- Lischeid
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Lischeid Gemeinde GilserbergKoordinaten: 50° 55′ N, 9° 1′ O50.9166666666679.0166666666667Koordinaten: 50° 55′ 0″ N, 9° 1′ 0″ O Einwohner: 403 (2. Feb. 2008) Eingemeindung: 1972 Postleitzahl: 34630 Vorwahl: 06696 Lischeid ist einer von zehn Ortsteilen der Gemeinde Gilserberg im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis (Deutschland).
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Lischeid grenzt im Süden an den Landkreis Marburg-Biedenkopf, im Westen knapp an den Landkreis Waldeck-Frankenberg an. Einige hundert Meter nördlich Lischeids verläuft die Rhein-Weser-Wasserscheide, dahinter die Südausläufer des Kellerwaldes mit dem Nationalpark Kellerwald-Edersee. Lischeid liegt 65 Km südlich von Kassel, 25 Km nordöstlich von Marburg und 10 Km westlich von Schwalmstadt.
Der alte Ortskern Lischeids liegt auf einem nach Süden abfallenden Hügel, deren Kamm die "Hohe Warte" (Rhein-Weser-Wasserscheide) bildet. Umringt wird der Ort von drei weiteren Bergen, dem "Tannenberg" im Osten, der "Spich" im Süden und der "Bergseite" im Westen.
Geschichte
Eine Hälfte des Ortes gehörte um 1251 dem Kloster Haina. 1264 erwarb das Kloster auch die andere Hälfte und man war ihm gegenüber lehnspflichtig. Auch der Gerichtsstand befand sich bis 1350 beim Kloster Haina. Etwa um 1300 soll die Linde gepflanzt worden sein und zwar bei der Einweihung einer kleinen Kirche mit einem Kirchhof. Im Jahre 1570 zählte Lischeid 29 Haushaltungen und 1776 bereits 200 Einwohner. Hinzu kamen wegen der Straßenkreuzung zwei Zöllner. Lischeid hatte zu jener Zeit ein Brauhaus, eine Zollstation, ein Backhaus mit Halseisen für Felddiebe und ein Hirtenhaus sowie einen Schlagbaum. Der Ort wurde erstmals im Jahre 1251 als „Lichtenscheit“ in einer Urkunde des Klosters Haina genannt, das verschiedene Grundherren damit belehnte. Seit 1350 gehörte der Ort als Lehen den Grafen von Ziegenhain. Bis zur Gebietsreform 1972 war Lischeid eine eigenständige Gemeinde. Durch Lischeid führte von jeher eine wichtige Nord-Süd-Handelsroute. Nordwestlich von Lischeid existierte im Mittelalter eine Burg, angeblich eine Raubritterburg. Umherliegende Steine und Geländeformen weisen noch heute auf deren ehemaligen Standort hin. In späteren Zeiten nutzten Lischeider Bürger die Straße als ehrliche Einnahmequelle. Sie spannten den Handelsleuten Ihre Fuhrwerke vor, um sie über die Steigung der "Hohen Warte" in Richtung Gilserberg zu ziehen.
Ursprung des Ortsnamens
Die älteste urkundliche Schreibweise stammt aus dem Jahre 1251 und heißt „Lichtenscheit“. Diese Bezeichnung geht wohl darauf zurück, dass im Zuge des Bevölkerungszuwachses junge Familien die Täler hinauf zogen und die dichten Wälder rodeten. Dadurch entstanden Lichtungen und in der Folge der Ort Lischeid. Im Laufe der Geschichte entwickelte sich der Ortsname fort: Leytensceith, Littenscet, Lechtensceth, Lysscheiit, Lichscheidt, Lischeid. Nach dem Roden des Urwaldes erhält das Licht der Sonne freien Eingang. Die Endsilben –sceith, -scet, -scheiit, -scheidt bezeichnen jede Art von Grenzen. Hier scheiden sich Licht, Wetter, Wasser und sogar die Trachten, selbst eine politische Grenzlinie lief einst durch die Dorflage. Auf der einen Seite der Lahngau, auf der anderen der Hessengau. Lischeider Wasser fließen zum Rhein, nördlich beginnt das Stromgebiet der Weser.
