- Möhra
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Möhra Gemeinde MoorgrundKoordinaten: 50° 52′ N, 10° 15′ O50.86094722222210.255488888889270Koordinaten: 50° 51′ 39″ N, 10° 15′ 20″ O Höhe: 270–300 m ü. NN Einwohner: 738 (31. Dez. 1992) Eingemeindung: 4. Nov. 1994 Postleitzahl: 36433 Vorwahl: 03695 Lage von Möhra in Moorgrund
Möhra ist ein Ortsteil der 1994 gebildeten Gemeinde Moorgrund im Wartburgkreis (Thüringen).[1][2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Ersterwähnung von 1257
Das Dorf Möhra wurde erstmals im Jahr 1257 urkundlich erwähnt:
- „Im Namen der Heiligen und der unteilbaren Dreifaltigkeit. Da die menschliche Erinnerung vergänglich und schwach ist und das Vergessen Schaden bewirken kann, sei ihr durch ein schriftliches Zeugnis Dauerhaftigkeit verliehen. Den Gegenwärtigen und Zukünftigen werde also zur Kenntnis gebracht, dass aus Liebe und besonderer Gunst wir, Heinrich von Frankenstein (Burg Frankenstein) , auf den Rat unseres Vaters, der edlen Herrn Ludwig, und in Übereinstimmung mit der Rechtslage, dem Kloster von Kreuzberg, in dem unsere Tochter aufgenommen und daheim ist, die Vogtei über dem Gut Thalhausen und zehn Talente reines Wachs, die uns von Rapoldis und Drakenhuve gezahlt wurden, übergeben, und wir machen öffentlich bekannt, dass wir dem Kloster in Kreuzberg (Kloster Kreuzberg in der Rhön) den unbeschränkten und freien Rechtsspruch auf den Besitz überlassen und das diese Tatsache auf der vorliegenden Urkunde bestätigt wird durch das Siegel unseres Vaters Ludewig und durch unser Siegel. Unsere Zeugen dieser Festlegung sind: Reinhardus von Salzhungen (Bad Salzungen), die Brüder Rupertus und Conradus von Willebrectherode (Wildprechtroda), Bertholdus von Leimbach, Conradus von More (Möhra) und andere ebenso ehrenhafte Personen. Aktenkundig gemacht im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1257. Ysinwalt von Volcershusen (Völkershausen), Ekkehardus von Creinberc (Krayenburg), Boto Marscalus, Geracus von Cralocke, Hartunc von Borsa.“
Ortsgeschichte Möhra
Im 9. Jahrhunderts gehörte der Ort Moor (Möhra) ins Kirchspiel nach Oettenhausen Ettenhausen a.d. Suhl.[3] Der Ort war ursprünglich im Besitz des Kloster Hersfeld. Die Herren von Frankenstein, deren Stammsitz Burg Frankenstein war, erhielten vom Kloster das Gebiet zur Verwaltung übertragen. 1330 kam Möhra an die Grafen von Henneberg und von diesen 1353 an das Haus Wettin. 1645 kam Möhra an das Fürstentum Sachsen-Meiningen. Im Jahr 2007 wurde eine 750-Jahr-Feier veranstaltet.[4]
Möhra als Lutherstammsitz
Möhra gilt als der thüringische Stammort der Familie von Martin Luther, die Familiensippe ist seit dem 14. Jahrhundert dort nachweisbar. In der Möhraer Flur lag ein Gehöft Hof–Luter auch Lutera genannt, und ein zweites mit Namen Luterbach. Heinz Luther besaß diesen Hof noch 1527, ein späterer Heinz Luther kommt in den Erbregistern des Amtes Salzungen als Besitzer der alten Teichmühle vor. Hans Luther und seine Frau Margarethe, geb. Lindemann lebten nachweislich bis zum Sommer 1483 zusammen mit ihrem erstgeborenen Sohn (Name unbekannt) in Möhra. Sie sollen um 1483 vor der heute noch als Ruine erhaltenen Husenkirche im nahen Bad Salzungen ihre Ehe geschlossen haben und in dieser Kirche eingesegnet worden sein. Hans Luther verließ 1483 Möhra zusammen mit seiner Familie in Richtung Eisleben. Die Umstände dieses plötzlichen Ortswechsels wurden erst im 19. Jahrhundert mit einem mysteriösen Todesfall in Verbindung gebracht. Angeblich hätte Hans Luther im Streit und ohne Zeugen einen Nachbarn erschlagen, er musste sich deshalb ins Ausland absetzen. Luther zog mit seiner hochschwangeren Frau (Hauptargument der Fluchttheorie) ins Mannsfelder Land, um dort als Bergmann im Kupferbergbau zu arbeiten.