- Alte Synagoge (Magdeburg)
-
Die Alte Synagoge Magdeburg war die Synagoge der Juden in Magdeburg.
Die Synagoge befand sich in der Altstadt in der Großen Schulstraße 22 c.
Inhaltsverzeichnis
Erste Synagoge 957 - 1550
Eine erste urkundliche Erwähnung einer jüdischen Gemeinde in Magdeburg datiert bereits aus dem Jahr 965. Die Gründung der Gemeinde wird für 957 vermutet. Das jüdische Wohngebiet befand sich außerhalb der Stadt in der Nähe der Sudenburg etwa im Bereich des heutigen Hasselbachplatz. Im Jahr 1492 erfolgte eine Vertreibung sämtlicher Juden. Die ursprüngliche Synagoge wurde zu einer christlichen Kirche namens Marien, die jedoch im Zuge der Belagerung Magdeburgs durch Moritz von Sachsen 1550/1551 zerstört wurde.
Neubeginn 1705
Bis 1704 gab es keine ansässige jüdische Bevölkerung in Magdeburg mehr. 1705 ließ sich dann Abraham Liebermann als Schutzjude mit einem Handelshaus in der Stadt nieder. In der Folgezeit entstanden erste Betstuben in der Kleinen Münzstraße Nr. 5 und der Prälatenstraße Nr. 27.
Neubau 1850
Durch das Anwachsen der Gemeinde bedingt, wurde am 18. Februar 1849 bei der Stadt die Genehmigung zum Bau eines Gotteshauses beantragt. Nach erfolgter Genehmigung wurde in der Großen Schulstraße (heutige Julius-Bremer-Straße am 19. September 1850 der Grundstein gelegt und am 14. September 1851 durch den Rabbiner Ludwig Philippson die Weihe vollzogen.
Das Gebäude wies Elemente der Neugotik auf und wurde als imponierend, herrlich aber einfach, groß, schlank und mit der Front zur Straße beschrieben.
Umbau 1897
Bedingt durch das weitere Anwachsen der Stadt und der Gemeinde wurde jedoch in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts eine Erweiterung erforderlich. In einem offenen Wettbewerb forderte die Gemeinde 1894 Räumlichkeiten für 1.300 Besucher (700 Männer-, 600 Frauensitzplätze), einen Vorraum für 40 Besucher, eine Orgel, ein Rabbinerzimmer, eine Wohnung für den Küster, einen Raum für das Geflügelschlachten, ein Gemeindesekretariat, einen Sitzungssaal für den Vorstand und schließlich eine Religionsschule mit 3 Klassenzimmern. Zwar wurden 24 Beiträge für den Wettbewerb eingereicht, die Jury vergab jedoch keinen ersten Preis.
Die Gemeinde nahm statt dem ursprünglich geplanten Abriss und völligen Neuaufbau nun lediglich Um- und Ausbauten vor. Der beauftragte Architekt Alf Hurum[1] baute die Synagoge im maurisch-arabischen orientalisierenden Stil um. Die neue Einweihung erfolgte 1897.
Die Magdeburger Synagogengemeinde war liberal und praktizierte einen reformierten Ritus.
Novemberpogrome 1938
Während der Novemberpogrome wurde die Synagoge von SA, SS und Hitler-Jugend im Inneren zerstört. Das in anderen Städten erfolgte in Brand setzen erfolgte in Magdeburg wegen der nahen Wohnbebauung der Altstadt nicht. Der zur Einweihung 1851 gestiftete Tora-Vorhang konnte gerettet werden und befindet sich noch heute im Besitz der Synagogengemeinde.
Im Frühjahr 1939 wurden sämtliche Gebäude der Synagoge gesprengt.
Entwicklung nach 1945
Das auch im Zweiten Weltkrieg getroffene Areal wurde nach dem Ende des Dritten Reichs von der Stadt Magdeburg erworben. Es entstand dort eine Wohnbebauung mit DDR-Plattenbauten. Die wenigen der Verfolgung und dem Holocaust entgangen und in Magdeburg verbliebenen Gemeindemitglieder bezogen neue Gemeinderäume in der Halberstädter Straße, dann in der Klausener Straße und später in der Gröperstraße.
Erinnerung an die Alte Synagoge
Zur Erinnerung an die Synagoge wurde am 9. November 1988 ein von Josef Bzdok geschaffenes Denkmal am alten Platz der Synagoge enthüllt. Das Gelände um das Denkmal, welches zur Julius-Bremer-Straße gehörte, wurde im Mai 1999 als Platz „An der Alten Synagoge“ benannt. Im gleichen Jahr pflanzte die Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen zum Gedenken dort einen Baum.
