Komplex Leipziger Straße

Komplex Leipziger Straße
Komplex Leipziger Straße

Der Komplex Leipziger Straße ist ein weithin sichtbarer Gebäudekomplex an der Leipziger Straße in Berlin-Mitte. Er wurde ab 1969 beidseitig der Straße zwischen Spittelmarkt und Charlottenstraße errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1969 begannen die Bauarbeiten für das städtebauliche Großprojekt unter der Leitung der Kollektive Joachim Näther (Städtebau) und Werner Straßenmeier (Hochbau). Der Entwurf sah eine Wohnbebauung mit 2000 Wohnungen und gesellschaftlichen Einrichtungen vor. Zu diesem Zweck wurde die noch vorhandene Altbausubstanz in diesem Bereich der Leipziger Straße vollständig entfernt.

Mit der Neubebauung dieses Gebiets sollte das südliche Stadtzentrum der Hauptstadt der DDR einen neuen städtebaulichen Charakter erhalten. Im Gegensatz zum Stadtzentrum kapitalistischer Prägung sollte eine enge Verflechtung der Wohnfunktion mit der gesellschaftlichen Funktion des Zentrums erfolgen. Konkret ging es darum, dem direkt hinter der Berliner Mauer in West-Berlin befindlichen Axel-Springer-Hochhaus seine städtebaulich dominante Wirkung zu nehmen und die Sichtbarkeit der Nachrichten-Leuchtschrift, die auf dem Hochhaus der West-Berliner Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft lief, zu unterbinden. Auf dem Dach des Axel-Springer-Hochhauses befanden sich zudem die großen Werbereklamen der Springer-Zeitungen Bild, Berliner Morgenpost und B.Z..[1]

Dabei wurden die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Spittelkolonnaden teilweise wiederaufgebaut. Ursprünglich standen baugleiche Kolonnaden auf der Nord- und Südseite als Dekoration der Brücke über den 1833 zugeschütteten Festungsgraben. Die Kolonnaden auf der Nordseite wurden jedoch in den 1920er-Jahren abgebaut und eingelagert, um auf dem Grundstück neue Geschäftshäuser bauen zu können. Ursprünglich hatte man beabsichtigt, diese wie die Königskolonnaden am Kleistpark an einem neuem Standort wieder aufzustellen. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Kolonnaden auf der Südseite zerstört. Die Neubebauung des Areals bot die Möglichkeit, die eingelagerten Teile der Nordseite auf der Südseite wieder aufzustellen.

Bauten

Briefmarke der Deutschen Post der DDR, 1979

Besonders auffällig sind die acht paarweise errichteten 23- bzw. 25-geschossigen Wohnhochhäuser auf der Südseite der Straße. Diese wurden in einer Stahlbeton-Skelettmontagebauweise um innere Gleitbaukerne errichtet, einer Spezialform der Plattenbauten. Im Volksmund soll es für diese besonders hohen Bauten auch die Bezeichnung „Springerdecker“ gegeben haben, der sich auf den oben beschriebenen Hintergrund ihrer Planung bezog.

Am Sockel der Hochhäuser befinden sich zweigeschossige Flachbauten, die früher Kultur-, Versorgungs- und Handelseinrichtungen beherbergten. So befand sich am Spittelmarkt ein großes Exquisit-Modegeschäft und zwischen den Hochhäusern ein großes Delikat-Feinkosthaus, beides Einkaufsstätten des gehobenen Bedarfs mit entsprechendem Preisniveau.

Im Kontrast dazu stehen die langgezogenen 14-geschossigen Wohnscheiben in Plattenbauweise auf der Nordseite, in deren glänzenden Fassaden sich das Ensemble spiegelt. Diese Wohnhäuser waren bevorzugt zugewiesener Wohnort für westliche diplomatische Mitarbeiter und akkreditierte Journalisten und standen unter besonderer Beobachtung durch die DDR-Sicherheitsorgane. Insbesondere in den Häusern östlich der Jerusalemer Straße gab es aber auch eine Reihe besonders großer Wohnungen, die kinderreichen Familien zur Verfügung gestellt wurden.

Planungen

Geplant war, auf der Südseite der Leipziger Straße, am Ende Spittelmarkt, ein großes, winkelförmiges Hochhaus zu errichten. Es ist auf diversen Architekturmodellen zur Umgestaltung der östlichen Innenstadt zu sehen, wurde jedoch nie realisiert. In den 1990er Jahren baute die Sparkasse an dieser Stelle ein Gebäude, das etwa dieselbe Größe und denselben Grundriss aufweist.

Nachwendezeit

Nach der Wende begann man ab Mitte der 1990er Jahre, den Komplex umfangreich zu sanieren und zu renovieren. Im Zuge dieser Arbeiten bekamen einige Gebäude neue Fassaden. Viele der Läden und Kultureinrichtungen sind allerdings verschwunden. Es gibt konkrete Planungen, die an dieser Stelle acht Fahrstreifen breite Leipziger Straße auf vier Streifen zu reduzieren und zudem eine Straßenbahnstrecke in Mittellage zwischen Alexander- und Potsdamer Platz zu errichten.

Darüber hinaus wurde Ende der 2000er Jahre das ehemalige Ebbinghaus-Gebäude an der Peripherie des Komplexes abgetragen, um für die Axel-Springer-Straße als Verlängerung der vom Landwehrkanal kommenden Lindenstraße den historischen Straßenverlauf zum Spittelmarkt wieder herzustellen. Die Trassenführung ist mittlerweile (Stand: August 2011) im Bau.

Weblinks

 Commons: Komplex Leipziger Straße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. bz-berlin.de
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