Kleinlokomotive

Kleinlokomotive
Kö I im Eisenbahnmuseum Schwarzenberg
Köf II der Kampffmeyer Mühlen in Mannheim

Kleinlokomotiven sind Lokomotiven von geringer Größe und geringer Antriebsleistung für leichte Rangieraufgaben auf Bahnhöfen und Industriebahnen. Als Energiequelle verfügten sie zumeist über Dieselmotoren. Kleinlokomotiven mit Dampf-, Benzol- oder Elektroantrieb wurden ebenfalls gefertigt.

Verschiedene Typen solcher Lokomotiven wurden nach der Erprobung einiger Versuchslokomotiven ab 1930 bei der Deutschen Reichsbahn in Dienst gestellt. Industrie- und Werksbahnen beschafften ebenfalls meist baugleiche Typen.

In der Schweiz werden Kleinlokomotiven als Traktoren bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Um den Eisenbahngüterverkehr zu beschleunigen und der neuen Konkurrenz des Straßenverkehrs zu begegnen, stellten verschiedene europäische Staatsbahnen ab 1923 Versuche mit kleinen Rangierlokomotiven an. Bis dato mussten sämtliche Rangierbewegungen im Güterverkehr auf kleinen Bahnhöfen und in Ladestellen durch die Zuglok des Nahgüterzugs durchgeführt werden, was die Aufenthaltszeiten verlängerte und die Durchschnittsgeschwindigkeit stark verringerte. Die Bereitstellung einer gesonderten Rangierlok für diese Bahnhöfe wäre jedoch aufgrund des geringen Aufkommens unrentabel gewesen. Die Entwicklung von Verbrennungslokomotiven schaffte hier neue Möglichkeiten: Die Kleinlokomotiven waren kleiner und billiger sowie einfacher zu bedienen. Außerdem erlaubte der niedrige Führerstand es dem Lokführer, schnell und kräftesparend bei Bedarf auszusteigen um die Kupplungsvorgänge auszuführen - ohne einen zusätzlichen Rangierarbeiter.

Durch diese Beschleunigung sollte der beginnenden Konkurrenz durch den Straßenverkehr begegnet werden.

Die ersten Versuche, ab 1923 bei der Französischen Ostbahn, ab 1925 bei der Dänischen Staatsbahn, ab 1926 bei den Niederländischen Eisenbahnen und schließlich ab 1927 bei der Deutschen Reichsbahn verliefen vielversprechend.

Deshalb vergab die Deutsche Reichsbahn 1930 erste Aufträge über insgesamt 18 Versuchslokomotiven an verschiedene Hersteller. Als Vorbild sollte ein 1927 von der Berliner Maschinenbau AG an die Niederländische Staatsbahnen geliefertes Rangierfahrzeug dienen. Diese Fahrzeuge unterschieden sich stark, und bewährten sich unterschiedlich. Für die Lieferungen von 1931 und 1932 legte die DRG dann erste Abmessungen fest und unterschied die Lokomotiven in zwei Leistungsgruppen – Lokomotiven mit einer Motorleistung bis 40 PS (29 kW) wurden in die Leistungsgruppe I eingeordnet, stärkere Lokomotiven in die Leistungsgruppe II. Aus den Erfahrungen mit den bisher gelieferten Fahrzeugen wurden die Kleinlokomotiven von der DRG dann zu Einheitskleinlokomotiven vereinheitlicht.

Bezeichnung

Bezeichnungssystem der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft

Die Bezeichnung der ersten 1930 gefertigten Kleinlokomotiven bestand zunächst aus einem V für Verbrennungsmotor oder einem A für Akkumulatorlokomotive und einer fortlaufenden Nummer, beginnend bei 6000.

Um die Bauartunterschiede der Kleinlokomotiven besser in der Bezeichnung zu berücksichtigen, führte die Deutsche Reichsbahn 1931 ein neues Bezeichnungssystem ein, mit dem der Begriff Kleinlokomotive auch erst verbindlich festgelegt wurde. Schleppfahrzeuge, die lediglich in Bahn- oder Ausbesserungswerken eingesetzt waren, wurden nicht zu den Kleinlokomotiven gezählt.