[5] Auf der Heimreise vom Reichstag in Worms machte Martin Luther 1521 einen Abstecher von Eisenach nach Möhra und predigte dort am 3. Mai auf dem heutigen Lutherplatz.[6]
Sehenswürdigkeiten
Dorfkirche / Lutherkirche
Seit dem 15. Jahrhundert besitzt das Dorf eine kleine Kapelle, die ab 1560 schrittweise zur heutigen Lutherkirche ausgebaut wurde.[7] Die kleine Kapelle, die damals hier auf dem Kirchberg stand, war nur so groß wie der jetzige Altarraum. Aus dieser alten Kapelle ist nur die steinerne Tischplatte des Altares mit 5 eingehauenen Weihekreuzen erhalten geblieben. Im Jahre 1560 erfolgte die erste Erweiterung der Kirche. Heute besteht sie aus dem spätgotischen Chor und barocken Langhaus mit einem Holztonnengewölbe (1699-1704). 1724 wurden die Emporenbrüstungen bemalt und 1794 erfolgte die Bemalung der Holztonnendecke mit einer illusionistischen Malerei.
Zur Kirche gelangt man durch ein steinernes Kirchhofstor, welches 1615 errichtet wurde. Heute noch wird es von einem sächsischen Wappen geziert. In dem Altarraum befinden sich drei bunte Glasfenster, im Jahre 1907 von einem Seitenverwandten von Martin Luthers gestiftet. Sie zeigen neben dem predigenden Jesus und den Aposteln Petrus und Johannes; Martin Luther und Philipp Melanchthon. In der Lutherkirche befindet sich außerdem eine Orgel mit 15 Registern auf 2 Manualen und Pedal. Erbaut 1983 durch Rudolf Böhm Orgelbau Gotha. Der prachtvolle barocke Prospekt mit Holzpfeifen, welche belegt durch Silberfolie Metallpfeifen vortäuschen sollten, wurde im Jahre 1686 bereits alt von der Trinitatiskirche zu Ruhla gekauft.
Die Kirchengemeinde Möhra gehört zur Superintendentur Bad Salzungen-Dermbach.
Das Lutherhaus zu Möhra
Das eigentliche Stammhaus der Familie Luther existiert nicht mehr. In Möhra gab es mehrere Lutherhäuser, inzwischen geht man davon aus, dass sich das Stammhaus von Martin Luther in der Nähe der Kirche befunden haben muss.
- Georg Luther, genannt „Georg der Dicke“ (1602-1656) besaß 1656 schon das Haus an der damaligen Sorggasse, welches lange irrtümlich als das eigentliche Lutherstammhaus galt. Aus diesem Haus stammt auch der Tisch, welcher im Lutherzimmer auf der Wartburg zu besichtigen ist. Laut Amtsregister zu Salzungen ist 1618 das Haus von Georg Luther (einem Urenkel von Klein Hans Luther, dem Onkel des Reformators), wahrscheinlich nach einem Brand, auf den Grundmauern des alten Hauses neu errichtet worden.
Das Lutherdenkmal zu Möhra
Auf dem Lutherplatz - der ehemalige Dorfplatz unweit des Lutherhauses - stand eine Linde, unter welcher Martin Luther auf seiner Rückreise von Worms nach Wittenberg seine Verwandten in Möhra besuchte und am 4. Mai 1521 gepredigt haben soll. Aus Anlass der Feierlichkeiten des Lutherjubiläums im Jahre 1846 wurde die Errichtung eines Lutherdenkmals in Möhra beschlossen. Das überlebensgroße Standbild zeigt auf den am Sockel angebrachten Motivtafeln drei Stationen im Leben des Reformators. Am 25. Juni 1861 erfolgte die feierliche Einweihung mit zahlreichen Chören und Militärmusikanten.
