Kleines Immergrün

Kleines Immergrün
Kleines Immergrün
Kleines Immergrün.jpg

Kleines Immergrün (Vinca minor)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Hundsgiftgewächse (Apocynaceae)
Gattung: Immergrün (Vinca)
Art: Kleines Immergrün
Wissenschaftlicher Name
Vinca minor
L.
Blüte

Das Kleine Immergrün (Vinca minor) gehört zur Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Das Kleine Immergrün ist ein immergrüner, niedriger Halbstrauch, der Wuchshöhen von zehn, höchstens fünfzehn Zentimetern erreicht. Die vegetativen Triebe sind niederliegend, die Blühtriebe stehen aufrecht.

Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind eiförmig, ganzrandig, lederartig, dunkelgrün und auf der Rückseite gelb. Sie werden bis vier Zentimeter lang.

Die zwittrigen, fünfzähligen Blüten haben einen Durchmesser von zwei bis drei Zentimetern. Die Kronblätter sind zu einer Röhre verwachsen. Bei den Wildsorten sind die Blüten blauviolett und nur selten weiß. Vinca minor blüht von März bis Juni.

Ökologie

Das Kleine Immergrün ist ein kriechender Halbstrauch (Chamaephyt) mit immergrünen Lederblättern. Die Blattoberseite ist glänzend (Wärmeschutz durch Reflexion). Die Blattstiele sind an der Basis verwachsen. Die Pflanze besitzt ungegliederte Milchröhren.

Die Blüten sind homogame, stieltellerförmige „Große Trichterblumen“. Sie stehen einzeln, lang gestielt in den Blattachseln diesjähriger, aufrechter Triebe. Die hellblaue bis violette Blütenkrone besitzt einen fünfteiligen Saum aus propellerförmigen, asymmetrischen rechts gedrehten Kronblattzipfeln. Der Nektar befindet sich am Grunde der elf Millimeter langen Kronröhre und ist durch einen Haarkranz als Saftdecke geschützt. Die plattenförmige Narbe ist durch senkrechte Verwachsung der Fruchtblätter entstanden und an der Spitze mit einem Haarschopf versehen, in den der Pollen entleert wird. Darunter befindet sich ein Klebrand, an dem Insekten ihren Rüssel beschmieren, wenn sie ihn zum Nektar führen, so dass der Pollen erst beim Herausziehen des Rüssels aus der Blüte haften bleibt. Dadurch ist auch Selbstbestäubung möglich. Bestäuber sind: Schmetterlinge, Bienen und Wollschweber(Bombyliidae).

Die Früchte sind Doppel-Balgfrüchte. Die Samen besitzen ein Nährgewebe, aber keinen Haarschopf; sie werden durch Ameisen verbreitet. Bei uns fruchtet die Pflanze selten, und der Samenansatz ist gering. Fruchtreife: VI-VII. Vegetative Vermehrung ist vorherrschend. Sie erfolgt durch die später niederliegenden, sich an den Knoten bewurzelnden Stängel, die pro Jahr bis zu zwei Meter lang werden können.

Standorte und Verbreitung

Das Kleine Immergrün wird häufig angepflanzt. Man findet es zerstreut, aber gesellig, wild oder verwildert in artenreichen Laub- oder Buchen-Mischwäldern. Beim Kleinen Immergrün in Deutschland handelt es sich um eine Kulturzeitreliktpflanze aus der Römerzeit. Es wurde bereits im 13. Jahrhundert von Albertus Magnus erwähnt.[1] Es ist seit dem 16. Jahrhundert in Mittel-Europa (1526 bei Ulm) nachgewiesen. Da die Fernausbreitung fast ausschließlich über den Menschen erfolgt, zeigen Standorte im Wald meist noch heute die Lage ehemaliger Burgen und Siedlungen an. Das Kleine Immergrün bevorzugt nährstoffreichen, frischen Ton- oder Lehmboden in mild humider Klimalage. Nach Ellenberg ist es ozeanisch verbreitet, ein Frischezeiger, ein Schwachsäure- und Schwachbasezeiger und eine Verbandscharakterart der Eichen-Hainbuchen-Wälder (Carpinion betuli).

Es kommt in Mittel- und Südeuropa und in Kleinasien vor und wächst von der collinen bis zur montanen Höhenstufe bis 1000 Meter.

Toxikologie, Pharmakologie, Inhaltsstoffe

Das Kleine Immergrün ist in allen Teilen giftig. Es enthält mehr als 40 Alkaloide, der Gesamtalkaloidgehalt beträgt 0,2 bis 0,7 Prozent.[2] Hauptwirkstoffe sind Vincamin und Eburnamenin. Das Kleine Immergrün wurde früher als Heilpflanze zur Behandlung zahlreicher Krankheiten eingesetzt, aber 1987 hat das Bundesgesundheitsamt die Zulassung für alle immergrünhaltigen Präparate widerrufen.[3] Im Tierversuch zeigten sich nämlich Blutschäden, die nicht auf die Hauptalkaloide, sondern auf Begleitkomponenten zurückzuführen sind. Immergrünkraut (Vincae minoris herba) darf nicht mehr als Rezepturarzneimittel verwendet werden. Von diesem Verbot nicht betroffen sind Vincamin-Fertigpräparate, die aus den Pflanzen gewonnen werden oder synthetisch hergestellt werden, und homöopathische Präparate. Sie werden bei zerebralen Durchblutungsstörungen eingesetzt.[4]

Sonstiges

Das Kleine Immergrün wird oft als Bodendecker für schattige oder halbschattige Standorte gepflanzt. Es gibt im Handel auch Sorten mit weißen ('Alba'),[5] hell-dunkelblauen ('Bowles Variety')[6] oder rotvioletten ('Atropurpurea') Blüten. [7] Die Art verwildert leicht.[1]

Literatur

  • E. Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage.
  • R. Düll, H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 6. Auflage.
  • Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen Pflanzengifte. 4. Auflage.
  • Römpp: Lexikon Naturstoffe.

Einzelnachweise

  1. a b Das Kleine Immergrün (Vinca minor L.) in Westdeutschland - eine Kulturreliktpflanze aus römischer Zeit PDF-Datei, 4 MB
  2. T. Dingermann, K. Hiller, G. Schneider, I. Zündorf: Schneider Arzneidrogen. 5. Auflage, Elsevier 2004 ISBN 3-8274-1481-4
  3. Widerruf der Zulassung für Immergrünkraut-haltige Arzneimittel In: Pharmazeutische Zeitung, 132. Jhg. Nr. 30, 1987
  4. Pharmazie Uni Frankfurt: Kleines Immergrün (Common periwinkle) Vinca minor L.
  5. https://www.uni-hohenheim.de/gartenbau/datenbank/index.php?offset=2400&suchstring=%&suchfeld=gattung
  6. http://www.bio-gaertner.de/Articles/I.Pflanzen-dieDatenbank/Stauden-Sommerblumen_F-K/Immergrun.html
  7. http://www.hort.uconn.edu/Plants/v/vinmin/vinmin1.html

Weblinks

 Commons: Kleines Immergrün – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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