LEO (Raumsonde)

LEO (Raumsonde)
LEO (Raumsonde)
Missionsziel Erdmond (50 km hoher Orbit)
Auftraggeber DLR
Aufbau
Startmasse ca. 650 kg (Haupt- und Sekundärsonde)
Instrumente HRSC-Kamera, Mikrowellenradar u. a.
Verlauf der Mission
Startdatum 2012
Enddatum 2016

LEO (Lunarer Erkundungsorbiter) ist der Name einer vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geplanten unbemannten Forschungsmission zum Mond mit rein deutschen Fabrikaten, welche ursprünglich im Jahr 2012 starten sollte. Wegen Finanzierungsproblemen ist die Mission jedoch momentan zurückgestellt. Das Vorhaben wurde im Februar 2007 einigen deutschen Parlamentariern[1] und im August 2007 auf dem European Planetary Science Congress vorgestellt.[2]

LEO wäre die erste eigenständige deutsche Mondmission und nach Smart-1 die zweite europäische Mondmission.

Inhaltsverzeichnis

Missionsplanung

LEO sollte aus zwei Satelliten bestehen. Die Hauptsonde sollte etwa 500 kg wiegen und von einem Subsatelliten mit einem Gewicht von etwa 150 kg begleitet werden. Beide sollten den Mond in der geringen Höhe von 50 km vier Jahre lang umkreisen.

Als erste Mission überhaupt hätte LEO die Anfertigung einer dreidimensionalen, farbigen Karte der gesamten Mondoberfläche ermöglichen sollen. Die für die Aufnahmen vorgesehene HRSC-Kamera sollte ähnlich derjenigen sein, die seit 2003 an Bord der Marssonde Mars Express in Betrieb war. Diese Kamera war vom DLR entwickelt und von EADS Astrium gebaut worden. Weitere geplante Messungen betrafen das Magnet- und Schwerefeld des Mondes sowie seinen oberflächennahen Untergrund, welcher mittels Mikrowellenradar in bis zu mehreren hundert Metern Tiefe erkundet werden sollte. Auch eine Suche nach Anzeichen für Wasser war vorgesehen.

Kooperationspartner sollten die deutschen Firmen EADS Astrium und OHB-Systems sein.

Absage

Die Kosten für das Projekt wurden auf etwa 350 Millionen Euro geschätzt, verteilt auf etwa fünf Jahre. Enthalten waren dabei Planung, Bau, Start und Betrieb eines Mond-Orbiters. Zuständig für die Finanzierung war nicht mehr wie zuvor das Forschungsministerium, sondern das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unter Michael Glos (CSU).

Im Juli 2008 wurde das Projekt jedoch abgesagt. Zwar erhöhte die deutsche Bundesregierung unter dem Kabinett Merkel I im Haushaltsplan 2009 das Raumfahrtbudget, das zusätzliche Geld floss jedoch in ein Robotik-Zentrum am DLR-Standort Oberpfaffenhofen. Im Zuge der Haushaltskonsolidierung wurden für LEO keine Mittel bereitgestellt.[3][4]

In einer Deklaration wandten sich zahlreiche namhafte Planetenforscher, wie z. B. Gerhard Neukum, Ralf Jaumann und Tilman Spohn, gegen die Zurückstellung. Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dass zahlreiche, wissenschaftlich führende und dennoch in der Mondfahrt relativ unerfahrene Staaten wie Japan, die VR China oder Indien vor dem Wissensstandort Deutschland und gesamt Europa einen nicht mehr einzuholenden Vorsprung gewinnen könnten.[5]

Einzelnachweise

  1. Markus Becker: Deutschland plant eigene Mond-Mission. Spiegel Online, 28. Februar 2007, abgerufen am 13. Oktober 2009.
  2. Martin Ollrom: Deutschlands Beitrag zur Monderforschung. Raumfahrer.net, 27. August 2007, abgerufen am 13. Oktober 2009.
  3. Christoph Seidler: Glos kassiert deutsche Mondmission. Spiegel Online, 12. Juli 2008, abgerufen am 13. Oktober 2009.
  4. Axel Orth: Deutsche Mondmission gestrichen. Raumfahrer.net, 13. Juli 2008, abgerufen am 13. Oktober 2009.
  5. Europlanet: Erklärung zur Äußerung des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie, die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vorgeschlagene Mondmission Lunarer Explorations-Orbiter (LEO) zurückzustellen

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • LEO — Leo, Léo oder LEO steht für: Leo (Vorname) (siehe dort auch für Herrscher namens Leo bzw. Leon) Léo, eine Provinzhauptstadt in Burkina Faso Löwe (Sternbild), ein Sternbild der Ekliptik Kleiner Löwe, ein Sternbild des Nordhimmels eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Leo — steht für: Leo (Vorname) (siehe dort auch für Herrscher namens Leo bzw. Leon) Leo (2007), schwedisches Krimi Drama aus dem Jahr 2007 Löwe (Sternbild), Sternbild der Ekliptik Kleiner Löwe, Sternbild des Nordhimmels eine Märchenschach Figur Taifun… …   Deutsch Wikipedia

  • LEO-Stationärer Satellit — NAVSTAR – GPS Satellit der zweiten Generation Ein (künstlicher) Satellit (lat. Leibwächter) ist in der Raumfahrt ein künstlicher Raumflugkörper, der einen Himmelskörper – wie einen Planeten oder einen Mond – auf einer elliptischen oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Kaguya (Raumsonde) — Start der Trägerrakete mit der Mondsonde Kaguya (Foto: Narita Masahiro) NSSDC ID 2007 039A Missionsziel Erdmond Auftraggeb …   Deutsch Wikipedia

  • Orbiter (Flugkörper) — Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) in einem Marsorbit. Ein Orbiter ist eine Raumsonde, die einen anderen Himmelskörper, wie zum Beispiel einen Planeten, einen Mond oder auch die Sonne umkreist. Der Begriff kommt aus dem Englischen und ist von… …   Deutsch Wikipedia

  • Mondmission — Diese Liste führt chronologisch geordnet alle Raumsonden und bemannte Missionen auf, die mit dem Ziel gestartet wurden, den Mond zu erreichen. Dabei werden auch die Missionen genannt, die ihr Ziel wegen Fehlfunktionen oder anderer Gründe nicht… …   Deutsch Wikipedia

  • Delta 2 — Eine Delta II 7925 mit der Raumsonde Deep Impact auf der Startrampe …   Deutsch Wikipedia

  • 3. Jänner — Der 3. Januar (in Österreich und Südtirol: 3. Jänner) ist der 3. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben 362 (in Schaltjahren 363) Tage bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Dezember · Januar · Februar 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Venus (Planet) — Venus   Venus in natürlichen Farben, aufgenommen von …   Deutsch Wikipedia

  • 20. Feber — Der 20. Februar ist der 51. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben 314 Tage (in Schaltjahren 315 Tage) bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Januar · Februar · März 1 2 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”