Knol

Knol
Knol
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knol.google.com
Kommerziell Ja
Beschreibung Web 2.0 - Artikelplattform
Registrierung erforderlich
Sprachen Englisch, Arabisch, Koreanisch, Spanisch, Portugiesisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Russisch, Hebräisch, Japanisch
Eigentümer Google Inc.
Erschienen 23. Juli 2008 (Beta-Version)

Knol ist ein Projekt von Google Inc. In dem Web-2.0-Angebot legen angemeldete Autoren Artikel an,[1] die Knols genannt werden und weltweit kostenlos im Internet gelesen werden können. Die Bezeichnung Knol leitet sich vom englischen Wort knowledge (deutsch: Wissen) ab. Seit dem 30. Oktober 2008 steht auch ein deutschsprachiges Portal zur Verfügung.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklungsgeschichte

Knol wurde am 13. Dezember 2007 angekündigt und ging in einer Beta-Version am 23. Juli 2008 zunächst in englischer Sprache ans Netz. Der geistige Vater von Knol ist der israelische Informatiker Udi Manber.[2] Laut dem offiziellen Google-Blog ist Cedric Dupont Produktmanager, Software-Entwickler ist Michael McNally.[3]

Knol wird seitdem weiterentwickelt. Nachdem sich Google Ende 2008 und Anfang 2009 von einigen Projekten trennte, wurde gemutmaßt, dass Knol eines der nächsten Projekte sei, an die Google die „Axt anlegen“ würde. Zwei Tage nachdem Google sechs seiner Projekte einstellte (unter anderem das „Google Notizbuch“ und die Upload-Funktion bei „Google Video“) trat Google auf seinem offiziellen Blog Gerüchten[4] entgegen, dass Knol geschlossen werde. Anlass war die Veröffentlichung des 100.000sten Knols.[5]

Funktion und Prinzipien

Funktionsprinzip

Grundprinzip von Knol ist, dass jeder Artikel von einem einzigen Autor verfasst wird. Abweichend von dieser Voreinstellung kann ein Artikel allerdings bis zu zehn „Eigentümer“ und bis zu zehn „Autoren“ umfassen. Der Autor kann sich zudem dazu entscheiden, den Artikel für andere zur Bearbeitung moderiert oder völlig frei zu öffnen. Andere Nutzer können Änderungen an einem Artikel vorschlagen sowie ihn kommentieren und bewerten. Die Kommentierung erfolgt vergleichbar wie mit einem Blog.

Es ist auch möglich, dass unterschiedliche Autoren zu ein und demselben Thema Artikel anlegen. Ist dies der Fall, soll die Bewertung der Beiträge durch Nutzer dazu führen, dass der am besten bewertete Artikel an erster Stelle erscheint.

Bearbeitungsmöglichkeiten

Gängige Text- und Absatzformatierungen sind möglich, Bilder können eingebunden werden, Text- und Hintergrundfarben gewählt werden, außerdem lassen sich Bearbeitungen mit HTML einfügen. Im Gegensatz zu Wikipedia können in Knol keine internen Hyperlinks verwendet werden, auch gibt es keine Kategorienfunktionen für den jeweiligen Artikel. Externe Links können in die Knol-Artikel hingegen problemlos eingebunden werden. Zudem ist es möglich, Word-Dateien (doc), Excel-Tabellen (xls), Textdateien und PDF-Dateien zu importieren.

Inhaltliche Richtlinien

Ein Thema soll innerhalb eines Knol-Artikels möglichst abgeschlossen behandelt werden. Innerhalb von Knol sind bestimmte Inhalte nicht zugelassen – Pornografie beispielsweise ist verboten und auch diskriminierende Inhalte oder Äußerungen, die zur Gewalt gegen andere aufrufen. Tagebuch-Beiträge sind ebenfalls unerwünscht. Im Gegensatz zu Enzyklopädien sind auch Ratschläge, Lebenshilfen, Lehrgänge, Selbstdarstellung und eigene Forschungen zulässig. Auf Knol ist zu lesen, dass sich das Portal auch als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit versteht, z. B. ist gewollt, dass Firmen Artikel über ihre gewerblichen Produkte einstellen. Die Knol-Richtlinien („Things to do“) halten die Autoren an, in den Artikeln ihre persönliche Meinung zum Ausdruck zu bringen, da sie die Verantwortung für den Artikel ja auch mit ihrem Namen selbst tragen.[6] Artikel, die gegen Richtlinien verstoßen, können „geflaggt“, d.h. gemeldet werden.

