Liebehenschel

Liebehenschel

Arthur Liebehenschel (* 25. November 1901 in Posen; † 24. Januar 1948 in Krakau) war zeitweilig Kommandant im KZ Auschwitz I (Stammlager).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Liebehenschel, seit 1932 Mitglied der NSDAP und der SS (Mitgliedsnr.: 39.254) war ab 1934 Adjutant im KZ Lichtenburg bei Torgau, ebenso im berüchtigten Berliner Columbia-Haus und wechselte 1937 als Abteilungsleiter in den Stab des Führers der SS-Totenkopfverbände (Theodor Eicke) nach Berlin über. 1940 stand er im Dienstrang eines Stabsführers und Vertreters des Inspekteurs der Konzentrationslager.

Von Liebehenschel stammt die Anweisung, dass bei SS-Angehörigen, die an Exekutionen beteiligt waren und dafür mit dem Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet werden sollten, auf gar keinen Fall die Bezeichnung "Exekution" verwendet werden dürfe, sondern von Erledigung kriegswichtiger Aufgaben die Rede sein solle.

1942 war Liebehenschel Leiter der Abteilung D 1/Zentralamt im SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) unter Oswald Pohl. Als Rudolf Höß in ein höheres Amt berufen wurde, teilte Pohl die Verwaltungsaufgaben neu auf.

Liebehenschel wurde am 11. November 1943 Kommandant im KZ Auschwitz I (Stammlager); zum gleichen Zeitpunkt wurden mit Friedrich Hartjenstein in Auschwitz II (Birkenau) und Heinrich Schwarz in Auschwitz III (Monowitz) erstmals eigene Lagerkommandanten eingesetzt. Nach wenigen Monaten, am 8. Mai 1944, verlor Liebehenschel dieses Amt wieder.

Nach Aussagen von Häftlingen läutete Liebehenschel eine neue Epoche im Stammlager ein. Als Funktionshäftlinge sollen nun „politische“ Gefangene bevorzugt worden sein, das umfassende Spitzelsystem sei ungenutzt geblieben. Die periodischen Selektionen mit darauf folgenden Erschießungen im Block 11 seien eingestellt worden. Liebehenschel habe die Stehzellen abreißen lassen, die keinen Platz zum Sitzen oder Liegen boten und in die bis dahin Häftlinge strafweise eingeschlossen worden waren. Er habe eine generelle Bunkeramnestie erlassen und später die Schwarze Wand (Hinrichtungswand) entfernen lassen. Ferner habe er den Befehl aufgehoben, jeden wieder eingefangenen Flüchtling zu erschießen.

Es gibt Spekulationen darüber, dass Liebehenschels Abberufung auf seine Änderungen zurückzuführen sei. Höß hielt Liebehenschel für unfähig. Liebehenschel selbst sah eine langwierige Auseinandersetzung mit Pohl um seine Scheidung, verweigerte Heiratsgenehmigung und Auflehnung dagegen als Grund an.

Ab dem 19. Mai 1944 wechselte Liebehenschel als Kommandant in das bereits geräumte KZ Majdanek und nach dessen Auflösung in das Amt des Höheren SS- und Polizeiführers Triest Odilo Globocnik.

Nach 1945

Nach der Auslieferung durch die Streitkräfte der Vereinigten Staaten an Polen wurde er am 22. Dezember 1947 vom Obersten Volkstribunal im Krakauer Auschwitzprozess zum Tode verurteilt und am 24. Januar 1948 im Krakauer Montelupich-Gefängnis durch Erhängen hingerichtet. Sein letzter Dienstrang war SS-Obersturmbannführer.

Literatur

  • Karin Orth: Die Konzentrationslager-SS. Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien. dtv 34085, München 2004 ISBN 3-423-34085-1
  • Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz Europa Verlag, Wien, München 1995 ISBN 3-203-51215-7 (Originalausgabe 1972)

Weblinks


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