Schleswig-Holstein-Gottorf

Schleswig-Holstein-Gottorf
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Territorium im Heiligen Römischen Reich

Schleswig-Holstein-Gottorf
Wappen
Wappen Herzog zu Schleswig Holstein.jpg
Bestehen 1544 – 1773
Entstanden aus Grafschaft Oldenburg
Herrschaftsform Herzogtum
Herrscher/Regierung Herzog
Heutige Region/en DE-SH
Reichskreis Niedersächsischer Reichskreis
Hauptstädte/Residenzen Schloss Gottorf, Kiel
Dynastien Haus Oldenburg
Konfession/Religionen seit der Reformation lutherisch
Sprache/n Deutsch
Aufgegangen in Provinz Schleswig-Holstein



Das herzogliche Haus Schleswig-Holstein-Gottorf (oder auch Schleswig-Holstein-Gottorp), ab dem 18. Jahrhundert nur noch Holstein-Gottorf, war eine Nebenlinie des Hauses Oldenburg. Sie wurde benannt nach dem Stammsitz der Familie, Schloss Gottorf bei Schleswig.

Die Gottorfer Herzöge regierten von 1544 bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts das gleichnamige, territorial verstreute Teilherzogtum in Schleswig und Holstein, von 1713 bis 1773 nur noch in Holstein. Aus dem Haus Gottorf gingen zwischen 1751 und 1818 vier schwedische Könige sowie seit 1762 die russischen Zaren hervor.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtlicher Überblick

Geschichtlicher Hintergrund und Territorium

Schloss Gottorf, der namensgebende Stammsitz des Hauses Schleswig-Holstein-Gottorf
Schleswig und Holstein um 1650. Die Karte zeigt die zersplitterten Herzogtümer, der Gottorfer Anteil ist gelb gekennzeichnet

Friedrich I. (Dänemark und Norwegen) hinterließ bei seinem Tod 1533 vier Söhne. Der jüngste, Friedrich von Dänemark (1532–1556) wurde Bischof. Das Land wurde 1544 unter den anderen dreien aufgeteilt: Einen Teil erhielt Christian III. (Dänemark und Norwegen), der König von Dänemark und Norwegen war. Herzog Adolf residierte auf Schloss Gottorf und begründete die Linie der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf. Johann residierte als Herzog in Hadersleben und begründete die Linie Schleswig-Holstein-Hadersleben.

1580 starb Johann II. kinderlos. Christian III. und Adolf I. teilten seinen Besitz. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein zerfielen nun in zwei Teile: Den dänischen, königlichen Teil, dessen Besitzer Christian III. war, und den gottorfschen, herzoglichen Teil, dessen Besitzer Adolf I. war. Das Land war ein Flickenteppich von kleineren Verwaltungseinheiten, den sogenannten Ämtern in Holstein, den Harden in Schleswig und den Güterdistrikten. Die Aufteilung der einzelnen Verwaltungsgebiete in Schleswig und Holstein geschah zum einen nach der Höhe der Steuereinkünfte, zum anderen beabsichtigt in zersiedelten Territorien, damit keine Seite einen dominanten Herrschaftsbereich herausbilden konnte. Das bedeutete aber auch eine erschwerte Verwaltung und - im Falle eines Krieges - nicht zu verteidigende Grenzen.

Zum Gottorfer Territorium, das durch Gebietszukäufe- und gewinne unter Herzog Adolf mehr als verdoppelt wurde, gehörten neben den Ländereien um den Stammsitz Gottorf unter anderem Teile Nordfrieslands, die Halbinsel Eiderstedt, das nördliche Dithmarschen, Fehmarn, die Ämter Kiel, Neumünster, Bordesholm, Reinbek, Trittau und Cismar oder das heute zu Dänemark gehörende Tondern.

Ein politisch und kulturell bedeutender Kleinstaat

Das kleine Herzogtum Schleswig-Holstein-Gottorf entwickelte sich auf politischen und kulturellem Gebiet zu einem bedeutenden Machtfaktor in Nordeuropa. Bereits unter Herzog Adolf wurden zahlreiche Residenzbauten wie die Schlösser von Gottorf und Kiel erweitert oder, wie die Schlösser von Husum, Reinbek, Tönning und Trittau, neu errichtet. Ab 1586 stellten Mitglieder des Hauses Schleswig-Holstein-Gottorf auch die Fürstbischöfe von Lübeck und zwischen 1585 und 1634 auch die evangelischen Administratoren des Bistums Bremen. 1620 wurde mit Friedrichstadt der - letztlich erfolglose - Versuch unternommen, eine neue Stadt als Mittelpunkt einer von Spanien bis nach Russland reichenden Handelslinie zu gründen, 1665 wurde die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gestiftet. Der Gottorfer Riesenglobus gehörte zu den größten technischen Wundern seiner Zeit und die exotischen Pflanzensammlungen in den Gärten des Residenzschlosses wurden im Gottorfer Codex katalogisiert.

