Witzelroda

Witzelroda
Witzelroda
Gemeinde Moorgrund
Koordinaten: 50° 49′ N, 10° 17′ O50.82444444444410.287222222222260Koordinaten: 50° 49′ 28″ N, 10° 17′ 14″ O
Höhe: 260–270 m
Einwohner: 487 (31. Dez. 1992)
Eingemeindung: 25. März 1994
Postleitzahl: 36433
Vorwahl: 03695
Karte

Witzelroda mit Neuendorf

Witzelroda ist ein Ortsteil der 1994 im Rahmen einer Verwaltungsreform gebildeten Gemeinde Moorgrund im Wartburgkreis in Thüringen. Bis 1950 war der westliche Ortsteil Neuendorf eine selbständige Gemeinde. Witzelroda beging im Jahr 2008 das Ortsjubiläum der 850-Jahrfeier.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Kirche
Details an der Dorfkirche
Witzelroda, Ortsbild
Meininger Straße
Landmarke Sendemast
In der Pfarrgasse
Am Hotel Pumpälzhof
Am vereisten Michaelsteich
Ortsteil Neuendorf
Neuendorf, Ortsbild
In der Ortslage

Geografische Lage

Die Gemeinde Witzelroda befindet sich im Moorgrund, einer natürlichen Senke zwischen dem westlichen Thüringer Wald und dem Werratal bei Bad Salzungen.

Nachbargemeinden und -städte

Die Gemeinde gehört seit einer Gebietsreform vom 7. Oktober 1994 zu Moorgrund. Sie grenzt im Südosten an Barchfeld, im Südwesten an die Stadt Bad Salzungen, es folgen im Westen, Norden und Osten die Moorgrund-Gemeinden Gräfen-Nitzendorf, Möhra und Gumpelstadt. Im Osten grenzt Witzelroda auch an den Ortsteil Profisch der Gemeinde Schweina. [1]

Berge

Die Landschaft um Witzelroda wird im Nordosten von der Kammlinie des Thüringer Waldes mit dem Rennsteig und dem markanten Windsberg sowie im Süden vom Pleßberg bestimmt.

Als höchster Punkt der Gemeinde gilt der Hohleberg (366,6 m ü. NN). Bemerkenswert sind auch die Berge und Hügel Frankenstein (342,7 m ü. NN), Klosterberg (316,3 m ü. NN), Fischberg (295,4 m ü. NN), Mäuseberg (290,1 m ü. NN) und der Eisberg (289,8 m ü. NN). [2]

Flüsse

Die Ortsnamen Möhra und Moorgrund wurden einst abgeleitet von einem ausgedehnten Feuchtgebiet, welches sich als Moor nach der letzten Eiszeit herausbildete und welches erst in den 1970er Jahren weitgehend trockengelegt wurde. Der Moorbach ist ein Hauptzufluss der Fischa, welche nach erfolgter Kanalisierung den Namen Fischgraben erhielt und die bei Barchfeld als rechter Zufluss in die Werra mündet. Der etwa 2 ha große Michelsteich befindet sich südöstlich der Ortslage Witzelroda. Er wird als Fischteich genutzt. [2]

Geschichte

Die Gemeinde Witzelroda ist sehr eng mit der Geschichte der benachbarten Stadt Bad Salzungen verbunden. Der Ort war ursprünglich im Besitz der Herren von Frankenstein, kam 1330 an die Grafen von Henneberg und von diesen 1353 an das Haus Wettin. Nach dem Dreißigjährigem Krieg kam der Ort 1645 an das Herzogtum Sachsen-Meiningen, bei einer Verwaltungsreform 1868 entstand der Landkreis Meiningen. Nach der Abdankung von Herzog Bernhard III. am 10. November 1918 wurde das Herzogtum Meiningen zum Freistaat Sachsen-Meiningen, das bis 1920 fortbestand. 1950 wurde der Ort Witzelroda in den neu geschaffenen Kreis Bad Salzungen aufgenommen.

