- Kieler Schloß
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Das Kieler Schloss in Kiel in Schleswig-Holstein war eine der Nebenresidenzen der Gottorfer Herzöge. Das Schloss konnte eine abwechslungsreiche Baugeschichte vorweisen und wurde in der jüngeren Kunstgeschichte als einer der bedeutendsten Profanbauten Schleswig-Holstein bezeichnet. Das Schloss brannte während des Zweiten Weltkrieges aus, die Ruine wurde anschließend größtenteils abgetragen und durch einen Neubau ersetzt.
Inhaltsverzeichnis
Das alte Schloss
Geschichtlicher Überblick
Vom Mittelalter in die Neuzeit
Das Kieler Schloss hatte seinen Ursprung in einer Burg des Mittelalters, die vermutlich bereits 1242 zur Zeit der Gründung Kiels errichtet wurde und die Siedlung an einer schmalen Landzunge zwischen Kieler Förde und Kleinem Kiel schützen sollte. Bauherr war der Stadtgründer Adolf von Schauenburg.
Im 15. Jahrhundert kam das Schloss durch die Auswirkungen des Vertrags von Ribe in den Besitz des dänischen Königs Friedrich I., der an der mittelalterliche Burg einige moderne Erweiterungen vornehmen ließ und sie so zu einem Schloss erweiterte. Sein Sohn Adolf begründete als Adolf I. das Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf, dem die Stadt Kiel samt Schloss zugeschlagen wurden. Unter Herzog Adolf wurden im Land zahlreiche neue Schlösser errichtet. Wie auch in Reinbek, Husum und Tönning wurde in Kiel ein Neubau errichtet, der das alte Schloss um einen großen Renaissancebau erweiterte.
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
Das Schloss war zu dieser Zeit eine Nebenresidenz, Hauptsitz und Regierungszentrum des Herzogtums war das Schloss Gottorf. Das Kieler Schloss diente der herzoglichen Witwe Christine von Hessen bis 1604, ebenso wie anschließend Sophie von Mecklenburg bis 1631 als Witwensitz. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss mehrmals besetzt und die Ausstattung dabei zum Teil geplündert. 1665 wurde im Schloss die Gründungsfeier zur Stiftung der Christiana-Albertina, der Kieler Universität, begangen. Der alte Schlossflügel Friedrichs I. stürzte 1685 aufgrund von Baufälligkeit teilweise ein, worauf das Schloss erneut umgebaut und erweitert wurde.
Nach dem Ende des Großen Nordischen Krieges wurden Schleswig und Holstein aufgeteilt. Das Herzogtum Schleswig wurde von da an in Personalunion durch den dänischen König regiert. Aus diesem Grund wurde die Stammresidenz der Gottorfer, das Schloss Gottorf aufgegeben, und das Kieler Schloss wurde kurzzeitig Hauptresidenz des jetzt nur noch über Holstein regierenden Gottorfer Herzogs Karl Friedrich. Das Schloss war der Geburtsort seines Sohnes Karl Peter Ulrich, dem nachfolgenden Herzog und späteren russischen Zaren Peter III. Nach Peters Tod übernahm Katharina die Große die Regierungsgeschäfte, unter ihr wurde der Renaissancebau des Schlosses zu einem großen, barocken Palais umgestaltet. Sie entsagte ihren Ansprüchen in Schleswig-Holstein am 16. November 1773 im Vertrag von Zarskoje Selo. Das Herzogtum Holstein ging nun für die nächsten 89 Jahre ebenfalls an den dänischen König, der feierliche Übergabeakt wurde im Kieler Schloss abgehalten.
Vom 19. bis zum 20. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert diente das Schloss unterschiedlichen Zwecken. Es stand zeitweise der Universität zur Verfügung und war von 1848 bis 1851 Sitz der Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung. Während des Deutsch-Dänischen Krieges diente es als Lazarett und militärisches Hauptquartier. In der Preußischen Zeit bekam das Schloss wieder einen bedeutenden Bewohner, von 1888 bis 1918 diente es als Wohnsitz des Prinzen Heinrich von Preußen. Der Prinz diente als Großadmiral in der Kaiserlichen Marine, während Kiel zum bedeutendsten Marinehafen des Kaiserreichs aufstieg.
Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das Schloss seine Bedeutung, Prinz Heinrich zog sich auf sein Gut Hemmelmark zurück, das Schloss wurde Verwaltungssitz und nahm die Landesbibliothek auf. In den 1930er Jahren wurde geplant, das Gebäude zu einem Haus der Landeskultur zu machen, die Bombennächte des Zweiten Weltkrieges beendeten dieses Vorhaben jedoch. Das Schloss erlitt starke Zerstörungen und brannte nach einem Angriff am 4. Januar 1944 bis auf die Grundmauern aus. Dabei wurde auch die wertvolle Möbelsammlung vernichtet, die zum Teil aus anderen holsteinischen Schlössern wie dem in Plön stammte. In der Nachkriegszeit wurden die Reste des Schlosses abgetragen und bis auf den Rantzauflügel und Teile eines Turmes durch einen modernen Neubau ersetzt.
