Lockwitztalbahn

Lockwitztalbahn
Lockwitztalbahn
Streckenlänge: 9,2 km
Spurweite: 1000 mm (Meterspur)
Stromsystem: 550 V, ab 1914 600 V =
Maximale Neigung: 31,8 
Betriebsstellen der Lockwitztalbahn 1976[1]
Legende
   
0,07 Niedersedlitz Bahnhof Abfahrt
   
0,15 Ausweiche Niedersedlitz Ankunft
   
0,58 Dorfstraße
   
1,11 Lockwitztal-Apotheke
   
1,57 Ausweichstelle
   
1,80 Dohnaer Straße
   
2,33 Am Plan
   
2,61 Am Galgenberg
   
3,20 Kelterei Lockwitzgrund
   
3,45 Sobrigauer Weg
   
3,98 Fußweg nach Borthen
   
4,80 Fußweg nach Sobrigau
   
6,10 Hummelmühle
   
7,24 Gombsen
   
8,20 Neugombsen
   
8,69 Sanatorium
   
9,15 Kreischa, Endpunkt
   
9,20 Straßenbahnhof Kreischa

Die Lockwitztalbahn war eine Überlandstraßenbahn zwischen Kreischa und Niedersedlitz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Planungen für eine Schienenverbindung zwischen Kreischa und Niedersedlitz reichen bis 1895 zurück. Zu diesem Zeitpunkt plante das Unternehmen Aktiengesellschaft Elektrizitätswerke O. L. Kummer & Co. (Niedersedlitz) den Bau einer Bahn durch das Lockwitztal. Nach dem Konkurs des Unternehmens schlossen sich 1904 acht Gemeinden zu einem Verband zusammen, um die rund 9,2 Kilometer lange Strecke zu realisieren. Die Bahn, die am 3. März 1906 eröffnet wurde, übernahm auch den Transport der Post entlang der Strecke, aus diesem Grund lag das Postamt in Kreischa auch direkt neben dem Depot. 1909 wurde zusammen mit dem Gemeindeverband auf dem Wilisch eine Bergwirtschaft eröffnet. Dies steigerte die Attraktivität der Bahn und ließ die Fahrgastzahlen ansteigen.

Bis 1913 war es gelungen, schwarze Zahlen zu schreiben. Der geplante Gütertransport wurde zunächst durch den Ersten Weltkrieg zunichte gemacht. Später mussten allerdings Wagen zum Transport von Lebensmitteln umgerüstet werden.

Die Inflation in den 1920er Jahren brachte die Bahn in finanzielle Schwierigkeiten. Nachdem man ein Darlehen nicht zurückzahlen konnte wurde die Dresdner Überlandverkehrs-Gesellschaft am 1. Januar 1929 Eigentümerin der Bahn. 1941 fusionierte die Dresdner Überlandverkehrs-Gesellschaft mit der Dresdner Straßenbahn AG, sodass die Lockwitztalbahn ein Teil der Dresdner Straßenbahn wurde. Sie erhielt damals die Liniennummer 31, die sie bis zur Einstellung führte. Mit dem Eigentümerwechsel wurde auch der cremefarbene Anstrich mit den drei rotbraunen Zierstreifen übernommen.

Einen Aufschwung erlebte die Bahn nach dem Zweiten Weltkrieg. Aufgrund der ins Umland gezogenen Dresdner Bevölkerung erhöhte sich der Verkehr in Richtung Dresden. Nach 1950 wurden die Wagen der Linie 31 generalüberholt. Dabei wurde bei einem Teil der Triebwagen die Panoramaverglasung der Stadtspurwagen übernommen, was die Übersicht für den Straßenbahnfahrer verbesserte. Ebenfalls erhielten die Triebwagen Schiebetüren. Weiterhin wurden von den Dresdner Verkehrsbetrieben kleine Beiwagen übernommen und auf 1000 mm Spurweite umgerüstet. Ende der 1960er Jahre wurden aus Erfurt acht Triebwagen beschafft, die zwischen 1938 und 1944 gebaut worden waren. Bis auf den Triebwagen 9 (240 101) aus dem Jahr 1926 konnten danach alle Altbauwagen bis 1974 außer Dienst gestellt werden. Zu den Triebwagen wurden von den Dresdner Verkehrsbetrieben acht Werdauer Beiwagen aus dem Jahr 1948 aus dem Stadtnetz umgespurt. Die neuen Fahrzeuge der Lockwitztalbahn erhielten abweichend von der normalen Dresdner Farbgebung einen grünen Anstrich mit cremefarben abgesetzten Fenstern.

