Leuchtenbergia

Leuchtenbergia
Leuchtenbergia principis
Leuchtenbergia principis

Leuchtenbergia principis

Systematik
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Kakteengewächse (Cactaceae)
Unterfamilie: Eigentliche Kakteen (Cactoideae)
Tribus: Cacteae
Gattung: Leuchtenbergia
Art: Leuchtenbergia principis
Wissenschaftlicher Name
Leuchtenbergia principis
Hook.
Areole mit Knospe
Pflanze in Blüte
Zu trocken gehaltene Pflanze mit frühzeitig eintrocknenden Warzen

Leuchtenbergia principis ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Leuchtenbergia in der Familie der Kakteengewächse (Cactaceae). Der botanische Name verweist auf den Titel eines Herzogs von Leuchtenberg und - im Artepitheton - auf den Titel eines Prinzen bzw. Fürsten.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Durch ihr einer Agave ähnlichen Aussehen und ihren extrem langen Warzen mit papierartigen Stacheln an deren Ende fällt diese Gattung innerhalb der Familie morphologisch völlig aus dem Rahmen. Die Pflanzen sind Stammsukkulenten von bis zu 70 cm Höhe mit großen, sukkulenten Rübenwurzeln. Sie bleiben häufig unverzweigt oder verzweigen erst in hohem Alter aus den Basen und bilden dann kleine Gruppen. Ihre spiralig verteilten Warzen sind scharf dreikantig, 6 bis 12 (bis 15) cm lang und schräg aufwärts abgespreizt. Sie sind von blaugrüner bis graugrüner Farbe, laufen in der Sonne aber häufig rot an. Auf den gestutzten Enden der Warzen stehen filzige Areolen, aus denen papierartige Dornen entspringen. Mehrere Randdornen werden bis etwa 5 cm, ein bis zwei Mitteldornen bis etwa 10 cm lang. Zwischen den Warzen ist der Stamm von anfangs dichter, hellblonder Wolle bedeckt, die mit der Zeit nachdunkelt, dann vergraut und schließlich abgestoßen wird. Nach mehreren Jahren trocknen die Warzen von den Enden her aus, fallen schließlich ab und hinterlassen den narbenbedeckten Stamm kahl.

Die Blüten werden von den Areolen der jüngsten Warzen gebildet. Sie sind etwa 8 cm lang und öffnen sich trichterförmig bis zu einem Durchmesser von etwa 6 cm. Die inneren Blütenhüllblätter sind gelb mit einem seidigen Glanz, die äußersten Blütenhüllblätter sind grünlich mit rötlicher Mitte. Nach Befruchtung werden spindelförmige, grüne Früchte von etwa 3 cm Länge gebildet. Diese trocknen bei Reife aus, öffnen sich basal und entlassen die schwarzen Samen in die Wolle zwischen den Warzen, aus der sie (in Natur) erst nach längerer Zeit ausgewaschen werden.

Begleitvegetation

Leuchtenbergia principis wächst am natürlichen Standort fast immer in oder am Rande von Gruppen von Agave lechuguilla oder den Rosetten Yucca-Arten und ist dadurch gut getarnt. Weil sie einer Agave ähnelt, heißt die Pflanze im Englischen auch „agave cactus“ (weitere englische Trivialnamen sind „cob cactus“ und „prism cactus“).[1] Es handelt sich hierbei um Phytomimese. Agave lechuguilla bietet als unmittelbare Begleitvegetation auch einen mechanischen Schutz, denn sie hat sehr scharfe und harte Spitzen, die auch derbe Textilien und sogar Leder durchstoßen (englische Name deswegen „shin-daggers“). Darüber hinaus ist sie giftig für Weidevieh.

Systematik, Verbreitung und Gefährdung

Heimisch ist die Art in trockenen Gebieten Nord- bis Zentralmexikos. Der erste Fundort ist Rio del Monte in Mexiko. Die Pflanze ist von Chihuahua bis San Luis Potosi zu finden, aber auch in Coahuila, Zacatecas, Guanahuato und Hidalgo. Sie wächst auf kalkhaltigem Untergrund.

