Kupfersuhl

Kupfersuhl
Kupfersuhl
Gemeinde Moorgrund
Koordinaten: 50° 53′ N, 10° 15′ O50.87972222222210.255290Koordinaten: 50° 52′ 47″ N, 10° 15′ 18″ O
Höhe: 290–300 m
Einwohner: 248 (31. Dez. 1992)
Eingemeindung: 4. Nov. 1994
Postleitzahl: 36433
Vorwahl: 03695
Karte

Lage von Kupfersuhl in Moorgrund

Kupfersuhl ist ein Ortsteil der 1994 im Rahmen einer Verwaltungsreform gebildeten Gemeinde Moorgrund im Wartburgkreis in Thüringen.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Blick auf Kupfersuhl
Die Hauptstraße in Kupfersuhl
Fachwerkhaus
Urlaub auf dem Bauernhof in Kupfersuhl
Ein Gehöft in Wackenhof
Ein ungewöhnliches Fachwerkhaus
Bäuerliches Handwerkszeug, eine Egge aus dem 19. Jahrhundert

Traditionelle Torpfosten

Die Gemeinde Kupfersuhl befindet sich etwa 15 km südsüdwestlich von Eisenach am südwestlichen Rand des Thüringer Waldes.

Nachbargemeinden und -städte

Die Gemeinde gehört seit einer Gebietsreform vom 7. Oktober 1994 zu Moorgrund. Sie grenzt im Osten und Süden an die Moorgrundgemeinden Etterwinden, Waldfisch und Möhra. Im Südwesten folgt die Gemeinde Ettenhausen a.d. Suhl. Im Westen und Norden grenzen die Marksuhler Ortsteile Burkhardtroda und Eckhardtshausen an den Wackenhof. [3]

Berge

Als höchster Punkt der Gemeinde gilt der Eichberg (443 m ü. NN). Bemerkenswert sind auch die Berge und Hügel Pfaffenberg (441,9 m ü. NN), Eichkopf (420 m ü. NN), Blauer Berg (405,4 m ü. NN) und die sagenreiche Möhrsche Kuppe (416,7 m ü. NN). [4]

Flüsse

Der Ortsname Kupfersuhl verweist auf die Lage des Ortes im Tal der Suhl, die an der östlichen Gemarkungsgrenze am Eichberg entspringt. Die Suhl und weitere namenlose Quellbäche im 4200 m langen Kupfersuhler Abschnitt wurden bereits im Mittelalter durch Dämme aufgestaut um für die Erfordernisse der Kupferbergwerke genutzt werden zu können.[4]

Geschichte

Die Gemeinde Kupfersuhl ist durch den Altbergbau sehr eng mit der Geschichte der benachbarten Orte Möhra und Ettenhausen a.d. Suhl verbunden. Zum Ort gehört die Flur der Wüstung Flachsland, ursprünglich ein kleines abgelegenes Bauerndorf im Quellbereich der Suhl, wurde es zu Gunsten der ersten Bergwerke beim Wackenhof aufgegeben.[5]

Die urkundliche Ersterwähnung des Ortes Kupfersuhl erfolgte am 23. August 1268.[6] Schon 1330 heißt der Ort Chuppirsula.

Der Ortsteil Wackenhof wurde ebenfalls 1268 erwähnt, in einer Urkunde des Kloster Fulda wurde dem Lazarus-Orden die Siedlungen Wackenhusen und Flachsland zu Lehen gegeben, der Ritterorden errichtete entsprechend seiner Bestimmung in Wackenhausen ein Leprosorium - als Aussätzigenhospital. Dieses war zugleich dem Gothaer Hospital unterstellt.[5]. Der Wackenhof war zudem als Komturhof ein wichtiges Verwaltungszentrum des Ordens in Thüringen. Mit dem Rückgang der Seuche im 15. Jahrhundert wurde der Lazariter-Orden auf päpstlichen Befehl dem Johanniterorden einverleibt. 1489 wurde der Ritter Heinrich Schmuckschuh als letzter Lazariter-Komtur mit dem Wackenhof belehnt, er sollte die bereits im Verfall begriffene Hofstelle wieder aufrichten, Altar und Kapelle erneuern. [7]

Die Vorfahren Martin Luthers siedeln sich im 14. Jahrhundert mit der ersten Blüte des Bergbaus bei Kupfersuhl im Dorf Möhra an. Nach der Reformation bemühte sich ab 1539 der Rat der Stadt Salzungen hartnäckig um den Erwerb der Flachsländer Wälder, diese sollten als Brennholz zur Fortführung der Salzunger Saline dienen. Gleichzeitig entstand aber bei Kupfersuhl eine Kupferhütte, welche ebenfalls auf das Brennholz angewiesen war; 1561 verkauft die Stadt Salzungen ihren Hof (?) in Kupfersuhl.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Kupfersuhl von den Bewohnern aufgegeben und musste nach dem Krieg neu aufgesiedelt werden.

