Les Glénans

Les Glénans
Die erste Glénans-Hochseeyacht: Sereine, heute denkmalgeschützt und mit dem Glénans-typischen roten Streifen im Großsegel (2006)
Hobie-Cat-Segler bei Fazzio
Fort Cigogne in den Glénan-Inseln, Stützpunkt von Les Glénans

Les Glénans ist eine berühmte französische Segelschule, die 1947 von Hélène und Philippe Viannay gegründet wurde, zunächst für junge Leute, die wie sie selbst während des Krieges in der Résistance waren. Heute hat sie die Form eines gemeinnützigen Vereins (französisch: association loi 1901, d'utilité publique). Die Hauptverwaltung ist in Paris.

Der Name der Schule weist auf den ersten Standort hin, die bretonischen Glénan-Inseln (die Aussprache von „Glénan“ und „Glénans“ ist auf französisch identisch). Mittlerweile führt die Schule Segelkurse auch an vier weiteren Stützpunkten durch. Außerdem werden Segeltörns angeboten, die entweder von den Stützpunkten aus oder außerhalb Frankreichs (z.B. in Italien oder den Antillen) stattfinden. Kurse werden grundsätzlich auf französisch, einige wenige auch auf italienisch (z.T. zweisprachig mit französisch) oder englisch durchgeführt. – Stützpunkte in Irland wurden 1985 als Glenans Irish Sailing Club selbständig, 2011 jedoch wieder der französischen Schule eingegliedert, dort wird generell englisch gesprochen.

Das seit 1961 von Les Glénans herausgegebene Segelhandbuch ist in Frankreich ein Standardwerk.

Inhaltsverzeichnis

Stützpunkte

Collanmore Island, Irland
Glénans-Törn durch den Golf von Morbihan (2008)

Während Theoriekurse in Paris oder mittlerweile auch als Fernkurse durchgeführt werden, gibt es sechs Stützpunkte, an denen die Glénans-Schule unterrichtet, davon fünf in Frankreich:

Segeltörns beginnen und enden meist in Häfen, die zu einem der Stützpunkte gehören. Manche Törns nehmen aber auch im Ausland, fern der Glénans-Stützpunkts, ihren Ausgang.

Die irischen Stützpunkte in Baltimore und auf Collanmore Island in der Clew Bay gelten als die erste Organisation Irlands zum Segelnlernen (the country's longest established sail training organisation).[1] Nachdem der irische Verein im Laufe der Wirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, konnten seine Mitglieder im Jahr 2009 in einem einzigen Monat zwar 87.000 Euro für seinen Fortbestand sammeln;[2] um die Zukunft der irischen Glénans dauerhaft zu sichern, allerdings ab 2011 wieder als Teil des französischen Vereins.

Segelbuch

Das seit 1961 von Les Glénans herausgegebene Segelhandbuch Cours de navigation des Glénans (etwa: Segelkurs von Les Glénans) ist in Frankreich ein Standardwerk. Es erscheint seit 2010 in der siebten Auflage. Es behandelt insbesondere Segelmanöver (einschließlich Material- und Knotenkunde usw.), Navigation, Meteorologie, Instandhaltung von Booten, Sicherheit und Leben an Bord (Seemannschaft). Es widmet sich dabei Jollen, Katamaranen, und Kielbooten (bzw. Yachten), wobei der Schwerpunkt auf Küstensegeln liegt.

Erste Unterlagen für ein Segelhandbuch wurden von Les Glénans bereits 1951 vervielfältigt. 1961 bzw. 1962 wurde ein erstes Lehrbuch in zwei Bänden herausgegeben. Ab 1972 wurde das Buch einbändig herausgegeben (Nouveau Cours des Glénans) und 1975 bzw. 1978 ins Italienische und Englische übersetzt. In den folgenden Jahren (1982, 1990, 1995) erschienen weitere französische Auflagen. Vollständig überarbeitet wurde der Segelkurs für die 6. Auflage 2002 (Übersetzungen ins Italienische und Spanische 2003 bzw. 2004) und auch für die 7. Auflage 2010. Laut Angaben von Les Glénans wurden im Laufe der Jahre (bis Juni 2007) über 800.000 Exemplare verkauft.[3] Das Buch erschien 1986 unter dem Titel "Das Segelhandbuch" in deutscher Übersetzung, die jedoch so große Mängel aufwies, dass "Les Glénans" eine zweite Auflage untersagten.

