Habsthal

Habsthal
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Ostrach
Ostrach
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Ostrach hervorgehoben
47.95259.3813888888889611Koordinaten: 47° 57′ N, 9° 23′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Sigmaringen
Höhe: 611 m ü. NN
Fläche: 108,93 km²
Einwohner: 6850 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 63 Einwohner je km²
Postleitzahl: 88356
Vorwahl: 07585
Kfz-Kennzeichen: SIG
Gemeindeschlüssel: 08 4 37 086
Gemeindegliederung: 12 Ortsteile
Adresse der Gemeindeverwaltung: Hauptstraße 19
88356 Ostrach
Webpräsenz:
Bürgermeister: Christoph Schulz
Lage der Gemeinde Ostrach im Landkreis Sigmaringen
Karte

Ostrach ist eine Gemeinde im südlichen Landkreis Sigmaringen in Oberschwaben. Durch Ostrach führen die Oberschwäbische Barockstraße, die Hohenzollernstraße und die Schwäbische Dichterstraße.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Ostrach liegt zwischen Donau und Bodensee, Sigmaringen und Ravensburg, Bad Saulgau und Pfullendorf am gleichnamigen Bach, der hier durch eine Engstelle zwischen zwei Moränenrücken des Rheingletschers aus der letzten Eiszeit hindurch fließt und das Burgweiler-Pfrunger Ried zur Donau hin entwässert. Die Landschaft ist hügelig und waldreich. Durch Kiesabbau in zwei Kieswerken sind Baggerseen nördlich und südlich des Ortsteils Jettkofen entstanden.

Gemeindegliederung

Zur Gemeinde gehören der Kernort Ostrach (mit Dichtenhausen) sowie die Ortsteile Burgweiler (mit Waldbeuren, Ulzhausen, Egelreute, Hahnennest, Mettenbuch, Ochsenbach, Oberochsenbach und Zozegg), Einhart, Habsthal (mit Bernweiler), Jettkofen, Kalkreute, Laubbach (mit Ober- und Unterweiler), Levertsweiler, Magenbuch (mit Lausheim), Spöck, Tafertsweiler (mit Bachhaupten, Eschendorf, Gunzenhausen und Wirnsweiler) und Wangen.

Wappen Ortsteil Einwohner Fläche
Ostrach Ostrach (Kernort) 3500 705 ha
Burgweiler Burgweiler  ?  ?
Einhart Einhart  ? 394 ha
Habsthal Habsthal  ? 529 ha
Jettkofen Jettkofen  ?  ?
Kalkreute Kalkreute  ? 489 ha
Kein Wappen Verfügbar Laubbach  ?  ?
Levertsweiler Levertsweiler  ? 501 ha
Magenbuch Magenbuch  ? 565 ha
Spöck Spöck  ? 320 ha
Tafertsweiler Tafertsweiler  ? 1779 ha
Wangen Wangen  ?  ?

Geschichte

Die älteste Urkunde erwähnt Ostrach im Jahr 851. Beginnend im 13. Jahrhundert bis 1324 ging das Gebiet Ostrach-Burgweiler-Bachhaupten durch stückweisen Verkäuf allmählich vom Reichsgut in den Besitz des Klosters Salem über. 1637 kamen Burgweiler und seine engere Umgebung an die Grafschaft Heiligenberg des Hauses Fürstenberg und von dort 1806 zu Baden. Am 21. März 1799 bekämpften Österreicher und Franzosen sich in der Schlacht bei Ostrach. Ostrach und Bachhaupten kamen 1803 zu Thurn und Taxis und 1806 zu Hohenzollern-Sigmaringen. Bis 1862 war es Sitz des Oberamtes Ostrach.

