Sochumi

Sochumi
Sochumi
სოხუმი
Аҟəа
Wappen
Wappen
Staat: GeorgienGeorgien Georgien
Region: AbchasienAbchasien Abchasien
Rajon: Sochumi
Koordinaten: 43° 1′ N, 41° 0′ O43.016666666667415-140Koordinaten: 43° 1′ N, 41° 0′ O
Höhe: 5-140 m. ü. M.
 
Einwohner: 64.478 (2011)
 
Zeitzone: Moscow Time (UTC+3)
Telefonvorwahl: (+995) 44 (bis 31. Dez. 2009)
(+7) 840 44 (ab 15. Nov. 2009)
Kfz-Kennzeichen: ABH
 
Bürgermeister: Alias Labachua
Webpräsenz:
Sochumi (Georgien)
Sochumi
Sochumi

Sochumi (abchasisch Аҟəа/Aqwa, georgisch სოხუმი/Sochumi, russisch Сухум/Suchum) ist die Hauptstadt der international nur von wenigen Staaten anerkannten Republik Abchasien, offiziell ist es die Hauptstadt der Autonomen Republik Abchasien innerhalb Georgiens.

Die Stadt liegt im Westen des Landes am Schwarzen Meer. Sie war ein bedeutender Hafen, ein Eisenbahnknoten und ein wichtiger Kurort mit mildem Klima. Seine Schwefelbäder wurden seit römischen Zeiten genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde auf dem Gebiet des heutigen Sochumi die griechische Kolonie Dioscurias (Dioskurias) gegründet. Nach der Legende legten die Zwillinge Castor und Pollux den Grundstein. Im römischen und byzantinischen Imperium war die Stadt als Sebastopolis bekannt.

Unter osmanischer Herrschaft hieß sie Suchum-Kalé, auch Soghum Kala und wurde zur Festung ausgebaut. Im 19. Jahrhundert wechselte Sochumi mehrfach den Besitzer. 1810 fiel die Stadt an Russland, wurde aber erst 1829 im Frieden von Adrianopel von der Türkei abgetreten, erhielt Magazine und einen Bazar. 1854 wurde es von den Russen bei Annäherung einer englisch-französischen Flottille eilig geräumt, teilweise zerstört und von Abchasen, die die türkische Flagge aufpflanzten, geplündert. Im September 1855 landete Omer Pascha mit einem osmanischen Korps und begann von dort aus Operationen gegen Tiflis. Im Mai 1877 wurde die Stadt erneut vom Osmanischen Reich besetzt, doch im September wieder geräumt und von den Abchasen verbrannt. 1879 hatte die Stadt 1.947 Einwohner.

Im Mai 1918 wurde in Sochumi eine bolschewistische Republik ausgerufen. Der Versuch scheiterte. Die Stadt wurde Teil der Demokratischen Republik Georgien, Sitz eines georgischen Generalgouverneurs und des Abchasischen Volksrats. Am 4. März 1921 wurde Sochumi von der 9. Armee der Roten Arbeiter- und Bauernarmee unter dem Kommando von W. Ch. Ter erobert. In sowjetischer Zeit entwickelte sich der Ort zur weißen Stadt am Meer, einem Sommerparadies mit exklusiven Hotels, Cafés, einer lebhaften Künstlerszene. Die Stadt war multikulturell. Es wurden neun verschiedene Sprachen gesprochen. Zugleich beherbergte sie Institute der Russischen, später Sowjetischen Akademie für Wissenschaften, darunter die berühmte Affenzucht-Station, und ab Juli 1945 das vom NKWD gegründete Physikalisch-Mathematische Institut, an dem Manfred von Ardenne bis 1954 an der Entwicklung der sowjetischen Atombombe forschte. [1] [2] In Sochumi bestand das Kriegsgefangenenlager 461 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[3]

Festung von Sochumi, 19. Jahrhundert

1992 bis 1994 wurde die Stadt ein Zentrum des Guerillakampfes zwischen georgischem Militär und abchasischen und tschetschenischen Freischärlern, der zur Abspaltung Abchasiens von Georgien führte. Nach der Einnahme Sochumis durch die Freischärler am 27. September 1993 kam es zum Massaker von Sochumi an der georgischen Zivilbevölkerung, die schließlich vollständig vertrieben wurde. Einer der Verantwortlichen für die Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung in Sochumi war der spätere Terrorist Schamil Bassajew, der damals eine tschetschenische Einheit befehligte und stellvertretender abchasischer Verteidigungsminister war. Griechische und jüdische Einwohner flohen ins Ausland. Seine früheren Wirtschafts- und Wissenschaftsfunktionen hat Sochumi weitgehend eingebüßt. Die Strandpromenade, der Rustawelis Gamsiri, gleicht einer Ruinenlandschaft, im Hafen liegen abgewrackte, rostige Schiffe.