Leuchtenbergia principis ist wahrscheinlich eng mit der Gattung Ferocactus verwandt, mit der sie mehrere Hybriden (× Ferobergia Ono & Y.Itô) bildet. Enge Verwandtschaft besteht ebenfalls zu den Gattungen ThelocactusThelobergia Hirao) und Stenocactus (Syn. Echinofossulocactus) (× Echinobergia Mottram).

  • ×Ferobergia 'Gil Tegelberg' (Leuchtenbergia principis × Ferocactus acanthodes)
  • ×Ferobergia 'Eizan' (Ferocactus histrix × Leuchtenbergia principis)
  • ×Ferobergia 'Kosyu-Gyoku' (Leuchtenbergia principis × Ferocactus wislizenii var. herrerae)
  • ×Ferobergia 'Violet' (Leuchtenbergia principis × Ferocactus fordii)
  • ×Ferobergia 'Rody' (Leuchtenbergia principis × Ferocactus gracilis)

Leuchtenbergia principis wurde 1992 im den Anhang I des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens aufgeführt. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung wurde sie jedoch vier Jahre später in den Anhang II (in dem sich alle Kakteengewächse befinden) zurückgestuft.

Botanische Geschichte

William Jackson Hooker war der Erstbeschreiber dieser Pflanze. Wahrscheinlich hatte er den Namen Leuchtenbergia principis aber von Friedrich Ernst Ludwig von Fischer übernommen, der von 1823 bis 1850 Direktor des Botanischen Gartens von Sankt Petersburg war. In Schumanns Cactaceae (1898) wird die Gattung deswegen als Leuchtenbergia Fisch. et Hook. aufgeführt: „Bezüglich des Autorenrechtes sei vermerkt, dass sie zuerst von Fischer im Petersburger Garten zu Ehren des Prinzen Eugène de Beaumarchais [sic!], Herzog von Leuchtenberg, benannt wurde. Die erste Beschreibung rührt aber von Hooker her. Nach unserer gegenwärtigen Gepflogenheit muss der Name also auch dem letzten Autor zugeschrieben werden.[2] Abgesehen davon, dass der genannte Eugène-Rose de Beauharnais, dem 1817 der Titel eines Herzogs von Leuchtenberg verliehen worden war, im obigen Zitat fehlerhaft geschrieben ist, ist es doch wahrscheinlicher, dass Fischer die Pflanze zu Ehren von Herzog Maximilian de Beauharnais gewählt hatte, dem dritten Herzog zu Leuchtenberg und Prinz von Venedig, der am 2. Juli 1839 in Sankt Petersburg die Großfürstin Maria Nikolajewna Romanowa (1819−1876), älteste Tochter des russischen Zaren Nikolaus I., geheiratet hatte, dort anschließend lebte und später den Titel Fürst Romanowsky erhielt (principis = des Fürsten, des Prinzen). Schriftliche Aufzeichnungen von Friedrich Ernst Ludwig von Fischer hierzu sind nicht bekannt.

Leuchtenbergia principis wurde schon 1846 in Europa kultiviert. Schon bald nach der Beschreibung durch Hooker scheint sie aber für einige Zeit nicht mehr gepflegt worden zu sein, später fand sie als Rarität wieder Eingang in Europa. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts war sie wieder in Kultivation sehr verbreitet, was die Art in Mexiko sehr selten werden ließ.[3]

Literatur

  • Leuchtenbergia principis. In: Curtis Botanical Magazine. Band 74, 1848, Tafel 4393; online
  • Gottfried Unger: × Ferobergia-Hybriden. In: Kakteen und andere Sukkulenten. Band 46, Nr, 12, 1995, S. 289–296

Einzelnachweise

  1. Edward F. Anderson: The Cactus Family. Timber Press, Portland (Oregon) 2001, ISBN 0-88192-498-9, S. S. 395f.. 
  2. K. Schumann: Gesamtbeschreibung der Cactaceae im Verhältnis zu ihrer systematischen Gliederung. Verlag J. Neumann, Neudamm 1898, S. 192; online
  3. Edward F. Anderson: The Cactus Family. Timber Press, Portland (Oregon) 2001, ISBN 0-88192-498-9, S. 395. 

Weblinks


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