Lorandit

Lorandit
Lorandit
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Chemische Formel TlAsS2
Mineralklasse Sulfosalze
2.HD.05 (8. Auflage: II/E.13-50) (nach Strunz)
3.7.6.1 (nach Dana)
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse monoklin-prismatisch \ 2/m [1]
Farbe scharlachrot, bleigrau anlaufend
Strichfarbe kirschrot
Mohshärte 2 bis 2,5
Dichte (g/cm³) 5,53
Glanz metallisch
Transparenz durchscheinend bis transparent
Bruch
Spaltbarkeit exzellent nach {100}, sehr gut nach {201}, gut nach {001}
Habitus kurzprismatisch bis tafelig, auch pyramidal oder säulig bis nadelig
Häufige Kristallflächen
Zwillingsbildung
Kristalloptik
Brechzahl nα = 2,720 [2]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
 ; zweiachsig positiv (?)
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ stark
Pleochroismus schwach: purpurrot bis orangerot

Lorandit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der "Sulfide und Sulfosalze", genauer ein binäres Sulfosalz mit einem Kation/Chalkogen-Verhältnis von 1:1. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung TlAsS2 und entwickelt selten gut ausgebildete, tafelige oder prismatische bis nadelige Kristalle, häufig aber auch körnige bis massige Aggregate mit metallischem Glanz und scharlachroter Farbe, die mit der Zeit häufig bleigrau anläuft. Die Strichfarbe bleibt jedoch weiterhin erkennbar kaminrot.

Lorandit ist das häufigste Thalliummineral.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Als eigenständiges Mineral erkannt und beschrieben wurde Lorandit 1894 von Krenner, der es nach dem ungarischen Physiker Loránd Eötvös benannt hat.

Bildung und Fundorte

Lorandit bildet sich hydrothermal bei niedrigen Temperaturen und tritt zusammen mit Stilbit, Realgar, Orpiment, Zinnober, Vrabit, Greigerit sowie Markasit, Pyrit, Tetrahedrit, Sphalerit, gediegen Arsen und Baryt auf. Die Typlokalität ist Alsar in Mazedonien. Weitere bekannte Vorkommen sind Hg-Tl-Au-Lagerstätten in China (Xiangquan Tl-Lagerstätte, Lanmuchang Tl-(Hg) -Lagerstätte, Zimudang Au-Hg-(Tl) -Lagerstätte) und den USA (Nevada, Utah, Wyoming), Zarshuran-Goldlagerstatte (Takab, Iran), Beshtau-Uranlagerstätte (Kaukasus, Russland) sowie die Grube Lengenbach (Wallis, Schweiz). [3]


Struktur

Lorandit kristallisiert mit monokliner Symmetrie in der Raumgruppe P21/a und ist homotyp mit Weissbergit. Die Gitterkonstanten sind a = 12,29 Å, b = 11,34 Å, c = 6,14 Å und ß=104°5’. [1]

In der Kristallstruktur von Lorandit ist jedes As-Atom so mit drei S-Atomen verbunden, dass es sich an der Spitze eines Tetraeders befindet, an dessen übrigen drei Ecken die S-Atome sitzen. Diese AsS3-Tetraeder sind über gemeinsame S-Atome zu spiralförmigen Ketten in Richtung der b-Achse verbunden. Die As-S-Bindungen sind kovalent. Diese Ketten sind untereinander über die Thalliumatome verbunden. Jedes Tl sitzt an der Basis einer deformierten tetragonalen Pyramide und ist wahrscheinlich kovalent an die 4 S-Atome an den Ecken der Basis der Pyramide gebunden. Weitere Bindungen zu einem S-Atom an der Spitze dieser Koordinationspyramide sowie einem weiteren, benachbarten Tl-Atom sind wahrscheinlich.

Verwendung

Die industrielle Bedeutung von Lorandit ist gering. In einigen Lagerstätten ist es für die Gewinnung von Thallium relevant.

Von wissenschaftlichen Interesse ist Lorandit seit Ende des 20. Jahrhunderts als mögliches Dosimeter zur Messung der Sonnenaktivität. Das Thalliumisotop 205Tl wandelt sich durch den Beschuss mit Neutrinos in das Bleiisotop 205Pb um. Die Bestimmung der 205Pb-Gehalte von alten Thalluimmineralen erlaubt somit Rückschlüsse auf die Intensität der Neutrinostrahlung der Sonne.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Webmineral - Lorandite (engl.)
  2. MinDat - Lorandite (engl.)
  3. MinDat - Localities for Lorándite (engl.)

Literatur

  • M.E. Fleet: The crystal structure and bonding of lorandite, Tl2As2S4. In: Zeitschrift für Kristallographie, 1973, 138, S. 147-160 (pdf)
  • Lorandite in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 1990, 1, 101 (pdf)
  • Melvin S. Freedman et al: Solar Neutrinos: Proposal for a New Test. In: Science: 1976, 193, 4258, S. 1117, doi:10.1126/science.193.4258.1117
  • M. K. Pavićević: Lorandite from Allchar - A low energy solar neutrino dosimeter. In: Nuclear Instruments and Methods in Physics Research Section A, 1988, 271, 2, S. 287-296, doi:10.1016/0168-9002(88)90171-4.
  • A. Lazaru, R. Ilic, J. Skvarc, E. S. Kristof, T. Stafilov: Neutron induced autoradiography of some minerals from the Allchar mine. In: Radiation measurements, 1999, 31, 1-6, S. 677-682, (Abstract).

Weblinks


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