Labrador-Retriever

Labrador-Retriever
Labrador Retriever
Labrador Retriever
FCI-Standard Nr. 122
  • Gruppe 8: Apportierhunde – Stöberhunde – Wasserhunde
  • Sektion 1: Apportierhunde
Ursprung:

Großbritannien

Widerristhöhe:

Rüde 56-57cm, Hündin 54-56cm

Gewicht:

nicht im Standard

Liste der Haushunde

Der Labrador Retriever ist eine von der FCI (Nr.122, Gr.8, Sek.1) anerkannte britische Hunderasse.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Geschichtliches

Die Vorfahren des Labrador stammten ebenso wie der Neufundländer und der Landseer von der kanadischen Ostküste, wenn auch nicht von der Labrador-Halbinsel, sondern vom Festland aus der Gegend Neufundlands. Angenommen wird, dass der sogenannte "St. John's Hund", ein schwarzer Wasserhund mit dichtem Fell, zu den direkten Vorfahren des Labrador Retrievers gehört. Über die ursprüngliche Herkunft dieser Hunde besteht weniger Klarheit, dazu gibt es verschiedene historische Versionen.

Als „der wahre Labrador“ wurde der Labrador vom Neufundländer unterschieden,[1] und im Verlauf des 19. Jahrhunderts in England gezüchtet, die Bezeichnung „Labrador Retriever“ wird zuerst 1870 benutzt, wobei sich retrieve auf seine ausgeprägten Apportieranlagen bei der Jagd bezieht. Beschrieben wurde der Labrador Retriever als mittelgroßer, kräftiger Hund mit typischem breiten Schädel und dicht behaarter „Otterrute“.

Im Gegensatz zum größeren Neufundländer hatte dieser kleinere und leichtere Hund eher die Aufgabe, bei der Jagd zu helfen oder abgetriebene Fische und Fischernetze aus dem Meer zu holen. Fischer brachten ihn im Lauf des 19. Jahrhundert nach England mit, wo man ihm, von seinem Herkunftsort her, den Namen Labrador gab. In die Zuchtlinien wurde zur weiteren Ausprägung des Jagdtriebes der English Pointer in die Linien eingebracht. Ein Retriever sollte ein „weiches Maul“ haben, er sollte die Beute ohne Beschädigung zum Hundeführer bringen.

Mit der züchterischen Weiterentwicklung in Großbritannien u. a. durch den zweiten Earl (Graf) Malmesbury (1778-1841) fand der wasserfreudige Hund schnell seinen Weg zu den jagdbegeisterten Adeligen. Bei der Reinzucht des Labradors wurde konsequent auf seine jagdliche Leistungsfähigkeit hin gezüchtet. "1870 wäre die Rasse beinahe ausgestorben.", [2]. Alle heutigen Labradors gehen wahrscheinlich auf Avon zurück, geboren 1885, im Jahr, als infolge einer kanadischen Hundesteuer die meisten Hunde getötet wurden.[3]

Der erste gelbe Labrador, der nicht als Fehlzüchtung betrachtet wurde, war nach Überlieferungen Ben of Hyde, 1899 in der Zucht des Major Charles Radclyffe geboren.[4] Da die Farbe nur rezessiv vererbt wird, wurde der gelbe Labrador erst später als Farbe neben schwarz anerkannt.

Als eigenständige Hunderasse wurde der Labrador am 7. Juli 1903 vom englischen Kennel Club anerkannt. Durch Erfolge bei Ausstellungen wurde seine Zucht rasch populärer. In den späteren Jahren entwickelten sich zwei Linien, die Showlinien mit kompakterer Statur, und die Arbeitslinien mit einem leichteren Erscheinungsbild.

Der braune („chocolate/schokoladenfarbene“[5]) Labrador konnte schon zuvor vorkommen, als Zuchtfarbe anerkannt wurde er erst durch den von Mrs. Pauling gezüchteten Ch. Cookridge Tango von 1961, Sohn von Tweed of Blaircourt (* 1958) und Cookridge Gay Princess (* 1956), der 1964 als Labrador anerkannt wurde.[6]

Heute ist der Labrador Retriever nicht nur in England und den USA[7] die beliebteste und am meisten verbreitete Hunderasse.

Beschreibung

Nach dem geltenden Rassestandard ist ein Labrador-Rüde 56 bis 57 cm groß (Widerristhöhe), eine Hündin von 54 bis 56 cm. Kleine Abweichungen in der Größe werden toleriert. Labrador Retriever gibt es in den Fellfarben einfarbig schwarz, gelb oder leber/schokoladenbraun; gelb reicht von hellcreme bis fuchsrot; die Fellfarben gelb und braun sind bei der Fellvererbung rezessiv gegenüber schwarz.