Flotte

Anfängerkielboote vom Typ Glénans 5.7 in Fazzio auf Korsika

In den 50er und 60er Jahren trugen die für die Segelschule konstruierten Bootstypen (Vaurien, Caravelle, Corsaire, Mousquetaire u. a.) wesentlich zur Verbreitung des Segelsports in Frankreich bei. Die heutige Flotte von Les Glénans umfasst 492 Boote einschließlich 79 Fahrtenyachten (meist modifizierte Sonderserien großer Werften), verschiedene Kielboote (ab 17 Fuß), Katamarane, Jollen, Surfbretter. Die Flotte wird in der offiziellen Website der Glénans ausführlich beschrieben.

Namhafte Mitglieder

Glénans-Schüler auf einem Segelboot vom Typ Surprise nahe Marseillan (2008)
Katamaran-Törn (raid cata) auf Hobie Cats 2011

Im Laufe der Jahre hatte die Segelschule einige namhafte Mitglieder. Obwohl der Schwerpunkt von Les Glénans nie auf der Ausbildung von Regattaseglern gelegen hat – selbst heute (Stand 2010) gibt es nur relativ wenige entsprechende Kurse – sind aus den Reihen der Segelschüler und -lehrer mehrere bekannte Regattasegler hervorgegangen, insbesondere Hochseeregattasegler. Dazu gehören u.a. (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Franck Cammas (als 15jähriger zunächst Schüler, mit 17 Jahren Segellehrer; mit 21 Jahren Brévet d'État, Ausbildung zum professionellen Segellehrer am Marseillan-Stützpunkt),[4] erfolgreicher Mehrrumpf-Hochseeregattasegler, u. a. Sieger der Einhandregatta Solitaire du Figaro 1997, der Transat Jacques Vabre 2001, 2003 und 2007 und der Einhandregatta Route du Rhum 2010; stellte isb. mit dem Trimaran Groupama 3 mehrere Rekorde auf, u. a. die schnellste Weltumsegelung (Trophée Jules-Verne 2010)
  • Éric Carret, Crewmitglied beim America's Cup
  • Éric Defert (fr) (Segellehrer für Fortgeschrittene und Arbeit an der Erhaltung von Booten und anderem Material, 1995/1996),[5] Hochseeregattasegler, u. a. Teilnehmer der transatlantischen Einhandregatten Minitransat und Solitaire du Figaro
  • Jeanne Grégoire (fr) (Segellehrerin), Hochseeregattaseglerin, u. a. Teilnehmerin der Minitransat 2001, der Solitaire du Figaro 2002 und 2008 (5. Platz) und der Transat AG2R (2. Platz mit Gérald Véniard)
  • Isabelle Joschke, Gewinnerin der ersten Etappe der Minitransat Charente-Maritime / Bahia 2007[6]
  • Francis Joyon (lernte segeln, als er als 18jähriger Freiwilliger bei der Instandhaltung der Boote und anderen Materials von Les Glénans half),[7] Hochseeregattasegler, u. a. Gewinner des Fastnet-Rennens 2001, und Rekord-Einhandsegler, u. a. schnellste Weltumsegelung (2004-2005; erneut seit 2008) und schnellste Nordatlantik-Überquerung (2005-2008)
  • Karen Leibovici (fr), Hochseeregattaseglerin, u. a. Teilnehmerin der Vendée Globe 2005 (vierte weibliche Weltumseglerin im Rahmen einer Vendée Globe) und Gewinnerin des Mini-Fastnet 2001
  • Serge Madec (Segelschüler),[8] Rekordsegler (schnellste Atlantiküberquerung)
  • Erwan Le Roux,[9] Hochseeregattasegler, u. a. Teilnehmer an der Transat Jacques Vabre 2009 und der Route du Rhum 2010
  • Vincent Riou (Ausbildung zum professionellen Segellehrer [Brévet d'État], dann Arbeit am Stützpunkt Concarneau),[10] Hochseeregattasegler, u.a. Sieger der Vendée Globe 2004/2005 und (in der Wertung für zweiköpfige Crews, mit Sébastien Josse (fr)) des Fastnet-Rennens 2007
  • Armel Tripon (fr) (Segellehrer),[11] Sieger der Minitransat 2003
  • Jean-Luc Van Den Heede (Segelschüler und -lehrer, 1964-1969),[12] Hochseeregattasegler, u. a. Zweitplatzierter der Minitransat 1977 und 1979, der Vendée Globe 1993 (3.-platziert 1990) und der Route du Rhum 1998, sowie Rekord-Einhandweltumsegler gegen die vorherrschenden Winde (d. h. ostwärts) auf einem Einrumpfboot 2004 (ungebrochen, Stand 2010)
Glénans-Hauptverwaltung in Paris: Hausboot bei der Pariser Freiheitsstatue (links, nicht im Bild)