Die bekannten und wichtigsten Daten in tabellarischer Form
1251 Lischeid tritt zum ersten Mal in das Licht der Geschichte, d. h. es wird zum ersten Mal in einer Urkunde genannt. Das Kloster Haina erwirbt den Zehnten im halben Dorf. 1264 Durch den Erwerb der zweiten Hälfte des Ortes von Werner Boppendorf ist Lischeid, dem Kloster Haina gegenüber lehnspflichtig. 08.12.1265 Das Gericht mit den Rechten der Obrigkeit geht auf das Kloster über. um 1300 Bei der Einweihung einer kleinen Kirche wird die Dorflinde gepflanzt. 1350 Das Gericht wird vom Kloster Haina wieder an die Grafen von Ziegenhain zurückgegeben. Trotzdem bleiben die Bauern doch mit der 11. Garbe, dem Rauchhuhn und anderen Diensten, dem Kloster Haina abgabepflichtig bis zur Ablösung im 19. Jahrhundert. 1550 Spich und Bergseite Gebrauchswald (Bau- und Brennholz). Aufhebung der Leibeigenschaft 1570 Der Ort zählt zu dieser Zeit 29 Haushalte. 1628-1648 Durch die "Marburger Erbschaft" gehört der Ort in diesem Zeitraum zu Oberhessen. 1754 Gemeindeflur wird neu vermessen. 1776 ca. 200 Einwohner leben in Lischeid. Wegen der Straßenkreuzung gibt es eine Zollstation mit Schlagbaum und zwei Zöllnern. Außerdem gibt es noch ein Hirtenhaus, ein Brauhaus und ein Backhaus mit Halseisen für Felddiebe. 1812 Zur Zeit des 30 jährigen Krieges stand das Dörfchen Lischeid im Wiesengrund, heute Tiefe Bach genannt. Es wurde durch Feuer zerstört. Bis vor einigen Jahren sah man noch einige Mauerreste, die an die alte Kirche erinnern. An ihr führte die Straße vorbei, die Napoleon anlegte, als er im Jahre 1812 gegen Russland zog. 1855-1856 Unter schwierigen Bedingungen wird die Dorfkirche neu erbaut. Kosten betragen 2.768 Taler. 1857 339 Einwohner leben in Lischeid. Der Ort umfasst 49 Wohnhäuser. In der damaligen Schule saßen ca. 70 Schüler mit einem Lehrer. 1878 Eine Orgel wird in der Kirche eingeweiht. Gestiftet werden hierfür 2.100 Mark. 1892 Die erste Wasserleitung wird verlegt. 1883 Lischeid wird eigenständige Pfarrei. 1895 Eine neue Orgel wurde von Helwig Sprenger gestiftet. 1897-1898 Das heutige Pfarrhaus wird erbaut. 1902-1903 Die Schule in den Kuckucksgärten wird erbaut. 1939 Einrichtung eines staatlichen Kindergartens. 29.03.1945 Tieffliegerangriff auf zurückziehende Deutsche Truppen auf der Reichsstraße 3 (heutige B3). Bei diesem Angriff wurden die Kirchenfenster der Dorfkirche zerstört. 10.07.1954 700-Jahr-Feier 05.04.1955 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Lischeid. 1956 Bau einer neuen Wasserleitung. 1963 Die Höfe Stern und Jünger sowie das Backhaus werden für den Bau der Bundesstraße 3 abgerissen. 1964 Beginn mit dem Bau der Bundesstraße 3, der Kanalisation sowie der Dorfstraße. 1968 Der Dorfverschönerungsverein wird gegründet. 1970 1. Bezirksfeuerwehrfest in Lischeid. 1972 Durch Bildung der Großgemeinde Gilserberg gibt Lischeid seine Eigenständigkeit auf. Letzter Bürgermeister ist Johannes Krähling. Die Gemeinde Lischeid bildet seitdem einen der Ortsteile Gilserbergs. 