Der Labrador Retriever ist ein kräftig gebauter, gut bemuskelter Hund mit breitem Schädel. Sein Erscheinungsbild wird im FCI/VdH-Rassestandard als "stark gebaut, breiter Schädel, breiter und tiefer Brustkorb, breit und kurz in Lendenpartie und Hinterhand" sowie als sehr aktiv beschrieben. Er ist von freundlicher Natur, ohne eine Spur von Aggression oder unangebrachter Scheu. Ausgeprägt ist sein "will to please".

Rassetypisch für den Labrador Retriever ist die sich zur Spitze verjüngende, in Höhe der Rückenlinie angesetzte und verlaufende Otterrute. Unter dem kurzen Fell des Labrador Retrievers befindet sich eine wasserdichte Unterwolle. Die mittelgroßen Ohren werden dicht am Kopf getragen und sind weit hinten angesetzt. Der Fang ist von mittlerer Länge, kräftig und nicht spitz. [8]

Obwohl es nach dem gültigen Rassestandard nur einen Labrador gibt, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur in England, mehr noch in Ländern auf dem europäischen Kontinent "Showlinien" mit einem kompakteren Typ und leichter gebaute "Arbeitslinien", so genannte "Field Trials", auseinander entwickelt. Dem Rasseideal kommt sicher der klassische "Dual Purpose"-Typ, der "work" und "show" auch im Typ harmonisch miteinander verbindet, am ehesten nahe.

Gewichtsangaben sind im Rassestandard des Labrador Retriever nicht vorgegeben. Ein ausgewachsener, nicht übergewichtiger Labrador-Rüde kann bis zu 34 oder 35 kg erreichen, eine vergleichbare Hündin um 30 kg; Abweichungen je nach Rassetyp.

Wesen

Schwarzer Labrador Retriever

Labrador Retriever sind sehr gutmütige und freundliche Hunde. Jegliche Art von Schärfe, Aggressivität oder Scheue gegenüber Menschen sind dem rassetypischen Labrador fern. Der Labrador Retriever verhält sich sowohl seiner Umwelt als auch Menschen gegenüber freundlich, aufgeschlossen und neugierig. Er fühlt sich in der Gegenwart von Menschen wohl und zeigt auch keine Scheue, Angst oder Unsicherheit, wenn diese ihm zu nahe kommen. Der Labrador Retriever ist ein sehr geduldiger und ausgeglichener Hund. Dies rührt wahrscheinlich von seiner langjährigen jagdlichen Nutzung her. Als Apportierhund hatte der Labrador Retriever während der Jagd neben seinem Herrchen oder Frauchen zu liegen, bis das Wild aufgestöbert und geschossen war, um dann das tote Wild zu apportieren. Geblieben ist dem Labrador Retriever auch seine Liebe zum Wasser und zum Apportieren. Trotz seiner eigentlich sehr ruhigen Art benötigt der Labrador Retriever viel geistige und körperliche Beschäftigung. Ein Labrador Retriever bringt einen ausgeprägten will to please mit. Das heißt, er hat das starke Bedürfnis, seinem Besitzer zu gefallen. Dies macht den Labrador Retriever zu einem Hund, der auch bei Anfängern sehr beliebt ist.

Verwendung

Labrador beim Apportieren

Als Ergebnis langjähriger Selektion auf jagdlich nutzbare Eigenschaften ist der Labrador ein Hund mit einer vorzüglichen Nase und mit einem weichen Maul, womit er gefundenes Wild oder andere Gegenstände unbeschädigt seinem Herrn zuträgt. Er ist sehr lernfähig und aufmerksam, beobachtet seinen Herrn dauernd und freut sich über jedes Lob. Diese Lernfähigkeit und Arbeitsfreude sollte man nicht nur bei der Ausbildung zum Jagd- oder sonstigen Arbeitshund nutzen, sondern auch beim reinen Familienhund. Unterforderte, in ihren Arbeitsanlagen nicht geförderte Hunde neigen dazu, unerwünschte Verhaltensweisen zu entwickeln. Heutzutage findet man ihn wegen seiner vielfältigen guten Eigenschaften im Einsatz als vielseitigen Jagdhund, Blindenhund, Therapiehund, Drogenspürhund, Rettungshund oder Sportkameraden bei Agility und Flyball. Aufgrund seines Wesens ist der Labrador als Wachhund oder Schutzhund ungeeignet und dies als Rassestandard auch nicht erwünscht. Darüber hinaus ist er ein geduldiger, nervenstarker, angenehmer und wirklich kinderlieber Familienhund, dem das enge Zusammenleben mit seinen Menschen über alles geht und der zu einem ausgewogenen Klima im Zusammenleben der Menschen erheblich beitragen kann.