In den 1970er Jahren kam es durch den dichter werdenden Straßenverkehr immer wieder zu Konflikten mit Kraftfahrzeugen. Außerdem galt ab dem 22. Januar 1976 in der DDR eine neue Betriebsordnung für den Straßenbahnbetrieb. Diese enthielt neue Sicherheitsvorschriften für den Betrieb einer Straßenbahn, die bis dahin noch nicht umgesetzt waren. Um die Vorschriften einzuhalten, wäre ein weitreichender Umbau der Strecke notwendig gewesen. Dieser hätte zudem den Einsatz von regelspurigen Fahrzeugen nach sich gezogen. Nachdem man die Zahlen gegenüber gestellt hatte, 2,9 Millionen Mark für den Busbetrieb oder 9,5 Millionen Mark für den Umbau, war die Entscheidung zur Einstellung der Bahn schnell getroffen. Am 18. Dezember 1977 fand die letzte Fahrt statt. Nach der Stilllegung wurden drei Triebwagen nach Brandenburg abgegeben. Die anderen fünf Erfurter Wagen fuhren danach auf der Kirnitzschtalbahn. Der Triebwagen 240 101 wurde in der Werkstatt des Betriebshofes Trachenberge aufgearbeitet und erhielt im Kirnitzschtal wieder seinen ursprünglichen rot-weißen Anstrich zurück. Die Gleise wurden 1978 größtenteils demontiert. Es blieben allerdings in Kreischa, Lockwitz und Niedersedlitz noch bis in die 1990er Jahre einzelne Gleisabschnitte liegen, ein letzter ist, wenn auch inzwischen zugewachsen, auf dem einzigen Abschnitt der Strecke, die einen eigenen Bahnkörper besaß, westlich der Lockwitztalstraße in Niedersedlitz zwischen Dohnaer Straße und ehemaliger Haltestelle "Apotheke" vorhanden (Stand Juli 2011).

Nach der Wende gründete sich ein Verein, der sich das Ziel setzte, der Lockwitztalbahn ein Denkmal zu setzen. 1993 kam der Triebwagen 240 005 von der Kirnitzschtalbahn zurück nach Kreischa. Noch einmal fuhr er in den liegen gebliebenen Gleisen zwischen Hausmannsplatz und Parkgaststätte am Sanatorium, auch wenn er von einem Traktor geschoben wurde. Dort wurde er als Denkmal aufgestellt und nach und nach in den Originalzustand zurückversetzt. Mit der Zeit kam die Idee, zwischen Hummelmühle (einer Zwischenstation der Lockwitztalbahn) und Kreischa eine Museumsstraßenbahn aufzubauen. Deswegen kam 1995 auch der Triebwagen 240 004 zurück nach Kreischa. Mit der Zeit zerschlug sich dieser Traum allerdings. Der Verein wollte später ein Straßenbahnmuseum im ehemaligen Depot der Lockwitztalbahn aufbauen, denn der Zustand der beiden Triebwagen, die im Freien standen, verschlechterte sich zusehends. Nachdem man im Depot Kreischa Gleise wieder instandgesetzt hatte, hätte der Umzug der beiden Triebwagen beginnen können, doch die Gemeinde verwehrte den beiden Triebwagen ihr neues Domizil mit der Begründung, für das dort gelagerte Winterstreu keinen weiteren Platz zu haben. Nachdem nun auch der Traum des Straßenbahnmuseums geplatzt war, gab der Verein auf.

Im Sommer 2007 wurden die beiden Triebwagen aus Kreischa abtransportiert. Der Triebwagen 240 005 gelangte zum Straßenbahnmuseum Dresden, der Triebwagen 240 004 dient in seiner ursprünglichen Heimat in Erfurt als Ersatzteilspender für die dortigen Sonderfahrzeuge[2].