Für die Kennzeichnung von Kleinlokomotiven wurde der Stammbuchstabe K als Bauartbezeichnung eingeführt. Diesem folgte ein Buchstab für den Antrieb: b stand für Vergasermotor (Benzol), d für Dampfmaschine und ö für Dieselmotor (Öl) und s für einen akkumulatorgespeisten Elektromotor (Speicher). Für elektrische Kraftübertragung folgte ein e, für hydraulische Kraftübertragung (Flüssigkeitsgetriebe) ein f, Kleinlokomotiven mit mechanischer Kraftübertragung wurden nicht besonders gekennzeichnet. Kleinlokomotiven, deren Akkumulatoren mit einem Diesel- oder Vergasermotor aufgeladen werden konnten, hießen Köe und Kbe.

Diesen Buchstaben folgte eine vierstellige Nummer, deren Vergabe sich nach der Leistungsgruppe richtete. Lokomotiven der Leistungsgruppe I erhielten Nummern bis 3999, Lokomotiven der Leistungsgruppe II Nummern ab 4000. Die Nummern waren innerhalb der Leistungsgruppen fortlaufend.

1944 wurde der Kennbuchstabe g für Lokomotiven mit Generatorgas-Betrieb eingeführt.

Wie auch die anderen Baureihenbezeichnungsschemen der DRG wurde auch das für Kleinlokomotiven bei der Deutschen Bundesbahn (DB) und der Deutschen Reichsbahn der DDR (DR) beibehalten.

Bei der Deutschen Bundesbahn wurde die Grenze zwischen den Leistungsgruppen I und II 1955 von 40 PS auf 50 PS angehoben. 1956 wurde eine neue Leistungsgruppe III für Kleinlokomotiven mit einer Motorleistung über 150 PS eingeführt, die Betriebsnummern von 10000 bis 20000 bekamen. 1960 wurde der Kennbuchstabe s bei der Deutschen Bundesbahn in a geändert.

Nummernplan der Deutschen Bundesbahn ab 1968

Die Kleinlokomotiven erhielten im Nummernplan der Deutschen Bundesbahn ab dem 1. Januar 1968 die Kennziffer 3. Die zweite Ziffer kennzeichnet die Leistungsklasse (nach dem Stand von 1955). Die dritte Ziffer unterscheidet nach Höchstgeschwindigkeit und Bremsbauart bzw. Antriebsart (Ketten- oder Gelenkwellenantrieb). Kleinlokomotiven der Gattung Ka erhielten die neue Baureihenbezeichnung 381 (Vorkriegsbauarten) und 382 (neuere Bauarten). Die vorhandenen Schmalspur-Kleinlokomotiven der Wangerooger Inselbahn wurden zur Baureihe 329.

Im Jahr 1987 wurden auch die Diesellokomotiven der DB-Baureihen 260/261 (bis 1968 Baureihe V 60) den Kleinlokomotiven zugeordnet, um sie mit Rangier-Personal besetzen zu können, welches nicht für den Streckendienst ausgebildet ist. Die Baureihenbezeichnung wurde dementsprechend in 360/361 geändert.

Nummernplan der Deutschen Reichsbahn in der DDR ab 1970

Der ab dem 1. Juli 1970 geltende Nummernplan der Deutschen Reichsbahn in der DDR fasste die bereits vorhandenen Kleinlokomotiven unter der Baureihe 100, also im normalen Nummernraum der Verbrennungslokomotiven, zusammen. Die Lokomotiven der Leistungsgruppe I wurden in die Unterbaureihe 100.0 eingeordnet, die Lokomotiven der Leistungsgruppe II in die Unterbaureihen 100.1–100.9. Die Schmalspurkleinlokomotiven wurden bis 1972 ebenfalls in die Unterbaureihe 100.9 eingeordnet, danach in die Baureihe 199.

Neu konstruierte Kleinlokomotiven der Deutschen Reichsbahn in der DDR erhielten jedoch vor 1970 nicht den Stammbuchstaben „K“, sondern wurden beispielsweise als Baureihe V 15 (später 101) und V 30 C (später 103.9 bzw. 199.3) bezeichnet. Im gemeinsamen Nummernplan von 1992 von DR und DB wurden die Lokomotiven der Baureihe 100 als Baureihe 310 eingeordnet, Schmalspurloks sofern noch im Bestand der DB als Baureihe 399.

Siehe auch

Weblinks


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