- Schweina
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Wappen Deutschlandkarte 50.82777777777810.338611111111305Koordinaten: 50° 50′ N, 10° 20′ OBasisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Wartburgkreis Höhe: 305 m ü. NN Fläche: 16,4 km² Einwohner: 2.929 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 179 Einwohner je km² Postleitzahl: 36448 Vorwahl: 036961 Kfz-Kennzeichen: WAK Gemeindeschlüssel: 16 0 63 069 Gemeindegliederung: 3 Ortsteile Adresse der
Gemeindeverwaltung:August-Bebel-Str. 12
36448 SchweinaWebpräsenz: Bürgermeister: Jürgen Holland-Nell (SPD) Lage der Gemeinde Schweina im Wartburgkreis Schweina ist eine Gemeinde im Wartburgkreis in Thüringen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Gemeinde Schweina befindet sich im nordwestlichem Thüringer Wald, welcher durch steile Berge und Mischwälder geprägt ist. Auch der Rennsteig in unmittelbarer Nachbarschaft zu Bad Liebenstein lockt alljährlich viele Besucher.
Nachbargemeinden
Direkt angrenzende Gemeinden sind Bad Liebenstein (Stadt), Barchfeld, Moorgrund, Ruhla (Stadt) und Steinbach im Wartburgkreis.
Gemeindegliederung
- Glücksbrunner Werke
- Profisch
- Marienthal
- Glücksbrunn
Geschichte
Eine kleine Gruppe von Hügelgräbern am Jagdhaus Kissel und Bodenfunde, die bereits 1860 während der Freilegung eines Teils der Altensteiner Höhle gemacht wurden, lassen auf eine frühe Besiedlung dieser Gegend schließen.[2] [3] [4]
Nach traditioneller Überlieferung begann die Ausbreitung des Christentums in diesem Teil des Werratals durch die angelsächsischen Missionare Bonifatius und Kilian im 7. Jahrhundert.[5]
Die erste urkundliche Erwähnung der Schweina im sogenannten „Königsbrief“ durch König Heinrich I erfolgte am 1. Juni 933. Man deutet den Gewässernamen „sueinnaha“ als einen Bach der Schweinehirten.[6]
Spätestens seit dem 10. Jahrhundert drangen vermehrt „Wanderschmiede“ in die Gegend um Schweina und Ruhla vor, sie waren auf der Suche nach obertägigen Erzen und verarbeiteten diese vor Ort in „Waldschmieden“.[7] Um 1150 entwickelte sich daraus ein kontinuierlicher Eisenerz-Bergbau, darauf läßt ein Eintrag im Abgabenverzeichnis des Abtes Marquard von Fulda über eine Lieferung von Eisenbarren schließen.[8]
In Schweina blieb ein besonderer Antoniuskult lebendig, 1183 wurde eine „capelle in Sueinaha“ in einer Urkunde von Papst Lucius III. erwähnt, zur Heiligenverehrung findet nur hier ein besonderer Umzug am 24. Dezember statt.[9] Bei der Aufteilung der Urpfarrei Breitungen erhielt Schweina zwischen 1385 und 1402 die Pfarrechte.
Das zunächst edelfreie Geschlecht der Herren von Stein erbaute sich die Schloss Altenstein und wurde 1116 mit Dudo von Stein erstmals urkundlich erwähnt. Diese Burg war Zentrum einer kleinen Rodungsherrschaft, welche die heutigen Orte Schweina, Waldfisch, Gumpelstadt und Steinbach umfasste. Auch für dieses Geschlecht hat die örtliche Überlieferung zahlreiche Legenden hervorgebracht. [10] Eine große Bedeutung erhielt diese Burg durch den zunehmenden Verkehr auf der Schweinaer Straße, eine sehr alte Handelsroute und Paßstraße über den Rennsteig von Franken nach Innerthüringen, die auch die Städte Erfurt und Fulda verband. Burg und Herrschaft Altenstein gingen noch im 12. Jahrhundert an die Dynasten von Frankenstein über, welche im Dienst der Reichsabtei Hersfeld standen und die Verwaltung und Gerichtsbarkeit im Ort ausübten.[11]
Spätestens im 15. Jahrhundert lebte der Kupferbergbau im Ort auf. 1441 wurden bereits 14 Schmelzhütten erwähnt. Ab 1490 wurde dem Ort Braurecht erteilt. 1492 fiel das Amt Altenstein als erbliches Mann-Lehen an das Geschlecht der Hund von Wenkheim. 1513 wurde eine Kirche zu Ehren des Heiligen Laurentius geweiht. 1523 bekam Schweina das Marktrecht zugesprochen, das es jedoch nicht nutzte. Die Einführung der Reformation war bis 1547 im Amt Altenstein vollzogen. 1557 begann ein über dreihundert Jahre andauernder Streit um die „Stabsgerechtigkeit“.
