Albert Wilhelm Heinrich von Preußen

Albert Wilhelm Heinrich von Preußen
Prinz Heinrich von Preußen als Großadmiral


Albert Wilhelm Heinrich Prinz von Preußen (* 14. August 1862 in Potsdam; † 20. April 1929 in Hemmelmark, Schleswig-Holstein) war Großadmiral der Kaiserlichen Marine und Bruder Kaiser Wilhelms II.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Prinz Heinrich mit seiner Gattin Irene

Albert Wilhelm Heinrich von Preußen war der Sohn des späteren Kaisers Friedrich III. und Enkel Kaiser Wilhelms I. Seine Mutter, Kaiserin Victoria, war eine Tochter der britischen Queen Victoria. Prinz Heinrich war der jüngere Bruder Kaiser Wilhelms II. und seit 24. Mai 1888 mit seiner Cousine Prinzessin Irene von Hessen-Darmstadt verheiratet. Irene war eine Schwester der russischen Zarin Alexandra und genauso wie diese Überträgerin der Bluterkrankheit (Hämophilie). Zu ihrer Hochzeit bekamen sie von der Stadt Kiel den Kiliabrunnen geschenkt, dessen Figur wieder in Kiel seit 1977 aufgestellt worden ist, nachdem Prinz Heinrichs Enkeltochter Barbara sie der Stadt zurückgegeben hatte.

Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor:

  • Waldemar Wilhelm Ludwig Friedrich (* 20. März 1889; † 2. Mai 1945)
  • August Wilhelm Viktor Karl Heinrich Sigismund (* 27. November 1896; † 14. November 1978)
  • Heinrich Viktor Ludwig Friedrich (* 9. Januar 1900; † 26. Februar 1904)

Von den drei Söhnen erbten zwei die Bluterkrankheit. Heinrich starb an deren Folgen im Alter von vier Jahren. Waldemar starb daran kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, als keine Blutkonserven vorhanden waren.

Marinelaufbahn

Nach Besuch des Gymnasiums in Kassel, das er 1877 mit der Mittleren Reife verließ, trat Prinz Heinrich 15-jährig in die Kaiserliche Marine ein und wurde zum Seeoffizier ausgebildet. Zur Ausbildung gehörte eine zweijährige Weltreise (1878 bis 1880), die Seeoffizierhauptprüfung 1. Oktober 1880 und später (1884 bis 1886) der Besuch der Marineakademie, die neben dem eigentlichen Dienst vor allem in den Wintermonaten zu absolvieren war.

Prinz Heinrich 1898 in Tsingtau

Im Rahmen der Weltreise besuchte Prinz Heinrich für ein Jahr lang Japan und hatte mehrere Audienzen beim japanischen Kaiser. In Suita bei Osaka kam es zu einem Jagdzwischenfall, als der inkognito reisende Heinrich verhaftet und für eine Nacht ins Präfekturgefängnis eingesperrt wurde. Von der Weltreise berichtet eine Schrift für die Jugend: Des Prinzen Heinrich von Preußen Weltumseglung.[1] Im historischen Archiv des japanischen Außenministeriums (Gaimushô Gaikô Shiryôkan) findet sich eine mehrbändige minutiöse Dokumentation des Besuchs von Prinz Heinrich.[2] Prinz Heinrich besuchte Japan noch zwei weitere Male, im Jahr 1900 und letztmals im Jahr 1912 zu den Beisetzungszeremonien des Kaisers Meiji.

Prinz Heinrich kommandierte mehrere Kriegsschiffe, darunter 1887 ein Torpedoboot und zugleich die 1. Torpedobootsdivision, 1888 die kaiserliche Yacht S.M.Y. Hohenzollern, 1889 bis 1896 den Kreuzer II. Klasse Irene, das Küstenpanzerschiff Beowulf und die Linienschiffe SMS Sachsen (1877) und SMS Wörth (1893).

Seit 1897 war Prinz Heinrich Führer mehrerer Schiffsverbände, darunter zunächst eines improvisierten Geschwaders, das sich zusammen mit dem Ostasiengeschwader an der Unterdrückung von Unruhen in der chinesischen Region Kiautschou beteiligte und dort den Hafen Tsingtau für das Deutsche Reich in Besitz nahm (1897). Prinz Heinrichs Erfolge waren eher diplomatischer als militärischer Art. So war er der erste europäische Prinz aus regierendem Hause, der je am chinesischen Kaiserhof empfangen wurde. 1899 wurde er offiziell Chef des Ostasiengeschwaders, später eines Linienschiffgeschwaders und 1903 Chef der Marinestation Ostsee. 1906 bis 1909 war Prinz Heinrich Chef der Hochseeflotte. 1909 wurde er zum Großadmiral befördert.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Prinz Heinrich zum Oberbefehlshaber der Ostsee ernannt. Obwohl die ihm zur Verfügung gestellten Mittel denen der Russischen Ostseeflotte weit unterlegen waren, gelang es ihm, die russischen Seestreitkräfte bis zur Revolution 1917 weitgehend in die Defensive zu drängen und sie an Angriffen auf die deutsche Küste zu hindern. Nach dem Ende der Kämpfe mit Russland entfiel seine Aufgabe und Prinz Heinrich zog sich faktisch aus der aktiven Marine zurück. Mit dem Ende des Krieges und der Abschaffung der Monarchie in Deutschland schied Prinz Heinrich aus der Marine aus.