Autoren-Orientierung

Durch die Politik, namentlich gekennzeichnete Artikel zu veröffentlichen, verspricht sich Google, dass ausgewiesene Experten ihr Wissen zur Verfügung stellen – sei es um ihren Ruf als Experten zu stärken, sei es aus Eitelkeit oder wirtschaftlichen Interessen. Die Autoren werden, wenn sie es wünschen, in Knol jeweils mit Name, Vorname, Beruf, Fachgebiet und Portraitfoto vorgestellt.

Es besteht die Möglichkeit, dass Autoren an den neben ihren Artikeln eingeblendeten Werbeanzeigen finanziell beteiligt werden. Eine Suchfunktion stellt automatisch fest, ob der Inhalt zu mehr als 50% im Internet bereits vorhanden ist. Ist dies der Fall, so wird dies angezeigt und hat mitunter die Konsequenz, dass die AdSense-Werbung entfällt (beispielsweise dann, wenn der Inhalt zu mindestens 50% mit Wikipedia-Artikeln deckungsgleich ist).

Die Autoren können ihr Urheberrecht auf Wunsch uneingeschränkt und exklusiv ausüben, oder ihre Beiträge optional unter drei verschiedene Creative Commons-Lizenzen stellen („Creative Commons Attribution 3.0 License“, „Creative Commons Attribution 3.0 Noncommercial-License“ oder „Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0“). Autoren behalten stets die Kontrolle über ihren Artikel. Sie können sich gegenseitig zur Begutachtung der Artikel einladen und auf Wunsch kollaborativ arbeiten.[7]

In einer Leiste neben dem Artikel werden fünf weitere Knols des Autors und Knols von anderen Autoren mit ähnlichem Inhalt angezeigt. Eine Suchfunktion ermöglicht die differenzierte Suche nach Knols in allen Sprachen. Sowohl die zehn Artikel mit der höchsten „Klickrate“ als auch die Autoren mit den am meisten „geklickten“ Artikeln werden im koreanischen Portal aufgeführt. Zudem werden die Weblinks von Artikeln anerkannter Autoren mit dem Attribut „Follow“ statt „Nofollow“ gesetzt.

Experten-Debatten

Experten-Debatten zu aktuellen Themen bieten die Möglichkeit, sich in die Diskussionen aktiv einzumischen.[8] Die Themen der jeweiligen Debatten werden in dazugehörenden Foren vorgeschlagen und abgestimmt.[9] Die Experten-Debatten können von den Knol-Nutzern bewertet und kommentiert werden. Zudem ermuntert Google-Knol dazu, vollständige Kritiken zu schreiben oder dem Autor der Debatten-Seiten Änderungen vorzuschlagen.[10]

Die Experten-Debatten wurden Mitte Oktober 2008 in Google-Knol eingefügt, als Knol-Artikel in den Suchergebnissen unerwartet schlecht abschnitten. Marshall Kirkpatrick vom Read Write Web hielt dies für sinnvoll, da angesichts der Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten Millionen diese Debatten zur Kenntnis nehmen und dadurch Knol kennenlernen würden.[11]

Rezeption

Knol wurde in den Medien anfangs vielfach als Konkurrenz zu Online-Enzyklopädien wie Wikipedia wahrgenommen.[12] Die Bewertungen gehen dabei auseinander. Inzwischen wird Knol vorwiegend als ein weiteres, ergänzendes Format angesehen, über dessen Erfolg oder Misserfolg die Zeit und die Nutzer entscheiden werden. Google selbst sieht seine Plattform nicht als Wikipedia-Konkurrenz. Der Projektmanager Cedric Dupont widersprach Bedenken, Knol-Artikel innerhalb der Suchmaschine Google zu bevorzugen.