Während des Dreißigjährigen Krieges litten die Bergwerke und Amtsdörfer unter Plünderungen und Brandschatzungen, so fiel am 17. Dezember 1637 die Kirche durch plündernde Kroaten-Truppen in Trümmer. Nachweisbar ab 1628 fanden Hexenverfolgungen im Amt Altenstein statt, die bis 1699 fortdauern. Der Bergbau wurde 1681 wieder aufgenommen.
Schloss Glücksbrunn wurde im Auftrag von Hofrat Johannes Trier im Jahr 1703 errichtet. Gleichzeitig begannen die ersten Arbeiten zur Anlegung des Glücksbrunner Parks. Mit dem Beginn des Abbaus von Kobalt entstand 1714 ein Blaufarbenwerk. 1722 starb Eberhard Friedrich Hund von Wenkheim (1647–1722) als Letzter seines Geschlechts. Damit ging das Amt Altenstein an das seit 1680 bestehende Herzogtum Sachsen-Meiningen. Für 1754 sind 23 Bergbaugruben nachweisbar. Von 1772 bis 1776 erlebt die Region mehrere schwere Hungerjahre. Ab 1798 begannen die Arbeiten zur Errichtung der Sommerresidenz auf dem Altenstein durch Georg I. Herzog von Sachsen-Meiningen, wodurch mehr als 300 arbeitslose Bergleute wieder in Lohn und Brot kamen. Bei Sprengarbeiten zum Bau der Straße zum Altenstein hinauf wurde am 28. Juni 1799 die Altensteiner Höhle entdeckt. 1824 entstand im ehemaligen Blaufarbenwerk die erste mechanische Spinnerei Schweinas durch Johann Christian von Weiß. Dort kam im August 1827 auch die erste Dampfmaschine zum Einsatz. 1833 wurde das Gut Wenigenschweina (auch Minussschweina genannt) durch Bernhard II. Ehrich Freund Herzog von Sachsen-Meiningen (1800–1882) erworben und zu Ehren seiner Gattin Marie von Hessen-Kassel (1804–1888) in Marienthal umbenannt. Ab 1846 begann die Tabakpfeifenproduktion durch die Gründung der Firma August Reich & Söhne. 1850 kam der Pädagoge Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782–1852) nach Schweina. Bernhard II. stellte ihm Schloss Marienthal zur Einrichtung des ersten deutschen Kindergärtnerinnen-Seminars zur Verfügung. Im selben Jahr organisiert Fröbel ein Großes Spielfest auf dem Altenstein. Am 21. Juni 1852 stirbt Friedrich Fröbel im Schloss Marienthal und wird auf dem Friedhof zu Schweina beigesetzt. Von 1870 bis 1890 beherbergt Schloss Marienthal das „Pädagogium“ unter Leitung von Direktor Eduard Fischer.
Am 15. Mai 1887 wurde der Schulneubau (Backsteinschule) feierlich eröffnet. Bereits am 9. Oktober 1904 wurde der zweite Schulneubau feierlich eingeweiht. 1908 wurden der Kupfer- und Kobaltbergbau nach der Erschöpfung der Lagerstätten endgültig eingestellt. Als Folge des Ersten Weltkriegs verloren 132 Menschen aus Schweina ihr Leben.