Vollständige Geschichte der Betriebsstellen

Betriebsstellen der Lockwitztalbahn[3]
Legende
   
0,00 Postgleis Niedersedlitz (bis 25. September 1907 Endpunkt, bis 1932 gemeinsam genutzt mit der Dresdner Vorortbahn)
   
0,07 Niedersedlitz Bahnhof Abfahrt
   
0,15 Ausweiche Niedersedlitz (gleichzeitig Ankunft Niedersedlitz)
   
0,25 Schulstraße (Oktober 1913 eingezogen)
   
0,45 Gasthof Goldener Löwe (1914 eingezogen)
   
0,58 Dorfstraße
   
0,99 Mühlenstraße (1914 eingezogen)
   
1,11 Schloß-Apotheke (ab 28. Dezember 1950 "Lockwitztal-Apotheke", Ausweiche 1. April 1943 ausgebaut)
   
1,50 Dr. Bamberg (nahe Gommernsche Straße, Februar 1917 eingezogen)
   
1,57 Ausweichstelle (ab 1. April 1943, allgemein "Bamberg-Weiche" genannt)
   
1,80 Unterer Gasthof (ab November 1943 "Dohnaer Straße")
   
2,10 Kirche (gemeint ist Lockwitz, Kirche, Oktober 1913 zeitweise und im Juni 1919 endgültig eingezogen)
   
2,33 Gemeindeamt (Juni 1919 eingerichtet, ab 1930 "Ehemaliges Gemeindeamt", ab 1934 "Am Plan", Ausweichstelle ab 29. Oktober 1968)
   
2,40 Oberer Gasthof (Oktober 1913 verlegt zur Post, km 2,36, im Juni 1919 endgültig eingezogen, Ausweichstelle bis 1940,
   
Ausweichstelle am 15. Dezember 1948 reaktiviert und bis 29. Oktober 1968 in Betrieb)
   
2,61 Jacobsplatz (ab 1930 "Am Galgenberg")
   
2,90 Restaurant "Scharfe Ecke" (1940 eingezogen)
   
3,20 Donath's Obstkelterei (ab 6. Dezember 1951 "Kelterei Lockwitzgrund")
   
3,45 Sobrigauer Weg (16. März 1948 bis 20. Mai 1951 eingezogen)
   
3,98 Makkaroni-Fabrik (ab 11. März 1957 "Fußweg nach Borthen")
   
4,80 Rügers Schokoladenfabrik (bald nur "Rügers Fabrik", ab 11. März 1957 "Fußweg nach Sobrigau", Ausweiche 1. April 1943 ausgebaut)
   
6,10 Hummelmühle (Ausweichstelle ab 1911)
   
6,74 Hartsteinschotterwerk (erst etwa 1941 eingerichtet, ab Stilllegung des Steinbruchs 1962 "vorübergehend", am 30. September 1969 endgültig eingezogen)
   
7,24 Gombsen I (ab etwa 1925 "Gombsen, Wartehalle", ab 1953 "Gombsen", Ausweichstelle bis 1934)
   
8,20 Gombsen II (ab etwa 1925 "Neugombsen", Ausweichstelle ab 1. Oktober 1952)
   
8,69 Sanatorium (16. Juni bis 15. September 1947 und 19. September 1947 bis 1948 verlegt zum Schützenhaus, km 8,80)
   
9,15 Kreischa, Haußmannplatz (bald nur "Kreischa", ab 1942 "Erbgericht Kreischa", ab 1949 "Kreischa, Endpunkt")
   
9,20 Straßenbahnhof Kreischa

Einzelnachweis

  1. Haltestellen aus Mario Schatz: Meterspurige Straßenbahnen in Dresden. Verlag Kenning, Nordhorn, 2007, ISBN 978-3-933613-76-9, S. 72, Ausweichstellen ebenda S.67 ff.,80, 91 und 99.
  2. Wagenparkliste Erfurt, zuletzt abgerufen am 6. Oktober 2011
  3. Haltestellen aus Mario Schatz: Meterspurige Straßenbahnen in Dresden. Verlag Kenning, Nordhorn, 2007, ISBN 978-3-933613-76-9, S. 72, Ausweichstellen ebenda S.67 ff.,80, 91 und 99.

Siehe auch

Liste der ehemaligen Straßenbahnen

Literatur

  • Helmut K. Mißbach: Sächsische Überlandstraßenbahnen seit 1898. Transpress Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613712-43-1.
  • Mario Schatz: Meterspurige Straßenbahnen in Dresden. Verlag Kenning, Nordhorn, 2007, ISBN 978-3-933613-76-9.

Weblinks

 Commons: Lockwitztalbahn – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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