Kaiserreich Abessinien

Kaiserreich Abessinien
Kaiserreich Abessinien
መንግሥተ፡ኢትዮጵያ
Mängəstä Ityop'p'ya
980 v. Chr.–1974
Flagge des Kaiserreiches Abessinien Wappen des Kaiserreiches Abessinien
Flagge Wappen
Navigation
Da'amotDerg Flagge des Derg-Staates
Amtssprache Amharisch
Hauptstadt Gonder (1636-1855)
Addis Abeba (1889-1974)
Regierungsform Absolute Monarchie
Konstitutionelle Monarchie (1931-1974)
Dynastie Zagwe-Dynastie (1137-1270)
Salomonische Dynastie (1270-1974)
Staatsgründung
ca. 980 v. Chr.
Erster Monarch Menelik I. (um 1000 v. Chr.)
Letzter Monarch Haile Selassie
(1931–1974)
Nationalhymne Ityopya hoy dess yibelish (1930-1974)
Karte
Äthiopisches Kaiserreich (orange) um 1750 und Eroberungen Kaiser Meneliks II. Ende des 19. Jahrhunderts (gelb)

Das Kaiserreich Abessinien (amharisch: መንግሥተ፡ኢትዮጵያ, Mängəstä Ityop'p'ya), oder einfach nur Abessinien, war eine Monarchie in Ostafrika auf dem Gebiet der heutigen Staaten Äthiopien und Eritrea und bestand von etwa 980 vor Christus bis 1974. Das Kaiserreich wurde nach einem Staatsstreich abgeschafft und von der Demokratischen Volksrepublik Äthiopien abgelöst. Es war zu seiner Zeit der älteste noch existierende Staat der Welt und die einzige afrikanische Nation, welche sich erfolgreich der europäisch-kolonialen Eroberung Afrikas während des 19. Jahrhunderts widersetzte.

Die äthiopischen Kaiser hießen offiziell Negus Negest, wörtlich König der Könige, und waren Angehörige der Zagwe-Dynastie und der Salomonischen Dynastie.

Inhaltsverzeichnis

Anfangszeiten

Hauptartikel: Geschichte Äthiopiens

Die menschliche Besiedlung Äthiopiens begann sehr früh, was sich durch Funde belegen lässt. Es wird vermutet, dass das bei den antiken Ägyptern bekannte Goldland Punt in Äthiopien lag. Im Hochland von Abessinien wurde der Legende nach in den 980er Jahren vor Christus durch Menelik I. das abessinische Kaiserreich gegründet.

Im 1. Jahrhundert vor Christus wurde das Aksumitische Reich etabliert, welches bis zum 7. Jahrhundert bestand. Dieses Reich wurde im 5. Jahrhundert koptisch-christlich, und war somit einer der ersten christlichen Staaten.[1]

Nach der Eroberung Aksums durch Königin Gudit (oder auch Yodit) aus dem Königreich Shewa begann eine komplett neue Periode in der Geschichte Äthiopiens.[1] Nach äthiopischer Tradition regierte Königin Gudit über das ehemalige Aksumitische Reich für über 40 Jahre, bevor sie die Krone an ihre Nachfolger übergab. Ihre Regentschaft markierte das Ende des Aksumitischen Reiches in Äthiopien.[1]

Unter der Zagwe-Dynastie

Hauptartikel: Zagwe-Dynastie

Die letzten Nachfahren der Kaiserin Godir wurden von Mara Takla Haymanot gestürzt. Er begründete im Jahre 1137 die Zagwe-Dynastie und heiratete eine weibliche Nachfahrin des letzten Aksumitischen Kaisers, um seine Ansprüche als legitimer Thronerbe des seit langem ausgelöschten Reiches zu festigen.[1] Die Zagwe waren von der Abstammung her Agau, dessen Macht sich bis dahin nicht weiter als ihr ethnisches Herkunftsland ausdehnte. Die Hauptstadt lag bei Adafa, nicht weit vom heutigen modernen Lalibela in den Lasta-Bergen entfernt.[2] Die Zagwe führten das Christentum aus Aksum fort und erbauten zahlreiche prächtige Kirchen wie die in Lalibela. Die Herrschaft der Dynastie hielt bis zum Umsturz durch eine neue Regierung 1270, welche ebenfalls als Herkunft die Abstammung von den alten Aksumitischen Königen für sich beanspruchte.

Unter der Salomonischen Dynastie

Hauptartikel: Salomonische Dynastie

Im Jahre 1270 wurde die Zagwe-Dynastie durch Yekuno Amlak gestürzt. Dieser behauptete, sowohl von den Aksumitischen Herrschern als auch von König Salomo abzustammen. Die Salomonische Dynastie gehörte der Habesha-Volksgruppe an, zu der die Amharen und die Tigray gehören.

Die Habesha regierten mit nur wenigen Unterbrechungen von 1270 bis 1974. In dieser Zeit eroberte das Kaiserreich sämtliche Gebiete im heutigen Äthiopien und Eritrea. Sie bekämpften erfolgreich die osmanischen Armeen und knüpften Beziehungen zu europäischen Mächten.