Am 1. Oktober 1923 erfolgte die Gründung der Großgemeinde Bad Liebenstein durch den Zusammenschluss von Bad Liebenstein, Bairoda, Steinbach, Marienthal und Schweina, welche bereits im Juli 1924 wieder aufgelöst wird. Marienthal wurde am 1. April 1937 wieder ein Ortsteil von Schweina.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten mehr als 420 Kriegsgefangene aus Frankreich und Militärinternierte aus Italien sowie Frauen und Männer vorwiegend als sogenannte „Ostarbeiter“ Zwangsarbeit verrichten: in der Kammgarnspinnerei, in der Holzwarenfabrik Schreinert & Co., in der Stuhl- und Holzwarenfabrik Richard Eick, bei der Firma C. & S. Reich, sowie in Marienthal bei den Firmen R. & O. Lux und Gebrüder Heller. Drei Personen wurden Opfer der Zwangsarbeit.[12]
Im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) hatte Schweina 179 Opfer zu beklagen; darunter auch 3 Tote durch einen Bombenangriff im Sommer 1944, bei dem 154 schwere Bomben um das Schloss Altenstein fielen. Am 5. April 1945 marschierte die US-Armee kampflos in Schweina ein. Sie wurde am 6. Juli 1945 von der Sowjetarmee abgelöst. Vom 1. Juli 1950 bis zum 31. Mai 1974 unterstand Schweina der Gemeinschaftsverwaltung mit Bad Liebenstein. In dieser Zeit hieß Schweina offiziell Bad Liebenstein II. Seit dem 1. Juni 1974 ist Schweina wieder eine selbstständige Gemeinde, der Ortsteil Altenstein verblieb beim Kurort Bad Liebenstein. Mit der 1989 einsetzenden Wende wurden in den Jahren 1990/1991 alle in Schweina ansässigen Traditionsbetriebe geschlossen. 1990 ging Schweina offiziell Partnerschaften mit den Gemeinden Leopoldshöhe in Nordrhein-Westfalen und Sennfeld in Bayern ein. Am 1. Juli 1994 entstand die Verwaltungsgemeinschaft Schweina / Steinbach, innerhalb derer Schweina die erfüllende Gemeinde ist. 1997 wurde das restaurierte Fröbeldenkmal auf der „Fröbelsruh“ wiedereingeweiht. Im gleichen Jahr am 22. Juli erhielt der Schweinaer Friedrich-Fröbel-Kindergartens die Anerkennung als einer von acht offiziellen Fröbelkindergärten in Thüringen. Ein weiterer Partnerschaftsvertrag mit der polnischen Gemeinde Łambinowice (deutsch Lamsdorf) wurde am 4. Juli 2005 unterzeichnet.
Seit 2000 gibt es Planungen zum Zusammenschluss von Bad Liebenstein, Schweina und Steinbach zum „Altensteiner Oberland“. Der Zusammenschluss wurde zunächst in einer Volksabstimmung abgelehnt. Am 2. November 2011 wurde durch die Bürgermeister der drei Gemeinden ein Vertrag über die Bildung einer Einheitsgemeinde ratifiziert.[13]
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl :
- 1799: 785
- 1841: 1357
- 1919: 3327
- 1937: 3995
- 1994: 3239
- 1995: 3228
- 1996: 3181
- 1997: 3178
- 1998: 3221
- 1999: 3249
- 2000: 3213
- 2001: 3154
- 2002: 3103
- 2003: 3101
- 2004: 3076
- 2005: 3041
- 2006: 3038
- 2007: 2973
- 2008: 2950
- 2009: 2914
- 2010: 2929
- Datenquelle: ab 1994 Thüringer Landesamt für Statistik - Werte vom 31. Dezember
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Schweina setzt sich aus 14 Gemeinderatsmitgliedern zusammen.
(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)[14]
Bürgermeister
Zum Bürgermeister wurde Herr Holland-Nell gewählt.
Wappen
Blasonierung; „Im von Silber, Rot und Gold im Göpelschnitt geteilten Schild links ein aus Würfel, Walze und Kugel bestehendes rotes Gebilde (Fröbeldenkmal), rechts ein silberner nimbierter Heiliger, in der linken Hand einen silbernen Palmenzweig, in der rechten Hand einen schwarzen Rost haltend (St. Laurentius) und unten ein grüner Eichenzweig, bestehend aus zwei Blättern, dazwischen eine Eichel.“
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Vereine und Traditionsveranstaltungen
Vereine haben eine lange Tradition in der Fröbelgemeinde. So ist es kaum verwunderlich, dass es über 30 kleine und große Vereine wie den Trachtenverein, die Ortschronisten, den Heimatverein, die Schützengesellschaft oder dem Judoclub und in neuester Vergangenheit einen Audiclub und den Karnevalsverein gibt. Besonders traditionsreich ist die Austragung der Schweinaer Kirmes durch den Fussballverein. Sie lockt Jahr für Jahr zahlreiche Gäste aus der Gemeinde selbst und dem Umland an.