Heinrich stellte sich offen gegen die Revolution von 1918, fürchtete aber um das Wohlergehen seiner Familie und floh mit dieser im eigenen Kraftfahrzeug selbst fahrend aus Kiel.

Persönlichkeit und Privatleben

Heinrich hatte mit seinem Bruder Wilhelm wenig gemein. Insbesondere fehlten ihm die Sprunghaftigkeit und das Geltungsbedürfnis des letzten Kaisers. Er war in Norddeutschland recht populär und wegen seines bescheidenen und offenen Wesens bei seinen Soldaten beliebt. Auf Auslandsreisen war er ein guter Diplomat, der anders als sein Bruder den richtigen Ton traf. So gelang es ihm auf zwei USA-Reisen, 1896 zur Schiffstaufe der Kaiser-Yacht Meteor und 1912, die Sympathie der kritischen amerikanischen Presse und die Herzen nicht nur der damals noch zahlreich bekennenden Deutsch-Amerikaner zu gewinnen.

Er hatte als Marineoffizier eine Aufgabe gefunden, die ihn vollkommen ausfüllte und die er liebte. Heinrich war durch und durch Praktiker und galt als hervorragender Seemann. Er erwarb einen der ersten Pilotenscheine in Deutschland. Segeln war eine seiner Lieblings-Aktivitäten, der er im Kaiserlichen Yacht Club Kiel als Vereins-Vizekommodore nachging, sowie Golf und Polo. 1909 stiftete er das „Deutschland-Schild“, einen Wanderpreis für die Fußballmeisterschaft der deutschen Hochseeflotte.[3] Auch moderner Technik war er sehr aufgeschlossen und konnte den praktischen Wert technischer Neuerungen schnell einschätzen. Frühzeitig drang er auf den Einsatz von U-Booten und Flugzeugen. In der Ostsee ließ er Dampfer zu Flugzeugmutterschiffen umbauen, um Russland mit Marinefliegerkräften anzugreifen.

Prinz Heinrich verehrte seinen Bruder, der diese Zuneigung nicht im gleichen Maße erwiderte. Sicherlich war Wilhelm intellektuell überlegen. Er hielt den jüngeren Bruder aus der Politik fern, obwohl dieser sein Stellvertreter war, solange der Kronprinz noch nicht volljährig war. Heinrich kam das entgegen, denn ihm lag weder die Politik noch die große Strategie. Er erkannte nicht, welche politische Wirkung die deutsche Flottenrüstung entfaltete, und wäre auch nicht in der Lage gewesen, seinen Bruder zu einer anderen Politik zu bewegen.

Während seiner Zeit in Kiel bewohnte er das Kieler Schloss, nach der Revolution lebte Heinrich mit seiner Familie auf Gut Hemmelmark bei Eckernförde. Er ging weiter dem Motor- und dem Segelsport nach und war noch im Alter ein sehr erfolgreicher Regattasegler. Ihm zu Ehren wurde die „Prinz-Heinrich-Fahrt“ veranstaltet. Immer noch bekannt und bei älteren Seglern beliebt ist die von ihm populär gemachte Prinz-Heinrich-Mütze, die auch der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt zu seiner Lieblingskopfbedeckung auserkoren hat.[4] Gleichzeitig widmete sich Heinrich privat dem Autorennsport, den er auch selber ausübte.

1899 wurde ihm die Ehrendoktorwürde (Dr.-Ing. h. c.) der Technischen Universität Berlin verliehen. Auch im Ausland erhielt er zahlreiche derartige Auszeichnungen einschließlich der Ehrendoktorwürde von Harvard 1912. 1905 hatte Prinz Heinrich das Patent (DRP 204.343) für eine von ihm erfundene handbetriebene Scheibenwischer-Einrichtung an „Motorfahrzeugen“ beantragt. Nach anderen Quellen soll er auch die Hupe erfunden haben.

Am 20. April 1929 starb Heinrich wie sein Vater, der auch ein starker Raucher war, an Kehlkopfkrebs und wurde auf seinem Gut Hemmelmark beerdigt.

Er war Mitglied des Corps Holsatia Kiel.

