- Königsfelden
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Königsfelden ist ein ehemaliges Kloster der Klarissen und Franziskaner in der Gemeinde Windisch im Schweizer Kanton Aargau. Es wurde 1308 durch die Habsburger gegründet und nach der Reformation im Jahr 1528 säkularisiert. Der Gebäudekomplex diente anschliessend als Residenz der Berner Landvögte, seit 1868 befindet sich hier eine Psychiatrische Klinik. Die Kirche gehört seit 2009 zum Museum Aargau. Berühmt ist Königsfelden für seinen aus dem 14. Jahrhundert stammenden Glasmalereizyklus der gemeinsam mit der Chorverglasung des Berner Münsters als bedeutendster der Schweiz gilt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Bau des Klosters erfolgte auf Initiative der Habsburger, deren Stammsitz ca. zwei Kilometer südwestlich von Windisch liegt. Am 1. Mai 1308 war König Albrecht I. unweit des Reussübergangs bei Windisch von seinem Neffen, Herzog Johann von Schwaben, ermordet worden. Zum Gedenken an diese Familientragödie stiftete die Königswitwe Elisabeth von Görz-Tirol ein Klarissenkloster, das Königsfelden genannt wurde. Von Beginn weg war dem Klarissenkloster ein kleiner Franziskanerkonvent angegliedert, der für die Seelsorge zuständig war. Die ersten Mönche zogen 1311 ein, die Nonnen folgten im darauf folgenden Jahr.
Albrechts Tochter Agnes von Ungarn, die Witwe des 1301 gestorbenen ungarischen Königs Andreas III., lebte ab 1317 in Königsfelden. Dank umfangreicher Landkäufe und wirtschaftlichem Geschick führte sie das Kloster zur Blüte. Am 22. August 1344 erteilte ihr Papst Clemens VI. das Privileg, das Kloster so oft sie wolle zu besuchen und an das Kloster ein Haus zu bauen.[1] 1397 schenkten die habsburgischen Herzöge dem Kloster das Eigenamt mit sämtlichen dazu gehörenden Herrschaftsrechten. Nach ihrem Tod im Jahr 1364 setzte ein schleichender Niedergang ein.
Mit der Eroberung des westlichen Aargaus durch die Stadt Bern ging die Verbindung zum Stifterhaus verloren. Nach der Einführung der Reformation im Jahr 1528 wurde das Kloster aufgehoben. Der Gebäudekomplex erfuhr zahlreiche Umbauten und diente als Amtssitz der bernischen Landvögte des Amtes Königsfelden, ein Hofmeister übernahm die Verwaltung der ehemaligen Klostergüter. 1804 gelangte das ehemalige Kloster in den Besitz des im Jahr zuvor gegründeten Kantons Aargau, der hier eine Heil- und Pflegeanstalt einrichtete. Von 1868 bis 1872 erfolgte der Umbau zu einer Psychiatrischen Klinik, dabei wurde ein grosser Teil des Franziskanerkonvents abgetragen.
Äbtissinnen
- 1310–1313 Elisabeth von Görz
- um 1313 Hedwiga von Kuntzlau
- 1318–1324 Guta von Bachenstein
- 1329 Benigna von Bachenstein
- um 1330–1340 Agnes[2] von Brandis? (Agnes von Ungarn, wie allgemein angenommen wird, kann es nicht gewesen sein, da sie nach Gerbert selbst nie dem Orden beitrat und den Schleier nahm).[3] Möglich ist, dass die Äbtissin des Damenstifts Säckingen zeitweise auch Äbtissin der Damenstifts Königsfelden war. Zur gleichen Zeit nämlich war Agnes von Brandis, Äbtissin von Säckingen. Als ihre Vorgängerin wird dort bis 1330 Adelheit von Uhlingen genannt.
- um 1334 Adelheid I.
- um 1355 Elisabeth I. von Leiningen? (Liebenau sieht darin eine Verwechslung der Jahreszahl 1455)[4]
- um 1371 Anna I. von Goldenberg
- 1374–1383 Irmengard von Hohenberg
- um 1405 Adelheid II. von Hallwyl
- 1406–1408 Margaretha I. von Wachingen
- 1411–1415 Margaretha II. von Grünenberg
- 1416–1456 Elisabeth II. von Leiningen
- um 1456 Ursula von Mirlingen
- um 1459 Eva von Erpach
- um 1471 Osanna Jäger
- 1472–1492 Apollonia von Hohenberg
- 1497–1506 Anna II. von Stein
- 1511–1513 Emerita Lutschern
- 1516–1528 Katherina von Waldburg
Gebäude
Sehenswert sind der ehemalige Klosterpark und insbesondere die Kirche. Von der weitläufigen Anlage erhalten geblieben sind das Archiv und das Schatzgewölbe des Franziskanerklosters, die bernische Hofmeisterei im spätgotischen Stil mit Renaissanceportal und Teile des ehemaligen Klarissenklosters.