Eingemeindungen

Die Neubildung der Gemeinde Ostrach im Zuge der Gemeindereform erfolgte in Etappen. Bereits am 1. Januar 1969 wurde die frühere badische Exklave Dichtenhausen von Burgweiler nach Ostrach umgemeindet. Am 1. Januar 1971 wurden Spöck und Wangen nach Ostrach eingemeindet, Magenbuch (mit Lausheim) folgte am 1. April 1972, Einhart, Habsthal (mit Bernweiler), Laubbach (mit Unterweiler und Oberweiler), Levertsweiler und Tafertsweiler (mit Bachhaupten, Eschendorf und Gunzenhausen) am 1. Oktober 1974. Am 1. Januar 1975 schlossen sich Ostrach, Burgweiler (mit Hahnennest, Mettenbuch, Ochsenbach, Oberochsenbach, Zoznegg, Waldbeuren, Ulzhausen, Egelreute), Jettkofen und Kalkreute zur neuen Gemeinde Ostrach zusammen. Schließlich wurde am 1. Januar 1978 die frühere württembergische Exklave Wirnsweiler von Saulgau getrennt und nach Ostrach eingegliedert.[2] Ostrach ist die einzige Gemeinde in Baden-Württemberg, die ehemals selbständige Gemeinden aus allen drei Landesteilen (Baden, Württemberg und Hohenzollern) in sich vereint.

Politik

Gemeinderat

Bei der Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 ergab sich folgende Sitzverteilung:

  • CDU - 15 Sitze
  • Unabhängige Liste - 4 Sitze
  • SPD - 3 Sitze

Wappen

Das Wappen von Ostrach zeigt ein geteiltes Schild, oben in Silber eine schräggelegte rote Speerspitze, unten in Schwarz ein doppelreihig von Rot und Silber geschachter Schrägbalken.

Die Speerspitze entstammt dem Siegel des Ortsadligen Heinrich genannt Schwendi von Ostrach aus dem Jahre 1309. Der Schrägbalken (Zisterzienserbalken) weist auf die Zugehörigkeit Ostrachs zum Kloster Salem vom 13. bis 19. Jahrhundert hin.

Als Abschluss der Gemeindereform 1975 wurde auf Antrag der Ostracher Verwaltung, das bisherige Ostracher Wappen zum Wappen der Gesamtgemeinde und am 18. April 1978 durch das Landratsamt Sigmaringen neu verliehen.

Städtepartnerschaft

Seit 1970 besteht die offizielle Partnerschaft mit Étréchy, einer Gemeinde 40 km südlich von Paris in Frankreich. Die Partnerschaft wurde 1966 angebahnt und hat schon zu zahlreichen Begegnungen und Schüleraustauschreisen geführt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Grenzsteinmuseum bei Burgweiler
  • Die ehemalige Molkerei dient als Heimatmuseum mit vielerlei Exponaten aus dem bäuerlichen Leben und aus der Ortsgeschichte.
  • Im Amtshaus der Salemer Herrschaft ist auf private Initiative ein Volkskundemuseum entstanden.
  • Im Ortsteil Burgweiler wurde ein Grenzsteinmuseum und ein Vermessungslehrpfad angelegt (47° 55′ 8″ N, 9° 21′ 34″ O47.9190139.3594667). Das Grenzsteinmuseum erinnert an die bis ins Mittelalter zurückreichenden, höchst komplizierten Grenzverhältnisse in Oberschwaben. In der 4000 Quadratmeter großen Freianlage kann anschaulich die Grenzlage der Ortschaften im Dreiländereck Württemberg-Hohenzollern-Baden abgeschritten werden. Der 13 Kilometer lange Vermessungslehrpfad dokumentiert die Geschichte der Vermessungstechnik von der Triangulation bis zum Satellitensystem GPS.[3]

Musik

In einem Bauernhaus im Ortsteil Bachhaupten wurde die Ostracher Liederhandschrift aus dem Jahr 1740 entdeckt, eine handschriftliche Aufzeichnung von Kunstliedern.

Bauwerke

Burgen

  • Rund 500 Meter östlich von Burgweiler stand auf einer Erhebung eine aus der Mitte des 11. Jahrhunderts stammende Burg. Außer dem Turmhügel und den aufgefüllten Gräben erinnert nichts mehr an die einstige Burganlage. Seine Erbauer waren die Edlen zu Wilare (Weiler). Spätere Besitzer waren die Freiherren zu Gundelfingen. Seit 1969 pflegt und nutzt der Musikverein Burgweiler den Burghügel. Traditionell einmal jährlich findet auf der Burg bei Burgweiler das so genannte Burgfest statt.
  • Auf Ostracher Gemeindegebiet finden sich noch weiter Burgstellen: Die hochmittelalterliche Burgstelle Arnoldsberg (400 Meter nordwestlich des Hofes Arnoldsberg), die hochmittelalterliche Burgstelle Dichtenhausen (Lage heute unbekannt), die Burgstelle Freudenberg (ein Kilometer nördlich des Hofes Freudenberg bei Ochsenbach), die hochmittelalterliche Burgstelle der Ortsburg Ostrach (Lage heute unbekannt), die Burgstelle Waldburg (bei Waldbeuren, genau Lage heute unbekannt) und die Burgstelle Leiterberg (bei Wangen).

