- Kriegsspiel (Film)
-
Filmdaten Originaltitel: The War Game Produktionsland: Vereinigtes Königreich Erscheinungsjahr: 1965 Länge: 48 Minuten Originalsprache: Englisch Altersfreigabe: FSK 12 Stab Regie: Peter Watkins Drehbuch: Peter Watkins Produktion: Peter Watkins Kamera: Peter Bartlett, Peter Suschitzky Schnitt: Michael Bradsell Besetzung - Michael Aspel
- Peter Graham
The War Game ist ein Fernsehfilm über einen hypothetischen Atomkrieg im Kalten Krieg. Für die BBC-Reihe The Wednesday Play hat Peter Watkins nicht nur das Drehbuch geschrieben, er war auch Regisseur und Produzent des Films. Der Film handelt von einem sowjetischen Atomschlag gegen das Vereinigte Königreich und verursachte einen Schock innerhalb der BBC wie auch der damaligen britischen Regierung. Es war geplant, den Film am 21. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima am 6. August 1966 auszustrahlen. Aufgrund des dramatischen Inhalts fand die Fernsehausstrahlung jedoch erst 1985 zusammen mit einer erneuten Ausstrahlung von Threads statt. Die Fernsehanstalt rechtfertigte ihre Entscheidung folgendermaßen: „Die Wirkung des Filmes wurde von der BBC als zu entsetzend bewertet, als dass eine Ausstrahlung in Frage käme“. Doch auch mit dieser Entscheidung machte der Film sein Debüt als Video oder in Programmkinos, oftmals begleitet von unterstützendem Informationsmaterial von Watkins. Der Film gewann 1966 einen Oscar in der Kategorie Bester Dokumentarfilm.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Der 50-minütige Film wurde in Schwarz-Weiß gedreht. In seiner Aufmachung benutzt es den Stil der damaligen Nachrichtenmagazin-Sendungen, dies schließt einen Sprecher im Hintergrund und Befragungen des kleinen Mannes auf der Straße mit ein. Der Film deckt den Zeitraum von etwa vier Monaten ab, beginnend einige Tage vor den Angriffen. Als Kriegsanlass dient der Einmarsch der chinesischen Streitkräfte in Südvietnam. Die daraus resultierenden Spannungen führen schließlich dazu, dass sich die NATO gezwungen sieht, einen nuklearen Erstschlag mit einer kleinen taktischen Atombombe gegen die Sowjetunion zu starten, deren Truppen die innerdeutsche Grenze überschritten. Ein auf Zentraleuropa beschränkter Krieg bricht aus, in dem auch Großbritannien ein Ziel der Sowjetunion darstellt.
Der Film hat mehrere ineinander abwechselnde Verlaufsfäden:
- eine im Dokumentarstil erzählende Chronik der wichtigsten Ereignisse
- kurze Interviews
- Passantenbefragung nach deren Wissen über den Atomkrieg (Gefahren der ionisierenden Strahlung, Verhaltensmaßnahmen, etc.)
- sonderbar optimistische Kommentare von Fachleuten
- fiktive Interviews mit den Schlüsselfiguren, nachdem der Krieg losbricht
Die Handlungen spielen größtenteils in der Stadt Rochester in Kent. Der Film schildert das Chaos der Vorbereitungsmaßnahmen, ausgelöst durch die Zwangsevakuierung der Stadtbevölkerung, sowie die Auswirkungen des Atomangriffes. Anschließend wird der Zusammenbruch der Gesellschaft, danach der, der strahlenverseuchten Zivilisation, und psychisch geschädigten Bevölkerung, beschrieben. Von Zeit zu Zeit verlässt der Sprecher die fiktive Geschehensebene. Dabei werden Zuschauer dann an die Zivilschutzplanungen von 1965 erinnert, welche unzureichend auf diese Ereignisse vorbereiten, wenn nicht gar eine ausreichende Vorbereitung unmöglich ist. Der Film betont, dass die Regierung und die Öffentlichkeit von der falschen Annahme ausgehen, dass der Atomkrieg eine überlebbare Tortur wie die deutschen Angriffe auf London während des Zweiten Weltkrieges ist. Es ist aber wahrscheinlicher, dass der Krieg noch verheerendere Folgen hat, als die Bombardierungen deutscher und japanischer Städte im Zweiten Weltkrieg.
Der Film enthält auch einen Auszug aus Stephen Vincent Benéts Gedicht „Song for Three Soldiers“ (Lied für drei Soldaten):
„Oh, where are you coming from, soldier, gaunt soldier,
With weapons beyond any reach of my mind,
With weapons so deadly the world must grow older
And die in its tracks, if it does not turn kind?“Übersetzung:
„Oh, woher kommst du, Soldat, hagerer Soldat,
Mit Waffen, die über meine Vorstellungskraft hinausgehen,
Mit Waffen so tödlich, dass die Welt erwachsener werden muss,
Und stirbt in ihren Spuren, wenn sie nicht freundlich wird?“Kritiken
„Eine fiktive Reportage über einen Atombombenangriff auf englische Städte und seine schrecklichen Auswirkungen auf die Bevölkerung. Der von der BBC produzierte und mit einem ‚Oscar‘ ausgezeichnete, im englischen Fernsehen aber nicht ausgestrahlte Film will die alle Vorstellungen übersteigenden Zerstörungen eines Atomkriegs bewußt machen, die öffentliche Meinung aufrütteln und zu einer moralisch-politischen Stellungnahme auffordern. Ein erschreckender, aufrüttelnder Film.“
Literatur
- Murphy, Patrick. „The War Game—The Controversy“. Film International, May 2003. [1]
Weblinks
- The War Game in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Encyclopedia of Television
- British Film Institute Screen Online
Wikimedia Foundation.