Kraftwerk Marbach

Kraftwerk Marbach

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Kraftwerk Marbach am Neckar
Das Kraftwerk Marbach III, die zugehörigen einreihigen Zellenkühler sowie die Öltanks (von links nach rechts)
Das Kraftwerk Marbach III, die zugehörigen einreihigen Zellenkühler sowie die Öltanks (von links nach rechts)
Lage
Kraftwerk Marbach am Neckar (Baden-Württemberg)
Kraftwerk Marbach am Neckar
Lage in Baden-WürttembergBaden-Württemberg Baden-Württemberg
Koordinaten 48° 55′ 39″ N, 9° 13′ 48″ O48.9274979.230005Koordinaten: 48° 55′ 39″ N, 9° 13′ 48″ O
Land Deutschland
Gewässer Neckar
Daten
Primärenergie Heizöl schwer [1]
Brennstoff Heizöl schwer
Leistung 395 MW
Typ GuD-Kraftwerk
Eigentümer EnBW
Betreiber EnBW
Betriebsaufnahme 1. April 1941

Das Kraftwerk Marbach liegt etwas außerhalb von Marbach am Neckar. Es ist heute organisatorisch dem Standort Heilbronn zugeordnet. Der Betreiber ist die EnBW.[2]

Inhaltsverzeichnis

Block I

Der Block Marbach I war ein zwischen 1938 und 1942 errichtetes Kohlekraftwerk, das in den 1950er Jahren ausgebaut und 1981 stillgelegt wurde. Die erhaltenen Anlagenteile stehen unter Denkmalschutz.[3]

Geplant und gebaut wurde der Block I als Sammelschienenanlage (64 atü, 500 °C) mit drei Turbogeneratoren und einer Leistung von 100 MW von den damaligen Technischen Werke der Stadt Stuttgart zur Versorgung Stuttgarts. Auf "Empfehlung" der Gauleitung musste das bereits im Rohbau erstellte Kraftwerk am 15. Mai 1939 an die neu gegründete Energie-Versorgung Schwaben abgegeben werden. Am 17. Februar 1942 erfolgte die Inbetriebnahme des ersten Kessels und eines Turbosatzes, die Stromlieferung begann am 1. April. Mit der Inbetriebsetzung des dritten Turbosatzes am 2. November 1942 war die erste Ausbaustufe abgeschlossen.[4]

Block II & III

Die Blöcke II und III sind noch bzw. wieder in Betrieb. Die Inbetriebnahme war 1970 bzw. 1974.[5][6] Beide zusammen haben eine Leistung von 395 MW und dienen als Sicherheitsreserven, die nur dann laufen, wenn besonders viel Strom gebraucht wird. Dazu müssen sie ständig betriebsbereit gehalten werden. Bei Marbach II handelt es sich um eine Gasturbinenanlage, bei der die Nutzleistungsturbinen durch Strahltriebwerke der Firma Rolls-Royce angetrieben werden. Aber heute dient diese Anlage nur noch als Minutenreserve und zur Erzeugung von Spitzenlast. Marbach III ist eine mit Öl befeuerte Gas- und Dampfturbinen- (GuD)-Anlage. In den 1970er-Jahren avancierte dieser Block jedoch zu einem Spitzenlastkraftwerk und übernahm seitdem die Funktion der Erzeugungsreserve. Der Dampfteil des heizölbefeuerten Kraftwerksblocks wurde im Jahr 1998 konserviert, jedoch 2005 wegen Reaktivierungsmaßnahmen wieder ans Netz genommen.[2][6] Das Kraftwerk besitzt einreihige Zellenkühler (s. erstes Bild). Der Schornstein hat eine Mündungshöhe von 160 Metern, das Kesselhaus ist 82 Meter hoch.[7]

Ein ehemals geplantes 1-MW-Brennstoffzellen-Demonstrationskraftwerk auf dem Kraftwerksgelände wird nicht gebaut. Hierauf einigten sich die Konsortialpartner Électricité de France (EDF), Gaz de France (GDF), TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG, Siemens-Westinghouse (USA), Siemens AG (Deutschland) und die EnBW in Pittsburgh (USA). Die Inbetriebnahme dieser Anlage war ehemals für das Jahr 2003 geplant. Ziel des amerikanisch-europäischen Demonstrationsprojektes war, mit dem Bau dieser ersten SOFC-Anlage (Solid Oxide Fuel Cell, deutsch Festoxid-Brennstoffzelle) Erfahrungen für die Markteinführung dieser Technologie zu sammeln und diese auch auszuwerten. Dabei sollte die Brennstoffzelle mit einer Mikrogasturbine unter Druck betrieben werden. Somit hätte ein sehr hoher elektrischer Wirkungsgrad von fast 60 Prozent erreicht werden können. Aufgrund seiner Bedeutung für die zukünftige Energieversorgung wurde das Projekt vom amerikanischen Energieministerium Department of Energy (DOE) und von der Europäischen Union finanziell gefördert.[8][9]