Wappen der Herzöge zu Schleswig-Holstein-Gottorf

Der jeweilige Lehnsherr der Gottorfer Herzöge war - für die Gebiete in Holstein - der deutsche Kaiser in Wien, für die Gebiete in Schleswig der jeweilige dänische König. Während die deutschen Kaiser kaum Interesse an dem kleinen norddeutschen Herzogtum hatten und es demzufolge nie Konflikte gab, war das Verhältnis zu Dänemark schon im 16. Jahrhundert angespannt. Herzöge und Könige waren gezwungen, in ihrer gemeinsamen Regierung Schleswig-Holsteins zusammenzuarbeiten, wobei jede Seite eigene Interessen verfolgte. Obwohl ursprünglich aus einer dänischen Nebenlinie entstanden, wandten sich die Gottorfer Herzöge mit zunehmender Zeit vom Dänischen Reich ab und stattdessen dem schwedischen Königreich zu. Anstatt größere Souveränität zu erlangen, führte dies während des 17. Jahrhunderts jedoch zu fortwährenden Konflikten mit Dänemark, die in der wiederholten Besetzung des Herzogtums von 1675 bis 1679 sowie von 1684 bis 1689 gipfelten. Die sogenannte Gottorfer Frage wurde zu einem nordeuropäischen Politikum und konnte auch den durch den Altonaer Vertrag nicht dauerhaft gelöst werden.

Niedergang des Herzogtums

Im Großen Nordischen Krieg verhielt sich Gottorf zwar offiziell neutral, unterstützte jedoch insgeheim das Königreich Schweden, indem es seine Festung Tönning zur Verfügung stellte. Nachdem Schweden im Laufe der Kriegsjahre Dänemark unterlag, wurden die schleswigschen Besitztümer des Herzogtums 1713 von der dänischen Krone besetzt. Im Frieden von Frederiksborg wurde die Annexion 1720 als rechtmäßig bestätigt. 1721 erfolgte auf Schloss Gottorf die Huldigung des dänischen Königs durch den Ritterstand. Die herzogliche Familie regierte von da als Holstein-Gottorf nur noch über die in Holstein liegenden Anteile des Herzogtums und verlagerte die Residenz ins Kieler Schloss. Faktisch zu einem Duodezstaat degradiert, versuchten die Gottorfer Herzöge im folgenden, ihre Souveränität wieder zu erlangen, was ohne den nun geschwächten früheren Bündnispartner Schweden jedoch nicht gelang. Durch familiäre Verbindungen schafften die Gottorfer jedoch eine Annäherung an Russland, das nach dem Krieg als neue europäische Großmacht auftrat. Durch das Ausbleiben eines männlichen Erben gelangte der Gottorfer Karl Peter Ulrich auf den russischen Thron und das Restherzogtum wurde nun in Personalunion verwaltet: In Holstein begann eine Großfürstliche Zeit. Karl Peter Ulrich - der in Russland als Peter III. zählte - wurde kurz nach seinem Regierungsantritt gestürzt und ermordet, die Herrschaft übernahm seine Frau Katharina II. Sie ließ 1773 mit Dänemark den Vertrag von Zarskoje Selo abschließen, der die Herrschaft der Gottorfer in Holstein beendete und den Dänischen Gesamtstaat begründete.

Landesherren

Herzöge in den gottorfschen Anteilen in Schleswig und Holstein

Regierungszeit Name Bemerkungen
1544 - 1586 Adolf I. Begründer des Herzogtums
1586 - 1587 Friedrich II. Sohn von Adolf I.
1587 - 1590 Philipp Sohn von Adolf I.
1590 - 1616 Johann Adolf Sohn von Adolf I.
1616 - 1659 Friedrich III. Sohn von Johann Adolf
1659 - 1695 Christian Albrecht Sohn von Friedrich III. Ein jüngerer Sohn von Christian Albrecht war Christian August von Schleswig-Holstein-Gottorf. Dessen Sohn wurde als Adolf Friedrich König von Schweden (1751-71) und begründete die schwedische Linie der Dynastie, die bis 1818 die schwedischen Könige stellte. Ein weiterer Sohn Christian Augusts, Friedrich August, Fürstbischof von Lübeck ab 1750, wurde 1773 erster Herzog von Oldenburg.
1695 -1702 Friedrich IV. Sohn von Christian Albrecht
1702 - 1713/21 Karl Friedrich Sohn von Friedrich IV; minderjährig. Wurde 1713 im Großen Nordischen Krieg von den Dänen aus Gottorf vertrieben; danach waren die Könige von Dänemark auch Herzöge in den zuvor gottorfschen Anteilen von Schleswig; die Gottorfer Herzöge herrschten nun vom Kieler Schloss aus über die gottorfschen Teile von Holstein.

Herzöge in den gottorfschen Anteilen in Holstein

Regierungszeit Name Bemerkungen
1702 - 1739 Karl Friedrich Sohn von Friedrich IV; bei Regierungsantritt minderjährig
1739 - 1762 Karl Peter Ulrich Sohn von Karl Friedrich, wurde als Peter III. 1762 zum russischen Zaren gekrönt und begründete die Linie Romanow-Holstein-Gottorp
1762 - 1773 Paul Sohn von Karl Peter Ulrich, Zar von Russland 1796-1801

Siehe auch

Literatur

  • Kai Fuhrmann: Die Auseinandersetzung zwischen königlicher und gottorfischer Linie in den Herzogtümern Schleswig und Holstein in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. in: Kieler Werkstücke, Reihe A – Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte, Band 1. Frankfurt a.M. 1990
  • Dieter Lohmeier, Kleiner Staat ganz groß – Schleswig-Holstein-Gottorf. Boyens & Co, Heide 1997, ISBN 3-8042-0793-6
  • Robert Bohn: Geschichte Schleswig-Holsteins. Verlag C.H. Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-50891-2

Weblinks

 Commons: Schleswig-Holstein-Gottorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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