Der Fackelbrand am 24. Dezember
Der Fackelbrand am 24. Dezember auf dem Antoniusberg in Schweina ist eine seit vielen Jahren gepflegte Tradition. In historischen Überlieferungen des der Gemeinde ist zu lesen, das ortsansässige Schweinehirten zur Wintersonnenwende nach angelsächsischer Sitte ihr Neujahrsfest mit Opferfeuern feierten. Sie trieben ihr Vieh durch die Asche des Feuers. Dies sollte die Tiere vor Krankheiten und Seuchen schützen. Indem sie Feuerräder ins Tal hinabrollten, wurde das neue Jahr und das länger werden der Tage begrüßt.
Inzwischen hat sich dieser uralten Brauch jedoch gewandelt. Heute werden bem Fackelbrennen auf dem Antoniusberg viele einzelne Reisiglagen um einen glatten Fichtenstamm gewickelt. Die gebundenen Fackeln sind teilweise bis zu 9 Meter hoch und werden am späten Nachmittag des Heiligen Abends angezündet. Viele 1.000 Menschen erleben Jahr für Jahr das Spektakel. Bei gutem Wetter ist der Fackelbrand nicht nur aus nächster Nähe zu sehen sondern aus der viele Kilometer entfernten Rhön ebenfalls.
Wirtschaft und Infrastruktur
Gewerbegebiet
Das Gewerbegebiet Mühlweg befindet sich am südlichen Ortsrand von Schweina, teilweise auf einer Industriebrache. Es verfügt über eine Gesamtfläche von 48,2 ha (Stand 2009). [15]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782–1852) und seine zweite Ehefrau Louise Fröbel (1815–1900) in Marienthal, Gemeinde Schweina beigesetzt) dt. Pädagoge und Gründer der ersten Schule für Kindergärterinnen in Schweina.
Einzelnachweise
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
- ↑ Teile einer Kette aus Muschelschalen - Fritz Kühnemund: Sensationeller Fund aus der Altensteiner Höhle. In: Altensteiner Blätter. 1999/2000, S. 24-27.
- ↑ N.N.: Vorgeschichtliches aus dem Meiniger Unterland. In: Altensteiner Blätter. 1993, S. 3-5.
- ↑ Reinhard Albrecht: Spuren der Bronzezeit um Altenstein. In: Altensteiner Blätter. 1996, S. 7-10.
- ↑ Emil Rückert: Altensteins Vorzeit (Reprint). Elchverlag, Bad Liebenstein 2002, ISBN 3-933566-08-8, S. 5-6.
- ↑ Manfred Salzmann et al. Zwischen Ruhla, Bad Liebenstein und Schmalkalden. Berlin 1977. ISBN 3-05-000378-2, S.90-94
- ↑ Lotar Köllner: Rund um Ruhla. Erfurt 1993, ISBN 3-7301-0968-5, S.9ff
- ↑ Salzmann (1977) ebd. S.92
- ↑ Fritz Trautvetter: Das Kirchspiel Schweina. Ein geschichtlicher Abriß. In: Altensteiner Blätter. 1994, S. 51.
- ↑ Rückert: ebd. S. 3.
- ↑ Salzmann (1977) ebd. S.59
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0
- ↑ http://www.insuedthueringen.de/lokal/bad_salzungen/fwstzslzlokal/Gemeinsames-Oberland-Vertrag-unterzeichnet;art83434,1797658 aufgerufen am 04. November 2011
- ↑ Kommunalwahlen in Thüringen am 7. Juni 2009. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Februar 2010.
- ↑ Gewerbegebiete in der Wartburgregion. In: Wartburgkreis-Online. Abgerufen am 18. Februar 2010.
Literatur
- Eduard Fritze: Geschichtliches über Bad Liebenstein, Schweina, Steinbach und Atterode. Herausgegeben von Holger Munkel. Nachdruck der Ausgabe Eisenach, Selbstverlag des Verfassers, 1925. Elch Verlag, Bad Liebenstein 1999, ISBN 3-933566-09-6.
- Roland Geißler: Wanderführer um Bad Liebenstein und den Inselsberg, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2007, ISBN 978-3-938997-79-6
Weblinks
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