Literatur/Quelle
- Hans-Joachim Krenzke: Kirchen und Klöster zu Magdeburg. - Magdeburg: Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Protokoll, 2000
Referenzen
- ↑ Krenzke, Kirchen und Klöster zu Magdeburg, Seite 92
Weblinks
Commons: Alte Synagoge (Magdeburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien52.1331211.6367Koordinaten: 52° 7′ 59″ N, 11° 38′ 12″ OAgnetenkloster | Alexiuskapelle | Alte Synagoge | Kreuzkirche | Dom | Franziskanerkloster | Gottes-Garten-Haus | Heilige Geist | Hoffnungskirche | Immanuelkirche (Prester) | Kirche der Pfeifferschen Stiftungen | Kloster Berge | Kloster Magdeburg | Luther | Magdalenenkapelle | Kloster Mariae Magdalenae | Martin-Gallus-Kirche | Martinikirche | Martinskirche | Mauritiuskloster | Neuapostolische Kirche Magdeburg-Süd | Neuapostolische Kirche Magdeburg-Neustadt | Ölbergkapelle | Reformationskirche | Sankt Adalbert | Sankt Agnes | Sankt Ambrosius | Sankt Andreas | Sankt Briccius | Sankt Egidius | Sankt Eustachius und Agathe | Sankt Gangolfi | Sankt Georg | Sankt Gertraud | Sankt Gertrauden | Sankt Jakobi | Sankt Johann Baptist | Sankt Johann der Täufer | Sankt Johannis | Sankt Josef | Sankt Katharinen | Sankt Laurentius | Sankt Maria Hilf | Sankt Marienstift-Kapelle | Sankt Mechthild | Sankt Nicolai | Sankt Nikolai | Sankt Norbert | Sankt Pauli | Kloster Sankt Peter und Paul | Sankt Petri | Sankt Petri (Beyendorf) | Sankt Petri (Olvenstedt) | Sankt Sebastian | Sankt Sebastian (Lemsdorf) | Sankt-Sophie | Sankt Stephani | Sankt Stephanus | Sankt Thomas (Pechau) | Sankt Ulrich und Levin | Kloster Unser Lieben Frauen | Walloner
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Alte Synagoge — Als Alte Synagoge werden bezeichnet: Alte Synagoge (Barmen) Alte Synagoge (Berlin) Alte Synagoge (Chemnitz) Alte Synagoge (Cottbus) Alte Synagoge (Dessau) Alte Synagoge (Dortmund) Alte Synagoge (Düsseldorf) Alte Synagoge (Dresden) Alte Synagoge… … Deutsch Wikipedia
Dom zu Magdeburg — Magdeburger Dom Der Dom zu Magdeburg St. Mauritius und Katharina, kurz Magdeburger Dom, ist die ehemalige Kathedrale des Erzbistums Magdeburg, die Grabkirche Kaiser Ottos I. und zugleich das Wahrzeichen der Stadt. Seit der Reformation ist der Dom … Deutsch Wikipedia
Martinikirche Magdeburg — Die Martinikirche war eine Kirche in Neustadt bei Magdeburg. Sie war dem Heilgen Martin von Tours geweweiht. Bereits um 1300 bestand diese, im Volksmund auch Märtenskirche genannte, Pfarrkirche. Der Bau war erforderlich geworden, als Erzbischof… … Deutsch Wikipedia
Petrikirche (Magdeburg) — Sankt Petri Kirche Magdeburg Die Sankt Petri Kirche ist eine katholische Kirche in der Magdeburger Altstadt. Sie ist dem Heiligen Petrus, dem Schutzpatron der Fischer geweiht. Inhaltsverzeichnis … Deutsch Wikipedia
Petrikirche Magdeburg — Sankt Petri Kirche Magdeburg Die Sankt Petri Kirche ist eine katholische Kirche in der Magdeburger Altstadt. Sie ist dem Heiligen Petrus, dem Schutzpatron der Fischer geweiht. Inhaltsverzeichnis … Deutsch Wikipedia
Prämonstatenserkloster Magdeburg — Das Kloster Unser Lieben Frauen ist eine Klosteranlage in der Magdeburger Altstadt. Das Gebäudeensemble zählt zu den bedeutendsten romanischen Anlagen in Deutschland. Heute werden die Gebäude als städtisches Kunstmuseum und Konzerthalle genutzt.… … Deutsch Wikipedia
Sankt-Jakobi-Kirche Magdeburg — Die Sankt Jakobi Kirche war eine Kirche im Magdeburger Stadtteil Altstadt. Die Kirche war dem Heiligen Jakobus geweiht. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lage 3 Gestaltung 4 Reste und Erinnerungen an die Sankt Jakobi Kirche … Deutsch Wikipedia
Sankt-Marien-Kirche (Magdeburg) — Das Kloster Unser Lieben Frauen ist eine Klosteranlage in der Magdeburger Altstadt. Das Gebäudeensemble zählt zu den bedeutendsten romanischen Anlagen in Deutschland. Heute werden die Gebäude als städtisches Kunstmuseum und Konzerthalle genutzt.… … Deutsch Wikipedia
Sankt-Petri-Kirche Magdeburg — Die Sankt Petri Kirche ist eine katholische Kirche in der Magdeburger Altstadt. Sie ist dem Heiligen Petrus, dem Schutzpatron der Fischer geweiht. Inhaltsverzeichnis … Deutsch Wikipedia
Sankt-Sebastian-Kirche (Magdeburg-Lemsdorf) — Ostansicht Südansicht Die Sankt Sebastian Kirche im Magdeburger Stadtteil Lemsdorf ist die Pfarrkirche der dortigen evangelischen Kirchengemeinde. Das Kirchengebäude ist nicht zu verwechseln mit der … Deutsch Wikipedia