Rassespezifische Krankheiten

Wie alle großen und schweren Hunde besteht bei dem Labrador Retriever die Gefahr einer Hüftgelenksdysplasie (HD) sowie einer Ellenbogendysplasie (ED). Die Zuchthunde der dem VDH angeschlossenen Vereine unterliegen deshalb einer Kontrolle: Zwingend nötig für die Erteilung einer Zuchtzulassung ist die Röntgenaufnahme der Hüft- und Ellenbogengelenke und deren Beurteilung durch einen vom Vereinbestimmten Gutachter. Ergibt diese Beurteilung einen mittleren (HD-D) oder einen schweren (HD-E) HD-Grad, so wird der Hund von der Zucht ausgeschlossen. Ein HD-Grad C (leichte HD) bedeutet keinen grundsätzlichen Ausschluss von der Zucht, jedoch geht mit einer solchen Beurteilung die Auflage einher, dass der betreffende Hund nur mit einem Hund gepaart werden darf, der frei von HD ist (HD A1–A2).[9] Bei der ED führt Grad II und III zum Zuchtausschluss.

Neben den oben geschilderten Skletterkrankungen ist auch die Vererbung verschiedener Augenkrankheiten möglich. Hierbei handelt es sich um die Progressive Retinaatrophie (PRA), den erblichen Katarakt (HC) und die Retinadysplasie (RD). Während PRA immer erblich bedingt ist, gibt es bei HC und RD sowohl erbliche als auch nicht erbliche Formen. Im Falle von RD sind nur Hunde, die an der totalen Form (völlige Blindheit) erkrankt sind, von der Zucht ausgeschlossen, da sich bei den anderen Formen die Erblichkeit nicht nachweisen lässt. Zuchthunde müssen regelmäßig auf PRA, erblichen HC und RD getestet werden. Ein negativer Befund muss bei jedem Deckakt vorgelegt werden.[10]. Bei der PRA ist, sofern der Hund nicht bekanntermaßen PRA-freie Eltern hat, ein Gentest für die Zuchtzulassung erforderlich

Epilepsie folgt beim Labrador einem polygen rezessiven Erbgang.[11] Die Prävalenz lag in einer dänischen Studie bei 3.1%. Rüden scheinen gegenüber Hündinnen ein wesentlich erhöhtes Risiko zu haben.[12]

Eine weitere rassespezifische Krankheit ist die Labrador-Myopathie. Diese erbliche Muskelerkrankung folgt einem einfach autosomal rezessiven Erbgang und ist mit einem Defekt im cnm-Locus auf Chromosom 2 vergesellschaftet.[13][14] Klinisch äussert sich die Erkrankung typischerweise ab dem Alter von 3 bis 4 Monaten, verläuft bis zum Alter von ca. einem Jahr progressiv und stabilisiert sich dann. Symptome sind schnelle Ermüdung bei Belastung, Megaösophagus, Muskel-Atrophie und Verlust des Patellarsehnenreflexes. Histopathologisch ist eine Atrophie der Typ-II-Muskelfasern feststellbar.

Die Fibrinoide Leukodystrophie (Alexander's Disease) ist eine sehr selten auftretende und sich schnell verschlechternde erbliche Erkrankung des Rückenmarks mit Lähmungen und Bewegungsstörungen. Sie entwickelt sich aus bislang ungeklärter Ursache innerhalb des ersten Lebenshalbjahres.[15][16] Die Axonopathie des Labradors ist eine Degeneration der weißen Substanz, die bei Welpen mit Hinterhandschwäche beginnt und sich zu übersteigerten Bewegungen (Hypermetrie) mit Neigung zum Umfallen entwickelt.[17] Der Erbgang ist vermutlich autosomal rezessiv. Beide Erkrankungen sind nicht behandelbar.