Ersterwähnung

Nachdem bereits um 1158 in der Ortslage von Witzelroda eine Kapelle vorhanden war (der Anlass zur 850-Jahrfeier), erfolgte die tatsächlich belegbare urkundliche Ersterwähnung des Ortes in der Schreibweise Wezilnroda am 18. Juli 1259. [3] In besagter Urkunde wird das benachbarte Kloster Breitungen durch den Burgherren Ludwig von Frankenstein als Besitzer verpflichtet, einen Teil der Erträge aus der Nutzung des Fischa-Baches der Kirche in Wezilnroda zukommen zu lassen. An diese erste Kirche oder Kapelle erinnert im Ort der Straßenname Kapelle. [4]

Der erst 1950 nach Witzelroda eingemeindete westliche Ortsteil Neuendorf wurde im Jahr 1330 mit den Nachbarorten Gräfendorf und Nitzendorf erstmals urkundlich erwähnt.[5]

Witzelroda im Mittelalter

Diese Orte und auch Witzelroda gehörten im Mittelalter zum Burgbezirk der hochmittelalterlichen Burg Frankenstein - Stammsitz einer Seitenlinie der hennebergischen Grafen. Unterhalb der Burg entstand ab 1272 das in der Region Bad Salzungen reich begüterte Nonnenkloster Allendorf. Die umliegenden Dörfer waren im 14. Jahrhundert nach der gewaltsamen Zerstörung der Burg Frankenstein meist in den Besitz des Klosters übergegangen. Die Flurnamen Frankenstein und Klosterberg erinnern an diese Zeit. [6]

Die Landschaft um Witzelroda wurde noch über Jahrhunderte im Norden und Westen von einem ausgedehnten Moor begrenzt. Der Handelsverkehr wurde deshalb in weitem Bogen um die Orte geleitet. Seit 1506 wurde in Witzelroda die jetzt bestehende Kirche erbaut und erstmals ein Pfarrer erwähnt. [5] Die Salzunger Forste und die Wälder der Nachbarorte mussten bis in das 19. Jahrhundert für den Betrieb der Salzunger Saline Brennholz und später auch Dornbüsche anliefern. Die mehrheitlich als Hauwald genutzten Gehölze bei Neuendorf erhielten davon den bezeichnenden Namen Heckenwald, da die nachwachsenden Bäume meist nicht größer als Hecken heranwuchsen, bevor sie erneut eingeschlagen wurden.[7]

Neuzeit

Der wichtige Anschluss an das Fernstraßennetz erfolgte erstmals 1840 mit dem Bau einer Chaussee von Eisenach über Gumpelstadt und Barchfeld nach Breitungen, Wasungen und Meiningen. Diese Straße wurde zum Vorläufer der heutigen Bundesstraße 19.

Nach 1820 bewirkte der Gumpelstädter Oberförster Trautwein, ein Schüler des Oberforstrats Heinrich Cotta, dass die Bauern der Anrainergemeinden des Moorgrundes durch Melioration und Bodendüngung neue Anbauflächen und Wiesen erhielten. Er ließ ein dichtes Netz von Drainagegräben anlegen, Feldwege ausbauen und förderte die Anlage von Obstplantagen und die Imkerei.[8] Im Jahre 1841 wurde ein Staatsvertrag zwischen den Ländern Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Coburg und Gotha sowie Sachsen-Meiningen zur Errichtung einer Bahnstrecke von Eisenach nach Coburg abgeschlossen und Baupläne für die Trassierung der sogenannten Werrabahn geprüft. Realisiert wurde im Raum Bad Salzungen schließlich die Trassenvariante über Immelborn.

Ab 1875 konnten die Einwohner in Witzelroda ein neu erbautes Schulhaus beziehen, im gleichen Jahr verlor die Gemeinde die Pfarrei, welche nach Gumpelstadt überführt wurde. Durch einen Großbrand am 19. September 1888 wurden neun Gehöfte eingeäschert und 68 Einwohner vorübergehend obdachlos. Auf Betreiben des Meininger Herzogs Georg II. entstand auf dem Gipfel des Frankensteines 1891 die Kunstruine Burg Frankenstein als ein bedeutendes Ausflugsziel mit einem kleinen Aussichtsturm.[6]