Wikipedia-Gründer Jimmy Wales vermutete im Wall Street Journal, dass die Website „mit vielen Einzelmeinungen statt Lexikon-Inhalten“ aufwarten werde.[13] Florence Devouard (Vorsitzende der Wikimedia Foundation bis Juli 2008) hingegen äußerte in Hinblick auf finanzielle Aspekte: „Knol ist wahrscheinlich unsere größte Bedrohung seit der Gründung von Wikipedia. Ich meine wirklich die größte.[14]

Der Spiegel-Autor Frank Patalong schätzte Knol dagegen eher als Konkurrenz zu Fachzeitschriften ein und vergleicht Knol mit einer Datenbank für Monografien.[15] Spiegel Online-Autor Konrad Lischka hebt insbesondere Ähnlichkeit zu bestehenden Autoren-Formaten wie About.com und der deutschen Suite101.de hervor – dort allerdings „müssen Autoren sich bewerben“.[16] Florian Rötzer schrieb in Telepolis unter anderem: „Ohne eine wirkliche Klammer wird Knol keine Enzyklopädie werden“.[17] Im gleichen Magazin befürchtet der Autor Helmut Merschmann Schleichwerbung und Auftragsarbeiten der Industrie.[18] J. Gross, Autor der Süddeutschen Zeitung, kritisierte ebenso Schleichwerbung, „Halbwissen“ und Plagiate, insbesondere bei medizinischen Fachartikeln. So sei „eine klare Trennung von Gesundheitsinformation und Public Relation“ nicht vorhanden.[19]

Unter Bezug auf die Meinungsfreiheit sind teils umfassende Sorgen geäußert worden.[20][21] Danny Sullivan warnte davor, dass Knol im Erfolgsfall für Google eine Möglichkeit sein könnte, andere Inhaltsanbieter sowie Wettbewerber im Suchmaschinenmarkt zu verdrängen.[22]

Einzelnachweise

  1. http://www.wired.com/software/coolapps/news/2008/07/google_knol Wired: Google Throws Open Rival for Wikipedia — Anon Authors Discouraged
  2. http://www.wired.com/software/coolapps/news/2008/07/google_knol?currentPage=1 Wired: Google Throws Open Rival for Wikipedia — Anon Authors Discouraged
  3. « Knol is open to everyone », offizieller Googleblog, vom 23. Juli 2008
  4. Jason Kincaid: Google Axes Dodgeball, Jaiku, Video and More [1]
  5. Official Google Blog: 100,000th knol published[2]
  6. Knol Content Policy
  7. http://blogoscoped.com/archive/2008-07-23-n20.html Google Blogoscoped, 23. Juli 2008
  8. Knol-Debates
  9. Knol Debates - Abstimmung
  10. Google: "Knol Debates: See both sides, get involved"
  11. Marshall Kirkpatrick: "Google Drops Some Knowledge on the Financial Crisis"
  12. [3]
  13. Stern: Googles Knol ist „kein Wikipedia-Killer“ vom 24. Juli 2008
  14. Offener Brief von Florence Devouard vom 17. Dezember 2007.
  15. Spiegel Online: Google schlägt großen Bogen um Wikipedia vom 14. Dezember 2007
  16. Spiegel Online: Mein Wissen für alle vom 24. Juli 2008
  17. Telepolis: Googles Anti-Wikipedia vom 23. Juli 2008
  18. Telepolis:„Sozialismus ade“ vom 4. Aug. 2008
  19. Süddeutsche Zeitung: Schleichwerbung im Lexikon vom 8. Oktober 2008
  20. Wired: Google's Units of Knowledge May Raise Conflict of Interest von Betsy Schiffman vom 14. Dezember 2007
  21. New York Times: Wikipedia Competitor Being Tested by Google von Miquel Helft vom 15. Dezember 2007
  22. Forbes-Artikel von Andy Greenberg zu Google-Marktmacht und Knol vom 14. Dezember 2007.

Weblinks


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