Konrad Waldhäuser

Konrad Waldhäuser

Konrad von Waldhausen (auch Konrad Waldhäuser/Waldhauser; * um 1320/25 in/bei Waldhausen in Oberösterreich; † 8. Dezember 1369 in Prag) war einer der ersten Vorläufer der Hussiten in Böhmen und ein bedeutender Sittenprediger des Spätmittelalters. Er wirkte vor allem in Prag, sein Einflussgebiet erstreckte sich jedoch weit über Böhmen hinaus.

Konrad trat in seiner Jugend in das Kloster der Augustinerchorherren seines Geburtsortes ein und studierte in Pavia, das damals Zentrum der verschiedenen Augustinerorden war. Dort kam er in Kontakt mit augustinischem und frühhumanistischem Gedankengut, das später seine Predigten stark beeinflusste. Um 1949 wurde er wohl in Passau zum Priester geweiht und wallfahrte anlässlich des Jubeljahrs 1350 nach Rom, wo er mit simonistischen Missständen in der Kirche konfrontiert wurde. Hierdurch motiviert, begann er seine Predigertätigkeit, in welcher er vor allem die sancta ecclesia propagierte. In Rom traf er zudem mit Cola di Rienzo oder zumindest seinen Anhängern zusammen.

Nach seiner Rückkehr trat er zunächst als Prediger in Österreich auf, unter anderem in Wien, wo er 1358 auch vor Herzog Albrecht II. predigte. Vermutlich wirkte er in dieser Zeit als Lehrer an der Domschule St. Stephan, aus der sich später die Universität Wien entwickelte. Auch in Wien kam Konrad in Kontakt mit Missständen, etwa die Steuerfreiheit des Klerus, dessen Steuerbetrag auf die städtischen Bürger verteilt wurde. Kritik übte er insbesondere auch an den Bettelmönche, die entgegen ihrem Armutsideal nach Besitztum strebten. Dies brachte ihm in der Bürgerschicht zahlreiche Freunde ein. Ostern 1363 trat Waldhauser erstmals in Prag auf, wo er einen derartigen Zulauf erlebte, dass Kaiser Karl IV. auf ihn aufmerksam wurde. Dieser war bestrebt hervorragende Persönlichkeiten um sich zu versammeln und so veranlasste er, dass Konrad am 17. September 1963 die Pfarrei Allerheiligen in Leitmeritz in Böhmen übernahm. Waldhauser setzte dort einen Stellvertreter ein, um weiter in Prag wirken zu können, wo er in der Pfarrei St. Gallus, entgegen einem Verbot der Synode von Toulouse (1229), in deutscher Sprache predigte. Bei diesen Predigten war auch das Kaiserehepaar mehrfach zugegen. Gegenüber der Galluskirche befand sich zudem das Collegium Carolinum, dessen Studenten sicher auch zu Waldhausers Zuhörerschaft zählten. Für diese gab er auch eine Postille heraus, in welche er sein humanistisches Gedankengut einfließen ließ. Seine Gegner kritisierten ihn wohl für die Pfarrei Allerheiligen in Leitmeritz, die eben eine solche Pfründe sei, wie er sie selbst in seinen Predigten als Vergehen bezeichne, so dass er 1365 die Pfarrei Maria Tein in Prag übernahm, die er nun selbst verwalten konnte.

Waldhauser predigte sehr erfolgreich und gefährdete damit unter anderem das Einkommen der Bettelmönche, so dass diese unter anderem in Saaz seine Auftritte zu stören versuchten. Am 7. Juni 1366 wurde er dann im Vatikan der Häresie angeklagt, so dass er 1368 nach Rom reisen musste. In einem erhaltenen Brief von ihm aus dem Jahre 1369 bittet er um Geld für die Prozessführung. Diverse Fürsprecher Waldhausers, darunter auch Kardinal Grimoard, der Bruder Papst Urbans V., versuchten erfolglos den Prozess zu verhindern. Konrad wartete das Ende des Prozesses jedoch nicht ab, sondern reiste 1369 unter Schutz Karls IV. nach Böhmen zurück, wo er am 8. Dezember 1369 starb, so dass ihm eine weitere Verfolgung als Ketzer erspart blieb.

Konrad beeinflusste den tschechischen Refomprediger Johannes Milicius und Jan Hus.


Literatur

  • Art. s.v. im Verfasserlexikon, 2. A., Bd. 5, 259-26.
  • K.F. Richter: Waldhausen, Karl IV. und sein Kreis, in: Ferdinand Seibt (Hg.): Lebensbilder zur Geschichte der böhmischen Länder, Bd. 3: Karl IV. und sein Kreis, 1978, 159-174.
  • Eduart Winter: Vorläufer : Konrad Waldhauser (um 1325 - 1369). In: Ders.: Ketzerschicksale : Christliche Denker aus neun Jahrhunderten. Einsiedeln: Benziger, 1980, ISBN 3545250490. 39–48.

Weblinks


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