- London Dry Gin
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Gin ist eine meist farblose Spirituose mit Wacholder und Hauptbestandteil vieler Cocktails, besonders des Martinis.
Inhaltsverzeichnis
Herstellung
Der Agraralkohol für die Herstellung von Gin wird aus beliebigen stärkehaltigen Ausgangsstoffen gebrannt, meist Getreide oder Melasse. Gin erhält seinen charakteristischen Geschmack aus der Aromatisierung mit Gewürzen, darunter vor allem Koriander und Wacholderbeeren. Der Name leitet sich indirekt vom lateinischen Namen des Wacholders Juniperus ab, wobei manchmal die auf Englisch so genannten juniper berries als Namensgeber genannt werden, meist aber das niederländische Vorläufergetränk Genever.
Weitere Bestandteile wechseln von Hersteller zu Hersteller, beispielsweise Ingwer, Muskat, Orangenschalen (Flavedo), Paradiesapfelkerne. Insgesamt kommen bei der Gin-Herstellung etwa 120 verschiedene Zutaten als Aromen und Wirkstoffe zum Einsatz.
Die Aromatisierung geschieht nicht nachträglich, sondern während der Destillation. Es gibt je nach Aromaträger zwei übliche Verfahren, die nebeneinander oder gleichzeitig angewendet werden: Entweder werden die Alkoholdämpfe direkt über die Gewürze geleitet und nehmen dabei die Aromen mit oder die Gewürze werden in die Kornmaische gemischt und mit dieser destilliert (Mazeration).
In der Europäischen Union und der Schweiz muss Gin heute einen Alkoholgehalt von mindestens 37,5 Volumenprozent besitzen.[1][2] Die besseren Abfüllungen gehen jedoch nicht unter 47 Volumenprozent, da sonst der Geschmack vor dem Hintergrund der Gewürzaromen unrund wirkt. In der Sprache der Connaisseurs sagt man, die Spirituose sei rau, hart oder kratzig. Generell lässt sich sagen, dass die stärkeren Abfüllungen rund und weich wirken, während die „30er“ eher kräftig bis kratzig schmecken. Letztlich ist dies jedoch kein Gütemerkmal, sondern eine Frage der Machart.
Geschichte
Die ältesten Quellen um 1600 berichten vom Wacholderschnaps namens Genever des legendären Arztes Francois de la Boe. Englische Soldaten, die die Holländer im Holländisch-Spanischen Krieg unterstützten, brachten diesen Schnaps auf die Britische Insel, wo er den Namen Gin erhielt. Ab 1769 produzierte die Gordon Co. in Nordlondon einen in der Britischen Marine verbreiteten 3-fach gebrannten Gin. Zu dieser Zeit destillierte man in England viele raue, harte Brände mit wechselndem Alkoholgehalt unter der Bezeichnung „Gin“. 1791 regulierte der sog. Gin Act – also ein Gesetz über die Herstellungsverfahren – nicht nur Qualität und Herstellung, sondern brachte ihn in die Kreise der Upper Class. An der Destillationsmethode und Rezeptur wurde innerhalb dieser Grenzen in den zahlreichen Destillerien im Londoner Bloomsbury-Viertel und im Vorort Finsbury während dieser Gin Ära von vielen weiter getüftelt. Gerade in Finsbury mit seinem klaren Quellwasser entwickelte sich auch der London Dry Gin zwar nicht als Herkunftsbezeichnung (etwa für Gin aus London) doch aber als eine bestimmte 4-fach Destillation in Kupferkesseln, mit der im Vergleich zum kontinentalen Genever ein besonders runder und trockener Geschmack der Spirituose erreicht wird.
Der Vorgänger ist der so genannte Old Tom Gin, ein leicht gesüßter Gin. Sehr populär im 18. und 19. Jahrhundert. Er eignet sich vor allem (aber nicht nur) zum Mixen von Longdrinks wie Tom Collins und kann als Verbindung zwischen Genever und dem 'London Dry Gin' verstanden werden. [3]
Gin war in England von 1840 bis 1880 verboten. [4]
Hersteller und Abfüllungen
Genever
→ siehe Hauptartikel: Genever
Gin ist von der kontinentalen Variante, dem Genever, im Wesentlichen nicht zu unterscheiden. Allgemein lässt sich sagen, dass die britischen Destillate weicher im Geschmack sind.
Old Tom Gin
- Booth's Old Tom Gin
- Gilbey's Old Tom Gin
- Boord's Old Tom Gin
- Plymouth Gin (41,2 % Vol.), auch ein leicht gesüßter Gin, aber kein Old Tom! Der Hersteller pflegt alte Rezepte aus der Zeit, als Gin zum Standardproviant der Royal Navy im Hauptstützpunkt in Plymouth gehörte, ebenfalls erhältlich: Navy Strength (57 % Vol.)
- Sloe Gin auch gesüßt, mit Schlehen, kein Old Tom!
