Kornewo

Kornewo
Siedlung
Kornewo / Zinten
Корнево
Wappen
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Bagrationowsk
Gegründet 1313
Siedlung seit 1945
Zeitzone UTC+3
Postleitzahl 238443
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 203 807 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 27′ N, 20° 18′ O54.4520.3Koordinaten: 54° 27′ 0″ N, 20° 18′ 0″ O
Kornewo (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Kornewo (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad

Kornewo (russisch Корнево, deutsch Zinten, polnisch Cynty, litauisch Cintai) ist eine Gemeinde in der Oblast Kaliningrad in Russland im früheren Ostpreußen. Sie liegt heute im Rajon Bagrationowsk.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kirchdorf Zinten (prußisch sinds: Hartriegel-Strauch; sindats: sitzen, siedeln) erhielt 1313 die Stadtrechte nach Kulmer Recht. Ursprünglich gehörte der Ort zum Ermland, blieb aber bei der Teilung 1466 nach dem Zweiten Thorner Frieden ebenso wie Heiligenbeil beim restlichen Ordensstaat und wird seither zur Landschaft Natangen gerechnet. Bis zum Zweiten Weltkrieg wuchs die Stadt auf fast 6.000 Einwohner heran. Sie war seit 1938 Garnisonsstadt (I. Abt. Panzerregiment 10 in der Seydlitz-Kaserne) und von vielseitigen mittelständischen Betrieben geprägt. In Zinten gab es u.a. seit 1865 ein Amtsgericht, einen Bahnhof (1885), Pferderennplatz (1936), Waldbad (1932), Stadtpark (1932), Ski-Schanzen (1936), Turnhalle (1929), Jugendherberge (1934) und div. Vereine.

Da es in der Zeit bis 1773 im katholischen Ermland für Protestanten nicht erlaubt war, sich länger als ein Jahr dort aufzuhalten, umgingen viele evangelische Ermländer diese Regel, indem sie sich für einen Tag im nahe gelegenen Zinten niederließen. Dies brachte der Stadt den noch im 20. Jahrhundert geläufigen Scherznamen „Ausland“ ein.

Die Stadt war planmäßig mit einem regelmäßigen Straßennetz angelegt worden. Das Rathaus stand mitten auf dem Marktplatz. Auf einer Anhöhe stand die Kirche, welche 1741 neu gebaut wurde. Zinten gehörte zum Landkreis Heiligenbeil. Bemerkenswert ist das Stadtwappen, das zwei sich kreuzenden silberne Türme zeigt, Über diesen schwebt in blauem Feld ein goldener Stierkopf.

Während der Kesselschlacht von Heiligenbeil im Februar 1945, bei der die 4. Armee der deutschen Wehrmacht zerschlagen wurde, wechselte Zinten mehrmals den Besitzer und wurde ebenso wie die benachbarte Kreisstadt im stärksten Ausmaß zerstört. Seit 1945 liegt Zinten unmittelbar nördlich der polnisch-russischen Grenze quer durch das alte Ostpreußen und war seiner Entwicklungschancen beraubt. Heute ist der Ort nur noch eine bescheidene Siedlung. Die Altstadt wurde nicht wieder aufgebaut, von der Kirche steht nur noch ein mahnendes Turmfragment. Stadtrechte hat der Ort nicht mehr.

Die Zahl der Einwohner betrug 1875 3.201, 1890 3.360 (davon 58 Katholiken und 55 Juden), 1910 3.382 und 1939 5.801.

Kirche

Kirchspiel

Zinten war schon in vorreformatorischer Zeit Kirchdorf und Pfarrsitz eines Kirchspiels. Bis 1945 gehörten die damals 5.840 Gemeindeglieder zum Kirchenkreis Heiligenbeil (heute russisch: Mamonowo) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. 43 Ortschaften gehörten zum Kirchspiel Zinten (* = Schulort), in dem zwei Pfarrer tätig waren:

  • Albenlauck
  • Alt Legden
  • Amalienwalde
  • Bomben (heute russisch:
    Alexandrowskoje)
  • Bombitten* (Ochotnoje)
  • Bükühnen
  • Dösen* (Skworzowo)
  • Domlitten
  • Dothen (Donskoje)
  • Düsterwalde
  • Ernstfelde
  • Gedau (Donskoje)
  • Grünlinde
  • Jäcknitz (Usornoje)
  • Kelmkeim
  • Klaussitten (Mitschurino)
  • Klein Klingbeck
  • Korschellen
  • Kukehnen
  • Kumgarben
  • Kupgallen
  • Kuischen-Langendorf
  • Lehmkühnen*-Maggen
  • Maraunen* (Michailowskoje)
  • Nausseden
  • Nemritten*
  • Neu Legden
  • Nonnenhausen
    (Michailowskoje)
  • Ober Ecker (Poretschje)
  • Otten
  • Palmkrug*
  • Plössen* (Priwolnoje)
  • Pohren (Rasdolnoje)
  • Preußisch Wäldchen
  • Robitten (Alexandrowskoje,
    bis 1994 Robity)
  • Rosen
  • Schwengels (Donskoje)
  • Sperwienen
  • Unter Ecker
  • Wesselshöfen* (Puschkino)
  • Worwegen
  • Woyditten*
  • Zinten* (Kornewo)