Die Klosterkirche wurde zwischen 1310 und 1330 erbaut und gehört zu den Hauptwerken der Bettelordensarchitektur in der Schweiz. Nachdem die Berner Landvögte das Langhaus der Klosterkirche zeitweise als Kornlager zweckentfremdet hatten, wurde der Bau 1891/93 aufwendig restauriert. Bei erneuten Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1983/86 wurde unter anderem der Lettner zwischen Langhaus und Chor rekonstruiert. Im Mittelschiff befindet sich ein Kenotaph aus Marmor, darunter die ehemalige Gruft, die bis 1770 als habsburgisches Erbbegräbnis diente.
Glasfenster
Beschreibung
Der vom unbekannten Meister von Königsfelden und seiner Werkstatt zwischen 1325 und 1330 geschaffene, weitgehend original erhaltene Glasgemäldezyklus im Chor, zählt zu den bedeutendsten europäischen Kunstwerken des 14. Jahrhunderts. Stifter der Glasmalereien waren die Angehörigen des 1308 ermordeten deutschen Königs Albrecht I.. Die Wohltäter verewigten sich mit ihren Bildnissen und zum Teil auch mit ihren Wappen in den untersten Fensterzeilen. Dadurch wird die besondere Bedeutung Königsfeldens für das Haus Habsburg deutlich unterstrichen. Im Chorscheitel ist die Passion Christi abgebildet, flankiert von den Fenstern zur Menschwerdung Christi und zur Auferstehung Jesu Christi. Das nächste Fensterpaar zeigt den Vorläufer Johannes den Täufer (nebst Hl. Katharina) und den Nachfolger Paulus (nebst Maria). Das dritte Fensterpaar ist den Aposteln gewidmet. Die folgenden beiden Fensterpaare sind Heiligen gewidmet, zu denen der Orden oder die Stifterfamilie eine besondere Beziehung hatten: Franziskus, Nikolaus, Anna und Katharina.
Restaurierungen
Nach der Auflösung des Klosters setzte der allmähliche Zerfall der Glasmalereien ein. Durch Umwelteinflüsse wie Unwetter und Vandalismus verloren die Fenster viele ihrer originalen Felder. Im 17. und 18. Jahrhundert füllte man die entstandenen Lücken mit Glasmalereien aus den Langhausfenstern, welche dort, nach dem Umbau in ein Kornhaus, nicht mehr benötigt wurden. Zwischen 1896 und 1900 wurden die Glasmalereien durch den Zürcher Glasmaler Richard Arthur Nüscheler umfassend erneuert und ergänzt. Hauptziel dieser Restaurierung war es das ursprüngliche Konzept der Fenster, soweit wie möglich, wieder herzustellen. Alle Fenster wurden neu verbleit, fehlende Partien in den erhaltenen Bildfeldern ergänzt und alte Gläser teilweise neu bemalt. In den Fenstern auf der Südseite des Chores, welche die meisten ihrer originalen Felder verloren hatten, wurde nur die ursprüngliche Komposition rekonstruiert und grösstenteils auf bildliche Ergänzungen verzichtet. Die Restaurierung Nüschelers wird aus heutiger, wissenschaftlicher Sicht sehr kritisch betrachtet, da er zum Teil willkürlich in die originale Substanz eingriff und im schlimmsten Fall sogar verfälschte. Restaurierungen dieser Art sind jedoch typisch für die Zeit des Historismus und wurden Ende des 19. Jahrhunderts, zum Teil noch im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts, auch in anderen Kirchen mit bedeutenden mittelalterlichen Glasmalereien vorgenommen. Die Restauratoren des Historismus handelten ganz im Sinne ihres wohl prominentesten Vertreters und Vorreiters Eugène Viollet-le-Duc. Oberstes Ziel war es nicht das Vorgefundene zu erhalten sondern einen vermuteten ursprünglichen Zustand herzustellen, auch wenn es ihn so wahrscheinlich nie gegeben hat. Ein weiteres gutes Beispiel für diese Restaurierungspraxis sind die Glasmalereien des Münsters von Freiburg im Breisgau die auf ähnliche Weise irreparabel verändert wurden. Bei der erneuten Restaurierung der Fenster in den Jahren 1987 - 2002, verzichtete man darauf den von Richard Arthur Nüscheler geschaffenen Zustand zu verändern und nahm nur kleinere Verbesserungen vor.
Literatur
- Theodor von Liebenau: Geschichte des Klosters Königsfelden. Luzern 1868
- Brigitte Kurmann-Schwarz: Die mittelalterlichen Glasmalereien der ehemaligen Klosterkirche Königsfelden, Corpus Vitrearum Medii Aevi Schweiz, Bd. 2. Zürich 2008
Weblinks
Commons: Kloster Königsfelden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Königsfelden im Historischen Lexikon der Schweiz
- Informationen auf der Website des Museum Aargau
- Eintrag im Denkmalschutzinventar des Kantons Aargau (Klosterkirche)
- Eintrag im Denkmalschutzinventar des Kantons Aargau (Klinikgebäude)
Einzelnachweise
- ↑ Theodor von Liebenau: Geschichte des Klosters Königsfelden, Seite 51–52. Luzern 1868, abgefragt am 22. August 2009
- ↑ Theodor von Liebenau: Geschichte des Klosters Königsfelden, S. 43
- ↑ Gerbert: Crypta San Blasiana
- ↑ Theodor von Liebenau: Geschichte des Klosters Königsfelden, S. 43
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