Sakralbauten

Die St. Pankratius-Kirche
St. Pankratius um 1920
  • Die katholische Kirche St. Pankratius bildet mit ihrem Turm (1569) mit Staffelgiebeln das weit sichtbare Wahrzeichen Ostrachs. Der barocke Chor wurde zwischen 1704 und 1706 gebaut, das neugotische Langhaus von 1897 bis 1899. Die Kirche hat ein Sakramentshäuschen aus Sandstein.
  • Die Michaelskapelle im Ortsteil Wangen ist ein romanischer Bau aus dem 12. Jahrhundert.
  • Die dreischiffige Burgweiler Kirche St. Blasius wurde im Jahr 1883 umgebaut. Hierbei wurde der romanischer Turm und die Krypta aus dem 12. Jahrhundert in Bau miteinbezogen.
  • In Habsthal steht das 1259 gegründete und 1681 im Barockstil umgebaute Benediktinerinnen-Kloster Habsthal. Das Kloster zeigt sich mit Deckenfresken, Ölberg am Eingang und Kreuzgang mit Segmentbogenarkaden.
  • Die Ausstattung der Klosterkirche St. Stephan in Habsthal stammt aus dem Jahr 1748 und hat Stukkaturen. Der Hochaltarblatt ist von Zehnder, die Stuckmarmorkanzel von Joseph Anton Feuchtmayer, Muschelwerk, Deckenfresken von Gottfried Bernhard Götz.
  • Auf der Gemarkung Ostrach wurden Ende 2008 105 „sakrale Kleinbauwerke“ (Feldkreuze) gezählt.[4]

Sonstiges

  • Das 1903 errichtete Buchbühldenkmal erinnert an die Schlacht bei Ostrach von 1799.
  • Aus der Salemer Zeit ist noch das Amtshaus erhalten, das nach dendrochronologischer Datierung 1595 erbaut wurde[5]. Zehntscheuern gibt es noch in Burgweiler, Habsthal, Magenbuch und Ostrach.
  • Ein etwa ein Kilometer langer Bahndamm überspannt das Ostrachtal im Süden des Ortes. Die Ostrach wird mit einer markanten Gitterbrücke überquert.

Naturdenkmäler

Die als Pfrunger Ried bekannte Moorzone ist mit einer Ausdehnung von rund 2.600 Hektar (davon rund 160 Hektar Hochmoorfläche) nach dem Federseegebiet das zweitgrößte zusammenhängende Moorgebiet Oberschwabens, benannt nach dem Wilhelmsdorfer Ortsteil Pfrungen. Auf der Homepage der Gemeinde Ostrach findet sich zur Namensgebung die Anmerkung: Da der größere Teil des Riedes auf der Gemarkung der Gemeinde Ostrach liegt, ist die Bezeichnung Burgweiler-Pfrunger Ried fachlich korrekt und sollte statt Pfrunger- bzw. Pfrunger-Burgweiler Ried verwendet werden. Das Ried entstand durch die Verlandung eines Eisstausees vor 12.000 Jahren. Es ist ein so genanntes Niedermoor, über dem sich im zentralen Bereich eine Hochmoordecke bildete. Bis 1938 wurde Torf zum Teil maschinell abgetragen, später wurde das Moor stark entwässert und ist seit 1977 über einen Lehrpfad begehbar. Das Pfrunger Ried ist durch die Flora und Fauna ein einzigartiges Ökosystem. Charakteristisch sind die Bruchwälder mit Birken, Kiefern und Weiden, die Binsen-, Seggen- und Torfmoosarten. In den Gewässern findet man Laichkraut und Seerosen. In den sumpfigen Bereichen haben viele Vogelarten ihre Nahrungs- und Brutreviere.[3]

Naturereignis

Fast wie ein Naturwahrzeichen thront der Storch auf dem Dach vom Gasthaus Hirsch neben der Kirche und kündet, dass die Natur der Umgebung noch soweit in Ordnung ist, dass sie für ihn noch ausreichend Froschnahrung vorhält. Früher war er einmal auf dem Kirchturm angesiedelt.