Der jagdliebende Eisenacher Herzog Johann Georg I. verlieh 1686 die Bergwerke zu Kupfersuhl, Attchenbach-Unkeroda und Eckardtshausen an seinen Rentmeister Samuel Müller und weitere Unternehmer; 1690 wurden Veit Richter aus Nürnberg und 1701 Martin Michaelis aus Leipzig als Bergwerksbetreiber damit belehnt. Auf Betreiben späterer Eisenacher Herzöge wurde das nördlich angrenzende Gebiet um Eckhardtshausen und Schloss Wilhelmsthal als herzogliches Jagdgebiet genutzt und teilweise sogar eingezäunt. Immer wieder führte die herzogliche Verwaltung mit den Bergwerksbetreibern Streitigkeiten über die Fördermengen und technische Belange. Hinzu kamen ständige Auseinandersetzungen mit den Fuhrleuten der Region, welche die benötigte Holzkohle in großer Menge aus den Umland heranzuschaffen hatten, jedoch oft um ihren Fuhrlohn prozessieren mussten.[8]

Im Jahr 1879 wurden, basierend auf der Volkszählung von 1875, erstmals statistische Angaben publiziert. Kupfersuhl zählte 25 Wohnhäuser und 139 Einwohner; zum Ort wurde eine Schmelzhütte und der Wald Flachsland gerechnet. Die resultierende Gesamtfläche betrug 446,0 ha – davon Höfe und Gärten 4,8 ha, Wiesen 30,4 ha, Äcker 139,9 ha, Wälder 248,6 ha, Teiche, Bäche und Flüsse 2,6 ha, Wege, Triften und Obstplantagen 19,6 ha. Zum Viehbestand wurden 5 Pferde, 90 Rinder, 161 Schafe, 60 Schweine, 17 Ziegen angegeben. Der noch separat ausgewiesene Wackenhof bestand damals aus 3 Wohnhäusern mit 18 Einwohnern auf einer Gesamtfläche von 69,6 ha – davon Höfe und Gärten 1,8 ha, Wiesen 1,8 ha, Äcker 38,4 ha, Wälder (kein eigener Bestand), Teiche, Bäche und Flüsse 0,6 ha, Wege, Triften und Obstplantagen 15,8 ha. Beide Ortsteile waren nach Möhra eingepfarrt und eingeschult.[9]

Nach 400 Jahren Bergbaubetrieb wurde der letzte Schacht bei Kupfersuhl in den 1960er Jahren aufgegeben. Während der DDR-Zeit befand sich auf dem nördlich angrenzenden Milmesberg bei Eckhardtshausen eine militärische Funkstation der GSSD, das Areal wurde zum militärischen Sperrgebiet erklärt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Im Ort Kupfersuhl befindet sich ein Erlebnisbauernhof. Der Ort ist durch seine waldreiche und verkehrsberuhigte Lage ein Refugium für Erholungssuchende. Am Wackenhof führt der "Sallmannshäuser Rennsteig", ein regional bedeutsamer Wanderweg, vorbei.

Verkehr

Straßenverkehr

Durch den Ort Kupfersuhl verläuft die Landstraße Etterwinden–Kupfersuhl, mit einem Abzweig zum Wackenhof–Ettenhausen a.d. Suhl mit einem weiteren Abzweig nach Möhra.

Schienenverkehr

Der nächstgelegenen Bahnhof für den Fernverkehr befindet sich in Eisenach, in Marksuhl und Ettenhausen gibt es Haltepunkte an der Werrabahn.

Busverkehr

Nach Kupfersuhl verkehren folgende Buslinien der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH [10] :

Linie Fahrstrecke
L-52b Eisenach - Marksuhl - Burkhardtroda - Ettenhausen a.d. Suhl - Kupfersuhl
L-104 Bad Salzungen - Immelborn - Barchfeld - Witzelroda - Gumpelstadt - Möhra - Kupfersuhl
L-105 Bad Liebenstein - Schweina - Barchfeld - Witzelroda - Gumpelstadt - Möhra - Kupfersuhl

Die Mehrzahl der Verbindungen erfolgt hierbei im Rahmen des Schulbusverkehrs.

Wirtschaft

Die Einwohner der Gemeinde Kupfersuhl arbeiten überwiegend in den Betrieben der Umlandgemeinden. Im Ort befindet sich ein Standort der Agrargenossenschaft Moorgrund e.G., welche die Landwirtschaft und Viehzucht nach ökologischen Gesichtspunkten betreibt. Die Firma Urban Bau GmbH hat ihren Sitz in Kupfersuhl genommen.

Literatur

  • Siegfried Wünscher: Die Geschichte des Kupferschieferbergbaues und seines Hüttenwesens im Fürstentum Eisenach. Eisenach 1932.

Einzelnachweise

  1. Thüringer Verordnung über die Auflösung und Zusammenlegung der Gemeinden Moorgrund, Möhra und Kupfersuhl vom 7. Oktober 1994 (GVBl S. 1169)
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1994
  3. Thüringer Landesvermessungsamt Wartburgkreis und Kreisfreie Stadt Eisenach, Erfurt 2002, ISBN 3-86140-250-5
  4. a b Thüringer Landesvermessungsamt TK25 - Blatt 5127 Bad Salzungen, Erfurt 1997, ISBN 3-86140-063-4
  5. a b Otto Hartmann In alten Schriften geblättert. In: Altensteiner Blätter Jahrbuch 1995. S. 101f
  6. Otto Dobenecker Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiea. Jena 1939. Band IV Nr. 216, 2354 (S. 33, 337)
  7. Der Wackenhof wurde bereits im 18. Jahrhundert zum geheimnisumwitterten Ort und tunlichst gemieden. Informationen über Aussehen und Größe des Hospitals liegen nicht vor, eine erforderliche archäologische Untersuchung ist bisher noch nicht durchgeführt worden.
  8. Siegfried Wünscher Die Geschichte des Kupferschieferbergbaues und seines Hüttenwesens im Fürstentum Eisenach. Eisenach 1932.
  9. C. Kronfeld, Landeskunde des Großherzogthumes Sachsen-Weimar-Eisenach. Zweiter Teil. Weimar 1879. S. 52 f.
  10. Fahrplan der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH

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