In den letzten Jahren hat sich die Lage der Stadt jedoch leicht gebessert, insbesondere auf Grund starker Investitionen aus Russland.[4] Die Einwohnerzahl beträgt mittlerweile wieder etwa 64.500, was einem Plus von fast 50 Prozent gegenüber 2003 entspricht.[5]

Sehenswürdigkeiten

Machadschirenuferstraße

Die Machadschirenuferstraße wurde nach den in die Türkei verschleppten Abchasen, den Machadschiren, benannt. An ihr liegt die alte Festung Sochumi. Sie wurde von den Römern Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut, später mehrfach zerstört und umgebaut. Die dem Wasser zugewandte Festungsmauer ist über die Jahre ins Meer gestürzt. 1724 erbauten die Türken auf den Trümmern der Festung ihre Burg Sohumkale. Ende des 18. Jahrhunderts wurde diese die Residenz des abchasischen Fürsten Kelesch Achmed-bei Scherwaschidse, der am 2. Mai 1808 von turkophilen Verschwörern ermordet wurde. Sein Grab befindet sich neben der Festung. Kurz darauf bezogen die Russen die Festung. In den Jahren 1877 bis 1878, der Zeit des Russisch-Osmanischen Krieges wurde sie von diesen als Gefängnis für politische Gegner genutzt.

Parkanlagen in der Stadt
Villen in der Stadt
Uferpromenade von Sochumi

Der übrige Teil der Machadschirenuferstraße wurde um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bebaut. Die Hotels, Restaurants und Cafés spiegeln den individuellen Architekturgeschmack ihrer jeweiligen Erbauer wider.

Bagrataschloss

Im östlichen Teil der Stadt liegt das gut erhaltene Schloss des abchasischen Königs Bagrat III. aus der georgischen Bagratiden-Dynastie, der Abchasien von 978 bis 1014 regierte, in der Zeit, in der das Königreich seinen größten Wohlstand erreichte. Die Schlossmauern haben eine Dicke von 1,8 Metern.

Die Bevölkerung

Im Jahre 1989 wohnten 119.150 Menschen in Sochumi. Davon waren 41,5% Georgier, 21,6% Russen, 12,5% Abchasen und 10,3% Armenier. 1993 wurden die meisten Georgier aus der Hauptstadt der autonomen Republik Abchasien vertrieben. Nach der Volkszählung 2003 leben in Sochumi rund um 40 000 Einwohner, die Abchasen bilden mit 56,3% die Mehrheit. Das Ergebnis der Volkszählung von Februar 2011 ergibt für Sochumi eine Bevölkerung von 64.478 Personen.[5]

Kulturelle Einrichtungen

Samson-Tschanba-Theater

Das staatliche Tschanba-Theater wurde 1912 als privates Theater errichtet. Der Kaufmann Aloisi errichtete damals mit seinem Grand-Hotel einen ganzen Komplex aus Kultur- und Freizeiteinrichtungen (so etwa neben dem eigentlichen Hotel und dem Theater ein Kino, ein Casino und eine Rollschuhbahn). 1921 wurde dieser verstaatlicht. Das Hotel erhielt den Namen Bsyp nach einem Fluss in Westabchasien, das Theater wurde zum ersten Staatlichen Theater Abchasiens erklärt. 1942 brannten beide Gebäude ab und wurden 1952 wiedererrichtet. Das Theater hat heute 700 Sitzplätze. Die Stücke werden in abchasischer Sprache aufgeführt. Eine eigens für diesen Zweck installierte Anlage ermöglicht es, den Text synchron zu übersetzen und auf Kopfhörer, die an Besucher ausgegeben werden, die das Abchasische nicht beherrschen, zu übertragen. Gespielt werden sowohl Stücke des internationalen Repertoires wie Shakespeare, als auch Stücke russischer oder abchasischer Autoren, wie etwa Nikolai Erdman oder Fasil Iskander. Das Theater trägt heute den Namen des abchasischen Schriftstellers und Politikers Samson Tschanba (1886-1937).

