Kreuzreiter

Kreuzreiter
Osterreiter im Kloster St. Marienstern, Panschwitz-Kuckau

Das Osterreiten (obersorbisch Křižerjo; Synonym Kreuzreiten) ist ein alter sorbischer Brauch, der in der katholischen Oberlausitz im Gebiet zwischen den Städten Hoyerswerda, Kamenz und Bautzen gepflegt wird, und jährlich viele Besucher in diese Region zieht. Auch in Ostritz beim Kloster Marienthal wird ein Osterreiten veranstaltet. Ende der 1990er Jahre hat man den alten Brauch auch bei Lübbenau in der evangelischen Niederlausitz wiederaufleben lassen.

Inhaltsverzeichnis

Ablauf

Am Ostersonntag reiten die katholischen Männer einer Kirchengemeinde in Frack (Gehrock) und Zylinder auf festlich geschmückten Pferden in die Nachbargemeinde, um dieser die frohe Botschaft zu verkünden, dass der Herr Jesus Christus auferstanden ist. Es ist Brauch, dass die besuchte Gemeinde einen Gegenbesuch durchführt. Jeder Prozessionszug, der aus bis zu über hundert Reitern und Pferden bestehen kann, darf dabei den anderen nicht kreuzen - das bringt Unglück. Vorneweg reiten die Fahnenträger, die Träger der Christusstatue und des Kreuzes. Vor Beginn der Prozession wird gemeinsam der Ostergottesdienst gefeiert, danach umreiten die Osterreiter die heimatliche Kirche, werden gesegnet und begeben sich auf den Weg, die frohe Botschaft in Form von traditionellen Kirchenliedern ins Land zu tragen. Die Kirche bzw. der Dorfplatz, eines jeden Ortes, durch den der Zug führt, wird ebenfalls umritten. Dabei werden ebenfalls sorbische, manchmal auch deutsche bzw. lateinische Kirchenlieder gesungen; kurz vor Ausritt und teilweise auch zwischen den Ortschaften wird laut gebetet.

In der besuchten Zielgemeinde werden die Reiter beköstigt. Vor dem Heimritt wird gemeinsam vor dem Friedhof oder in der Kirche gebetet und die Reiter werden ebenfalls vom Pfarrer gesegnet.

Den Abschluss des Osterfestes bildet seit 1983 ein gemeinsamer Dankgottesdienst aller Reiter in der Rosenthaler Kirche am Osterdienstag.

Pferde und Reiter

Osterreiten in Brohna 2006

Die oftmals reich geschmückten Pferde werden zum Teil von weit her ausgeliehen. Am Vorabend werden diese dann gebürstet und gestriegelt, die Mähnen werden geflochten, der Schweif gekämmt und mit einer Schleife versehen. Die Schleifen sind mit bunten Stickereien versehen, selten mit den sorbischen Farben. Im Trauerfall werden schwarze Schleifen verwendet. Das Pferdegeschirr ist aufwändig mit Muscheln oder Metallbeschlägen verziert. In den letzten Jahren sieht man immer häufiger auch frische Blumen als Schmuck.

Nimmt ein junger Mann bzw. Jugendlicher das erste Mal am Osterreiten teil, trägt er einen kleinen grünen Kranz an der Brust. Bei einer 25-jährigen Teilnahme ist dies dann ein Silberkranz, bei 50 Jahren ein goldener.

Geschichte und Ursprung

Einzug der Osterreiter in Wendischbaselitz

Ursprünglich ritten die heidnischen Slawen im Frühjahr um ihre Felder, um die bösen Geister (des Winters) zu vertreiben und um für eine gute Ernte zu bitten. Dieser, nicht nur slawische, Brauch hielt sich bis über die Zeit nach der Christianisierung in seiner ursprünglichen Bedeutung. Auch heute noch kann man dies in Ostro beobachten, wo die Männer vor dem eigentlichen Osterritt frühmorgens die Felder umreiten.

Wie vielen ursprünglich heidnischen Festen wurde auch dem Osterreiten nach der Christianisierung der Elbslawen eine neue Bedeutung gegeben. Aus dem ursprünglichen Umritt der Felder wurde eine Prozession zu Ehren des Auferstandenen. Gemeinsam mit vielen anderen Bräuchen spiegelt auch das Osterreiten den Ablauf des bäuerlichen Arbeitsjahres und die Bedürfnisse und Wünsche der einfachen Dorfbewohner wider. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es fest mit dem kirchlichen Kalender verwoben.

Erstmalig wurde das Osterreiten 1541 auf der Strecke zwischen Wittichenau und Ralbitz erwähnt.

Nach dem Tiefpunkt von 1974, als nur 487 Reiter teilnahmen, sind die Teilnehmerzahlen bis 2007 wieder auf etwa 1700 gestiegen.

Prozession

Osterreiter in Nebelschütz

Gegenwärtig gibt es 6 Prozessionspaare (mit Gegenbesuch) und relativ traditionellen Routen:

Die Prozession der Stadt Wittichenau ist die einzige, bei der sich auch viele nichtsorbische (50%) Osterreiter beteiligen.

  • Ostersaatreiten zwischen Ostritz und dem Kloster St. Marienthal (außerhalb des sorbischen Siedlungsgebiets).

Fußnoten und Einzelnachweise

  • Schorch, Marén: "Rituelle und symbolische Inszenierung von Zugehörigkeit. Das sorbische Osterreiten in der Oberlausitz", in: Herbert Willems (Hrsg.): Theatralisierung der Gesellschaft. Band 1: Soziologische Theorie und Zeitdiagnose, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2009, S. 331-354.


Weblinks


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