Architektur des alten Schlosses
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ließ Adolf IV. von Schauenburg und Holstein eine Burg in der Holstenstadt tom Kyle - dem späteren Kiel - erbauen, die sich zeitgleich mit dem Ort entwickelte. Über die Gestalt dieser ersten Burg, die 1502 nieder gerissen wurde, gibt es kaum Überlieferungen. An der Stelle der Festung errichtete Friedrich I. bis 1512 einen Neubau, der als "Neues Haus" bezeichnet wurde und den Adolf I. knapp fünfzig Jahre später beträchtlich erweiterte.
Das Schloss wurde von 1558 bis 1568 zu einem aufwendigen Renaissancesitz ausgebaut, dem "Neuen Haus" wurde nun ein Bau von der Form eines großen Quader entgegen gestellt. Das Gebäude besaß vier nebeneinander liegende Einzeldächer und entsprach damit dem in der holsteinischen Schloss- und Gutsarchitektur häufig anzutreffenden Mehrfachhaus, wie man es z. B. auch heute noch in den Schlössern Ahrensburg und Glücksburg vorfindet. Der Quader war mit einem Kranz von zwölf Ziergiebeln umgeben, je vier auf den Stirnseiten der Dächer und je zwei auf den Schmalseiten des Baus. Zwei schlanke Treppentürme schmückten die Hofseite, ein weiterer Gebäudetrakt verband die beiden Schlossteile. Im Inneren fanden zahlreiche gewölbte Säle und Kabinette sowie die prächtig ausgestattete Schlosskapelle ihren Platz. Nach Beendigung der Bauarbeiten hatten die gesamten Schlossgebäude einen dreiflügeligen, c-förmigen Grundriss, der auch am heutigen Nachkriegsbau noch nachempfunden werden kann. 1685 stürzte der ältere, unter Friedrich I. erbaute Flügel ein und wurde von 1695 bis 1697 im Auftrage Friederike Amalies, der Frau Herzog Christian Albrechts, durch einen Neubau, den sogenannten Rantzauflügel, ersetzt. Baumeister war hierbei Domenico Pelli. Der Rantzauflügel ist, abgesehen von Resten eines Turmes, das letzte Überbleibsel des alten Kieler Schlosses.
Mitte des 18. Jahrhunderts befand sich das Schloss in einem schlechten baulichen Zustand und wurde auf Veranlassung Katharina II., die nicht nur Zarin von Russland, sondern auch Herzogin von Schleswig-Holstein-Gottorf war, durch den Baumeister Rudolph Matthias Dallin umgebaut. Die geschmückten Renaissancegiebel samt der Einzeldächer wurden entfernt und stattdessen 1763 durch Ernst Georg Sonnin ein mächtiges Mansarddach auf das Hauptgebäude gesetzt, dessen optische Wirkung dadurch vollständig verändert wurde. Auch an den Innenräumen nahm Sonnin diverse Veränderungen vor. Am südwestlichen Turm wurde die Haube entfernt und stattdessen eine Plattform angelegt, die als Sternwarte dienen sollte. 1838 vernichtete ein Brand weite Teile des Gebäudes und der Schlosskapelle. Die Neuaustattung der Innenräume erfolge daraufhin in bescheideneren Formen. Weitere Umbauten fanden für Prinz Heinrich statt.
Der moderne Neubau
Nach dem Krieg wurden für das schwer zerstörte Kiel und auch das Schloss verschiedene Konzepte entwickelt. Anfänglich war geplant, weite Bereiche der erhaltenen Mauern in den Neubau einzubeziehen, der, den Vorkriegsplänen folgend, ein Kulturzentrum beherbergen sollte. Letztlich wurden die alten Teile jedoch mit Ausnahme des Rantzauflügels abgetragen. Von 1961 bis 1963 wurde durch die Architekten Sprotte und Never ein neuer Kubus aus Backstein errichtet, der zwar die Dimensionen des Vorgängerbaus imitiert, sonst aber keine Ähnlichkeit mit dem Schloss hat. Der Bau steht auf dem erhaltenen Fundament des ehemaligen Hauptgebäudes, des Ostflügels. Anstelle des vernichteten südlichen Verbindungstrakts zum sog. Rantzaubau (Westflügel) entstand ein aufgestelzter Flachbau (Historische Landeshalle). Das Kulturzentrum "Kieler Schloss" sollte von nun an unter anderem einen Konzertsaal, das Landesarchiv (kam nach Schleswig) und die Landesbibliothek aufnehmen. Auch der NDR fand hier Platz für eines seiner Regionalstudios.
Das Kulturzentrum wurde 2003 privatisiert, die Landesbibliothek zog in den weiter südlich gelegenen Sartori-Speicher um. Jährlich finden hier um die 300 verschiedenen Veranstaltungen mit bis zu 200.000 Besuchern statt. Allerdings ist seit einigen Jahren auch ein Abriss des architektonisch anspruchslosen Baus und Ersetzung durch ein Hotel im Gespräch.
Literatur
- Deert Lafrenz: Das Kieler Schloß. Christians, 1987, ISBN 3767210274
Siehe auch
Weblinks
- Veranstaltungszentrum Kieler Schloss
- Informationen über das Kieler Schloss mit historischen Abbildungen
54.3242510.14341Koordinaten: 54° 19′ 27″ N, 10° 8′ 36″ O
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