London Dry Gin
- Tanqueray, ein sehr trockener und abgerundeter Gin, einer 1830 gegründeten traditionell geführten Destillerie, die den Namen des Gründers Charles Tanqueray trägt. Die klassische Rezeptur in einer stumpfen grünen Flasche abgefüllt, deren Design einem englischen Hydranten nachempfunden ist. Neben dieser wird seit 2000 auch die No. Ten Abfüllung in einer schlanken nostalgischen Art Deco Flasche angeboten. No. Ten ist der einzige Gin, der aus frischen Kräutern und Früchten in kleinen Kesseln gebrannt wird, um ein besonders intensives Aroma zu erreichen. Beide haben 47,3 % Vol. Die Destillerie bietet auch eine Malacca 1839 Abfüllung an, eine nostalgische und rauere Rezeptur mit nur 40 % Vol., die in der klassischen Hydrantenflasche abgefüllt wird, jedoch aus klarem Glas und mit goldenem Verschluss. Die Produktion von Malacca wurde jedoch im Jahre 2004 wieder eingestellt. Seit 2006 gibt es eine neue Abfüllung Tanqueray Rangpur, der kräftigere Gewürze und Rangpur Früchte zugesetzt sind, sie ist leicht gesüßt (vorerst in den USA erhältlich).
- Bombay Sapphire als klassische Abfüllung (47 % Vol.) ein Gin mit einem nicht allzu Wacholder-betonten Aroma und trocken-alkoholischem Geschmack. Zwischen 2004 und 2007 produzierte der Hersteller eine andere Abfüllung (40 % Vol.) die in puncto Abgerundetheit, Würze und Aroma einige Zweifel erlaubte, mittlerweile ist das Produkt aber wieder in der alten Abfüllung verfügbar (47%), wobei mitunter noch Restbestände der niederprozentigen Variante angeboten werden.
- Beefeater Crown Jewel (braune Flasche), der die normale Abfüllung mit seinem weichem Geschmack übertrifft, eine starke Würze bietet.
- Finsbury, ein abgerundeter und sehr vielseitiger Gin, mit kräftiger Würze, der sich vor allem für wohl ausbalancierte Mixgetränke eignet. Er wird in der léger klassischen Abfüllung (37,5 % Vol.) und seit 2004 in der Platinum Version (47 % Vol.) angeboten.
- Gordon's, ein Gin mit großer Verbreitung im Supermarkthandel (37,5 % Vol.) Seit Neuestem setzt der Hersteller auf Vielfalt und ein neues Aussehen. Es werden neben dem Original (grüne Flasche) auch ein Distiller’s Cut (blanke Flasche) mit ausgeprägteren Noten von Lemongras und Ingwer und ein Sloe Gin (Purpur Flasche) als fruchtige Variante mit Schlehen angeboten. Das Flaschendesign und die Typografie sind eine Rückkehr zur gemeinsamen Geschichte mit Tanqueray.
- Booth's Dry Gin (40 % Vol.)
- Hendrick’s Scottish Gin, Aromen von Gurke und Rosenblättern
- Martin Millers (Westbourne Strength 45,2 % Vol.) ein sehr milder und ausgewogener Gin, mit Wasser aus Island hergestellt
- London Hill Dry Gin (47 % Vol.)
Bombay Sapphire alter Abfüllung
Französischer Gin
Saffron Gin (40 % Vol.) ist eine Abfüllung der Destillerie Gabriel Boudier in Dijon, die im Wesentlichen den britischen Verfahren folgt. Als Besonderheit lässt sich sagen, dass sie zitrusbetont ist und durch die Zugabe von Safran um ein zusätzliches Aroma erweitert. Daher rührt auch die hellgoldene Farbe.
G'Vine ist der derzeit einzige auf Weingeist, einem durch Destillation von Wein gewonnenen Branntwein, basierende Gin.[5] Eine spezielle Aromakomponente besteht aus einem Mazerat der Blüten der Edlen Weinrebe. Durch seinen weinigen Geschmack unterscheidet er sich deutlich von anderen Gin-Sorten.
Museum
Es gibt ein Nationales Wacholdermuseum in Hasselt, Belgien.
Trivia
Das Kartenspiel Gin Rummy ist nach dem Getränk benannt: Elwood T. Baker, der Erfinder des Spiels, gab ihm diesen Namen, in order to keep the liquor in the family, da damals auch Kartenspiele namens Rum und Whiskey gespielt wurden.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Verordnung (EG) Nr. 110/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15. Januar 2008, Anhang II, 20. Gin (siehe auch: Spirituosen bei www.was-wir-essen.de)
- ↑ Mindestalkoholgehalt von Spirituosen – Die Bundesbehörde der Schweizerischen Eidgenossenschaft
- ↑ CocktailDB: old tom gin
- ↑ Charles Whitebread: The History of the Non-Medical Use of Drugs in the United States
- ↑ laut Herstellerangabe kommt hier die Ugni Blanc zur Verwendung
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