- Leitthema
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Ein Leitmotiv ist ein künstlerisches Mittel, das, gekoppelt an einen zunächst außerkünstlerischen Inhalt, in der Gesamtheit des Werkes immer wieder zu finden ist. Je nach Kunstrichtung (Musik, Malerei, Architektur oder Literatur) werden verschiedene Motive ein- und umgesetzt. So können Farben, Stimmungen, Symbole, Personen, Tonfolgen, Sätze und vieles mehr als Leitmotiv verwendet werden. Sie werden dann innerhalb dieses Werkes nur noch mit dieser Bedeutung verwendet
Der Begriff des Leitmotivs tauchte erstmals 1871 in Friedrich Wilhelm Jähns Verzeichnis der Werke Carl Maria von Webers auf. Nach anderen Quellen soll Hans Paul von Wolzogen den Begriff geprägt haben. Auch im Englischen sowie in anderen Sprachen hat sich der Begriff „Leitmotiv“ (häufig mit „f“) als Terminus technicus durchgesetzt.
Musik
In der Musik ist das Leitmotiv ein meist kürzeres, charakteristisches Tongebilde, das in wortgebundener Musik (unter anderem in der Oper) oder programmatischer Instrumentalmusik häufiger wiederkehrt und assoziativ einen bestimmten poetischen Sinngehalt, z. B. eine Person, einen Gegenstand, eine Idee oder ein Gefühl symbolisieren soll.
Wahrscheinlich war Carl Maria von Weber der erste Komponist, der deutlich wiederkehrende, erinnernde Motive, also Leitmotive einsetzte (z. B. in Der Freischütz). Hector Berlioz nutzte dieses Konzept als sogenannte „idée fixe“ in der Symphonie Fantastique für großes Orchester. Perfektioniert und exzessiv verwendet hat die Leitmotiv-Technik dann Richard Wagner in seinen Opern und Musikdramen, obwohl er selbst den Begriff nie verwendete sondern von „Erinnerungsmotiven“ sprach. Sein Ring des Nibelungen ist geradezu von einem Geflecht von Leitmotiven durchzogen, wobei sich diese häufig voneinander ableiten und durch geringfügige Änderungen in Notenwert oder Rhythmus sowie in der Instrumentation zwar deutlich unterscheiden, aber dennoch motivisch verwandt sind. Als Leitmotive verwendet Wagner (und in seiner Nachfolge auch Giacomo Puccini, Richard Strauss und andere) Tonfolgen (Motive), oder Klänge wie den Tristan-Akkord.
Leitmotive sind auch ein wichtiges Kompositionsmittel der Filmmusik. Bekannteste Beispiele hierfür sind die vielen verschiedenen wiederkehrenden Themen und Motive in Star Wars und in den Der Herr der Ringe-Verfilmungen. Im Film wurde es zuerst in King Kong von 1931 benutzt und fand einen vorläufigen Höhepunkt im Film Spiel mir das Lied vom Tod.
Auch im Musical, speziell in den ernsteren, dramatischen Werken, die sich eng an literarische Vorlagen anlehnen, finden sich gehäuft leitmotivische Strukturen. Beispielsweise enthält das Musical Les Misérables eine Reihe von (eher abstrakten) Leitmotiven, die im Werk immer wieder an charakteristischen Stellen durchziehen und dramatisch gliedern, so beispielsweise das Motiv der juristisch-normativen Vorgabe, das z. B. durch den Polizisten Javert benutzt wird, wann immer er eine juristische Anklage vollzieht:
Dieses Motiv steht im Gegensatz zum Motiv der persönlich-emphatischen Regung/Teilnahme, das an fast allen Stellen benutzt wird, in denen eine moralisch aufrichtige Person sich über ihr Leid durch die aktuellen sozialen, gesellschaftlichen oder persönlichen Konstellation beklagt, beispielsweise in Fantines Sterbe-Arie, in Eponines berühmter Ballade "On My Own" genau wie im Finale, das Javerts Fazit zum Leben allgemein und im Frankreich des Vormärz im Speziellen darstellt. Diese vielfache, jedoch thematisch äquivalente Verwendung des Themas sei in dieser Grafik veranschaulicht, in der die Textzeilen von Fantine (F), Eponine (E) und Javert (J) jeweils auf dieselbe melodische Phrase abgebildet sind:
Literatur
Definition: Einprägsame und im gleichen Wortlaut wiederkehrende Aussage oder thematische Einheit, die der Gliederung des Erzählten und oft der Repräsentation der Handlung bzw. der Entwicklung der Protagonisten eines literarischen Werkes dient. Als rhythmisches Leitmotiv wird die beherrschende, fortwährende Wiederkehr von Kolon-Formen bezeichnet.
Funktion: Das Leitmotiv fungiert häufig als Leitfaden, der sich durch eine komplette Erzählung zieht. Es weist oft bei gleichbleibendem Grundbestand gewisse Abwandlungen auf, und repräsentiert somit die Veränderung der Protagonisten in der Handlung.
Zum Leitmotiv in der Literatur siehe auch: Motiv (Literatur)
Ein Beispiel in der Literatur für die Technik des Leitmotivs stellen die Zahnprobleme der Protagonisten als wiederkehrendes Symbol für den Verfall der Familie Buddenbrook im gleichnamigen Roman von Thomas Mann dar.
Siehe auch
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