Landkreis Heiligenbeil

Landkreis Heiligenbeil

Der preußisch-deutsche Landkreis Heiligenbeil und sein Vorgängerkreis Zinten bestand in der Zeit zwischen 1818 und 1945.

Der Landkreis Heiligenbeil umfasste am 1. Januar 1945:

  • die beiden Städte Heiligenbeil und Zinten
  • sowie 111 weitere Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern
  • und 1 Gutsbezirk (Anteil Frisches Haff).
Wappen des Kreises Heiligenbeil

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Der Landkreis Heiligenbeil lag im westlichen Teil Ostpreußens am Frischen Haff. Er hatte die Form eines spitzwinkligen Dreiecks. Von seiner 1137 km² großen Gesamtfläche waren 229 km², also ein Fünftel, Haffanteil. Der westlichste Punkt des Kreises lag westlich von Alt Passarge, der östlichste ostwärts von Robitten, die nördlichste Spitze lag nordöstlich von Dümpelkrug und der südlichste Punkt südöstlich von Schönborn. Seit 1819, als der Kreis mit Heiligenbeil als Kreisstadt gegründet wurde, hatte der Kreis die obige Form und Ausmaße. Bei der Volkszählung im Mai 1939 lebten im Kreisgebiet 53.207 Einwohner. Das waren rund 59 Menschen auf einen Quadratkilometer. Sie lebten in 2 Städten und 111 Landgemeinden. Die 113 Orte gehörten zu 17 Kirchspielen (Kirchengemeinden). Die Namen der Kirchspiele und ihrer Landgemeinden waren:

Im Februar und März 1945 wurde das Kreisgebiet Kriegsschauplatz. Es bildete sich der militärische "Heiligenbeiler Kessel". Nach schwersten und wochenlangen Abwehrkämpfen der 4. deutschen Armee gegen mehrere sowjetische Armeen erfolgte der endgültige Untergang in den letzten Märztagen. Im Morgengrauen des 29. März 1945 haben sich die letzten deutschen Soldaten vom Haffufer unterhalb der Burgruine Balga in Richtung Pillau eingeschifft. In den Winterwochen zuvor flüchteten hunderttausende von Ostpreußen aus allen Teilen der Provinz, darunter auch der größte Teil der Bevölkerung des Kreises Heiligenbeil, über das Eis des Haffs auf die Frische Nehrung und von dort auf die rettenden Schiffe in Pillau oder auf dem Landweg der Nehrung nach Danzig.

Von den rund 53.000 Bewohnern des Kreises Heiligenbeil verloren ca. 20% ihr Leben durch Krieg, Flucht, Vertreibung, Deportation, Vergewaltigungen, Hunger, Krankheiten oder unmenschliche Behandlungen in ostpreußischen Zwangslagern.

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Februar 1818 der Kreis Zinten im Regierungsbezirk Königsberg in der preußischen Provinz Preußen (nicht: Ostpreußen).

Dieser umfasste die Kirchspiele:

Das Landratsamt war in Zinten.

Bereits am 1. April 1819 erfolgten folgende Änderungen von Kreisgrenzen:

  • Eingliederung der Kirchspiele Brandenburg und Pörschken aus dem Kreis Kreuzburg in den Kreis Zinten,
  • Eingliederung der Kirchspiele Albrechtsdorf, Borken, Buchholz, Canditten, Eichhorn, Gutenfeld, Landsberg, Peisten, Petershagen und Reddenau aus dem Kreis Zinten in den Kreis Kreuzburg.

Gleichzeitig änderte sich der Kreisname in Heiligenbeil.

Ab dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht: Ostpreußen) und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr.

Norddeutscher Bund / Deutsches Reich

Ab dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.

Am 13. Oktober 1876 wurde das Landratsamt von Zinten nach Heiligenbeil verlegt, nachdem die Stadt Heiligenbeil hierfür ein Gebäude errichtet hatte.

Zum 16. Februar 1878 wurde das bisher kommunalfreie Vorwerk Banditten aus dem Kreis Preußisch Eylau in den Kreis Heiligenbeil eingegliedert.

Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Heiligenbeil am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Heiligenbeil entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Heiligenbeil entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und zwischen der Sowjetunion und Polen aufgeteilt. Die ansässige deutsche Bevölkerung wurde, sofern sie nicht bereits geflüchtet war, in der Folge vertrieben.

Kommunalverfassung

Der Landkreis Heiligenbeil gliederte sich in Stadtgemeinden, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in selbstständige Gutsbezirke.

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt.

Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Ortsnamen

Die durchweg deutschen Ortsnamen wurden im Wesentlichen bis 1945 beibehalten. Kleinere Namenskorrekturen fanden zuletzt wie folgt statt:

  • Brandenburg: 1935: Brandenburg (Frisches Haff),
  • Carben: 1931: Karben,
  • Königlich Rödersdorf: 1931: Rödersdorf,
  • Kuyschen: 1938: Kuschen,
  • Polnisch Bahnau: 1920: Deutsch Bahnau.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Emil Johannes Guttzeit: 100 Jahre Kreissparkasse Heiligenbeil. Geschichtlicher Rückblick auf Gründung und Entwicklung der Sparkasse des Kreises Heiligenbeil. Heiligenbeil 1942
  • Emil Johannes Guttzeit: Der Kreis Heiligenbeil. Ein ostpreußisches Heimatbuch. (Hrsg.: Kreisgemeinschaft Heiligenbeil), Leer 1975
  • Emil Johannes Guttzeit: Die Ordensburg Balga. Heiligenbeil 1925
  • Emil Johannes Guttzeit: Die Kirche in Bladiau und ihre familiengeschichtlichen Denkmäler. Heiligenbeil 1930
  • Emil Johannes Guttzeit: 600 Jahre Grunau, Kreis Heiligenbeil. Heiligenbeil 1931
  • Emil Johannes Guttzeit: 600 Jahre Hohenfürst. Heiligenbeil 1932
  • Emil Johannes Guttzeit: 700 Jahre Balga. Heiligenbeil 1939
  • Emil Johannes Guttzeit: Jäcknitz: Rosen und Woyditten. Die Geschichte eines ostpreußischen Ritterguts. Kiel 1957

Weblinks


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