Ahnentafel

Großherzog Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt mit seinen Schwestern und Schwagern (von links) am 8. Oktober 1903: Zarin Alexandra Feodorowna und Zar Nikolaus ll. von Russland; Prinzessin Irene und Prinz Heinrich von Preußen; Großfürstin Jelisawjeta Fjodorowna und Großfürst Sergei Alexandrowitsch Romanow; Prinzessin Viktoria und Prinz Ludwig Alexander von Battenberg
Ahnentafel Wilhelm II. (Deutsches Reich)
Ururgroßeltern

König
Friedrich Wilhelm II. (Preußen) (1744–1797)
∞ 1769
Friederike von Hessen- Darmstadt (1751–1805)

Großherzog
Karl II. (Mecklenburg- Strelitz) (1741–1816)
∞ 1768
Friederike Caroline Luise von Hessen- Darmstadt (1752–1782)

Großherzog
Carl August (Sachsen- Weimar- Eisenach) (1757–1828)
∞ 1775
Luise von Hessen- Darmstadt (1757–1830)

Zar
Paul (Russland) (1754–1801)
∞ 1776
Sophia Dorothea Augusta Luisa von Württemberg (1759–1828)

Herzog
August (Sachsen- Gotha- Altenburg) (1772–1822)
∞ 1797
Luise Charlotte von Mecklenburg- Schwerin (1779–1801)

Herzog
Franz (Sachsen- Coburg- Saalfeld) (1750–1806)
∞ 1777
Auguste von Reuß-Ebersdorf (1757–1831)

König
Georg III. (Vereinigtes Königreich) (1738–1820)
∞ 1761
Sophie Charlotte von Mecklenburg- Strelitz (1744–1818)

Urgroßeltern

König Friedrich Wilhelm III. (Preußen) (1770–1840)
∞ 1793
Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776–1810)

Großherzog Carl Friedrich (Sachsen-Weimar- Eisenach) (1783–1853)
∞ 1804
Großfürstin Maria Pawlowna Romanowa (1786–1859)

Herzog Ernst I. (Sachsen-Coburg und Gotha) (1784–1844)
∞ 1817
Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg (1800–1831)

Eduard August, Herzog von Kent und Strathearn (1767–1820)
∞ 1818
Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1786–1861)

Großeltern

Kaiser Wilhelm I. (Deutsches Reich) (1797–1888)
∞ 1829
Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811–1890)

Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819–1861)
∞ 1840
Königin Victoria (Vereinigtes Königreich) (1819–1901)

Eltern

Kaiser Friedrich III. (Deutsches Reich) (1831–1888)
∞ 1858
Victoria von Großbritannien und Irland (1840–1901)

Prinz Heinrich von Preussen (1862–1929)

Siehe auch Stammliste der Hohenzollern

Verweise

Weblinks

Interne Links

Literatur

  • Harald Eschenburg; Prinz Heinrich von Preußen – Der Großadmiral im Schatten des Kaisers; Heide 1989, ISBN 3-8042-0456-2
  • Karin Feuerstein-Prasser, Die deutschen Kaiserinnen, Piper 2006
  • Wippich, Rolf-Harald: Prinz Heinrichs Japan-Aufenthalt 1879/80 und der Jagdzwischenfall von Suita. In: Thomas Beck et al. (Hrsg.): Überseegeschichte. Beiträge der jüngeren Forschung (Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte Bd. 75). Stuttgart: Franz Steiner, 1999, S. 267–275.
  • Peter Pantzer und Sven Saaler: Japanische Impressionen eines Kaiserlichen Gesandten. Karl von Eisendecher im Japan der Meiji-Zeit / 明治初期の日本 - ドイツ外交官アイゼンデッヒャー公使の写真帖より (Deutsch/Japanisch). München: Iudicium, 2007 (450 S., mit zahlreichen Photographien und anderen Bildquellen).

Einzelnachweise

  1. Des Prinzen Heinrich von Preußen Weltumseglung. Original-Erzählung für die Jugend von C. V. Derboeck [recte: Carl von der Boeck]. Leipzig: Otto Drewitz Nachfolger, 11. Aufl., ca. 1900.
  2. Gaimushô Gaikô Shiryôkan, Gaimushô Kiroku, 6.4.4.1-4-1 (Band 1 bis 3) Gaikoku kihin no raichô kankei zakken, Dokkoku no bu, Dokkoku Aruberuto Uiruherumu Hainrihi Shin’ô raiyû no ken; Dokkoku kôson raikôsettai-ki.
  3. „Deutschlands Fussball – Das Lexikon“, herausgegeben vom DFB und dem Sportverlag Berlin,1.Auflage, 2000 S.504
  4. Harald Eschenburg; Prinz Heinrich von Preußen – Der Großadmiral im Schatten des Kaisers; Heide 1989, ISBN 3-8042-0456-2

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