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Klínovec Panorama von Keilberg und Fichtelberg
Höhe 1.243,7 m n.m. Lage Region Karlsbad, Tschechien Gebirge Erzgebirge Dominanz 130,6 km Schartenhöhe 764 m ↓ NE Furth[1] Geographische Lage 50° 23′ 45″ N, 12° 58′ 4″ O50.39583333333312.9677777777781243.7Koordinaten: 50° 23′ 45″ N, 12° 58′ 4″ O Gestein Glimmerschiefer Besonderheiten höchster Berg des Erzgebirges Der Klínovec (deutsch: Keilberg, seltener Sonnenwirbel) in der tschechischen Region Karlsbad ist mit 1244 Metern die höchste Erhebung des Erzgebirges. Er ist Teil eines Wintersportgebiets.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Umgebung
Der Klínovec befindet sich im mittleren Erzgebirge unmittelbar an dessen südlichem Steilabfall. Am südlichen Fuß des Berges liegt die frühere königlich-böhmische Bergstadt Jáchymov (St. Joachimsthal). Auf dem Erzgebirgskamm liegen die kleinen Orte Boží Dar (Gottesgab), Loučná pod Klínovcem (Böhmisch Wiesenthal) und Háj u Loučné (Stolzenhain) sowie auf deutscher Seite der Kurort Oberwiesenthal in der Nähe des Klinovec. Die früher an der Bergschulter gelegenen Sonnenwirbelhäuser wurden nach der Vertreibung der deutschen Bewohner nach 1945 aufgegeben. Auf dem Gipfelplateau befindet sich das derzeit geschlossene und im Verfall begriffene Berghotel mit Aussichtsturm und ein Fernseh- bzw. Richtfunkturm.
Geologie
Der Klinovec ist vor allem aus metamorphen Sedimentgesteinen, wie Glimmerschiefer, Paragneisen und Quarziten aufgebaut. In der Nordwestseite kommen auch Gänge und Gesteinskörper vulkanitischen Ursprungs vor; diese tertiären alkalischen Vulkanite werden als Haüynite bezeichnet.
Geschichte
Der Klínovec wurde in früheren Jahrhunderten auf böhmisch als Bartum oder Barton, d.h. Bartholomäusberg, oder Sonnenwirbel bezeichnet. Johannes Mathesius erwähnt ihn im 16. Jahrhundert als Keilberg in seinen Schriften. In Chroniken wird von Lawinen am Fuß des Berges berichtet, die mehrere Menschen töteten, große Schneisen in den Wald rissen und Häuser zerstörten. 1817 wurde auf dem Gipfel, dessen Grund und Boden der Stadt St. Joachimsthal gehörte, eine Aussichtspyramide aufgestellt, die 1868 abbrannte. Dieses erste Aussichtsgerüst wurde oft von Kurgästen aus Karlsbad besucht, die sich meist mit Pferdekutschen auf den Berg fahren ließen. Am 19. Juni 1883 begann der Erzgebirgsverein St. Joachimsthal mit dem Bau des noch heute vorhandenen steinernen Aussichtsturms, der im August des darauffolgenden Jahres als „Kaiser-Franz-Josephs-Turm“ eingeweiht wurde, in dem anfangs auch eine Übernachtungsmöglichkeit untergebracht war. Er kostete 7000 Gulden und war bei der ständig wachsenden Zahl der Besucher sehr beliebt. Von den 6000 Personen, die etwa 1885 auf dem Gipfel gezählt wurden, bestiegen 4623 den Turm über dessen 75-stufige Treppe. Der Eintritt betrug zehn Kreuzer. Vielen Untengebliebenen, so berichtet ein Zeitgenosse, gestattete ihr Körperumfang nicht, eine schmale Treppe zu besteigen.
Um den heftigen Luftzug auf der Plattform des Turmes abzuhalten, wurde 1888 ein Glasdach angebracht, mit dem er eine Höhe von 24 m erreichte. Durch den verstärkt einsetzenden Tourismus entschloss sich der Verein zum Bau eines Anbaus am Fuß des Aussichtsturmes, den er am 18. August 1893 einweihte. Dieses Unterkunftshaus wurde anfangs nur vom 1. Mai bis 30. September bewirtschaftet und bot neben dem Gaststättenbetrieb mit warmer und kalter böhmischer Küche maximal zehn Personen ein aus Matratzen und Decken bestehendes Nachtquartier. Gleichzeitig mit dem Unterkunftshaus wurde auch ein Stallgebäude errichtet, das acht Pferde aufnehmen konnte.