Die älteren Kraftwerke der EnBW in Marbach und Walheim sind seit Anfang 2005 wieder in Betrieb. Das Kraftwerk Marbach sollte nur noch in Notzeiten wieder hochgefahren werden (Kaltreserve). Vor den Wiederinbetriebnahmen wurde durch die EnBW nach eigenen Angaben eine "zweistellige Millionensumme" in die Kraftwerke in Marbach und Walheim sowie in das Rheinhafen-Dampfkraftwerk Karlsruhe investiert, um die Stromkapazität dieser drei Anlagen um insgesamt 380 Megawatt zu erhöhen. Für die Leistungsfähigkeit des Marbacher Kraftwerks werden von der EnBW nun 265 Megawatt angegeben.[6] Um einen Betrieb sichern zu können, wurden für das Kraftwerk Marbach 18 neue Mitarbeiter eingestellt. Die EnBW hat beantragt im Regionalplan der Region Stuttgart Flächen am Standort Marbach für die Errichtung eines neuen Gaskraftwerks auszuweisen.[3]

Daten der Kraftwerksblöcke

Das Kraftwerk Marbach hat zwei in Betrieb befindliche Blöcke:

Kraftwerksblock[1] Elektrische
Bruttoleistung
Inbetriebnahme Anlagen Primärenergie
Marbach II 130 MW 1970 GT Heizöl schwer
Marbach III 265 MW 1974 GuD Heizöl schwer

Wasserkraftwerk

Das alte Wasserkraftwerk Marbach

Auf dem Kraftwerksgelände befindet sich außerdem ein ab 1938 im Zuge der Neckarkanalisierung von der Neckar AG neu erbautes Laufwasserkraftwerk mit zwei Kaplan-Turbinen und einer Gesamtleistung von drei MW, das am 1. April 1941 in Betrieb genommen wurde. Es wurde auf 99 Jahre an die Technischen Werke der Stadt Stuttgart (TWS), die die Baukosten übernommen hatten, verpachtet.[10] Das alte Wasserkraftwerk der TWS, das im ehemaligen Mühlenviertel Marbachs liegt und seit Ende 1899 in Betrieb gewesen war, wurde im Zuge der Neckarkanalisierung am 1. Oktober 1938 stillgelegt. Das Kraftwerksgebäude existiert noch heute, an Stelle des Kraftwerkskanals verläuft dort nun die Umgehungsstraße Marbachs.

Einzelnachweise

  1. a b In Betrieb befindliche Kraftwerke in Deutschland (Stand 31. Mai 2008)
  2. a b EnBW AG: Das Kraftwerk Marbach: Flugzeugtriebwerke zur Stromerzeugung
  3. a b Sack (7. März 2008): Kraftwerksstandort im Energie- und Technologiepark - Sachstandsbericht. Schillerstadt Marbach. Abgerufen am 12. Oktober 2008.
  4. Karl Erich Haeberle; Technische Werke der Stadt Stuttgart AG (Hrsg.): Stuttgart und die Elektrizität - Geschichte der Stuttgarter Elektrizitäts- und Fernwärmeversorgung. Stuttgart 1983.
  5. Details der Kraftwerke
  6. a b c NOVO 81: Kernenergienutzung global betrachtet
  7. Kraftwerk Marbach. Herausgeber: Energieversorgung Schwaben AG, Stuttgart, 1992, Seite 3
  8. Vorkommerzielles 1-MW-Brennstoffzellen- Kraftwerk in Marbach/Neckar wird nicht gebaut
  9. 1-MW-Brennstoffzellen-Kraftwerk in Marbach/Neckar wird nichts
  10. Albrecht Gühring: »… dass man suchen sollte, sich eine Wasserkraft zu sichern« - Stuttgarter Kraftwerke in Marbach. Klett-Cotta, Stuttgart 1996, ISBN 3608918396.

Weblinks

Siehe auch


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