Ära der Prinzen

Kämpfer aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert

Von 1769 bis 1855 ging das Äthiopische Reich durch die Ära der Prinzen (amharisch "Zemene Mesafint"). Dies war eine Periode in der äthiopischen Geschichte, in der zahlreiche Konflikte zwischen Kriegsherren tobten; der Kaiser wurde auf eine Führungsperson beschränkt, die nur die Umgebung um die damalige Hauptstadt Gonder beherrschte. Sowohl die Entwicklung der Gesellschaft als auch die der Kultur stagnierten. Religiöse Konflikte, sowohl innerhalb der äthiopisch-orthodoxen Kirche als auch gegen die Muslime wurden oft als Vorwand für gegenseitige Machtkämpfe benutzt. Die Ära der Prinzen endete mit der Regentschaft von Tewodros II.

Kolonialismus und Modernisierung

Abessinien um 1891

Die 1880er Jahre waren geprägt vom Wettlauf der Europäer um Afrika und waren zugleich eine Zeit, in der Äthiopien sich modernisierte. Im Jahre 1896 während des ersten Italienisch-Äthiopischen Krieges besiegten die Abessinier in der Schlacht von Adua Italien – das Land konnte seine Unabhängigkeit wahren. Italien und Abessinien unterzeichneten am 26. Oktober 1896 ein provisorisches Friedensabkommen.

Kaiser Menelik II. modernisierte das Land während seiner Herrschaft und erweiterte das Kaiserreich. Im Jahr 1923 trat Äthiopien, neben Liberia der einzige unabhängige Staat Afrikas, dem Völkerbund bei. Kaiser Haile Selassie führte 1931 die erste Verfassung des Landes ein.

Italienische Invasion und Zweiter Weltkrieg

Am 3. Oktober 1935 marschierten italienische Soldaten, welche von General Emilio De Bono kommandiert wurden, von der Kolonie Italienisch-Eritrea aus in Äthiopien ein und begannen den zweiten Italienisch-Äthiopischen Krieg. Der Krieg, der durch italienischen Einsatz von Giftgas und Verstößen gegen die Haager Landkriegsordnung geprägt war, dauerte mindestens sieben Monate an, bevor Kaiser Haile Selassie ins Exil ging und die Italiener den Sieg erklärten. Die Invasion wurde vom Völkerbund verurteilt und das faschistische Italien unter Benito Mussolini wurde als Aggressor bezeichnet, allerdings wurden nur wenige Sanktionen verhängt. Im Mai 1936 wurde Äthiopien schließlich Teil des italienischen Kolonialgebietes Ostafrika und blieb bis zum Zweiten Weltkrieg in dessen Besitz.

Im Jahre 1941 wurde das Äthiopische Kaiserreich von äthiopischen Partisanen und Einheiten des Commonwealth of Nations sowie von britischen Truppen befreit. Die Hauptoffensiven gegen die italienischen Kolonialtruppen wurden vom anglo-ägyptischen Sudan und von Britisch-Ostafrika aus eingeleitet. Der Kaiser Haile Selassie kehrte wieder nach Addis Ababa, fünf Jahre nach seiner erzwungenen Flucht ins Exil, zurück.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das ehemalige italienische Eritrea in das äthiopische Kaiserreich zunächst als föderativer Teilstaat eingegliedert. Die Eigenständigkeit Eritreas wurde schrittweise aufgehoben und 1962 wurde Eritrea zu einer Provinz herabgestuft.

Verwaltungsgliederung

Das Kaiserreich Abessinien bestand ab 1941 aus insgesamt 14 Provinzen, die in der Vergangenheit immer wieder neu organisiert wurden:

Aufstieg des Derg

Hauptartikel: Derg

Im Jahre 1974 wurde Haile Selassie vom Derg, einer von Mengistu Haile Mariam angeführten pro-sowjetischen marxistisch-leninistischen Militärjunta, abgesetzt. Die Monarchie wurde abgeschafft und ein realsozialistischer Einparteiensystem etabliert. Haile Selassie wurde inhaftiert und starb unter ungeklärten Umständen. Eritrea blieb auch nach dem Ende des Kaiserreiches Teil Äthiopiens. Es erhielt seine Unabhängigkeit 1993, zwei Jahre nach dem Ende des 1961 begonnenen Unabhängigkeitskrieges.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d Adekumobi, Saheed A.; Greenwood Publishing Group (Hrsg.): The History of Ethiopia. Westport 2007, ISBN 0-31332-273-2, S. 10.
  2. Pankhurst, Richard; Blackwell Publishing (Hrsg.): The Ethiopians: A History. Oxford 2001, ISBN 0-63122-493-9, S. 45.

Literatur

  • Adekumobi, Saheed A.; Greenwood Publishing Group (Hrsg.): The History of Ethiopia. Westport 2007, ISBN 0-31332-273-2.
  • Pankhurst, Richard; Blackwell Publishing (Hrsg.): The Ethiopians: A History. Oxford 2001, ISBN 0-63122-493-9.
  • Shillington, Kevin; Routledge (Hrsg.): Encyclopedia of African History, Ausgabe 1. London 2004, ISBN 1-57958-245-1.

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