Landkreis Bromberg

Landkreis Bromberg

Der Landkreis Bromberg (1772–1807 und 1818–75 Kreis Bromberg) war bis 1920 ein preußischer Landkreis im Regierungsbezirk Bromberg der Provinz Posen. Von 1939 bis 1945 war er als Teil des im besetzten Polen errichteten Reichsgaus Danzig-Westpreußen nochmals eingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1331 bis 1343

Die Gebiete um die polnische Siedlung Budegac wurden 1331 vom Deutschen Orden erobert, nach dem Frieden von Kalisch 1343 aber wieder an Polen zurückgegeben.

1772 bis 1807

Das Gebiet um die nordwestpolnische Stadt Bydgoszcz gehörte nach der Ersten Teilung Polens von 1772 bis 1807 vorübergehend als eigener Kreis Bromberg zum Netzedistrikt in der preußischen Provinz Westpreußen. 1794 wurde die Stadt im Verlauf des Kościuszko-Aufstands vorübergehend von Polen zurückerobert. Nach dem Frieden von Tilsit wurde das Gebiet 1807 an Polen zurückgegeben.

1815 bis 1920

Das Gebiet um die nordwestpolnische Stadt Bydgoszcz (Bromberg) fiel nach dem Wiener Kongress am 15. Mai 1815 erneut an das Königreich Preußen.

Am 1. Juli 1816 wurde ein Landkreis Bromberg gebildet. Die Stadt Bromberg wurde sowohl Sitz des Landratsamtes als auch der Bezirksregierung des neugebildeten Regierungsbezirks Bromberg in der Provinz Posen und blieb zunächst kreisfrei.

Im Zuge der allgemeinen Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat wurde zum 1. Januar 1818 die Stadt Bromberg in den Landkreis eingegliedert (der fortan Kreis Bromberg hieß) und die Stadt Kcynia (Exin) an den westlichen Nachbarkreis Schubin abgegeben.

Als Teil der Provinz Posen wurde der Kreis Bromberg am 18. Januar 1871 gleichzeitig Teil des neu gegründeten Deutschen Reichs, wogegen die polnischen Abgeordneten im neuen Reichstag am 1. April 1871 protestierten.

Am 29. Mai 1875 wurde Bromberg wieder kreisfrei und der umliegende Kreis Bromberg in Landkreis Bromberg umbenannt.

Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, der Landkreis Bromberg blieb jedoch unter deutscher Kontrolle.

Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags den Landkreises Bromberg offiziell an das neu gegründete Polen ab.

Die Bezirksregierung verließ Bromberg und nahm ab dem 20. November 1919 in Schneidemühl ihre Tätigkeit wieder auf.

Deutschland und Polen schlossen am 25. November 1919 ein Abkommen über die Räumung und Übergabe der abzutretenden Gebiete ab, das am 10. Januar 1920 ratifiziert wurde. Die Räumung und Übergabe an Polen erfolgte zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920, die Stadt Bromberg wurde am 19. Januar 1920 an Polen übergeben.

Aus dem Landkreis Bromberg wurde der polnische Powiat Bydgoszcz.

1920 wurden 16 kleinere Ortschaften aus dem Powiat ausgegliedert und in Bydgoszcz eingemeindet.

Am 1. April 1938 wechselte der Powiat Bydgoszcz aus der Woiwodschaft Wielkopolska (der vormaligen preußischen Provinz Posen) in die Woiwodschaft Pomorze (die vormalige preußische Provinz Westpreußen).

1939 bis 1945

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges besetzten deutsche Truppen den Powiat Bydgoszcz, die Kreisstadt Bydgoszcz wurde am 7. September 1939 eingenommen.

Am 26. Oktober 1939 wurde der Powiat unter der Bezeichnung Landkreis Bromberg an das Deutsche Reich angeschlossen. Der Landkreis wurde Teil des Regierungsbezirkes Bromberg im Reichsgau Danzig-Westpreußen. Sitz des deutschen Landratsamtes und einer deutschen Bezirksregierung wurde die Kreisstadt Bydgoszcz (Bromberg).

Mit dem Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945 endete die deutsche Besetzung.