Pfarrer

Von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945 amtierten in Zinten als evangelische Geistliche:

  • Gregorius Kempe, ab 1524
  • Valentin Hayn, bis 1535
  • George Baumgart, 1535-1549
  • Valentin Schulz, 1550-1596
  • Martin Schmulck, bis 1568
  • Marcus Schwilling, 1568-1572
  • Jacob Grening, 1590-1627
  • Martin Forqver, 1598-1600
  • Simon Kranich, 1600-1613
  • Friedrich Martini, 1613
  • George Kretschmer, 1614-1640
  • Stephan Cimdarsus, 1627-1641
  • Daniel Putzius, 1640-1656
  • Daniel Martini, 1641-1662
  • Johann Caspar Sack, 1656-1680
  • August Mauritius, 1662-1685
  • Andreas Meier, 1681-1735
  • Georg Friedrich Möser, 1686-1700
  • Gottfried Zahn, 1700-1740
  • Andreas Theodor Meier, 1718-1762
  • Gottlieb Richter, 1740-1755
  • Carl Friedrich Burow, 1755-1794
  • Andreas Gotthard Meier, 1762-1803
  • Ernst August Friesen, 1769-1774
  • Carl Friedrich Holstein, 1775-1815
  • Ernst Christ. Wohlfromm, 1804-1826
  • Christian Leopold Stuber, 1815-1828
  • Wilhelm Eduard Reichel, 1826-1860
  • Friedrich Wilhelm Rauschke, 1829-1839
  • Wilhelm Otto Glogau, 1830-1832
  • Leopold Eduard Grohnert, 1832-1834
  • Julius Otto Steinwender, 1834-1844
  • Julius Carl W. Lube, 1840-1846
  • Johann Friedrich Schröder, 1847-1853
  • August Moritz Hitzigrath, 1850-1853
  • Karl Joh. Emil Nietzki, 1854-1884
  • Arthur Erasmus, 1879-1881
  • Heinrich Max A. Buttgereit, 1881-1883
  • Oskar Paul Rahn, 1884
  • Friedrich Emil Wilhelm Kühn, 1884-1897
  • Paul Ostermeier, 1884-1886
  • Arthur Georg Hempler, 1887-1922
  • Leopold Krösle, 1897
  • Emil Rud. W. Rousselle, 1898-1923
  • Leo Grunau, 1922-1934
  • Rudolf Erich Sack, 1923-1926
  • Gottfried H.J. Podlech, 1927-1932
  • Kurt von Grot, 1932-1945
  • Heinz Gerstmann, 1934-1945

Heutige Ortsgliederung

Heute ist Kornewo zentraler Ort für 13 umliegende Orte:

Heutiger Name deutscher Name (bis 1945)
Александровское
(Alexandrowskoje)
Bomben
Александровское
(Alexandrowskoje)
bis 1993: Робиты (Robity)
Robitten
Косатухино (Kosatuchino) Barsen
Лесной (Lesnoi) Wangnicken,
Kreis Heiligenbeil
Медовое (Medowoje) Sollnicken
Медовое (Medowoje) Tykrigehnen
Михайловское (Michailowskoje) Maraunen,
Kreis Heiligenbeil
Михайловское (Michailowskoje) Nonnenhausen
Мичурино (Mitschurino) Klaussitten
Мичурино (Mitschurino) Korschellen
Нижнее (Nischneje) Sollecken
Охотное (Ochotnoje) Bombitten
Узорное (Usornoje) Jäcknitz

Söhne und Töchter des Ortes

  • Albertine Assor (* 22. März 1863 in Zinten), Wohltäterin und Gründerin des baptistischen Albertinen-Diakoniewerkes Hamburg († 1953)
  • Valentin Thilo (* 2. Januar 1579 in Zinten), lutherischer Theologe und Kirchenlieddichter († 1620)
  • Siegfried Galliner (* 26. Januar 1875 in Zinten), deutscher Rabbiner († 1960)
  • Emil Wölk (* 25. Oktober 1903 in Zinten), deutscher Motorenschlosser und kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, († Juli 1944 in Brandenburg an der Havel ermordet)

Siehe auch

Verweise

Literatur

  • Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformatuion bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968

Weblinks


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