Am 1. Juni 1897 wurde eine eigene Postdienststelle auf dem Berg eingerichtet, von der im ersten Sommer bereits 7000 Sendungen nach Gottesgab befördert wurden. 1907 wurde eine zusätzliche Halle gebaut, in der die Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumsausstellung mit industriellen und kunstgewerblichen Produkten des böhmischen Erzgebirges stattfand. Diese wurde in eine ständige Ausstellung von Erzeugnissen des böhmischen Erzgebirges umgestaltet.
Das Berggasthaus wurde vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges aufgestockt und erweitert. Gleichzeitig wurde das frühere Stallgebäude zu einem zweiten Unterkunftshaus umgebaut und der Aussichtsturm erhielt eine hölzerne Umhüllung, die heute nicht mehr vorhanden ist. 1913 umfassten beide Unterkunftshäuser 40 Fremdenzimmer mit 80 Plätzen. Dazu gab es neben Stallungen für 35 Pferden einige Autogaragen.
Mit der Gründung der Tschechoslowakei, zu dessen Staatsgebiet der Keilberg nun gehörte, setzte die Zweisprachigkeit auch auf dem Berggipfel ein. Für den Berg wurde ein tschechischer Name gewählt, der zunächst kurz Klin lautete. In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre setzte sich die Bezeichnung Klínovec durch.
Auf dem Gipfel errichtete man eine Wetterwarte. Eine Straße und eine Omnibuslinie aus Karlsbad führten direkt auf den Berg. Die Zahl der Touristen stieg fast ständig. Ende der 1920er Jahre wurde deshalb das zweite Unterkunftshaus noch einmal erweitert, sodass den Gästen nun 50 Zimmer mit 100 Betten zur Verfügung standen. Im Berggasthaus, das unter der Leitung der Familie Wohlrab stand, gab es drei Gastsäle: den Dotzauersaal, die Sobitschkahalle und den Müllersaal. Letzterer war nach dem Bezirksschuldirektor Anton Müller, dem langjährigen Obmann des Erzgebirgsvereins von St. Joachimsthal, benannt, der wegen seiner Verdienste ehrenvoll als Hausherr des Keilberges bezeichnet wurde. Für Wintersportler legte der Verein Hörnerschlitten- und Rodelbahnen u.a. nach St. Joachimsthal an. In Richtung Oberwiesenthal baute er 1922 in ein kleines Seitental die Fuchslochschanze, auf der der Schanzenrekord zeitweise bei 50 m lag.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges standen im Keilberghotel 112 Betten zur Verfügung. Durch die Nachkriegsereignisse brach der Besucherstrom aus Deutschland fast völlig ab. Erst nach der Abschaffung der Visumpflicht für Bürger der DDR 1972 und der damit verbundenen Wiedereröffnung des Grenzüberganges in Boží Dar wurde der Berg auch von deutscher Seite wieder verstärkt besucht. Heute sind Hotel und Turm im Verfall begriffen.
Aussicht
Vom Gipfel gibt es zurzeit einzelne Ausblicke durch Waldlücken, besonders in Richtung Plešivec (Pleßberg) und Blatenský vrch (Plattenberg). Vom derzeit nicht begehbaren Aussichtsturm bietet der Berg einen umfassenden Rundblick über das Erzgebirge und weite Teile Nordböhmens. Bei gutem Wetter kann man den Böhmerwald, das Böhmische Mittelgebirge und den Bílá hora (Weißen Berg) bei Prag erkennen.
Wege zum Gipfel
- Von Jáchymov aus führt ein Sessellift zum Gipfel, der bei einer Länge von 1.686 Metern einen Höhenunterschied von 428 Metern überwindet. Die Fahrt dauert 13 Minuten.
- Von Boží Dar aus ist eine Auffahrt mit dem Auto möglich. Außerdem ist der Berg über zahlreiche Wanderwege erreichbar.
- Über den Berg führt der Kammweg von 1904, jetzt Teil des Europäischen Fernwanderweges E3.
- Der Skifernwanderweg Skimagistrale Erzgebirge/Krušné hory zwischen Boží Dar und dem Meluzína (Wirbelstein) führt nördlich am Berg vorbei.
Einzelnachweise
Literatur
- Reinhart Heppner/Jörg Brückner/Helmut Schmidt: Sächsisch-böhmische Aussichtsberge des westlichen Erzgebirges in Wort und Bild mit touristischen Angaben, Horb am Neckar, 2001, S. 55-57
Weblinks
Commons: Klínovec – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Eintausender
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