Raschden-Gumba-Philharmonie

Das Gebäude der Staatlichen Abchasischen Philharmonie wurde 1947 errichtet, die Eröffnung fand 1949 statt. Im Februar 2009 wurde die Philharmonie nach einer erstmaligen völligen Instandsetzung wiedereröffnet. Dabei erhielt sie den Namen Staatliche Raschden-Gumba-Philharmonie nach dem abchasischen Komponisten Raschden Gumba.[6]

Verkehr

Sochumi liegt im Zentrum des entlang der Schwarzmeerküste verlaufenden Hauptverkehrskorridors Abchasiens an der georgischen Fernstraße M 1, sowie an der Hauptstrecke der Abchasischen Eisenbahn. Personenverkehr besteht nur in nordwestlicher Richtung nach Russland. Nahverkehrszüge fahren ins russische Adler bei Sotschi. Außerdem besteht eine Kurswagenverbindung nach Moskau. Der Flughafen der Stadt ist infolge der Zerstörungen während des Krieges bis heute geschlossen. In der Stadt verkehrt außerdem der Oberleitungsbus Sochumi, heute der einzige Oberleitungsbus-Betrieb Georgiens.

Städtepartnerschaften

  • TransnistrienTransnistrien MoldawienMoldawien Tiraspol, Transnistrien/Republik Moldau
  • SudossetienSüdossetien GeorgienGeorgien Zchinwali, Südossetien/Georgien
  • RusslandRussland Podolsk, Russland
  • Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Kilmarnock, Großbritannien

Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wir haben die russische Atombombe beschleunigt. Interview mit Manfred von Ardenne. In: Michael Schaaf: Heisenberg, Hitler und die Bombe. Gespräche mit Zeitzeugen. GNT-Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-928186-60-4.
  2. The Messenger, Tbilisi: Polonium 210 comes from Abkhazia - Georgian Greens.
  3. Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962-1977.
  4. BBC Online: Abkhazia prepares for president
  5. a b http://www.abkhaziagov.org/en/news/detail.php?ID=37316
  6. President Respubliki Abchasii: Абхазской Государственной филармонии присвоено имя Раждена Гумба, В Сухуме торжественно открылась Абхазская Государственная филармония (19. Februar 2009)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Massaker von Sochumi 1993 — Das Massaker von Sochumi 1993 (georgisch სოხუმის დაცემა) war ein Kriegsverbrechen, das am 27. September 1993 an der georgischen Zivilbevölkerung in Abchasiens Hauptstadt Sochumi begangen wurde. Es war Teil von ethnischen Säuberungen, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Universität Sochumi — Die Abchasische Staatliche Universität in Sochumi (auch Universität Sochumi; abchasisch Аҧснытәи Аҳәынҭқарратә Унивирситет/Apsnytwi Achwyntqarratu Uniwirsitet; russisch Абхазский государственный университет/Abchasski gossudarstwenny uniwersitet;… …   Deutsch Wikipedia

  • Oberleitungsbus Sochumi — 2006 im Depot Betriebsleiter Aleksandr Kharazia Der Ob …   Deutsch Wikipedia

  • Rajon Sochumi — Lage des Rajon Sochumi innerhalb Abchasiens Der Rajon Sochumi (georgisch სოხუმის რაიონი/Sochumis Raioni, abchasisch Аҟəа араион/Aqwa araion) ist ein Ra …   Deutsch Wikipedia

  • FC Dinamo Sochumi — Voller Name FC Dinamo Sochumi Gegründet 1936 Stadion …   Deutsch Wikipedia

  • Aqwa — Sochumi სოხუმი Аҟəа Staat: Georgien Region …   Deutsch Wikipedia

  • Dioskurias — Sochumi სოხუმი Аҟəа Staat: Georgien Region …   Deutsch Wikipedia

  • Sokhumi — Sochumi სოხუმი Аҟəа Staat: Georgien Region …   Deutsch Wikipedia

  • Suchumi — Sochumi სოხუმი Аҟəа Staat: Georgien Region …   Deutsch Wikipedia

  • Sukhumi — Sochumi სოხუმი Аҟəа Staat: Georgien Region …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”