1970-1973 Grundlegende Renovierung der Dorfkirche. 1975 Schließung der Dorfschule - die Kinder werden von nun an mit dem Bus zur Schule nach Gilserberg (Hochlandschule) gefahren. Im gleichen Jahr wurde der Feuerlöschteich in Eigenleistung der Lischeider Bürger zu einem Schwimmbad ausgebaut. 1978 Bau der Grillhütte am Sportplatz. 1982 Mit einer Kupferarbeit wird der Kircheneingang neu gestaltet. Die linke Türhälfte zeigt die Vertreibung aus dem Paradies und die rechte eine Auferstehungsszene. 1981-1982 Umbau der ehemaligen Dorfschule durch einen Erweiterungsbau zum Dorfgemeinschaftshaus. 11.09.1982 Gründung des Lischeider Jugendclubs. 1985 Am Ortsausgang Richtung Josbach wird eine Kläranlage für Lischeid gebaut. 1992 Fertigstellung der Friedhofshalle. 1998 Umbau der bisher teilweise als öffentliche Viehwaage genutzten ehemaligen Schulscheune neben dem Dorfgemeinschaftshaus zum Feuerwehrhaus. Zudem entsteht nebenan ein überdachter Grillplatz. 16.-18.06.2000 2. Bezirksfeuerwehrfest in Lischeid. 01.02.2001 Die Lischeider Homepage wird ins Netz gestellt. Die Seite entstand im Rahmen der 750-Jahr-Feier und wurde dann weiter ausgebaut. 13.-17.06.2001 750-Jahr-Feier. Im Rahmen dieses Festes wurden in Eigenleistung der ortsansässigen Vereine und Bürger ein neuer Dorfplatz und eine Schutzhütte an einem der umliegenden Wanderwege errichtet. 2007 Beschaffung eines neuen Feuerwehrfahrzeugs. Hierbei handelt es sich um ein LF 10/6 mit Allradantrieb. Kleinere Umbaumaßnahmen der erst vor wenigen Jahren neu zum Feuerwehrhaus ausgebauten ehemaligen Schulscheune waren notwendig, um das neue Einsatzfahrzeug hier stationieren zu können. Aktuelle Daten
Der Ort hat heute (Stand:2008) etwa 400 Einwohner, mehrere kleine Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe und ein aktives Vereinsleben. Es bestehen u. a. folgende Vereine: Freiwillige Feuerwehr, Landfrauenverein, Posaunenchor (Lischeid-Winterscheid-Heimbach), Jugendclub, Gefrierhausgemeinschaft, Dorfverschönerungsverein, Kirmesburschenschaft, Jagdgenossenschaft, Singkreis, Seniorenverein, Motorsportclub und diverse Stammtische.
Zu den jährlichen Festivitäten des Ortes zählen das Maifeuer (30. April), die Kirmes (2. Wochenende im Mai), ein St.-Martins-Umzug und die Nikolausfeier für die Kinder. An Silvester - so ist es seit Jahren Brauch - gehen die Einwohner und deren Besucher durch den Ort und tauschen Wünsche für das neue Jahr aus. Einer der Treffpunkte ist der Hof vor dem Pfarrhaus.
Die Einwohnerzahl ist in den vergangenen Jahren - hauptsächlich durch die geburtenschwachen Jahrgänge - rückläufig. Noch 1980 hatte Lischeid rund 450 Einwohner. Es ist ein Aussterben des alten Ortskernes zu beobachten. Dennoch wurden in den vergangenen 20 - 25 Jahren mehrere Neubaubaugebiete erschlossen, welche heute überwiegend bebaut sind.