Die Farben

Quellen und weiterführende Links

Einzelnachweise

  1. 1814 von Colonel Peter Hawker in Instructions to Young Sportsmen, Textauszug „Geschichte des Labradors“
  2. Geschichte des Labradors
  3. Die Ursache, der Sheep Protection Act, war als Schutz der Schafzucht gedacht.
  4. Bild von Ben beim Apportieren
  5. Seltener auch „leberfarben“ genannt
  6. ibid., und Schlegl, Retriever, S. 11; siehe auch Bild von Cookridge Tango
  7. AKC Dog Registration Statistics
  8. Standard des Labrador Retrievers [1]
  9. Zuchtordnung des LCD vom 01.06.2008, S. 2; Zuchtordnung für Labrador Retriever im DRC von 21.06.2008, S. 3f.
  10. Zuchtordnung des LCD vom 01.06.2008, S. 3; Zuchtordnung für Labrador Retriever im DRC von 21.06.2008, S. 4.
  11. A. Jaggy et al. (1998): "Genetic aspects of idiopathic epilepsy in Labrador retrievers." J Sm Anim Pract 39:275-80, PMID 9673903
  12. M. Berendt et al. (2002): "A cross-sectional study of epilepsy in Danish Labrador Retrievers: prevalence and selected risk factors." J Vet Intern Med 16(3):262-8, PMID 12041655
  13. L. Tiret et al. (2003): The cnm locus, a canine homologue of human autosomal forms of centronuclear myopathy, maps to chromosome 2." Hum Genet 113(4):297-306, PMID 12884002 (Volltext als PDF)
  14. T. Bley et al. (2002): "Genetic aspects of Labrador Retriever myopathy." Res Vet Sci 73(3):231-6, PMID 12443679 (Volltext als PDF)
  15. JT. McGrath (1979) "Fibrinoid leukodystrophy (Alexander Disease)" In: Andrews EJ, Ward BC, Altman NH, eds. Spontaneous animal models of human disease Academic Press, New York, New York.
  16. DC. Sorjonen et al. (1987): "Myeloencephalopathy with eosinophilic refractile bodies (Rosenthal fibers) in a Scottish Terrier. JAVMA 190:1004-1006, PMID 3570949 (in Literaturreview)
  17. A. deLahunta et al. (1994): "Labrador retriever central axonopathy" Progress in Veterinary Neurology 5:117-122

Literatur

  • Diana Beckett: Labrador Retriever. Kynos, Mürlenbach, 1994. ISBN 978-3-929545-06-7
  • Carole Coode: Labrador Retrievers Today.Origins of the Labrador, Breed in Britain, USA etc., Abingdon, Oxon/GB, 1993. ISBN 0-948955-18-X
  • Richard Edwards: The Show Labrador Retriever in Great Britain and Northern Ireland. 1945-1995. Published by R. Edwards, Gwent/GB, 1996
  • Dorit Feddersen-Petersen: Hunde und ihre Menschen. Darin: Verhaltensentwicklung von zwei Retriever-Rassen (Labrador und Golden Retriever) im Zusammenleben mit Menschen. S. 56-171, Franckh-Kosmos, Stuttgart, 1992. ISBN 3-440-05855-7
  • Brigitte Rauth-Widmann: Labrador Retriever. Einführende Überblicksdarstellung. Kosmos, Stuttgart, 2000. ISBN 3-440-07800-0
  • Marjorie Satterthwaite: Labrador Retriever. Kynos Kleine Hundebibliothek, Mürlenbach, 1989; 2. Aufl. 1994. ISBN 3-924008-53-1
  • Katharina Schlegl-Kofler: Retriever. Geschichte, Haltung, Ausbildung, Zucht. Stuttgart: Franckh-Kosmos, 1994; überarb. Neuauflage 2003, ISBN 3-440-09746-3.
  • The Labrador Retriever Club: The Early Labrador, History, Breed etc. In: A Celebration of 75 Years - 1916-1991. Shirland, Derby/GB, 1991
  • Rosemarie Wild: Labrador Retriever. Müller Rüschlikon, Cham/CH, 1991. ISBN 3-275-01000-X
  • Rosemarie Wild: Labrador Retriever. Das große Rassehandbuch. Müller Rüschlikon, Cham/CH, 2004. ISBN 3-275-01505-2
  • Heather Wiles-Fone: Das große Labrador Retriever Buch. Kynos, Mürlenbach, 1997: 2. Aufl. 2007. ISBN 3-929545-67-5
  • Richard A. Wolters: Der Labrador Retriever. Seine Geschichte - Seine Menschen. Dt. Übersetzung des amerikanischen Originaltitels von The Labrador Retriever. The History - The People. Kynos, Mürlenbach, 1993. ISBN 3-924008-97-3

Weblinks


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