Der Lietebaum zu Möhra
Als eine Landmarke bei Möhra gilt die Linde „Lietebaum“. Der Baumveteranen steht weithin sichtbar auf einem Hügel und diente ursprünglich als Hutebaum. Der Name wurde von der Flur „An der Liete“ übernommen.
Dharmazentrum Möhra
In dem ehemaligen DDR-Ferienheim „Kosmos“, auch als Ausflugsgaststätte "Hofmannshöhe" bekannt, ist seit Ende der 1990er Jahre das thüringische Zentrum für buddhistische Studien untergebracht. Hier können Menschen Anleitungen zur Schulung des Geistes durch Studium, Kontemplation und Meditation erhalten. Das Programm reicht von den traditionellen Belehrungen Buddha Shakyamunis über die Kommentare erleuchteter Meister bis hin zu Kursen, in denen der Umgang mit Gedanken und Gefühlen im täglichen Leben direkt angesprochen wird. Spiritueller Leiter des Dharmazentrums Möhra ist der 17. Gyalwa Karmapa Thaye Dorje.
Geflügelpark Möhra
Der Geflügelpark zeigt die in Thüringen gezüchteten Rassegeflügelarten - etwa 200 Arten, überwiegend Hühner und Tauben.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Trachtenkirmes zu Möhra[8]
Verkehr und Infrastruktur
Durch den Ort verläuft die Landesstraße 1023 von Waldfisch über Möhra - Ettenhausen - Marksuhl nach Berka/Werra. Nach Süden zweigt von dieser die Landesstraße 2895 nach Bad Salzungen sowie eine Kreisstraße in Richtung Tiefenort ab. Bei Waldfisch besteht Anschluss an die Bundesstraße 19 im Abschnitt Eisenach – Breitungen/Werra– Meiningen. Eine Ortsverbindungsstraße führt in nördliche Richtung nach Kupfersuhl. Die nächstgelegenen Anschlussstellen der A 4 befinden sich jeweils etwa 20 Kilometer entfernt bei Eisenach und Gerstungen. Anschluss an den Schienenverkehr besteht im zwei Kilometer entfernten Ettenhausen/Suhl mit einem Haltepunkt der Süd-Thüringen-Bahn.[9]
Wappen
Beschreibung: In Gold eine ausgerissene blaue belaubte Linde mit aufgelegter Lutherrose. Das Wappen wurde vom Heraldiker Uwe Reipert gestaltet.
Töchter und Söhne
- Johann Wolfgang Trier (1686–1750), Jurist und Hochschullehrer
- Ferdinand Senft (1810–1893), Geologe, Bodenkundler und Botaniker
Einzelnachweise
- ↑ Thüringer Verordnung über die Auflösung und Zusammenlegung der Gemeinden Moorgrund, Möhra und Kupfersuhl vom 7. Oktober 1994 (GVBl S. 1169)
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1994
- ↑ Nach Gotha diplomatica 1. Th.S.135, war Möhra schon im Anfang des achten Jahrhunderts vorhanden; Nach (unbestätigten) Legenden habe Bonifatius mehrere Kirchen in Thüringen gegründet, worunter auch die von Möhra vorkommt.
- ↑ http://www.moehra.de/m750menu.html
- ↑ Auf der Luther-Wiese soll der Vater Martin Luthers, Hans jun., einen hütenden Bauern im Affekt mit dessen eigenem Zaumzeug erschlagen haben. Nach K. Luther: Martin Luther Vorfahren (Wittenberg 1867) soll diese Nachricht schon Johann Martin Michaelis in der "Beschreibung des Berg- und Hüttenwerkes in Kupfersuhl" berichtet haben.
- ↑ http://www.moehra.de/luther.html
- ↑ http://www.moehra.de/kirche.html
- ↑ Webseite der Trachtenkirmes zu Möhra mit Kirmeschronik.
- ↑ Thüringer Landesvermessungsamt Wartburgkreis und Kreisfreie Stadt Eisenach, Erfurt 2002, ISBN 3-86140-250-5
Weblinks
Commons: Möhra (Moorgrund) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienOrtsteile der Gemeinde MoorgrundEtterwinden | Gräfen-Nitzendorf | Gumpelstadt | Kupfersuhl | Möhra | Waldfisch | Witzelroda
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