Andries Cornelis Dirk de Graeff

Andries Cornelis Dirk de Graeff
Andries Cornelis Dirk de Graeff, 1929

Jonkheer Andries Cornelis Dirk de Graeff (* 7. August 1872 in Den Haag; † 24. April 1957 ebenda) war ein niederländischer Diplomat und Staatsmann aus dem Geschlecht De Graeff. Er war unter anderem als Generalgouverneur (Vizekönig) von Niederländisch-Indien sowie als Außenminister der Niederlande tätig.

De Graeff wurde als unortodoxer Politiker remonstrantischer Gesinnung beschrieben, und zu unrecht eine Sympathie mit der Christelijk-Historische Unie unterstellt. Er war parteilos und liberal. Als Generalgouverneur trachtete er nach einer ethischen Regierung des Landes was ihm in Gegensatz zu den Nationalisten brachte. Zeitens seiner Ministerschaft kehrte die Niederlande zu ihrer Neutralitätspolitik von 1914 zurück.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Andries Cornelis Dirk de Graeff war der Sohn des in Japan erfolgreich tätigen Diplomaten Dirk de Graeff van Polsbroek und der Bonne Elisabeth Royer. Jene war eine Enkeltochter von Adriana Petronella Reichsgräfin von Nassau-LaLecq, und damit eine direkte Nachfahrin von Wilhelm des Schweigers (Wilhelm I. von Oranien) und Moritz von Oranien gewesen. De Graeff war mit Jkvr. Caroline Angelique van der Wijk, einer Tochter des damaligen Generalgouverneurs von Niederländisch-Ostindien Jhr. Carel Herman Aart van der Wijck verehelicht. Dieser Ehe entsprangen ein Sohn und vier Töchter; Jkvr. Bonne Elisabeth Constance Wilhelmine de Graeff war mit dem späteren niederländischen General Murk Boerstra verheiratet. Zum Zeitpunkt der Hochzeit war Boestra als Militärattaché in Japan und China stationiert und De Graeff Gesandter in Japan. Hierbei lernte ihn De Graeffs Tochter kennen. Das Zustandekommen der Heirat des Zimmerersohns und der Adeligen beruhte auf die freisinnige, liberale Ideologie Andries Cornelis Dirk de Graeffs.

Karriere

Andries Cornelis Dirk de Graeff eröffnet den Volksrat von Niederländische Ostindien (1930)

Zwischen den Jahren 1890 und 1895 studierte er Recht an der Universität Leiden, wobei er seine beiden Lebensfreunde Johan Paul van Limburg Stirum und Frans Beelaerts van Blokland kennenlernte. Aufgrund seiner ausgezeichnten Kenntnisse das Staatsrecht betreffend wurde der Koloniaminister Jacob Hendrik Bergsma auf ihn aufmerksam. Nach der Beendigung seines Studiums ging De Graeff nach Niederländisch-Indien um dort eine Stelle als Sekretär des Generalgouverneurs Alexander Willem Frederik Idenburg anzunehmen. Durch seine Ehe mit der Tochter des Generalgouverneurs Van der Wijck erhielt er eine Lobby innerhalb der niederländisch-ostindischen Regierung.

Zwischen 1900 und 1914 war De Graeff als Kommissar und später als Sekretär tätig. 1913 wurde er zum Allgemeinen Sekretär bestellt. 1914 wurde De Graeff in den Rat von Niederländisch-Ostindien berufen. 1917 wurde er Vizepräsident des Rates. Im Folgejahr kehre er wegen privaten Schwierigkeiten in die Niederlande zurück. De Graeff spielte die vermittelnde Rolle zwischen Generalgouvernuer Van Limburg Stirum und Kolonialminister Idenburg, der meinte dass der Generalgouverneur zu viel gesetzgebende Macht in Ostindien besaß. De Graeff verlor durch seine Vermittlung und schlußendliche Parteiname für Van Limburg Stirum seinen angestrebeten Posten des Gneralgouverneurs. Auf diesem toten Punkt in seiner Laufbahn bot ihm Außenminister Herman Adriaan van Karnebeek die niederländische Botschaft in Tokio (1919–1922) an. Hernach wechselte er als Botschafter nach Washington (1922–1926).