Überblick

Zeitraum Grund der Änderung
Historisches Ereignis
Verwaltung des Kreises Bromberg
Kreis Regierungsbezirk
Woiwodschaft
Provinz Land
–1772 Woiwodschaft Inowrocław Provinz Großpolen Polen-Litauen
Herzogtum Großpolen
1772–1807 Erste Teilung Polens Kreis Bromberg Provinz Westpreußen Königreich Preußen
1807–1815 Frieden von Tilsit Departement Bydgoszcz Herzogtum Warschau
1816–1818 Wiener Kongress Landkreis Bromberg Regierungsbezirk Bromberg Provinz Posen Königreich Preußen
1818–1871 Verwaltungsreform Kreis Bromberg Regierungsbezirk Bromberg Provinz Posen Königreich Preußen
1871–1875 Gründung Deutsches Kaiserreich Kreis Bromberg Regierungsbezirk Bromberg Provinz Posen Deutsches Kaiserreich
Bundesstaat Königreich Preußen
1875–1919 Verwaltungsreform Landkreis Bromberg Regierungsbezirk Bromberg Provinz Posen Deutsches Kaiserreich
1919–1938 Friedensvertrag von Versailles Powiat Bydgoski Woiwodschaft Großpolen Polen
1938–1939 Verwaltungsreform Powiat Bydgoski Woiwodschaft Pommern Polen
1939–1945 Beginn des zweiten Weltkriegs Landkreis Bromberg Regierungsbezirk Bromberg Reichsgau Danzig-Westpreußen Deutsches Reich 1933 bis 1945
1945–1998 Einmarsch der Roten Armee Powiat Bydgoski Woiwodschaft Bydgoszcz Polen
1999– Verwaltungsreform Powiat Bydgoski Woiwodschaft Kujawien-Pommern Polen

Kommunale Gliederung

Am 1. Januar 1908 umfasste der Landkreis Bromberg die 3 Stadtgemeinden Crone an der Brahe, Fordon und Schulitz sowie weitere 136 Landgemeinden und 50 Gutsbezirke, die in Polizeidistrikten zusammengefasst waren. Am 1. Januar 1945 umfasste der Landkreis Bromberg 3 Städte und 114 Gemeinden.

Größe

Der Landkreis Bromberg hatte zuletzt eine Fläche von 1394 km². Der polnische Powiat Bydgoszcz hatte nach den Eingemeindungen des Jahres 1920 eine Fläche von 1337 km².

Bevölkerung

1905 hatte der Landkreis Bromberg 90.271 Einwohner, davon waren 62 % Deutsche und 38 % Polen, die Stadt Bromberg selbst hatte 54.231 Einwohner, davon waren 84 % Deutsche und 16 % Polen. Nach 1920 wanderte durch den Wegzug des deutschen Beamtenapparates, des deutschen Militärs und ihrer Familien ein Großteil der deutschen Einwohnerschaft nach Deutschland ab.

1921 hatte der Powiat Bygoszcz 140.263 Einwohner, davon waren 14 % Deutsche und 86 % Polen, die Stadt Bydgoszcz selbst hatte 87.643 Einwohner, davon waren 27 % Deutsche und 73 % Polen.

Im Jahre 1931 waren nur noch zehn Prozent der Stadtbevölkerung Deutsche.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kam es im Gebiet zu Ausschreitungen gegen die deutsche Minderheit, im Verlauf des sogenannten Bromberger Blutsonntags kamen mehrere hundert Menschen ums Leben. Nach Einmarsch der Wehrmacht bildeten Angehörige der deutschen Minderheit daraufhin unter Leitung von SS und Gestapo paramilitärische Einheiten, den sogenannten Volksdeutschen Selbstschutz, und begingen Massenmorde an der polnischen Bevölkerung, bei Fordon wurden von ihnen rund 5000 Polen umgebracht.

Nach polnischen Angaben verloren bis Kriegsende insgesamt 37.000 polnische Einwohner der Stadt Bydgoszcz ihr Leben.

1941 hatte der Landkreis Bromberg 54.949 Einwohner, die Stadt Bydgoszcz selbst hatte 144.252 Einwohner.

Gegen Ende der deutschen Besetzung verließen die deutschen Einwohner das Gebiet.

Ortschaften

Liste der Ortschaften im Landkreis Bromberg mit mehr als 1000 Einwohnern (1910):

polnischer Name deutscher Name (1815-1920) *** 1920 in Bydgoszcz eingemeindet
Bartodzieje Małe Klein Bartelsee
1942-45 Kleinbartelsee
***
Bielawy Bleichfelde ***
Czyżkówko Jägerhof ***
Fordon Fordon
Jachcice Jagdschütz ***
Kapuściska Małe Schönhagen
Koronowo Polnisch Crone
187?-1920 Crone an der Brahe
1942-1945 Krone an der Brahe
Mąkowarsko Monkowarsk
1942-45 Mönkenwerth
Osowa Góra Hoheneiche
Rupienica Schöndorf ***
Skrzetusko Schröttersdorf ***
Solec Kujawski Schulitz
Szwederowo Schwedenhöhe ***
Wilczak Schleusenau ***
Wilczak Mały Prinzenthal
1942-45 Prinzental
***

Literatur

  • Martin Sprungala: Die Geschichte der Posener Kreise und kreisfreien Städte, Bad Bevensen 2007.
  • Martin Sprungala: Historisches Ortsverzeichnis der Provinz Posen und der Wojewodschaft Poznan (Posen), Bad Bevensen 2007.

Weblinks


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