Regelmäßige Veranstaltungen

Der Brunnen der Bauzemeckerzunft

Die schwäbisch-alemannische Fasnet ist im Ostracher Festkalender das herausragende Ereignis. Die Ostracher Narrenfiguren sind Bauzemecker (Riedgeister), Blätzle, Seerosen und Hexen. Auch in Burgweiler und Einhart pflegen Narrenzünfte dieses Brauchtum.

Der FC Ostrach veranstaltet jeweils zu Pfingsten ein internationales A-Jugendturnier mit Jugendmannschaften renommierter Profi-Vereine.
2007 nahmen Vereine wie die Bolton Wanderers, Levski Sofia, Djurgårdens IF und eine Brasilianische Mannschaft, aus Deutschland der SC Pfullendorf, VfL Bochum, VfL Wolfsburg und der 1. FC Kaiserslautern teil. Turniersieger 2006 war der VfL Bochum.
Viele Teilnehmer am Internationalen U 19-Junioren-Yokohama-Cup sind später Profifußballer geworden, u.a. Lukas Podolski, Kevin Kurányi oder Mehmet Scholl.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Ostrach befindet sich im Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO).

Am 14. August 1875 bekam Ostrach über die Bahnstrecke Altshausen–Schwackenreute Anschluss an die Eisenbahn. Damit erhielt die württembergische Allgäubahn von Aulendorf eine Verlängerung über die preußische Provinz Hohenzollernsche Lande nach Baden. Bahnhöfe gab es in Ostrach und in Burgweiler. Der Personenverkehr wurde am 28. September 1966 eingestellt. Der letzte Güterzug fuhr am 31. Juli 2002.

Bildung

Die 2008 abgerissene Freiherr-vom-Stein-Schule war ein geschichtsträchtiges Gebäude. Der erste Teil des Gebäudes war 1957/58 als ländliche Berufsschule für Jungen und Mädchen erstellt worden. Auf Anraten von Landwirtschaftsschulrat Norbert Wahl bekam die Einrichtung der Freiheitskämpfers Freiherr vom Stein. Im Rahmen der Aufhebung der Berufsschule und der Entwicklung des Schulwesens mit den Schwerpunkten Haupt- und Realschule war 1966 ein weiterer Trakt angebaut worden. 1971 endete die schulische Nutzung durch die Erstellung des Schulzentrums Ostrachtalschule an der Schlößlesstraße.[6]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Reinhold Frank (1896–1945), geboren im heutigen Ortsteil Bachhaupten, Rechtsanwalt, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, hingerichtet nach dem gescheiterten Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944
  • Eduard Schmid (1861-1933), 1919-1924 Oberbürgermeister von München
  • Jo Bentfeld (*1932), Reiseschriftsteller

Ehrenbürger

  • Anneliese Drewing-Müller († 2007)
  • Herbert Barth († 2008), ehemaliger Bürgermeister

Literatur

  • Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2; Kreis Sigmaringen, W. Speemann, Stuttgart 1948. 
  • Josef Unger, Rainer Spendel: Ostrach. Geschichte - Menschen - Bilder. Geigerverlag, Horb am Neckar 2008, ISBN 9783865952622. 

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII. ISBN 3-17-004807-4
  3. a b Vom Grenzsteinmuseum ins Ried. S. 30f. In: Wanderbar …die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch
  4. Instandsetzung. 105 Feldkreuze sind erhalten. In: Südkurier vom 14. Januar 2009
  5. Josef Unger: Josef Unger Blickt auf Alt-Ostrach. In: Südkurier vom 2. Januar 2009
  6. Unger: Die Bagger sind jetzt da. Abriss der Freiherr-vom-Stein-Schule in vollem Gang - Geschichtsträchtiges Gebäude. In: Südkurier vom 27. November 2008

Weblinks


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