Generalgouverneur

1926 erhielt Andries Cornelis Dirk de Graeff das lange angestrebte Amt des Generalgouverneurs von Niederländisch-Ostindien – vergleichbar mit dem Posten eines Landvogts oder Vizekönigs. Hierbei trachtete De Graeff eine ethisches Verwaltungskonzept aufbauen. Er versuchte das Vertrauen der gemäßigten Nationalisten zu gewinnen, wurde aber dadurch von allen (radikalen) Strömungen isoliert. In Europa wurde De Graeff als "hyper-ethisch" angesehen. Im Jahr seines Antritts kam es zu Auschreitungen der kommunistischen Gruppierungen auf Java und Summatra. De Graeff stellte den Frieden her und bestrafte rund 4.500 Aktivisten mit Freiheitsstrafen. Ein Jahr später erweiterte er den ostindischen Volksraad personell. 1929 wurde der konservative Simon de Graaff als Nachfolger von Jacob Christiaan Koningsberger zum neuen Minister der Kolonien bestellt, wobei De Graeff hierauf seine liberale ethische Möglichkeit des Regierens verlor. De Graeff kam in Konflikt mit den Nationalisten und ist schlussendlich mit seiner Politik gescheitert. 1931 kehrte Andries Cornelis Dirk de Graeff aufgrund seiner vollständiger Isolation von der Heimat und dem schlechten Allgemeinzustand seiner Frau in die Niederlande zurück.

Außenminister

1933 wurde er aufgrund seiner ethischen Verwaltung in Ostindien bei der Umgestaltung der niederländischen Regierung zum Außenminister im Kabinett von Hendrik Colijn ernannt. In dieser Funktion befand er sich mit seinem Jugendfreund und Berliner Gesandten Graf Johan Paul van Limburg Stirum in reger politischer Zusammenarbeit. In seiner Amtszeit als Außenminister führte er die Niederlande wieder in ihre frühere Neutralität zurück. Weiters gelang es ihm die schlechten Beziehungen mit dem Nachbarn Belgien zu stärken. 1937 ist De Graeff aufgrund der prekären politischen Lage mit dem Deutschen Reich und dem aufkeimenden Extremismus aus seinem Amt als Außenminister zurückgetreten. Seine letzten 20 Lebensjahre hatte er kein weiteres politisches Amt mehr begleidet.

Völkerbund

De Graeff war ein aktiver Mitarbeiter und Delegierter des Völkerbundes und Anthony Eden; so gelang es ihm die Niederlande zu einem Eintritt in diesen zu bewegen. Er wollte den Völkerbund modifizieren bevor sie sich zu einer konsultativen Sache entwickelt. Er war für die Wiederaufnahme Deutschlands und für die Aufhebung aller Sanktionen außer jener die ein Land bei einem Angriff auf ein anderes automatisch aus dem Völkerbund ausschloss. Als Aktivist des Völkerbundes führte er auch Initiative zur Aufnahme der Sowjetunion in diesen. Dieses Unternehmen scheiterte aber am Veto des niederländischen Ministerrates und der Schweiz. 1935 trat De Graeff gegen finanzielle Sanktionen des Völkerbundes gegen Italien aufgrund deren Besetzung des Kaiserreich Abessinien auf. Aufgrund der daraus entstandenen Unstimmigkeiten und der deutschen Aufrüstung und der Besetzung des Rheinlandes entgegen der Versailler Verträge kehrte die Niederlande zu ihrer Neutralitätspolitik von 1914 zurück.

Orden und Auszeichnungen

Publikation

  • Art. 126 der Grondwet, 1894, Promotion, Universität Leiden

Literatur (Auszug)

  • Voor u persoonlijk. Brieven van minister van Buitenlandse Zaken jhr. A.C.D. de Graeff aan gezant J.P. graaf van Limburg Stirum (1933–1937). Ned. Hist. Genootschap, 1986
  • Cees Fasseur: Graeff, jhr. Andries Cornelis Dirk de (1872–1957). In: Biografisch Woordenboek van Nederland, deel II, 190
  • B. de Graaff: Een 'welwillend man met een vrij gering werkelijkheidsbegrip'. In: De Nederlandse ministers van Buitenlandse Zaken in de twintigste eeuw, 1999
  • H. T. Colenbrander: Bij het aftreden van gouverneur-generaal De Graeff. In De Gids 95 (1931) III, 373–404;
  • J. E. Stokvis: Een landvoogdij. In: De Socialistische Gids 16 (1931) 824–831
  • Rn. Ms. Noto Soeroto: Een groote Nederlander. Bij het afscheid van jhr.mr. A.C.D. de Graeff van Indonesië. In Oedaya 8 (1931) 124–125

Weblinks

 Commons: Andries Cornelis Dirk de Graeff – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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