz und ätherischen Ölen zu den Balsamen gehören und erst beim Eintrocknen unter Verlust der flüchtigen Stoffe in Harz übergehen. Terpentin ist eine farblose bis gelbliche, meist cremige Flüssigkeit, deren Hauptbestandteile Harzsäuren sind; als flüchtige Bestandteile findet sich hauptsächlich 2-Pinen, daneben 2(10)-Pinen, 3-Caren und andere monocyclische Monoterpene in je nach Provenienz sehr unterschiedlichen Anteilen[3]. Terpentin ist gesundheitsschädlich und umweltgefährdend. Die CAS-Nummer für das Gemisch lautet 8006-64-2.

Terpentinöl (Terpentinspiritus) wird durch Destillation aus Terpentin gewonnen. Es ist ein sehr flüchtiges, öl- und harzlösendes Mittel. Die CAS-Nummer hierfür lautet 8006-64-2.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften

In Wasser ist die Flüssigkeit unlöslich, kann jedoch in Öl, Alkohol und Salmiakgeist gelöst werden. Das Gemisch erstarrt bei ungefähr −50 °C und siedet zwischen 154 und 170 °C. Die Dichte beträgt 0,86 g/cm3. Der Dampfdruck beträgt bei 20 °C 5 hPa. Die Gefahren des Gemisches sind stark vom Gehalt an Pinen und 3-Caren abhängig.

Gewinnung

Zur Gewinnung der zwischen Holz und Rinde oder in besonderen Hohlräumen gebildeten Ausscheidungen wird entweder die Rinde senkrecht rinnenartig eingeschnitten und am unterem Ende der Einschnitte die Masse in besonderen Vertiefungen oder untergestellten Gefäßen aufgefangen, oder man bohrt die Stämme an und lässt aus den mit Pfropfen verschlossenen Löchern von Zeit zu Zeit den Balsam ausfließen. Das Anhauen oder Anbohren der Bäume erfolgt im Frühjahr, das Ausfließen dauert bis in den Herbst und ist bei Bäumen mit dicker Rinde, die der Sonne ausgesetzt sind, am reichlichsten (siehe auch: Pecherei).

Reinigung

Die gesammelte, oft durch Erde, Sand, Nadeln und Rindenstückchen verunreinigte Masse wird durch Schmelzen bei niedriger Temperatur verflüssigt, durch grobe Tücher oder eine Strohschicht geseiht und danach in Fässer gefüllt. In den Vereinigten Staaten setzt man sie einfach in Fässern mit durchlöchertem Boden der Sonnenwärme aus, worauf das reine Terpentin von selbst abtropft. Auch in Frankreich wird Terpentin auf diese Weise gereinigt. Die dickflüssige Sorte heißt Pâte de térébenthine au soleil, die dünnflüssige à la chaudière.

Arten

Die Terpentine sind honigdicke, sehr zähflüssige, je nach der Herkunft klare oder trübe, aromatisch riechende und schmeckende Massen, die, obschon im Allgemeinen von gleicher Zusammensetzung, in Konsistenz, Färbung, Geruch und Ölgehalt doch Abweichungen zeigen. Nach den Ursprungsländern werden sie in folgende Handelssorten unterschieden, wobei die hochwertigen auch „Edelterpentine“ genannt werden:

  • Das gewöhnliche, gemeine oder deutsche Terpentin (lat. Terebinthina communis), hauptsächlich aus der Schwarzkiefer Pinus nigra, seltener von der Weiß- („Straßburger Terpentin“) und Rottanne gewonnen, ist von zäher, etwas körniger Konsistenz, gelblichweiß gefärbt und trübe sowie von stark harzigem Geruch und bitterlich würzigem Geschmack. Österreichisches Terpentin (lat. Terebinthina austriaca) stammt auch von der Schwarzkiefer, die besonders im Wienerwald verbreitet ist, und aus Niederösterreich in sogenannten Lägeln, kleinen ovalen Fässern, versandt wird. Französisches Terpentin nennt man besonders die Abscheidung der Seekiefer (Pinus pinaster), die in verschiedenen Gegenden Südfrankreichs Wälder bildet. Es ist dünnflüssiger und feiner und von angenehmem Geruch. Das amerikanische Terpentin des Pinus palustris unterscheidet sich vom gewöhnlichen nicht wesentlich und fällt daher in dieselbe Gruppe.
  • Die beste Sorte des Terpentins ist das venezianische oder Lärchen-Terpentin (lat. Terebinthina veneta), das hauptsächlich in Tirol, Kärnten, Steiermark und weiter östlich bis nach Ungarn von der Europäischen Lärche, Larix decidua, gewonnen wird. Doch gibt es auch in der Provence Lärchenwälder, die echtes venezianisches Terpentin liefern. Die dickflüssige, klebrige, ziemlich durchsichtige Masse ist nur schwach gelblich gefärbt, stark fadenziehend und langsam trocknend. Es hat einen harzig-würzigen, etwas zitronenartigen Geruch. Aus Lärchenzapfen ausgekochtes Terpentin ist minderwertig. Sein zurückbleibendes Harz ist splittrig und wird durch atmosphärische Einflüsse angegriffen.
  • Nordamerika erzeugt die feinste aller Terpentinarten, das kanadische Terpentin, bekannt unter dem Namen Kanadabalsam.
  • Die sonst noch vorkommenden Terpentine, wie ungarisches und zyprisches Terpentin von der Pistacia terebinthina, haben wenig Bedeutung. Italienisches Terpentin (lat. Terebinthina italica) stammt aus denselben Gegenden wie das venezianische, ist aber dunkler an Farbe.

Verwendung

Terpentin dient hauptsächlich dazu, Harze weicher und geschmeidiger zu machen, und wird daher als Zusatz für Siegellacke, Harzfirnisse, Lacke, Kitte und Ätzgründe verwendet. Zur Herstellung von Lack kann nur die wasserfreie Venezianer Sorte benutzt werden, da sonst trübe Lacke entstehen. Sie verbrennt im Gegensatz zum gewöhnlichen wasserhaltigen Terpentin ohne prasselndes Geräusch. Weiter wird Terpentin häufig als Zusatz zu Salben, Pflastern und Hufkitt sowie in der Medizin verwandt. Außerdem bildet es den Rohstoff zur Herstellung von Terpentinöl, Kolophonium und Isopren. Weiterhin wird es als wichtiges Binde- und Verdünnungsmittel in der Ölmalerei verwendet. Früher wurden Marmorwaschtische, Bodenbeläge usw. mit einer Mischung aus Bienenwachs und Terpentin eingepflegt. In der Restaurierung wird dieses Verfahren immer noch genutzt.

Siehe auch

Quellen

  1. a b c d e f Sicherheitsdatenblatt (carl roth)
  2. Eintrag zu CAS-Nr. 8006-64-2 im European chemical Substances Information System ESIS
  3. Römpp CD 2006

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