Überregional bekannt ist die rund 1000-jährige Linde unterhalb der Kirche. Daneben bietet Lischeid unter anderem ein in Eigenregie der Bürger bewirtschaftetes halböffentliches Freibad, einen großen Kinderspielplatz, zwei Grillplätze mit festen Grillhütten, ein Dorfgemeinschaftshaus mit separaten Versammlungsräumen und einen selbstbewirtschafteten Jugendraum.
Die Gemeinde Gilserberg beabsichtigt, im Rahmen des "Stadtumbauprogramms", in den kommenden Jahren Mittel für eine umfassende Renovierung des Schwimmbades, des Dorfgemeinschaftshauses und des Kinderspielplatzes zur Verfügung zu stellen und den Ort so attraktiver zu gestalten.
Am 21. Juli 2009 besuchte der Hessische Ministerpräsident Roland Koch den Ort und informierte sich über den Fortgang der Sanierungsmaßnahmen des Dorfgemeinschaftshauses im Rahmen des Konjunkturprogramm II.
Dorflinde
Ein Auszug aus der Chronik der ehemaligen Lischeider Dorfschule zur Dorflinde (1949):
"Die Urkunden über unser Dorf reichen bis zum Jahre 1251 zurück. Die Linde ist viel älter. In dem Buch von Brohmer über Pflanzen in Lage, Brauchtum und Dichtung wird die Lischeider Linde erwähnt und ihr Alter mit etwa 1000 Jahre angegeben. In Ihrer Jugend erfolgte ein künstlicher Eingriff in die natürliche Lebensweise. Alle Äste mit der Krone wurden seitwärts gelenkt und über ein Gerüst gespannt. Man zimmerte einen Rundgang, der mit den Jahren von einem Blätterdach gekrönt wurde. Die biegsamen Zweige wuchsen zu baumstarken Ästen, die heute schwer und wuchtig auf der starken Balkenlage liegen. Der kurze und umfangreiche Stamm bildet die Mittelsäule dieser einzigartigen Schattenhalle. In den Jahrhunderten sind einige Lehnsessel unter der Wucht der lebensmutigen Arme zusammengebrochen. Dann war aber immer eine besorgte Generation bereit, ein neues Gestühl zu errichten und die saftleeren Hohlräume in dem Stamm und in den Ästen mit Zementspeise auszugießen. So konnte sich die Gemeinde den letzten Zeitgenossen einer wechselvollen Zeitgeschichte erhalten. Unter der Linde veranstaltete die Jugend die Kirmesfeiern und andere Tanzbelustigungen bis etwa 1925. Auch die Versammlungen der Gemeindeväter fanden unter der Linde statt. Im Schatten der alten Linde besprachen die Gemeindeglieder alle dörflichen Angelegenheiten."
Verkehr
Lischeid wird von der Bundesstraße 3 durchschnitten. Trotz des seit 2006 bestehenden LKW-Fahrverbotes nutzen täglich hunderte LKW-Fahrer diese Route als „Mautflüchtlinge“ der A7/A5. Eine Forderung nach einer Ortsumgehung wurde bereits Ende der 60er/Anfang der 70er abgelehnt. Die aktuelle Forderung nach Weiterbau der A49 wird durch einzelne Weiterbaugegner immer wieder untergraben.
Die B3 wurde in den Jahren 2005 - 2006 im Bereich der Ortsdurchfahrt sehr umfangreich erneuert. Eine Fußgängerampel an der B3 im Bereich der Kirche wurde errichtet. Auch die angrenzenden Bürgersteige wurden dabei neu gepflastert und in einem einzigartigen Projekt Geh- und Sehbehindertengerecht gestaltet.
Am nördlichen Ortseingang am Ende einer starken Gefällstrecke der B3 befindet sich eine fest installierte Geschwindigkeitskontrollanlage.
Weblinks
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