Leichte Sprache

Leichte Sprache

Eine Leichte Sprache oder Einfache Sprache ist eine besonders leicht verständliche sprachliche Ausdrucksweise. Leichte Sprache soll vor allem Menschen mit geringen sprachlichen Fähigkeiten das Verständnis von Texten erleichtern. Sie ist damit eine Form der Barrierefreiheit.

Inhaltsverzeichnis

Prinzipien der Leichten Sprache

Signet von Inclusion Europe für Texte in leichter Sprache
  • Es sollen kurze Sätze verwendet werden. Lange Sätze (mit mehr als 15 Wörtern) werden in mehrere Sätze aufgeteilt.
  • Jeder Satz enthält nur eine Aussage.
  • Der Konjunktiv (Möglichkeitsform) soll nicht verwendet werden.
  • Abstrakte Begriffe sind zu meiden. Wo sie notwendig sind, sollen sie durch anschauliche Beispiele oder Vergleiche erklärt werden.
  • Fremdwörter, Fachwörter oder lange Zusammensetzungen werden nicht verwendet.
  • Abkürzungen werden beim ersten Vorkommen durch die ausgeschriebene Form erklärt.
  • Bilder oder Filme helfen, einen Text besser zu verstehen.
  • In schriftlichen Texten werden Wörter nicht in durchgehenden Großbuchstaben geschrieben. Kursive Schrift wird nicht verwendet.
  • Texte werden übersichtlich gestaltet.
  • Es soll jedoch keine Kindersprache verwendet werden.

Die nächsten drei Absätze sind in Leichter Sprache verfasst.

Leicht lesbare Texte sollen deutlich geschrieben sein. So kann man sie besser verstehen. Ein Kenn-Zeichen dafür ist das „Europäische Logo für Leichte Sprache“. Es wurde von „Inclusion Europe“ entwickelt. Wer dieses Zeichen benutzt, muss die Richt-Linien für Leichte Sprache[1] beachten: Eine Person mit geringem Sprach-Vermögen soll den Text prüfen. Der Name dieser Person wird im Text notiert. Zwei Beleg-Exemplare müssen an Inclusion Europe geschickt werden[2].

Anwendung

Leichte Sprache ist für Menschen mit geringen sprachlichen Fähigkeiten. In Leichter Sprache soll man auch wissenschaftliche Texte schreiben. Die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV) sagt: „Für jegliche Inhalte ist die klarste und einfachste Sprache zu verwenden, die angemessen ist.“[3]

Menschen mit Lern-Schwierigkeiten haben eine eigene Organisation. Sie heißt Mensch zuerst – Netzwerk People First Deutschland. Die Organisation will überall Texte in Leichter Sprache. Die Gebärden-Sprache ist dabei ein Vorbild. Für Menschen ohne Gehör gibt es schon jetzt überall Gebärden-Sprache. So will es der Paragraph 9 BGG. Auch Menschen mit Lern-Schwierigkeiten sollen bald überall Texte in Leichter Sprache lesen können. Mensch zuerst – Netzwerk People First Deutschland hat deswegen eine Bitte an den Deutschen Bundes-Tag geschrieben.

(Ende des Textes in Leichter Sprache)

Netzwerk Leichte Sprache

Im Jahre 2006 wurde das Netzwerk Leichte Sprache gegründet, dem unter anderem die Bundesvereinigung Lebenshilfe und die Selbsthilfeorganisation Mensch zuerst angehören. Das Netzwerk erhielt 2009 zusammen mit Cornelia Funke den Kulturpreis Deutsche Sprache des Vereins Deutsche Sprache für ihren Einsatz für die Verwendung Leichter Sprache, die Menschen mit Lernschwierigkeiten die Teilhabe am öffentlichen Leben erleichtert und verhindert, dass sie aus sprachlichen Gründen sozial ausgegrenzt werden.[4] Der Preis zählt zu den am höchsten dotierten Sprachpreisen im deutschsprachigen Raum.

Empfehlungen für Alphabetisierungs-Kurse

Sven Nickel vom Bundesverband Alphabetisierung e.V. hat besondere Empfehlungen für Alphabetisierungs-Kurse gegeben. Sie betreffen das Aussehen und die Sprache von Texten.[5]

Verwandte Themen

Das Gegenteil einer leichten Sprache sind beispielsweise Beamtendeutsch, Fachchinesisch und die juristische Fachsprache.

Literatur

  • Europäische Vereinigung der ILSMH (Hrsg.): Sag es einfach! Europäische Richtlinien für die Erstellung von leicht lesbaren Informationen für Menschen mit geistiger Behinderung für Autoren, Herausgeber, Informationsdienste, Übersetzer und andere interessierte Personen. Europäische Vereinigung der ILSMH, Brüssel 1998, ISBN 2-930078-12-X (http://www.inclusion-europe.org/documents/101.pdf, abgerufen am 7. Oktober 2008). (PDF, 52 KB)
  • Mensch Zuerst - Netzwerk People First Deutschland e.V. (Hrsg.): Das neue Wörterbuch für Leichte Sprache. 1. Auflage. Mensch Zuerst - Netzwerk People First Deutschland, Kassel 2008, ISBN 978-3-937945-08-8.
  • Inclusion Europe (Hrsg.): Informationen für alle. Europäische Regeln, wie man Informationen leicht lesbar und leicht verständlich macht.. Inclusion Europe, Brüssel 2009, ISBN 2-87460-111-X (http://www.inclusion-europe.org/LLL/documents/DE-Information%20for%20all.pdf PDF; 1,03 MB, abgerufen am 13. Juli 2010).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Europäische Vereinigung der ILSMH (Hrsg.): Sag es einfach! Europäische Richtlinien für die Erstellung von leicht lesbaren Informationen für Menschen mit geistiger Behinderung für Autoren, Herausgeber, Informationsdienste, Übersetzer und andere interessierte Personen. Europäische Vereinigung der ILSMH, Brüssel 1998, ISBN 2-930078-12-X (http://www.inclusion-europe.org/documents/101.pdf, abgerufen am 7. Oktober 2008). (PDF, 52 KB)
  2. About the use of the European easy-to-read logo auf der Website von Inclusion Europe, abgerufen am 4. August 2010
  3. Anlage zur BITV - Bedingung 14.1
  4. Cornelia Funke ist Trägerin des Jacob-Grimm-Preises Deutsche Sprache. Verein Deutsche Sprache, 12. Mai 2009, abgerufen am 16. November 2009.
  5. Sven Nickel: Funktionaler Analphabetismus – Ursachen und Lösungsansätze hier und anderswo (PDF) Was ist einfach zu lesen? Kriterien leicht lesbarer Lektüre S.16

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