1914 erhielten die ersten Häuser in Witzelroda einen Stromanschluss, die erste Wasserrohrleitung wurde im Jahr 1930 verlegt, wodurch die zahlreichen Pumpbrunnen überflüssig wurden. In den 1930er Jahren hatte Witzelroda etwa 400 Einwohner.[9]

Während der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs im April 1945 wurde der Ort kampflos übergeben und blieb so ohne größere Schäden. Am 5. Juni 1945 ereignete sich ein tragisches Unglück mit Fundmunition, wobei fünf mit einer Granate spielende Kinder aus dem Dorf getötet wurden.[5]

Der westliche Nachbarort Neuendorf wurde 1950 eingemeindet, der Landkreis Bad Salzungen wurde gebildet. 1979 und 1985 wurden zwei Bauernhäuser aus Witzelroda als Beispiele für das Hennebergische Fachwerk in das heutige Henneberger Freilichtmuseum Kloster Veßra umgesetzt.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Im Jahr 2008 beging die Gemeinde Witzelroda ihre 850-Jahrfeier mit einem großen Festumzug. Zu den Sehenswürdigkeiten der Gemeinde gehören die Kunstruine Burg Frankenstein und die Kirche in Witzelroda.

Verkehr

Straßenverkehr

Durch den Ort verläuft die B 19 im Abschnitt Eisenach–Breitungen/Werra–Meiningen. Durch den Ort führt auch die L 1121 Bad Salzungen - Neuendorf - Witzelroda.

Schienenverkehr

Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in der Kreisstadt Bad Salzungen und im sieben Kilometer entfernten Ort Oberrohn, einem Haltepunkt der Süd-Thüringen-Bahn.

Busverkehr

Nach Witzelroda verkehren folgende Buslinien der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH [11] :

Linie Fahrstrecke
L-104 Bad Salzungen - Immelborn - Barchfeld - Witzelroda - Gumpelstadt - Möhra
L-105 Bad Liebenstein - Schweina - Barchfeld - Witzelroda - Gumpelstadt - Möhra
L-135 Bad Salzungen - Immelborn - Barchfeld - Witzelroda - Gumpelstadt - Etterwinden - Eisenach

Wirtschaft

Die Einwohner der Gemeinde Witzelroda arbeiten überwiegend in den Betrieben der benachbarten Kreisstadt Bad Salzungen und in den Umlandgemeinden. Im Ort befindet sich ein Standort der Agrargenossenschaft Moorgrund, welche die Landwirtschaft und Viehzucht nach ökologischen Gesichtspunkten betreibt.

Weblinks

 Commons: Witzelroda (Moorgrund) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesvermessungsamt Wartburgkreis und Kreisfreie Stadt Eisenach, Erfurt 2002, ISBN 3-86140-250-5
  2. a b Thüringer Landesvermessungsamt TK25 - Blatt 5127 Bad Salzungen, Erfurt 1997, ISBN 3-86140-063-4
  3. Hennebergisches Urkundenbuch Teil II, Hrsg. Ludwig Bechstein und Georg Brückner. Die Urkunden von ... 1330 bis 1365 Meiningen 1847
  4. Otto Hartmann Heimatgeschichtliches aus dem Moorgrunddorf Witzelroda. In: Altensteiner Blätter Jahrbuch 1993. S. 145f
  5. a b c Luck: Witzelroda Bauerndorf am Rande des Moorgrundes. In: Altensteiner Blätter Jahrbuch 1992. S. 95 ff
  6. a b Frankensteinverein (Herausgeber) Salzungen - Historischer Streifzug durch das Salzunger Land. Bad Salzungen 1992. S. 29f.
  7. Otto Hartmann Gräfen-Nietzendorf - eine Moorgrundidylle In: Altensteiner Blätter Jahrbuch 1999/2000. S.78
  8. Schilling zu Dreyßigacker: Landwirtschaftliche Bemerkungen über das Meininger Unterland In: Beiträge zur teutschen Landwürthschaft und deren Hülfswissenschaften. Bonn 1824. S.63ff
  9. Einwohnerzahlen nach www.verwaltungsgeschichte.de
  10. Hennebergisches Freilichtmuseum Kloster Veßra mit umgesetzten Fachwerkhäusern aus Witzelroda
  11. Fahrplan der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH

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