Weitere dem Segeln verbundene Personen aus den Reihen der Mitglieder sind:

  • Henri Desjoyeaux (einer der ersten Segellehrer), begründete später (1956) in La Forêt-Fouesnant (nahe dem Glénan-Archipel) ein erstes Atelier für Bootsarbeiten, das zur Entwicklung des Sportboothafens Port-la-Forêt (fr) beitrug, der heute ein Trainingszentrum für viele erfolgreiche Hochseeregattasegler ist, einschließlich Desjoyeux' berühmtem Sohn Michel Desjoyeaux
  • Jean-Marie Finot, Yachtkonstrukteur, zeichnete u. a. die in Frankreich verbreitete Regattayacht Figaro Bénéteau (I)
  • Maud Fontenoy (Segelschülerin),[13] umsegelte nach Dee Caffari als zweite Frau und überhaupt erst achter Segler die Welt nonstop einhand gegen die vorherrschenden Winde (aber keine vollständige Umrundung gemäß ISAF-Regeln)
  • Philippe Harlé (technischer Leiter der Glénans bis 1963), Yachtkonstrukteur
  • Jéromine Pasteur (fr), Seglerin und Abenteurerin[14]


Glénans-Boote vor Brunec, re. offene Kielboote Typ Glénans 5.7 und offener Zweimaster Typ Folavoalh

Weitere berühmte Mitglieder sind oder waren:

Weblinks

 Commons: Les Glénans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. keine Autorenangabe (20. Oktober 2009). Glenans Needs Your Support. Afloat (Irische Segel- und Bootszeitschrift) (engl.; abgerufen 29. Dezember 2010)
  2. Colin McEndoo (26. Juli 2010). Rising Tide of Hope. Afloat (Irische Segel- und Bootszeitschrift) (engl.; abgerufen 29. Dezember 2010)
  3. keine Autorenangabe (Juni 2007). La "Bible" des marins (S. 6). Le Courrier des Glénans, No 72
  4. Franck Cammas in: Ces Marins célèbres qui font honneur aux Glénans. Beitrag von Cammas in der Glénans-Veröffentlichung Le Courrier des Glénans No. 74 (frz.; pdf-Datei; abgerufen 29. Dezember 2010)
  5. Equipage auf den Seiten der Transat AG2R, archiviert im Internet-Archiv (abgerufen 29. Dezember 2010)
  6. Artikel von Le Monde (nicht mehr abrufbar)
  7. keine Autorenangabe (28. November 2008). Francis Joyon élu sportif Breton de l'année. auf den Seiten für den von Joyon gefahrenen Trimaran IDEC (frz.; abgerufen 29. Dezember 2010)
  8. Jean Louis Le Touzet (23. Juni 1997). La plus grande école de voile en Europe. Le centre des Glénans a accueilli depuis sa création plus de 200 000 stagiaires. Libération (frz.; abgerufen 29. Dezember 2010)
  9. Bruno Ménard (keine Datumsangabe; Einstellung ins Internet-Archiv am 9. Oktober 2007). Erwan Le Roux s’attaque à la Transat 6.50 auf defimer, archiviert im Internet-Archiv (frz.; abgerufen am 29. Dezember 2010)
  10. Vincent Riou in: Ces Marins célèbres qui font honneur aux Glénans. Beitrag von Vincent Riou in der Glénans-Veröffentlichung Le Courrier des Glénans No. 74 (frz.; pdf-Datei; abgerufen 29. Dezember 2010)
  11. Armel Tripon - Gedimat auf den Seiten von sponsorshop.fr (frz.; abgerufen 29. Dezember 2010)friou
  12. Van Den Heede in: Ces Marins célèbres qui font honneur aux Glénans. Beitrag von Van Den Heede in der Glénans-Veröffentlichung Le Courrier des Glénans No. 74 (frz.; pdf-Datei; abgerufen 29. Dezember 2010)
  13. Artikel auf sport24.com (nicht mehr abrufbar)
  14. a b c Ouest-France (13. August 2007) (abgerufen 28. Dezember 2010; später nicht mehr abrufbar)
  15. Emmanuel Saint-Martin (28. Juni 1997). La tradition des Glénans. Le Point (frz.; abgerufen 29. Dezember 2010)
  16. Ouest-France (6. Januar 2007)

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